10 Jahre später - Übersetzung?

  • Hallo ihr Lieben,


    es ist schon ein Kreuz mit den Übersetzungen......

    Leider kann ich kein Französisch, daher bleibt mir nur Deutsch oder Englisch.


    Vor einigen Jahren habe ich "Twenty Years After" in den Oxford World Classics gelesen. Mühsam aber gut. (Das ganze politische Blabla mit Beaufort, der Königin und Mazarin sowie Raoul hat mich etwas gelangweilt....am besten war es immer noch in Gesellschaft unserer vier Freunde. :-) )


    Kürzlich hat mich eine rund hundert Jahre alte Übersetzung der "Drei Musketiere" (deutsch) gut unterhalten. Daraufhin kaufte ich antiquarisch "Zwanzig Jahre Nachher", sowie "D'Artagnans Mission" und "König Ludwigs Doppelgänger" (die beiden letztgenannten ergeben zusammen "10 Jahre später"). Erschienen sind diese Bücher im Axel-Juncker-Verlag Berlin, übertragen von Edmund Th. Kauer.

    Leider liest sich "Zwanzig Jahre Nachher" nicht mehr so gut wie die Musketiere, es wurden teilweise ganze Passagen weggelassen oder dazugedichtet, wie mir der Vergleich mit dem englischen Buch zeigte. Sehr ärgerlich.

    Nun möchte ich dem Abschluß des Werkes "10 Jahre später" größtmögliche Gerechtigkeit angedeihen lassen, insbesondere da es ja auch tragisch wird (meine Mutter hat nie Winnetou III gelesen aus besagtem Grund....). Welche deutsche Überetzung sollte ich kaufen? Oder ist eine englische Ausgabe näher am Original? Wie gesagt: "Je ne parle pas Francais, aber bitte red' weiter!" ;-)


    Ich hoffe, ihr könnt mir da weiterhelfen.


    LG


    Percy

  • Oh, ich weiß nicht, ob es eine deutsche, ungekürzte Ausgabe gibt:/Laut Silvia nicht, sie empfiehlt die Oxford Ausgabe. Beim Fischer Verlag gab es mal eine ungekürzte Ausgabe, guck mal hier. Vielleicht findest du die antiquarisch?

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Hallo zusammen, als Freund antiquarischer Ausgaben möchte ich hier gerne zwei Versionen, bzw. Übersetzungen des Werkes „Zehn Jahre später“ / „Der Vicomte de Bragelonne“ miteinander vergleichen.


    Alexandre Dumas (1991): Der Vicomte de Bragelonne 1. Bd. 1.Neuübersetzung aus dem Französischen von Joachim Schulz und Günter Berger. Mit den Illustrationen der französischen Ausgabe der Edition Jules Rouff et Cie., Paris 1887. Stuttgart/München: Deutscher Bücherbund GmbH & Co.


    Alexandre Dumas (1956): Zehn Jahre später. Deutsche Bearbeitung H. Lorenz. Klagenfurt: Eduard Kaiser Verlag


    Soweit ich das beurteilen kann, ist die Version des deutschen Bücherbundes vollständig. Ich habe sie mir gekauft weil es eine wirklich schöne Schmuckausgabe mit den Illustrationen der französischen Urausgabe ist und sie auf eBay günstig eingestellt war.


    Beim Lesen habe ich dann gemerkt, dass die Übersetzung unglaublich langatmig war und fast frei von jeglichem Humor. „Die drei Musketiere„ und „20 Jahre danach„ habe ich vom Eduard Kaiser Verlag gelesen und die waren sehr viel prägnanter und witziger übersetzt. Nachdem ich den ersten Band vom Deutschen Bücherbund ausgelesen hatte und ziemlich unzufrieden war, habe ich mir dann die Version vom Eduard Kaiser Verlag gekauft und dort weiter gelesen.


    Ich habe wie gesagt nicht das ganze Werk parallel gelesen, deswegen kann ich das jetzt nicht an unendlich vielen Stellen belegen. Aber ich denke an folgendem Beispiel wird verdeutlicht was ich meine. Es folgt die Beschreibung des Gasthauses in dem Karl II wohnt bevor er sich an Ludwig XIV wendet..


    Deutscher Bücherbund S. 26f

    "In der Unterstadt, kaum hundert Schritte vom Ständerhaus entfernt, erhob sich zwischen der Poststation und dem Schloss in einer recht schönen Straße, die damals Rue Vieille hieß und die in der Tat ziemlich alt sein musste, ein ehrwürdiges Gebäude von gedrungen breiter Form und mit spitzem Giebel, mit drei Fenstern zur Straße hin im ersten Stockwerk und zweien im zweiten sowie einer kleinen Luke, gleich einem Ochsenauge, im dritten. Zu beiden Seiten dieses Dreiecks hatte man vor nicht allzu langer Zeit einen ziemlich großen Anbau errichtet, so wie es damals zu bauen üblich war. Die Straße wurde dadurch um ein Viertel schmäler, aber das Haus umfasst die Hälfte erweitert. Das war doch ein genügender Ausgleich, nicht wahr?"


    Eduard Kaiser Verlag S. 14

    "Im unteren Teile der Stadt, kaum hundert Schritte vom Schlosse entfernt, stand in der schönen Altgasse ein ehrwürdiges Haus mit spitzem Giebel, dass im ersten Stock drei, im zweiten zwei, im dritten nur ein Fenster hatte."


    Wer das Buch noch nicht gelesen hat, muss dazu wissen, dass diese Beschreibung des Haus nicht weiter von Relevanz ist. Es spielen sich darin einige Szenen ab, aber wie die Straße früher hieß und was für ein Anbau gemacht wurde, ist für die Geschichte absolut irrelevant. Nicht einmal die polemische Frage „Das war doch ein genügende Ausgleich, nicht wahr?“ enthält einen nennenswerten Witz. Die Übersetzung vom Eduard Kaiser Verlag ist auf das wesentlichste reduziert: man kann sich das Haus vorstellen.

    Ganz allgemein finde ich dass der Fokus dieser Übersetzung eher auf der Handlung und den Vorgängen zwischen den Figuren liegt.


    Fazit: Wer „Zehn Jahre später„ in ganzer Vollständigkeit und wissenschaftlich korrekt übersetzt lesen will, sollte die Übersetzung des Deutschen Bücherbundes verwenden. Vor allem wenn es darum geht beispielsweise eine wissenschaftliche Hausarbeit über das Werk zu schreiben. Wer das Werk allerdings genussvoll lesen möchte, dem möchte ich die Ausgabe vom Eduard Kaiser Verlag ans Herz legen. Diese Version ist zwar reduziert, aber meiner Meinung nach nicht zulasten des Werk. Ganz im Gegenteil. Der Kern der Handlung sowie alle nötigen Konversationen sind enthalten und ich finde diese Version auch wesentlich witziger zu lesen.

  • Ach ja, da sprichst du ein leidiges Thema an. Ich suche auch ständig nach ordentlichen Übersetzungen, da ich kein Französisch kann.

    Mein Favorit ist bisher die Ausgabe des Axel Juncker Verlag, Berlin. Übersetzung von Edmund Th. Kauer.

    Davon gibt es Die drei Musketiere, Zwanzig Jahre nachher und das auf zwei Bände reduzierte Zehn Jahre später (D'Artagnans Mission und König Ludwigs Doppelgänger). Altdeutsche Schrift, ich schätze, aus den 1920-30ern. Was zu Beginn der Reihe sehr amüsant zu lesen ist, trug mich zumindest bis zum Ende der Reihe, obwohl etliche Stellen zu sehr verkürzt wurden, was evtl dem Zeitgeist geschuldet war. Immerhin besser als die recht neue Taschenbuchausgabe des Fischer Verlags 1994. Daran bin ich echt verreckt.

    Zwanzig Jahre später habe ich übrigens als englische Übersetzung in den Oxford Classics gelesen. Auch nicht schlecht.

  • Immerhin besser als die recht neue Taschenbuchausgabe des Fischer Verlags 1994. Daran bin ich echt verreckt.

    Warum?:/ - also, ich kenn die Ausgabe nicht, würde mich jetzt interessieren, was dich daran störte. Das Schlimmste, was ich mal gelesen hab, ich glaub, im Gutenberg Projekt Online, war eine gänzliche Verfälschung. Nicht Athos erstach Mordaunt in VAA, sondern d´Artagnan8|

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

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