Beiträge von susamo

    @Alienor


    A propos: 1661 könnte sogar halbwegs hinkommen-da sind die Vorbereitungen, die Einschiffung, die Streitigkeiten um Kommando und Kompetenzen, die Probleme, die man hat, wenn mit einem Haufen Katholiken auch protestantische Niederländer und Engländer mitkämpfen (um die Zeit könnten das ja sogar Puritaner sein, wer weiß?), die Geschichte mit der Verproviantierung (was? Schon wieder Pökelfleisch? Wißt Ihr nicht, daß das Zeug schon ranzig schmeckte, als wir noch das Ufer sahen?)-dann zog sich die Sache ja hin: Kampf mit den Barbaresken (das waren die Beys von Tunis und Algier mit ihren Korsaren, Schwerpunkt:Überfälle auf Küsten orte, Raub und Totschlag, und Mitnehmen von Sklaven-darunter litt besonders auch Frankreichs Mittelmeerküste, viele Dörfer an der Küste waren um diese Zeit verödet aus diesen Gründen, Weiterverkauf der Sklaven in z.B.die Türkei. Oft gab es auch Überfälle auf vorbeifahrende Schiffe (die Obersthofmeisterin der Roxelane Sultana, Gattin der Sultans Soliman I., der die erste Türkenbelagerung vor Wien durchführte, war eine venezianische Adelige, die von den Barbaresken gefangen wurde). Achtung: die Barbaresken waren Araber, keine Afrikaner! Sie kämpften nicht mit Macheten, sondern mit Krummsäbeln und Pistolen und Lanzen. Eventuell gab es Afrikaner unter ihnen als angeworbene Söldner. Was es auch unter den Barbaresken gab, waren die Nachkommen dunkelhäutiger Mauren, aus Spanien gebürtig, die dort vor den "weißen" Spaniern flüchten mußten (Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon!)-was glaubst Du, wie die gern auf die Spanier losgingen!


    Dann griffen auch noch die Türken ein, die Versorgungslage verschlechterte sich (Was? Schon wieder Pökelfleisch? Wer soll das Zeug noch essen?), Schiffseroberungen (Türkische Soldaten: was haben die Giauren da? Pökelfleisch? Ist das vielleicht ranzig? Eifrige Verkostung. Gefangener Franzose: Ja, wir essen so gerne ranziges Schweinefleisch! Entsetztes Geheul und Allah-il-Allah-Geschrei, eifriges Ausspucken. Franzosen befreien sich im Chaos, erobern ihr Schiff zurück. (nach dem Kampf: Saint-Martin, hab ich jetzt einen Hunger! Hast Du was zum Essen da?- Ja, bloß es ist Pökelfleisch... Ach herrje. Na, besser als nichts. Hätte nicht gedacht, daß das Zeug noch zu was nutze ist!)
    etc.etc...


    Viel Spaß beim Recherchieren und Schreiben!
    Lg Susamo

    @Dame Alienor


    Die Guisen sind eine sehr wichtige und äußerst interessante Familie. Z.B.war die Mutter der Maria Stuart eine Guise, (Marie de Guise), was erklärt, warum Maria Stuart nach Frankreich geschickt wurde, um einer englischen Heirat und den Klauen und der Erziehung durch Heinrich den VIII. zu entgehen.
    Dort wurde sie Dauphine und danach Königin-aber nur kurz... siehe oben.


    Henri de Guise (identisch mit de Lorraine, das ist dieselbe Familie) war, wie die ganze Familie, strengstens katholisch und Anführer der "katholischen Liga", die König Heinrich den III. und den König von Navarra, den späteren König Heinrich IV. bekämpfte(der ja ursprünglich Protestant, Hugenotte, war und erst konvertierte, um in Paris vom Volk als König akzeptiert zu werden-"Paris ist eine Messe wert"). Henri de Guise wollte selber König werden. Er war streng katholisch-und der erste Geliebte der Königstochter Margarete, genannt Margot (ja, genau diejenige, die nachhher die erste Frau Heinrichs des IV. wurde und deren Ehe annuliert wurde). Die beiden wurden schnell getrennt, und er mußte Catherine von kleve heiraten, die ihm mehrere Kinder schenkte-so schlecht kann das Verhältnis nicht gewesen sein. Trotzdem war der Erzkatholische auch ein Erzfrauenfreund, Verräter und Rebell gegen den König, einer der mit Mord arbeitete und durch Mord umkam-Heinrich der III schlug nämlich zurück, und war erfolgreicher als sein Gegner, was für ein Pech. Der Bruder des Guisen, ein Kardinal, wurde auch gleich mitumgebracht-der König hatte äußerst gute Gründe.
    Die Frau von Guise und ihre Kinder blieben unangetastet, und konnten ihr Unwesen dann am Hof des Königs Ludwig Xiii. treiben.


    Zwei Töchter wurden in Klöstern als Äbtissinnen versorgt, aber die dritte heiratete den Prinzen von Conti-alt, häßlich, krank, aber sehr vornehm und äußerst reich. Die Dame hieß sehr schnell "die Sünde" (in Briefen zwischen Ludwig und Richelieu-)-ganz offensichtlich wußte sie sich zu trösten über diesen Ehemann-und heiratete nach dessen Tod den Herrn von Bassomnpierre, der vorher königstreu gewesen war. Danach war er es nicht mehr. Die gute Prinzessin war nämlich eine furchtbare Intrigantin gegen König und Kardinal, gemeinsam mit ihrer Schwägerin, sie waren die Anführerinnen der "diabolischen Reifröcke" bei Hofe-und diese Schwägerin war die berühmte Marie de Chevreuse, geborene de Rohan-Montbazon, verwitwete de Luynes. Der älteste Guise und erbe seines Vaters war relativ harmlos, wenn auch dauernd zim Verrat geneigt. Der zweite , de auch den Titel des Herzogs von Chevreuse trug, heiratete Marie und hatte danach sehr viel weniger zu sagen in seinem Haus als ehedem. Dafür ging er eben pilgern... Der dritte war der Schein-Kardinal, lebte in Saus und Braus, hatte ein Frauchen und liebe Kinderchen und saß dazwischen in der Bastille...siehe oben. er endete tragisch: er bat den König um Verzeihung, wurde gnädig entlassen, wollte dem König seine Treue beweisen und starb im Krieg. Ja, so kann es gehen...


    Mit dem Artikelschreiben ist es wohl nicht so einfach. Laut kaloubet brauche ich dazu Silvias Erlaubnis; ich weiß leider auch nicht, wo ich die schon geschriebenen Artikel finde. Ich hätte sie gerne gelesen. Weißt Du das?


    LG Susamo

    @Alienor


    Wußte bisher nichts darüber, habe aber im Internet was gefunden, auf Französisch. Leider kann ich diese schöne Sprache überhaupt nicht. Müßte mühsam übersetzen, mit Programm-vielleicht kannst Du es besser?
    Gib ein: Djidjelli, 1664, Mercier
    es gibt auch eine Djidjelli.info


    Lg susamo

    @Alienor


    Sorry, da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Der Kardinal Richelieu saß nie, der kannte seinen Herrn und beugte brav das Knie, um es dichterisch auszudrücken.


    In der Bastille saß der Erzbischof von Reims, Louis de Guise, der auch Kardinal war, aber kein richtig geweihter-das war so ein typischer Fall von Versorgung adeliger Drittgeborener, die es sich richten konnten. In der Bastille saß er nämlich wegen eines Duelles, und heimlich geheiratet hat er auch, und hatte von seiner Frau Kinder...


    Toll, was? Der wäre auch für einen Beitrag gut, und die Familie de Guise... über die könnte man tatsächlich einen Artikel schreiben.
    :rolleyes:
    lg susamo

    @ Kaloubet


    Über die Jesuiten kann jeder gerne herziehen-sie geben dazu herrlichen Stoff ab. In ihrer Bibliothek stehen eine Menge Bücher, worin sie sich eifrig verteidigen. Du stehst bei Jesuiten-bashing also in einer jahrhundertealten Tradition, und sie sollten manches gewöhnt sein, auch wenn sie es nicht verdient haben. Über Neufrankreich habe ich gerade in dieser Bibliothek viel gelesen und gelernt-die Kahontsi-yatawis, die Schwarzröcke unter den O' Seronnis, den Weißen, waren ja die ersten, die das Land erforschten und unerschrocken zu den Indianern gingen-und oft genug "fein geschroten und in Stücken" vor Ort blieben. Über ihrer Märtyrer in Neufrankreich (oder auch die, die trotzdem am Leben blieben "and lived to tell the tale" )haben die Jesuiten eine Menge Bücher. Und der regelrechte Krieg, den Richelieu zeitweise gegen den Orden führte, war auch nicht von schlechten Eltern. (Man merkt, ich mag den Kardinal trotz seiner Schattenseiten ganz gerne!)


    Also, gerne, in den nächsten Tagen. Und auf Deine Geschichte freu ich mich schon...


    LG Susamo

    kaloubet.


    Nun, was könnte ich anbieten...?


    z.B. "Die Affäre Chalais-oder wie der Garderobier des Königs seine Kleider, seine Ehre und am Schluß den Kopf verlor",


    oder:"Die Affäre Bouteville: sechs schlugen sich, vier flohen, und zweie endeten auf dem Schafott"


    oder etwas über die Affäre Buckingham-"Eine Reise von den verlorenen Perlen zum Garten nach Amiens, weiter zum Strand von Sancableaux bis zu Feltons Dolch"


    oder über die Errichtung der Kolonie von Neufrankreich, oder Marie von Chevreuse, oder Richelieu...


    ein paar Themen hätte ich schon.


    Falls Ihr Interesse habt und Silvia zustimmt , gerne!


    Frage: wo sind die schon geschriebenen Artikel, und wie kann ich sie lesen? Ich glaube, da habe ich was übersehen!


    Liebe Grüße, Susamo

    @Dame Alienor


    Vielen Dank für Deinen Kommentar!
    Nein, Geschichte habe ich nicht studiert, nur ein paar Semester Latein und Altgriechisch. Aber Geschichte gehört zu meinen Leidenschaften.
    Über Richelieu und Louis und die Vorgänge bei Hofe gäbe es so einiges zu erzählen, es gibt da ein paar sehr interessante Geschichtchen.
    Ich hätte auch nichts dagegen, mal einen Artikel zu schreiben-aber wo und wie schreibe/poste ich den auf Artagnan? Kannst Du mir das sagen?


    Louis litt tatsächlich extrem unter diesem Bruder und seiner Mutter. Richelieu mußte da manche Dinge ausbaden, vermitteln, in Balance halten, für die er gar nichts konnte. Louis war ein gestrenger Herr, der mörderisch auf Etikette und die ihm zustehenden Ehren hielt-eine Folge der Geringschätzung und Verachtung, die seine Mutter und die Concinis ihm in seiner Jugend gezeigt hatten. Behielt einer in seiner Anwesenheit den Hut auf dem Kopf-zumindest im Haus-und fiel der Kardinal von Frankreich nicht jedesmal aufs Knie vor ihm, wenn er ihn grüßte, dann gab es ein Donnerwetter und ein paar Tage in der Bastille für den Frechling. Sogar einen Bischof, dazu einen Guise, den jüngsten der drei Brüder, setzte Ludwig für ein paar Monate dort fest, ein böser Skandal, der bis zum Papst seine Wellen schlug. Aber der gute Guise saß aus einem anderen, und sehr verständlichen, Grund hinter Gittern...


    Zum Thema Alienor und Mittelalter:dazu werde ich, da das Thema nicht zu dieser Seite passt, als persönliche Nachricht schicken und schreiben.


    Liebe Grüße, Susamo

    Mit Louis dem Sonnenkönig habe ich mich noch nicht sehr beschäftigt, mit seinen Vorgängern schon eher.
    Meiner Meinung nach kam es zur Entwicklung des Volkselends langsam und schleichend und über die Jahrhunderte.
    Im Mittelalter stand Frankreich sehr gut da, weil es volkreich war und gute Produkte hatte, und das Land das Volk ernährte. Die Religionskriege zwischen Katholiken und Protestanten (Hugenotten) mit den vielen Schlachten und daher durchs Land marodierenden Heeren und Banden zerstörten viel. Überfälle auf Dörfer waren an der Tagesordnung, die Adeligen holten sich von den Untertanen ihrer Gebiete was sie wollten, und die Sache ging so weiter bis Ludwig den Xiii. und seinen Ersten Minister Richelieu.


    Der Kardinal, als Katholik, verabscheute ursprünglich den Krieg und schrieb sehr gute Memoranden zur Verbesserung der Lage des Volkes, aber mit den vielen inneren und äußeren Kämpfen ging viel zuviel Geld drauf. Dazu unterstützte Frankreich den König von Schweden, Gustav Adolf, mit viel Geld im 30-jährigen Krieg, um die eigenen Leute aus dem Kampf herauszuhalten und Deutschland und den Österreichischen Habsburgerkaiser ordentlich zu beschäftigen. Frankreich fühlte sich nicht zu Unrecht von der Umklammerung durch das erzkatholische Haus Habsburg bedroht, besonders durch die spanische Seite-trotz Heiraten mit diesem Haus gab es ein Problem nach dem anderen.


    All das verlangte nach mehr und mehr Steuern. Am einfachsten und schnellsten waren die durch Steuerpächter aufzutreiben, Männer, die anstelle einer ordentlichen staatlichen Behörde das Geld im Namen des Königs eintrieben, und natürlich mehr verlangten, als die Steuer eigentlich ausmachte, und in die eigene Tasche wirtschafteten.
    Dazu zahlten die Adeligen und die Geistlichen keine Steuern, sondern waren davon befreit-sie verbrauchten bloß das meiste Geld, aber das war ja schon lange so üblich in der Weltgeschichte (4000 vor Christus, im Sumererreich, klagt ein Vater seinem Sohn über die schlechten Zeiten, in Keilschrift).


    All das verschlechterte die Situation weiter und weiter. Kardinal Richelieu gab seine guten Absichten schließlich auf und führte eben Krieg, weil er das für Frankreich als nötig ansah (Ludwig der XIV. hatte ja dann in der Folge ein mächtiges unangefochtenes Reich in seiner Hand).
    Der Sonnenkönig kam lange mit seiner Geldverschwendung durch, weil er einen exzellenten Finanzminister wie Colbert an seiner Seite hatte. Daher gab er sein Verhalten auch nicht auf; zu seiner Zeit hatten die Adeligen auch keine anderen großen Aufgaben und Möglichkeiten mehr sich zu profilieren als in Glanz zu leben, nachdem Richelieu ihnen in zähem Kampf, teilweise in Wirklichkeit bis aufs Messer, ihre Macht entrissen hatte und ihre ewigen Aufstände um Macht und Geld beendet hatte-der letzte große Aufstand war ja dann die Fronde, mit der schon Mazarin und Ludwigs Mutter Anna fertig werden mußten.


    Und so ging es weiter, bis zur Revolution...


    Liebe Grüße, susamo

    Liebe kaloubet,


    Vielen Dank!
    Leider habe ich noch keine Ahnung, wie das mit dem Artikelschreiben funktioniert. Nehme gerne Beratung entgegen und schreibe dann auch gerne, mit der Zeit.


    Liebe Grüße, susamo

    Des Beitrages dritter teil
    Erziehung als Medici: stimmt. Allerdings waren die Medici nur in Italien so hochangesehen. In Frankreich galt eher ihr Geld und die Mitgift ihrer Frauen etwas (Heinrich IV heiratete Maria, weil er wegen seiner dauernden Kriege furchtbare Schulden hatte beim Kaufhaus Medici-der Her von Florenz strich sie großmütig aus seinem Buch für seinen Schwiegersohn.) Katharina von Medici, beispielsweise, wurde eine Generation davor, als sie verwitwet und ihr Sohn König war, von dessen Frau, der regierenden Königin Maria Stuart, als "die elende Krämerstochter" verspottet. Dafür bekam die Stuart, als ihr Mann starb und sie auch nur mehr Königinwitwe war, von der alten Königin einen Tritt verpaßt, daß sie bis heim nach Schottland flog (wie es dort letztlich für sie geendet hat, wissen wir: einen Kopf kürzer-Maria Start und Elisabeth von England gehören zu meinen Spezialgebieten, passen aber leider nicht hierher, sind wohl allzu OT.
    Katharina war, wie auch ihre Nachfolgerin Maria, eine echte italienische "mamma", die ihre Kinder wirklich beherrschte. Maria hatte da mehr Pech. Sie war ungebildeter, viel unpolitischer und außerdem äußerst unklug. Ihre Kinder behandelte sie durch die Bank schlecht, außer ihrem jüngsten Sohn Gaston, Monsieur Prince de Orleans. Der war ihr Augapfel und bei jedem ihrer Aufstände dabei, und versuchte dazu noch seine eigenen gegen den älteren Bruder, weil er selber gerne König gewesen wäre, tatkräftig unterstützt von der mamma. Ludwig konnte wenig tun-die alte Königin war seine Mutter und gesalbte Reine de France, der Bruder sein Erbe und daher unantastbar, solange er selber keinen Sohn hatte (die junge Königin Anna von Österreich hatte vier Fehlgeburten, bevor sie endlich 1638, nach 23 Ehejahren, den späteren Ludwig XIV. bekam).


    Sie hatte von Heinrich IV sechs Kinder: Louis Le Just, den Gerechten, Xiii, Nicolas, der mit vier Jahren starb, Gaston den Frauenhelden, Nichtsnutz und leichtfertigen Zündler, der sich mit "Marquis de Gaule"-Marquis von Ständer-unterschrieb-ausgerechnet den liebte sie- und drei Töchter:Elisabeth, die den König von Spanien heiratete zu der Zeit, da ihr Bruder dessen Tochter ehelichte-eine Art Doppelhochzeit, die beiden Kinder, Louis und Elisabeth, weinten furchtbar bei der Trennung, sie konnten einender nie wiedersehen. Ihre Mutter riß die beiden herzlos auseinander und befahl Louis, an sein Ehebett zu denken. Der arme Vierzehnjährige brauchte Anschauungsunterricht, um überhaupt zu erfahren, was er da tun sollte, und hatte Angst um seine Seele, weil sein Jesuiten-Beichtvater ihn furchtbar "vor den Sünden des Fleisches" gewarnt hatte.
    Vielleicht verständlich bei den tatsächlichen Sünden des Vaters Heinrich, aber Louis mußte das alles ausbaden.


    Die zweite Tochter Christine heiratete den Herzog von Savoyen und soll recht glücklich geworden sein-als einzige von der ganzen Kinderschar.


    Die dritte hieß Henriette Marie und heiratete Charles I von England, und hatte dort als Katholikin unter den Protestanten furchbar viel auszustehen. Anläßlich der Brautwerbung um sie kam George Villiers, der Herzog von Buckingham, nach Paris, und daraus ergab sich... aber das kenne wir ja schon von unseren drei, nein vier Freunden und dem Diamantenhalsband...(bzw. den Diamantenen Nadeln.)


    Maria von Medici wurde von ihrem Sohn Ludwig im Gegenteil sehr gut behandelt unter den Umständen, sie sie ihm machte. Er ließ sie nur eben nicht mehr an seiner Statt regieren, und das wäre sen Todesurteil gewesen, wenn die Intrigen erfolgreich gewesen wären-Gaston, der dann König gewesen wäre, hätte sich seiner Mutter bestimmt untergeordnet, und Anna, die für diesen Fall gehofft hatte, den Bruder ihres Mannes heiraten zu können, wäre keine Gegnerin gewesen für die Königin Maria die mamma.
    Auch deswegen waren sich Kardinal und Maria de Medici so spinnefeind, später. Louis wußte das alles und war hilflos (siehe oben). Auch er klammerte sich an den Kardinal, den einzigen, der wirklich für ihn war in der ganzen teuflischen Suppe, weil er ihn genauso brauchte wie umgekehrt. Manchmal war das ein Kampf a la-"Mir dir gehts nicht, und ohne dich auch nicht", manchmal waren die zwei ein Herz und eine Seele (" der größte Diener und der beste Herr"), manchmal überzeugte der Kardinal den König mit seinen ausgeklügelten Reden (Beispiele: Affären Chalais und Montmorency-Bouteville), und manchmal fügte sich der König zähneknirschend oder gab seinem Diener eine Abfuhr, daß der krank mit einem Migräneanfall in Bett fiel-das gab es auch, und Richelieu war ganz und gar nicht zu beneiden mit diesem Herrn.


    Und da lassen wir ihn liegen, einsam, krank und verlassen. Am "Tag der Geprellten" stand er wieder auf, ein strahlender Sieger an der Seite seines Herrn....


    Liebe Grüße, susamo

    Des Beitrages zweiter Teil
    Der Bruder Alphonse weigerte sich plötzlich, Bischof zu werden. Er wollte in einen strengen Orden, den der Kartäuser, eintreten, "weil Gott ihm das so befohlen habe". Klare Berufung, und Pech für die Familie, der jetzt das Bischofsamt von Lucon zu entgehen drohte, das einzige Einkommen, mit dem Mutter Suzanne die Familie noch über Wasser hielt. Da entschloß sich Armand-Jean, die Familie zu retten, gab seine Laufbahn als Offizier auf, entsagte den weltlichen Freuden (naja, nicht ganz, wenn man den Gerüchten
    Glauben schenken darf), holte in wenigen Jahren die ganze theologische Ausbildung nach und ließ sich in Rom vom Papst zum Bischof weihen, jünger als sonst üblich.
    Das Auskommen von Mutter und Geschwistern war gerettet, und Armand-Jean saß in der tiefen Provinz fest. Er machte seine Arbeit als katholischer Bischof in einem ärmlichen Hugenottengebiet sehr gut und gewissenhaft, aber sie war ihm zuwenig für seinen Ehrgeiz. Er versuchte Aufmerksamkeit zu erregen und hielt eine große Rede bei der Versammlung der Generalstände im Jahr 1614. Er machte sich an Concino Concini, den Geliebten und Günstling der Königin Maria von Medici heran, )über seine Frau, die von dem feschen jungen Bischof fasziniert war). Ihre beste Freundin, die Königin, war es auch. Richelieu wusch sich nämlich jeden Tag von Kopf bis Fuß-eine Seltenheit damals(man beachte: er badete nicht, er wusch sich!), stank daher nicht wie ihr verstorbener Mann der König, und er war parfümiert, hatte beste Manieren und schmeichelte der bereits verblühten dicklichen Madame und ihrer zaundürren hexenhaften Vertrauten. Die beiden waren sooo begeistert...
    Weiteres läßt sich denken. Es spricht für Richelieus Geschicklichkeit, daß keine Beweise und sicheren Unterlagen existieren, aber die späteren Reaktionen der Königin Maria de Medici sprechen sehr dafür, daß da eine ehemalige Geliebte eifersüchtig wird auf den Erfolg des Geliebten, der sie jetzt nicht mehr zu brauchen glaubt und sie vernachlässigt-übrigens nicht nur, weil er sie nicht gemocht hätte, sondern weil er schlicht keine Zeit mehr hatte für eine immer mehr zur politischen Feindin seines Herrn, des Königs, werdende "machthungrige dumme verfressene starrsinnige alte Frau" (Männer verurteilen hart und vielleicht allzu ungerecht). Das Gemeinste ist, daß sie nicht durfte, was sich ihr Mann, der König, ganz selbstverständlich leistete.


    Lange Geschichte kurz: Richelieu saß im Staatsrat, hatte Macht und Einfluß, war am Ziel seiner Wünsche-und hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Auch er erkannte das Potential des beinahe gefangengehaltenen jungen Königs nicht. Ludwig ließ also Concino Concini ermorden (Berichtigung: er war sechzehn Jahre alt, nicht siebzehn, der Mord fand im Jahr 1617 statt), schickte seine Mutter in die Verbannung und ihre ganze Hofkamarilla hinterher, darunter den Bischof von Lucon, der zeitweise bis nach Avignon verbannt wurde. Eleonora Galigai starb als Hexe auf dem Scheiterhaufen, ein schöner Justizmord, allerdings vielleicht verständlich bei dem Hass, den die gierige Beherrscherin ihrer Freundin, der Königin, auf sich gezogen hatte. Richelieu schaffte es, sich mit beiden Seiten, dem Hof und der Königin Maria, gutzustellen und relativ ungeschoren zu bleiben, und weil der junge Louis Xiii, bzw. sein Günstling Herr de Luynes, jetzt mächtigster Mann bei Hofe, Frieden im Land brauchte und mit der alten Königin auch, brauchten sie einen Vermittler. Und flugs war da der geschniegelte Herr von Lucon de Richelieu, ritt hin und her und redete und redete-das konnte er gut, abgesehen von all dem anderen. Folge: Versöhnung des Königs mit seiner Mutter, und Wiederkehr des Bischofs bei Hofe. allerdings lehnte Ludwig jahrelang jede direkte Zusammenarbeit mit ihm ab. Er merkte genau, daß der Herr Bischof ihm geistig sehr überlegen war, und wollte sich nicht auf ihn einlassen. Ludwig hatte aber ein sehr starkes Pflichtgefühl seinem Volk gegenüber und merkte ebenso, daß er zuwenig wußte und konnte, um die Aufgaben, die er sah, bewältigen zu können.


    Inzwischen war Armand de Richelieu's Bruder Henri in einem Duell getötet worden (einer der Gründe, warum der Kardinal später so sehr die Ehrenduelle des Adels bekämpfte), und der Günstling des Königs, de Luynes, der den gefährlichen Bischof von seinem Herrn fernhielt, war bei der Belagerung von Montauban gestorben.
    Richelieu wurde Kardinal, und Maria von Medici verlangte äußerst energisch seine Wiederberufung in den Staatsrat. 1624 gab der junge König nach, auch weil er sah, daß er Hilfe brauchte und de Luynes tot war. Von da an wurden die beiden ein Gespann, "Der Größte Diener und der Beste Herr"-Zitat aus Briefen. Gar so sehr unter der absoluten Knute dürfte der König nicht gewesen sein. Er war durchaus energisch und konnte sich auch durchsetzen-hätte er sonst als sechzehnjähriger diesen Befreiungsschlag geschafft, und das ohne alle spätere Hilfe? Dazu kam, daß Richelieu ganz und gar von ihm und seiner Gunst abhängig war. Hätte der König ihn fallengelassen, wäre Richelieu innerhalb einer Woche "gestorben worden", soweit erkennbar bei den vielen Intrigen, die höchste Mitglieder des Hofes die ganze Zeit gegen ihn spannen. Richelieus "Spitzelstaat" hatte praktische und handfeste Gründe, Mordpläne gegen den König waren keine Seltenheit, darunter Pläne seines Bruders, seiner Frau und seiner Mutter-der arme König. Aber der gehaßte Richelieu rettete ihn und sich immer wieder. Der Haß kam zum großen Teil daher, daß Richelieu eine gesellschaftliche Umwälzung erzwang: der Hochadel, der wenig königstreu war und dauernd sein eigenes Süppchen kochte, immer wieder Aufstände anzettelte und die Bauern aussaugte, musste Schritt für Schritt Macht und Einfluß hergeben. Daraus entstand letztlich de Absolutismus des Louis XIV, aber das wußte der Kardinal natürlich nicht. Außerdem war der Kardinal natürlich katholisch und bekämpfte den politischen Einfluß der Hugenotten (siehe La Rochelle), die einen Staat im Staate wollten. Das machte ihn bei ihnen verhaßt. Die orthodoxen Katholiken wiederum lehnten ihn ab und schmiedeten Mordkomplotte, weil er die Hugenotten nicht einfach alle umbringne wollte, sondern versuchte, sie friedlich zu überzeugen(er schrieb großartige theologische Werke zum Thema), die Inquisition und den Einfluß des Papstes in Frankreich kleinhielt (Gallikanismus, ein französischer Bischof hat dem König zu gehorchen und nicht dem Papst, wenn es um Angelegenheiten des Staates geht!) und die Jesuiten mißtrauisch beäugte (das war ein klarer Fall von geistiger Konkurrenz). Und last but not least war da eine enttäuschte Geliebte, die Königin Maria, eine unwillige Nicht-Geliebte (Richelieu soll Anna d'Austria einmal umschwärmt habe), die dann zur politischen Feindin mutierte, weil sie Spanische Politik in Frankreich unterstützte-ihr Vater und ihr Bruder waren Könige von Spanien, und die Feinde Frankreichs. Dazu kamen die "diabolischen Reifröcke" bei Hofe, die Sünde (die Prinzessin von Conti, eine Guise und erzkatholisch, dabei herrlich unmoralisch) und der Teufel (die Herzogin Marie de Chevreuse, geborene Rohan und Aufwieglerin ihres Vaters zum Aufstand, verwitwete de Luynes und damit bei Hof aufgestiegen, verehelichte de Chevreuse-ihr Mann war ein zweiter Guise und damit ein herrlicher Fang, die Heirat gegen den Willen des Königs nach einer riesenskandalösen Liebesaffäre ein Hofereignis, gut für fünfzig Tage Tratsch)-unmoralischer ging es nicht, und abenteuerlicher auch nicht. Anne d'Austria verehrte diese Frau, die sich nahm, was sie wollte, auf alles pfiff, jeden Mann umgarnte-auch den Kardinal, von dem die wildesten Briefe an sie erhalten sind, bloß erhörte sie ihn nie, eine herrliche Rache dieser Frau gegen den oft frauenfeindlichen Kirchenmann. ("Was sind das denn für wunderliche Geschöpfe, die...")


    Soweit der Kardinal und die Frauen.


    Maria de Medidci: über sie gibt es sehr viel zu sagen, auch über den Mord an ihrem Mann. Dazu muß ich die Details aber noch heraussuchen.


    La Reine Margot: erste Frau von Heinrich IV, König von Navarra und dann Frankreich, Ehe kinderlos, politische Streitigkeiten, beide hatten viele außereheliche Beziehungen und standen sich zeitweise sogar mit der Waffe in der Hand gegenüber, politisch schließlich untragbar-daher Annulierung der Ehe. Nachher wurden Margarete von Valois und ihr Ex Heinrich IV endlich Freunde. Er versorgte sie gut, und sie unterstützte ihn und wurde eine gute Freundin der zweiten Frau, Maria von Medici, half ihr auch in den ersten Jahren ihrer Regentschaft nach Heinrichs Tod (ob sie so traurig war über dessen Ermordung? Man fragt sich) und starb 1615.


    Liebe Grüße, susamo-ein Tel folgt noch.

    Hallo Madame Alienor!
    Vielen Dank für Dein Interesse! Mittelalter ist auch eines meiner Interessensgebiete, habe ein paar Bücher über Eleonore von Aquitanien in petto und schon manches davon gelesen, leider vor ein paar Jahren, alle Details(Schande) sind nicht mehr präsent.Empfehle über sie sehr das Buch von Jean Markale! (einer meiner Lieblingsautoren, der Mann ist Keltologe-ein Genuß, er schreibt auch so schön bissig und steht sehr auf der Seite der Frauen).


    Ad Richelieu:Wie Du vielleicht weißt, stammte er aus eher kleinerem Adel. Eine Großmutter stammte aus dem Hochadel (Francoise de Rochechouart, Tochter von Antoine de R., Kammerherr d. Konigs Franz I. heiratete, weil sie völlig verarmt war, Herrn Louis du Plessis, Kleinadel,Stallmeister, Herr von Richelieu, 3 Söhne, 2 Töchter, Mann starb dann früh, hartes Leben für die Witwe, 1.Sohn Louis getötet in Familienfehde, 2.Sohn Francois rächte ihn und ermordete den Mörder seines Bruders-von Rache verstand die Familie etwas!) Francois floh vor einer Mordanklage nach Polen und traf dort auf den späteren König Heinrich III, kehrte mit ihm zurück und wurde ein enger Freund und Gefolgsmann des Königs. Es brachte der Familie die Anwartschaft auf das Bistum von Lucon ein-zwar arm und tiefste Provinz, aber die daraus zu beziehende Apanage war besser als nichts.
    Francois wurde der Vater des berühmten Kardinals. Seine Mutter war allerdings eine Bürgerliche, deren VAter, Francois de la Porte, "Advokat am Parlament" war. Von diesem Großvater hatte der Kardianldie Gabe, für und wider so klar zu erörtern, und das Talent zum Rede-halten.
    Die hochadelige Schwiegermutter hatte ihre Schwierigkeiten, die bürgerliche Schwiegertochter zu akzeptieren.Suzanne, die Mutter Richelieus, war gottseidank sehr friedlich und praktisch-der Kardinal verehrte sie Zeit seines Lebens als eine der wenigen Frauen, die er wirklich liebte. Sie mußte die Familie nach dem ebenfalls frühen Tod
    ihres Mannes Francois durch die Wirren des Bürgerkriegs und des weitergehenden Religionskrieges lotsen -Überfälle marodierender Banden und Kriegstruppen waren an der Tagesordnung. Der Kardianl lernte schon als Kind, was Religionshaß bedeutet, und versuchte später, tolerant zu sein und die Hugenotten zu dulden-La Rochelle war eine rein politische Sache, und das Edikt von Nantes wurde von Ludwig XIII bestätigt und akzeptiert, auch auf den Rat des Kardinals und sehr zum Ärger der orthodoxen Partei bei Hofe und der Jesuiten. Die Jesuiten und Kardinal Richelieu waren einander ganz und gar nicht grün("red and black hissed against each other like so many snakes out of paradise"- rot und schwarz-die Jesuiten hatten schwarze Roben, der Kardinal eine rote.)


    Geschwister: Henri, der Älteste, hatte eine gute Karriere bei Hof, der 2.Bruder Alphonse sollte ein Priester werden (eben der Bischof von Lucon), Armand-Jean, unser zukünftiger Kardinal, war der dritte und frei, seine Zukunft zu wählen; er wurde sehr gut erzogen und ausgebildet, strenges Internat in Paris, wollte Offizier werden.


    Meines Wissens gab es da auch noch drei Töchter, die dritte, Isabel, wird meist totgeschwiegen, weil sie mit einem Bürgerlichen stiften ging und sich außer Landes mit ihm vermählte...


    Liebe Grüße, susamo. Weiterer Beitrag folgt.

    Zu Maria von Medici:
    Ich halte sehr wenig von ihr. Daß sie von ihrem Mann furchtbar betrogen wurde, stimmt (war leider so üblich damals im Adel, und nicht nur bei Königs. Viele Frauen sollen sich auch revanchiert haben. Der Ehemann der berühmten Marie de Chevreuse erklärte auf die Frage, warum er schon wieder pilgern gehe und sich Freuden in der Ferne suche, dass in seinem Ehebett leider für ihn kein Platz mehr sei und seine Frau sei schon ausgebucht mit ihren vielen Liebhabern.)
    Sie soll sich später dafür mit dem Ehemann ihrer Busenfeundin, der Italienerin Eleonora Galigai, getröstet haben, den sie zum Marschall von Ancre machte und ihm Geld, Titel, Besitz,... gab in der Zeit ihrer Regentschaft. Ihren Sohn hielt sie unter Verschluß so gut es ging, ließ ihn zuwenig lernen und erklärte, er sei zu dumm und zu krank, um zu regieren. Das tat stattdessen sie mit ihrem Geliebten und dessen Frau, und leider auch mit Hilfe des Kardinals, der damals ihr Intendant und noch der Bischof von Lucon war.


    Ludwig befreite sich mit Donnerschlag von der Bevormundung, als er siebzehn war, nach damaligem Recht großjährig und von Rechts wegen regierender König, indem er den Marschall von Ancre ermorden ließ (übrigens der einzige Mord, den er, soweit bekannt, tatsächlich selber befahl), Richelieu feuerte und Marie von Medici nach Blois schickte. Sie hatte ihn Zeit seines Jugendlebens nie geküsst, sehr hartherzig und lieblos behandelt, den Staatsschatz verschleudert, ihn mit vierzehn zu einer Heirat gezwungen, die er verabscheute (aus politischen Gründen, Anna von Österreich war damals noch harmlos, lieb und gut und hübsch dazu)-die Hochzeitsnacht ging vollkommen schief, und der arme Ludwig war jahrelang traumatisiert. Die Frau war extrem machthungrig und führte dreimal einen Aufstand gegen ihren Sohn an der Spitze einer Armee an! Allerdings hat sie von Heinrich IV wirklich viel erleben müssen. Sie soll auch an seiner Ermordung beteiligt gewesen sein, mit Hilfe des Herzogs d'Epernon.
    Weitere Details suche ich gerne heraus, wenn jemand sie will.


    Zu Katharaina von Medici: Sie hat die Bartholomäusnacht verschuldet. Soviel dazu und zu Mediceerinnen auf dem französischen Thron...


    Liebe Grüße an alle,
    susamo