Beiträge von Sacayawea

    Hallo Silivia,


    Danke, ja, du hast mir sehr geholfen.
    Dann noch eine Frage zu den Provinzen: Dann ist also in Frankreich selbst der kleinste Adlige dem König direkt unterstellt - sprich es gibt keine Untervasallen... Hhm, ja, jetzt wo du's erwähnst erinnere ich mich dunkel an Geschichtsstunden à la "Partikulargewalten vs. Zentralgewalt in D und F im Vergleich" - bloß dass es sich so formuliert nicht so anhörte, als könnte es für mich einmal irgendeine Bedeutung spielen ;-)


    Robert Merle? Schon mal gehört... eine Familiensaga, nicht?


    Meine Geschichte hat nun wirklich überhaupt nichts mit Musketieren zu tun, für dieses Forum ist sie also total ungeeignet und es ist auch purer Zufall, dass ich gerade jetzt auf deine Seite gestoßen bin, Silvia. Wenn es dich dennoch interessiert, könnte ich dir einen Ausschnitt per Email zusenden. Für jede Kritik bin ich natürlich dankbar.


    Viele Grüße
    Sacayawea

    Hallo,


    Dumas' Romane muss man ja allein schon für ihr Flüche-Potential lieben ;-). Interessieren würde mich nun mal die Herkunft der schönsten dieser Flüche.
    Sangdieu wäre wohl etwa zu übersetzen mit "Bei Gott's Blut" ("s'blood" kommt glaub ich bei Shakespeare manchmal vor). Aber was, in aller Welt, heißt Parbleu? Mordious? Und dann mein Lieblingsfluch in "Reine Margot": Kotzbombenelement. Hat jemand das Buch auf französisch gelesen und kann mir sagen, wie Coconnas tatsächlich flucht? Oder ist "Kotzbombenelement" etwa der Originalfluch???
    Ach ja, und welche dieser Flüche sind eigentlich national und welche regional verbreitet?
    Da mein geliebtes Kozubombenelement nur bei Coconnas vorkommt, nehme ich mal an das es ein Regionalfluch der Piemonteser ist.
    Was ist mit Sangdieu, einem von Trévilles Lieblingsflüchen? Gascognisch oder national verbreitet?


    Ich hoffe, mir kann da jemand weiterhelfen, das thema interessiert mich nämlich wirklich! ;-)


    Viele Grüße!

    Da fallen mir innerhalb einer Woche erst eine wunderbare Drei-in-einem-Pappschuber-Ausgabe der Musketier-Trilogie in die Hände und kurz darauf diese Homepage ins Auge – wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist...


    Doch nun zum Thema. Mein Dumas-Liebling ist ganz klar


    ARAMIS auf der Nummer 1.
    Interessant, dass Aramis in fast jeder Rangliste entweder unter den ersten oder unter „denen, die ich garnicht leiden kann“ erwähnt wird. Ist nicht das schon ziemlich bezeichnend? Offensichtlich sind wir als „Kollektiv“ ebensowenig in der Lage, ihn zu „kategorisieren“ wie er sich selbst für Hüh oder Hott entscheiden kann. Das beweist immerhin schon mal, dass er kein Schubladen-Charakter ist; ihn kategorisch auf das Gleis „scheinheiliger Opportunist“ abzuschieben, wird ihm meiner Meinung nach nicht gerecht (Inwiefern ein jesuitischer Intrigant, der eine „Zwei-Mann-Rebellion“ gegen den König von Frankreich vom Zaum bricht, opportunistisch im Sinne von „mit-dem_Strom-schwimmerisch“ sein soll, ist mir ohnehin nicht so ganz klar.)
    Nun zum Vorwurf der Scheinheiligkeit.
    Keinem anderen der Musketiere können so viele Attribute zugeordnet werden, wie Aramis: Soldat, Abbé, Dichter, Liebhaber, Intrigant, Jesuitengeneral, Bischof... Bewundernswert, wie der Gute das überhaupt alles in einem einzigen Leben unterzubringen vermag, zumal er in allem, was er tut, zu den absoluten Top Ten zu zählen scheint: Dagegen ist ein Harvard-Professor mit sechs Doktortiteln ja rein garnichts! Wer soll denn solch eine Doppel-und-Dreifach-Karriere auf die Reihe bringen, ohne dass es dabei zu Überschneidungen kommt? Wenn jedenfalls Vielfältigkeit und Veränderung einen komplexen Charakter formen, gehört Aramis sicher nicht zu den langweiligsten der Dumas-Charaktere. Was ist es aber dann, was ihn scheinheilig erscheinen lässt? Die Strickleiter für Mme de Longueville? Die von einem einzigen Liebesbrief über den Haufen geworfene These (übrigens eine meiner Lieblingsstellen in der ganzen Trilogie;-))? Naja, Prinzipienethiker ist Aramis bestimmt nicht. Aber gerade aus unserer heutigen Sicht erscheint ein Mönch, der auf die Ora-et-Labora-Formel beschränkt ist, doch eher langweilig.
    Dass er dennoch eine Menge Fehler hat, macht ihn ja gerade interessant: Sein Egoismus treibt ihn an, sein Größenwahn lässt ihn abstürzen. Louis‘ Zwillingsbruder benutzt er, um an seiner Papstkarriere zu feilen – dennoch ist es mehr als Egoismus, der ihn sich nach dem Fehlschlag der Intrige, um dessen Schicksal sorgen lässt. Auch den gutgläubigen Porthos missbraucht er für seine Pläne – doch nicht ohne später vor Athos zu bereuen (ohne das das den Charakterfehler weniger zum Charakterfehler machen würde).
    Interessant finde ich auch, dass Aramis gerade dann zur „bedrohlichen Macht“ wird, wenn er den Degen – als Symbol für physische Macht - ablegt und sich für den Bischofsrock entscheidet. Ein schöner Parallelismus zu jener Paradoxie, die Aramis‘ gesamtes Wesen ausmacht.
    Aramis‘ Ehrgeiz finde ich ganz einfach bewundernswert. Von Nichts auf gleich vom Priesterseminar aufs Schlachtfeld, vom Schlachtfeld ins Bett einer ganzen Reihe von Herzöginnen, Comtessen und was-weiß-ich-alles, von dort aus per Strickleiter ins Jesuitenkloster... Der Mann kann zumindest am Ende seines Lebens behaupten, gelebt zu haben ;-)
    „Dumashistorisch“ gesehen ist Aramis meiner Meinung nach der wichtigste der Musketiere – insofern, meine ich, dass er „realhistorisch“ eine wichtige Rolle gespielt hätte, WENN die König-Wechsel-dich-Aktion erfolgreich verlaufen WÄRE: die gesamte Sonnenkönig-Episode gestrichen (oder auch nicht, je nach dem wie sich der falsche Ludwig entwickelt hätte), Fouquet statt Colbert... und möglicherweise vielleicht maybe ein dichtender Jesuitengeneral mit kriegerischer Vergangenheit auf dem Papststuhl... Amen.


    So, jetzt schnell noch zu meinen zweit- und drittliebsten Musketieren, bevor ich euch hier alle zu Tode langweile (wenn das nicht schon geschehen ist)


    ATHOS
    Zu ihm wurde ja eigentlich schon alles gesagt, was es zu sagen gibt. Seine Vorstellung in LaRochelle war großartig, noch lieber mochte ich die Wirtshaus-Sequenz (Wo war das noch mal? Amiens?). Seine Melancholie, seine geheimnisumwitterte Vergangenheit – das alles ließ ihn mir im ersten Buch ans Herz wachsen. Um so enttäuschter war ich von seiner geradlinigen Entwicklung zu einem Muster an Edelmut und Galanterie im zweiten und dritten Band, und wenn sie noch so logisch und nachvollziehbar verläuft (oder gerade deshalb?). als er dann starb, habe ich weinen müssen – allerdings weniger aus Ergriffenheit als aus Wut: Das hätte doch nun wirklich nicht sein müssen! Manchmal – wenn er zum Bsp. Grimaud für einen winzigen Verstoß gegen sein Schweigegelübte züchtigte wie für ein Kapitalverbrechen – hatte ich auch nicht Übel Lust ihm meine Meinung zu geigen – um so mehr, weil ich ihn als Charakter sehr schätze. Oh, und dann diese grauselige Schiffsbruch-Szene, als er Mordaunt aus dem Wasser fischen wollte... * schauder*


    D’ARTAGNAN
    Für seinen gascognischen Witz und seine Kaltschnäuzigkeit. Dafür, wie er mit seiner sehr eigenwilligen Art von Gehorsam es immer wieder schafft, seine Freunde vor Strick oder Bastille zu bewahren. („Der König tut, was ich sage.“ ;-)) Ohne d’Artagnan hätten sich die vier Musketiere wahrscheinlich nach Band 1 in alle Winde verstreut...