Darstellung der Charaktere im Film

  • Hallo,


    auf Heikes Anregung eröffne ich nun ein neues Thema zur Darstellung der einzelnen Charaktere in den Filmen (denn die trägt zwar vielleicht beim einen oder anderen dazu bei, einen Film zum Lieblingsfilm zu machen, ist aber ja irgendwo ein eigenes Thema wert).


    Generell bin ich immer noch der Meinung, daß die 61er Verfilmung im Großen und Ganzen die Charaktere am Besten und Differenziertesten zeichnet - sogar den Nebenfiguren (etwa den Dienern, aber auch z.B. Tréville) wird diese Verfilmung relativ gut gerecht. Einziges Manko ist vielleicht wirklich die Darstellung Rocheforts, da sich seine angebliche Verliebtheit in Mylady so aus den Büchern nicht gerade ableiten läßt, doch vielleicht dient diese Nebenhandlung auch nur dazu, ein tatsächliches Charakteristikum Rocheforts besser darzustellen: Er ist doch letztendlich nur der "Zweitschurke" (was ihm zur Ehre gereicht, schließlich ist er kein Bösewicht), der zwar der beste und verläßlichste Mann des Kardinals ist, aber immer ein wenig gegen die brilliante Schuftin Mylady verblaßt und gelegentlich auch Fehler begeht (man denke nur an "Armentières").
    Die einzige Verfilmung, die etwas vergleichbares leistet, ist die alte von Henri Diamant-Berger (ein "Muß" - es gibt sogar eine hervorragend interpretierte, intrigante Mme de Chevreuse!).


    Die Zeichnung der Charaktere in der Lester-Verfilmung gefällt mir dagegen nicht - sofern sie überhaft vorhanden ist. Die Charaktere verkommen zu sehr zu Stereotypen, D'Artagnan = Bauerntölper, Athos = Trinker, König = dekadenter & degenerierter Schwachkopf, etc. Das wird Dumas' differenzierter Charakterzeichnung, die ja letzendlich den Reiz des Buches ausmacht (sonst würden wir uns doch nicht so für seine Helden begeistern und Fanfiction schreiben!), nicht gerecht, so nahe die Verfilmung auch handlungsmäßig dem Buch zu folgen versucht. Eine einzige Ausnahme stellt vielleicht der Kardinal dar, der gar nicht übel getroffen wurde.


    Diese Verfilmungen sind die Einzigen, bei denen ich ein Gesamturteil - "durchgängig gut", bzw. "durchgängig schlecht" - vergeben möchte.


    Bei den meisten übrigen Filmen ist die Charakterzeichnung von Figur zu Figur verschieden gut gelungen.


    Um zuerst auf den unbekanntesten zu kommen, den im Grunde indiskutablen neuen "The Musketeer"-Film: Die meisten Charaktere (allen voran die Helden) sind vollkommen verzerrt dargestellt und passen auf Rollenstereotypen, aber dafür hat dieser Film einen wunderbar differenzierten Rochefort (der in fast jeder Kritik übersehen wird) - obwohl er eine absolute Nebenrolle hat, bringt er es fertig, gleichzeitig schurkisch, fehlbar, humorvoll, elegant, dem Kardinal nah und am Ende - wenn er fast als Einziger versucht, sich dem eigentlichen Schurken dieses Films, einem gewissen Fèbre, in den Weg zu stellen - auch mutig und ehrenhaft zu sein. Wenn alle Charaktere in diesem Film so perfekt gezeichnet und gespielt wären, wäre er ein Meisterwerk geworden.


    "D'Artagnans Tochter" wurde schon angesprochen - ich muß Heike zustimmen, Aramis und d'Artagnan sind besser als gut getroffen... Auch Ludwig XIV. finde ich überzeugend interpretiert, und über den etwas schwer einzuordnenden Athos (ja, er _hat_ ein paar schöne Sätze in diesem Film!) sind wir uns wohl alle einig. Da dieser Film aber auch keine Verfilmung im strengen Sinne ist, darf man aber vielleicht auch nicht allzu strenge Maßstäbe anlegen.


    In der Gene-Kelly-Verfilmung ist Athos (trotz seines nicht gerade ansprechenden Äußeren) ganz gut interpretiert - gerade sein Abschied von Mylady ist eindrucksvoll... Auch d'Artagnan ist nicht schlecht getroffen, aber die anderen beiden Musketiere verblassen etwas, und, nun gut - andere Leute sind so gut wie nicht vorhanden... (z.B. Rochefort) - dafür ist aber Tréville ganz brauchbar und nicht ein bloßer Statist wie etwa bei Lester. Was ich an diesem Film herrlich fand ist die beschränkte, treudoofe, wohlmeinende Constance (wenngleich einen natürlich jedesmal wieder zum Lachen bringt, daß sie d'Artagnan _heiratet_!), der man es wirklich abnimmt, daß sie Mylady auf den Leim geht.


    Die 93er Verfilmung hat einen herrlichen Porthos - großes Kompliment an Oliver Platt! - und einen immerhin brauchbaren Athos. Wenn man die Aussehens-Diskussion einmal außer acht läßt, muß man einräumen, daß der Film wenigstens einige wichtige Züge an Athos' Charakter - seine Opferbereitschaft, sein persönliche Vorlieben übersteigendes Rechtsdenken, etc. - ganz gut zum Ausdruck bringt. Aramis dagegen überzeugt nicht völlig - er wirkt nicht wirklich hin- und hergerissen und auch nicht sonderlich intrigant... Nun ja, und Rochefort? Er hat mit seiner Vorlage im Buch wohl das Allerwenigste zu tun... Wenn im Buch Mylady die gewissenlose Schurkin ist, Rochefort dagegen der noch halbwegs ehrenhafte Gegner, dann sind hier die Rollen eindeutig vertauscht. Nun zum König... Ich weiß, daß niemand ihn in dieser Verfilmung leiden mag, und ich gebe zu, daß er nicht gerade eine Schönheitskonkurrenz gewinnen könnte und mit Dumas' Louis wenig gemein hat - aber vielleicht ist er bis zu einem gewissen Grade von seinem historischen Vorbild inspiriert. Die Handlung des Films ist so, wie sie ist, abstrus - aber hat schon einmal jemand darüber nachgedacht, daß sie in sich durchaus schlüssig wäre, wenn man sie einige Jahre vorverlegte, einiges etwas abmilderte und Richelieu durch Concini ersetzte? Dann wäre die Emanzipation des jungen Königs durchaus glaubwürdig - und auch die Ermordung des machtgierigen Ministers und die diffusen Verweise auf ein Intrigenspiel schon zur Zeit Henri IV. würden etwas Sinn gewinnen... Insofern - Ehrenrettung für Louis! ;-)


    Das ist alles, was mir im Augenblick einfällt - aber ich hoffe auf die Meinungen der Anderen!


    Viele Grüße


    Maike

  • Hallo ihr!


    Soso, Maike, das ist alles? Ist doch erstmal genug... ;-)
    Ja, also habe ich erstmal was Wichtiges zu sagen:
    Die Filme mögen an sich ja alle gut und schön sein, aber denkt doch mal darüber nach, was es für einen traumhaften Vorteil hätte, wenn es keine Filme gäbe. Niemand würde dann sagen, dass der König eine Pfeife ist, niemand würde sagen, Rochefort wäre der Oberfiesling persönlich. Warum sonst sagen alle, er wäre ein Sadist? *grunz* Kommt irgendwo im Buch eine Stelle, die auf so was hindeutet? Nein, wir sind alle mehr oder weniger durch die Filme bestimmt, auch wenn es uns nicht so auffällt. Ich will nicht sagen, das das schlecht ist, immerhin kommen auch durch die Filme ganz tolle Fanfictions zustande, aber sie prägen doch schon sehr das Bild von einer Figur, welches man hat.
    Im Buch wird erwähnt, dass der König einige grausame Züge in sich trägt. (Wer ist denn hier der Sadist? *wiedergrunz*) Nun wird dieses aber in keinem Film gezeigt, sondern man sieht, wie der König, nachdem er erfolglos seinem neuen Musketier d'Artagnan zuwinkt, seine Banane, die der Mops nicht will, durch die Gegend schmeißt.
    Und Maike, natürlich, mit Concini und so, hast du schon Recht, aber man kann nun mal wohl schwerlich leugnen, dass der König recht albern wirkt, als er in den Saal da platzt und versucht, laut zu reden:
    "Kardinal Richelieu, ich suche bereits überall nach Euch!"
    Wirkt doch albern. Wir haben diese schöne Stelle, die übrigens die erste war, die wir auswendig konnten, vor kurzem einer Freundin gezeigt und sie hat sich beinahe in die Hosen gemacht, so sehr musste sie lachen, weil Hugh O'Conor oder wie der Typ heißt, einfach lächerlich wirkt. Tolle Interpretation von Louis dem Gerechten! Und in Robert Merle ist der König ja ganz anders als bei Dumas. Monsieur Merle scheint sowieso den Wunsch zu haben, jeden Herrscher von Frankreich so weit wie möglich positiv darzustellen. Heinrich III. ist nett, Heinrich IV ist nett, Louis XIII. ist nett und was-weiß-ich, wie die alle heißen. Aber irgendwie sind alle freundlich zu Monsieur de Siorac. (Es lebe Fogacer!!!)
    Außerdem versucht Merle, Dumas schlecht zu machen, er sagt irgendwo, dass sich die verschiedenen Garden nie so richtig duelliert hätten und so.
    Gut, wieder zurück zu den Filmen.
    Tja, ähem, Rochefort im '93er... Nun, er ist natürlich nicht so wie im Buch, ganz und gar nicht, aber er hat was und wen wollt ihr lieber? Rochefort aus dem 61er? Oder aus dem 93er? Ich meine, dieser hässliche Tropf aus dem 61er, der ist ja, naja, unbeschreiblich, wenn er da durch die Gegend gurkt und sich von den Musketieren auslachen lässt, weil die Musketiere doch noch erschienen sind und er wieder mal ein Trottel ist.
    Oder am Schluss:
    "Muss ich Euch erst noch beschimpfen? Feigling! Waschlappen!"
    *gähn* Boah, Rochefort, was für ein Temperament steckt in einer leeren Hose. Übrigens für uns ein Grund, den Film nicht so oft zu sehen.
    Ja, und Charlie Sheen... Er sieht wirklich gut aus, finde ich, aber das ist leider auch alles.


    Achja, zur Verliebtheit Rocheforts: Ich habe gerade vergessen, ob in dem 61er der Graf de Wardes vorkommt, aber Rochefort musste ja auch bei Lester dessen Part übernehmen. Liegt wahrscheinlich daran.


    Gut, mehr fällt mir jetzt erstmal nicht ein, und ich warte auch brav auf die Beiträge der anderen.


    Tschau
    Silke

  • Hallo ihr Leute,


    nun werde auch ich einmal meine Meinung zu diesem Thema abgeben. Erstmal muss ich sagen, fällt mir auf die Schnelle kein Charakter ein, der in irgendeinem Film richtig gut gespielt wurde. Das ist ganz schön deprimierend, finde ich. Gut getroffen ist in der 61er-Verfilmung wirklich Tréville, also er ist so, wie er im Buch sein sollte. Und wie schon gesagt, in "D'Artagnans Tochter" Aramis und d'Artagnan. Es gefällt mir, dass d'Artagnan am Anfang gar nicht begeistert von den hochfliegenden Plänen seiner Tochter ist. Im 61er ist die Constance auch ganz in Ordnung, aber eben auch nicht so, wie ich sie mir im Buch vorstelle :cry: . Viele Charaktere werden gut gespielt, kommen aber ihren historischen oder fiktiven Vorbildern nicht nach. Den Aramis aus dem 61er finde ich ja auch ganz niedlich, aber er hat so 'ne komische Stimme. Und Mylady ist ja wirklich eine richtige Zimtzicke, mannomann. Aber Rochefort eben, echt 'ne Schwachstelle in diesem Film. Also schon mal ein Grund, den Film nicht zu gucken. Außerdem scheint es mir so zu sein, dass die Musketiere die Helden sind, die Bösen sind die Bösen (schwarz-weiß). Vielleicht sehe ich das nur so, aber ich denke es eben.
    Dann wäre da noch der Gene Kelly-Film. Ich mag ihn einfach nicht, ich bin beladen mit Vorurteilen und kann sie nicht einfach über Bord schmeißen. D'Artagnan ist zu alt, Athos ist schrecklich (wo kommt im Buch, dass der seine Mylady-Frau küsst, hä?), die anderen beiden sind schweigende Statisten. Und es zieht sich alles ewig hin und die Constance ist auch schrecklich, finde ich.
    Den Lester-Film werde ich immer mögen, egal, wie schlecht gespielt wird. Das sind wenigstens ausgelernte Schauspieler, die noch was leisten, was im 93er nicht immer so zu sein scheint... Die können alle fechten, reiten, und die Schauspieler mag ich auch :oops: .
    Außerdem ist es nahe am Buch, nicht langweilig, naja, und dass die Farben schon einbisschen blaß wirken, beeinflusst die Schauspielerei ja auch nicht weiter. Die Ausstattung mag nicht ganz richtig sein, aber naja, nicht so das Problem.
    Der 93er: Kein Darsteller ist so, wie ich ihn mir im Buch vorstelle. Ich mag den Film trotzdem, es wäre doch eigentlich langweilig, wenn der so furchbar nahe am Buch wäre und wahrscheinlich hätten die Darsteller das auch gar nicht geschafft. Charlie Sheen als intriganter Aramis? Tsts, damit wäre der Mann restlos überfordert gewesen. Mir gefällt gut, dass sie Girard mit reingenommen haben aber vielleicht hatte Paul McGann ja auch einfach nur keine Lust, nur Jussac zu spielen und hat sich rasch 'ne Doppelrolle aufgehalst... Er macht das sehr überzeugend, finde ich, als Jussac ist er, ähm, wie alt? Keine Ahnung... Und als Girard ungefähr so im Dreh mit d'Artagnan. Man beachte dazu, dass er so alt wie Michael Wincott ist, also im Jahre 1993 vierunddreißig. Guter Jussac.
    Die arme Königin ist ein bisschen lasch, nicht wahr, außer niedlich aussehen kann sie nichts. Aber wer könnte schon diesem schlüpfrigen Kardinal entgehen? Der Mann ist immer wieder genial, diese Augenbrauen! "Wie die Ritter der Tafelrunde damals..." Und am Schluss heißt es dann: "Aber zunächst...wird man Euern bedauernswerten Gemahl auffinden..." Er ist immer so theatralisch, wenn ihr versteht, was ich meine. Er liebt große Worte und ist so unglaublich ölig, seine Stimme so weich, naja. Aber er ist eben nicht Richelieu, sondern Tim Curry, der Richelieu spielt, auch wenn er das ganz gut macht. Er ist aber eher böse und gemein, anstatt klug und gescheit usw. wie er es ja eigentlich sein sollte.
    Athos ja, wird vielleicht gut gespielt aber hm hm, Edelmann? Finde ich ja nicht unbedingt, also wirklich nicht, kann es sein, dass der Mann Hasenzähne hat? Jedesmal, wenn wir ihn im Film sehen, sagen wir: "Oh mann, du blödes Hasenzähnchen, was hast du mit Rochefort gemacht?" Schrecklich, vor allem, wenn andere Leute im Zimmer sind und wir ihnen zu erklären versuchen, dass Athos ganz doll böse ist. Der übliche Kommentar: "Wieso, ich dachte immer, Athos ist so großartig?!" Die Zeiten ändern sich... Ich finde, Athos wurde noch nie in irgendeinem Film richtig gut getroffen, naja, wir kennen ja die Stummfilm-Version nicht, aber hey, irgendwann mal vielleicht. So, rasch noch einen Kommantar zu Rochefort: Michael Wincotts Interpretation von Rochefort ist tiefgründig und interessant, er wurde großartig in Szene gesetzt (verblendete Heike sieht alles ein bisschen anders), er hat wenigstens eine interessante Vergangenheit, man kann sich nur über die Musketiere ärgern, weil die den armen Jungen im Stich gelassen haben.
    Öhm ja, Mylay. Sie liebt Athos, man stelle sich das vor. Das mag ja für einige ganz schön sein, weil sie dann ein bisschen schmachten können, wenn die mit Athos rummacht, aber das würde Mylady doch nicht machen, oder?
    Gehen wir mal zum Maskenfilm. Gabriel Byrne finde ich eigentlich ganz nett, er spielt d'Artagnan sehr interessant, man nimmt ihm ab, dass er schwerbeladen mit einem Geheimnis ist :wink:, die Sache mit der Königin ist gut gemacht, auch wenn völlig aus der Luft gegriffen. Gibt d'Artagnan noch ein bisschen Tiefe.
    Athos... Mr Malkovich mag das ja ganz gut spielen und auch wenn er so klar spricht: Athos würde NIEMALS den armen d'Artagnan umbringen wollen. Gut, machen wir die Drehbuchautoren dafür verantwortlich, wenn ihr meint, aber das ist trotzdem Malkovichs Interpretation, er hat ihn so und nicht anders gespielt. Daran ist sowieso nur diese Flasche von einem Raoul schuld, dieses Knackbein. Über den müsste man auch mal diskutieren: Wer ist besser, Schnucki aus dem Lesterfilm oder Pickelface aus dem 98er? Wie anmaßend ich bin...
    Also Porthos, hm sicherlich ganz amüsant, aber auch nicht der Porthos aus dem Buch. Kann man aber auch schlecht vergleichen, weil die Story sich eben viel zu sehr unterscheidet. Jeremy Irons als Aramis gefällt mir richtig gut, aber im Buch ist er selbstsüchtig und teilweise echt unsympathisch :cry: Mag ich überhaupt nicht. In dem Film denkt er nur an Gott, dann ist er plötzlich der Retter des Landes, ja, sicher, er kann sich nie entscheiden, ich weiß. Aber im Buch ist er doch wirklich ein Intrigant und dort im Film wiederum ganz anders. Er macht es aber nicht schlecht.
    So, jetzt könnte man sich noch eine Weile über den Herrn DiCaprio aufregen, aber der Mann würde dann vielleicht Depressionen bekommen. Christine de Bellefort oder wie die heißt, ist jedenfalls wesentlich besser als die blöde blöde La Vallière-Kuh. Die bemerkt wenigstens, dass sie was Schlechtes getan hat, auch wenn es sicher nicht die echte Lösung ist, sich aufzuknüpfen. Ich mags nicht, wenn Leute in einem Film einfach sterben. (Warum musste Rochefort im 93er sterben, hä? Hätte doch noch so nett werden können! Aber in dem Film gibt es drei "Böse" und die müssen alle sterben! Schrecklich!)
    Abschließend wäre nur zu sagen, dass es bisher noch keinen Film gab, wo die Charktere alle gut getroffen sind, aber das dürfte auch recht schwierig werden.
    Noch mal zu Maikes König aus dem 93er. Hast recht, wenn man das Ganze so sieht, dass der arme Mensch 'ne schlechte Kindheit hat, könnte es stimmen, dann wäre er richtig gut dargestellt. Ein Pluspunkt für den 93er!
    Mehr fällt mir erstmal dazu nicht ein, deshalb


    Viele Grüße
    Heike

  • Hallo Heike,


    Du hast eine interessante Bemerkung gemacht, zwar bezogen auf Aramis im "Mann in der eisernen Maske", aber sicher auch zu verallgemeinern:


    Zitat

    In dem Film denkt er nur an Gott, dann ist er plötzlich der Retter des Landes, ja, sicher, er kann sich nie entscheiden, ich weiß.


    Im Zusammenhang damit steht ein zweiter Satz, bei Dir auf den 61er-Film bezogen: Es sei so,


    Zitat

    dass die Musketiere die Helden sind, die Bösen sind die Bösen.


    Ist das nicht in gewisser Weise ein Manko, das viele der Verfilmungen haben - daß die Musketiere als "Retter des Landes", wie Du es ausdrückst, und als absolute Helden gesehen werden, während sie im Buch nicht gerade (oder nicht nur) selbstlose Engel sind? Das fällt mir besonders im 93er Film immer wieder auf, wenn die ganze Kiste voll Gold aus der Kutsche geworfen wird. Gut, man mag sagen, daß das nur eine Ablenkungstaktik ist und daß die herbeiströmenden Leute die Straße für die Gardisten blockieren werden, aber würden die Musketiere, die wir aus dem Buch kennen, eine solche Menge Geld für diesen Zweck einfach so wegwerfen? Diese Kerle, die ihren armen Hauptmann andauernd um einen Vorschuß auf ihren Sold belagern?! Ich weiß nicht...
    Ich habe das Gefühl, daß die Rolle der Musketiere insgesamt in den Filmen verflacht und auf das Gute, Heldenhafte, etc. reduziert wird - ebenso, wie umgekehrt Mylady, Rochefort und gelegentlich auch der Kardinal einfach auf ihre "bösen" Züge reduziert werden.


    So, und zu Deiner Frage, weshalb es positiv sein sollte, wenn das Verhältnis zwischen Mylady und Athos inniger dargestellt wird, als es vielleicht im Buch zu sein scheint: Es ist auch im Buch angedeutet (zumindest erscheint es mir so), daß die beiden sich nicht unbedingt gleichgültig gegenüberstehen oder es zumindest nicht immer getan haben. Irgendwo in der Theaterversion, "La Jeunesse des Mousquetaires" (ja, ich beeile mich mit der Übersetzung. :-D), sagt Athos d'Artagnan gegenüber im Zusammenhang mit seiner Ehe etwas wie "coeur tendre, coeur percé". Er ist letztendlich doch vor allem so geworden, wie er ist, weil er irgendwann auch einmal sehr geliebt hat - und dabei verletzlich und zu Überreaktionen neigend war. Das entschuldigt seine Tat Mylady gegenüber in keiner Weise, aber es ist ein Zug, der vorhanden ist. Was nun die Gegenrichtung betrifft, Myladys Einstellung zu Athos - wer sagt, daß sie ihn nicht in irgend einer Form auch geliebt hat? Gut - es wäre ihr zuzutrauen, daß sie ihre Ehe mit 100% Berechnung und 0% gefühlsmäßiger Beteiligung zustandegebracht hat, aber im Buch erfahren wir, daß sie zumindest verliebt sein _kann_ - sie interessiert sich ziemlich für des Wardes, und wer sagt, daß sie niemals irgend etwas wie Zuneigung Athos gegenüber empfunden hat? Immerhin sind nicht nur seine Titel und Ländereien an ihm attraktiv, auch, wenn er in manchen Filmen durchaus so aussieht. :-D
    Aus diesem Grunde denke ich aber, daß es legitim ist, wenn in einem Film eine gewisse emotionale Spannung zwischen Athos und Mylady noch dargestellt wird - was ist so schlimm daran? ;-)


    Viele Grüße


    Maike

  • Hallo ihr alle und Hallo an Maike,


    Ja,, du hast recht, diese Schwarz-Weiß-Zeichnungen werden in den Filmen sehr deutlich. Im Roman alles schön differenziert, in den Filmen jahrhundertealte Klischees :cry:. Vielleicht machen die Filmeleute das, weil sie glauben, das Publikum braucht Helden, mit denen es sich identifizieren kann, sie wollen Filme zeigen, die gut enden, für die Helden natürlich. Und dann zeigen sie eben solche Filme, weil sie sich nicht vorstellen können, dass es Leute gibt, die die "Bösen" verstehen können oder versuchen zu erklären, warum sie so handeln *schluck*.
    Und die Sache im 93er mit dem Geld, da haben wir uns auch drüber gewundert. Erst dachten wir ja wirklich, Aramis tut das, um die Straße zu blockieren, aber leider sieht man ja nicht mal, wie die Gardisten versuchen, an den "hungrigen Menschen" vorbeizukommen. Deprimierend. Ich glaube, Maren hat es bei der perfekten Verfilmung erwähnt, dass bisher in keinem Film gezeigt wurde, wie die Jungs sich ihre Ausrüstung beschaffen. Gerade bei Porthos scheint es ja nicht gerade durch und durch ehrenhaft abzulaufen, da er sich ja aus reiner Berechnung an die Witwe hängt. Und damit wäre dann die edle Vorstellung, die das Publikum von den Helden hat, zerstört, da ja nur die wenigsten die Bücher lesen. Also nehmen sie das lieber raus :D.
    Um auf die Beziehung Athos-Mylady zu kommen: Gewiss, Athos hat natürlich so eine Neigung in sich, die bereit ist, Fehler einzugestehen. Er ist ja auch ein Edelmann und das erklärt wahrscheinlich alles. Wäre ja schlimm, wenn Athos hohnlächelnd noch heute von seinem "Mord" an Mylady bericheten kann (schwarz-weiß). Was nun Mylady angeht: Ich bin richtig froh, dass sie des Wardes liebt, und es ist urkomisch, wie sie zu d'Artagnan sagt: "Oh dieses Ungeheuer!" :wink: Immer wieder schön. Man hätte Mylady vielleicht den Grafen des Wardes überlassen sollen, dann wäre sie vielleicht ein bisschen ausgeglichener gewesen... aber ob es so gekommen wäre, weiß man nicht. Ich glaube nicht, dass sie Athos nicht geliebt hat, ich denke, etwas wird sie schon für diesen untadligen Edelmann empfunden haben. Vielleicht hat sie gespürt, dass er das Gegenstück zu ihrer eigenen Ruchlosigkeit ist, aber leider erzählt sie uns nichts darüber. "Weißt du, es gab einmal eine Zeit, da hätte ich für ein freundliches Wort von dir mein Leben gegeben." Wie rührend, und man könnte überlegen, ob was dran ist. Leider aber schafft Rebecca de Mornay es nicht, eine böse Mylady darzustellen, sie ist einfach nur ein Heulsuse. "Sabine! Vergib mir bitte!" "Ich vergebe dir, Athos." *knutsch* Toll, er bereut, sie bereut und Mylady ist wieder mal unsere allerbeste Freundin. Das ist ja tatsächlich sehr tiefgründig und differenziert, denn ist euch schon mal aufgefallen, dass sie in diesem Film gar nicht böse ist, was Athos angeht? Naja, bei d'Artagnan kennt die Frau keine Skrupel ("Bringt ihn um.") Ich mag die Stelle aber, weil sie da so schön kühl überlegt und dann entschließt: "Wir nehmen ihn mit!" Ach ja, so soll es sein.
    Irgendwann werde ich es schaffen, alle Filme in meinen Beiträgen unterzubringen.


    Viele Grüße
    Heike

  • Hallo ihr alle!


    Wie einige ja sicherlich wissen werden, kam letztens der 93er im Fernsehen. Da unser Video an allen Stellen, wo kein Rochefort rumläuft, einen Wackelkontakt hat, weil wir diese Stellen nicht so oft sehen :oops:, haben wir ihn uns angesehen. Hui, waren die Farben kräftig!
    Tja, und der Grund, warum ich das alles hier schreibe, ist folgender:
    Wir müssen uns beide bei Silvia entschuldigen für das, was wir ihrem Lieblings-Athos angetan haben...:oops:
    Er war nicht schlecht und das haben wir erst jetzt mal ganz sachlich festgestellt. Vom Aussehen her ist er natürlich nicht die Freude, aber vom schauspielerischen Können her hat er schon was geleistet. Die Sache mit Mylady macht er schon sehr nett. Wir haben eine Klassenkameradin dazu gebracht, den Film auch anzusehen, sie fand Athos sooo klasse!
    Uns ist zum ersten Mal aufgefallen, dass Athos etwas zurückweicht, als Mylady ihn auf der Klippe da oben kurz vor ihrem Tode noch einmal küssen will... Spricht nicht sehr für uns, aber gerade den Mittelteil sehen wir uns selten an, weil es da von Musketieren nur so wimmelt :twisted:. Aber gerade diese Sache macht ihn sehr sympathisch. Wir knieten vorm Fernseher und haben die ganze Zeit: "Danke Athos, danke", gesagt. :wink:
    Also Silvia, ein riesengroßes Entschuldigung von uns für Athos bzw. Kiefer Sutherland, es gibt schlimmere Darsteller. :lol:


    Viele Grüße
    Heike

  • Athos? In der Verfilmung von 93 schlecht???? Ja wo lebt ihr denn? Ich finde den soooooooo super gut!



    Original von HeikeB:
    Er war nicht schlecht und das haben wir erst jetzt mal ganz sachlich festgestellt. Vom Aussehen her ist er natürlich nicht die Freude, aber vom schauspielerischen Können her hat er schon was geleistet. Die Sache mit Mylady macht er schon sehr nett.

  • Jep, Athos alias Kiefer Sutherland ist super süß! em nimmt den trinkenden, gebrochenen Musketier richtig ab. Aber Oliver Reed und "wieheißtderandere" ( Verfilmung von1961) sehen auch super aus! Meiner Meinung nach jedenfalls.Ich finde in der Verfilmung mit Oliver Reed den M. Treville nicht gut. Und d'Artagnan kommt echt so rüber, als wäre er voll der Bauerntöpel!


    Richard Chamberlain finde ich auch gut, nur von der Seite sieht seine Lockenfrisur etwas dumm aus.


    In der 61 er Verfilmung kommt der Porthos voll gut rüber. Ich finde gut, dass er groß ist und die anderen aml überragt. Sonst ist er meist gleich groß wie seine Kameraden. Und M. Trevlle ist auch sehr gut dargestellt.


    In der Verfilmung mit Oliver Reed finde ich den Planchet sehr ... eklig. Ok, villeicht sahen die Diener damals so aus, aber der Wasser würde dem auch mal nicht schaden ;-)

    Ich wünsch dir einen Regenbogen, der Hoffnung gibt und Brücken schlägt. Der dich mit sanften Farben durch den grauen Alltag trägt!

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