Beiträge von Mabonagrin

    Liebe Dumas-Fans,

    "Tausend und ein Gespenst" ist eine Gruselgeschichte, die Dumas 1849 unter dem Originaltitel "Les Mille et Un Fantômes" veröffentlicht hat. Als Dumas-Fan habe ich reingelesen und war entsetzt. Ich habe das Werk als Buch vom Reiher Verlag gelesen:

    Alexandre Dumas (1991): Tausend und ein Gespenst. Berlin: Reiher Verlag


    Ich gebe diesem Beitrag die Überschrift:

    Weder gruselig, noch spannend, noch besonders geistreich | Wirklich Dumas?

    Bei diesem Werk bezweifle ich ernsthaft die Autorschaft Dumas. Der Stil, die Schreibweise, der Satzbau haben nichts von Alexandre Dumas. Entweder musste er das Werk in einer Nacht-und-Nebel-Aktion "hinklatschen", oder der Übersetzer hatte Null Talent.

    Man erkennt, dass das Werk als Geschichten-Almanach gedacht war. Es gibt also eine tragende Geschichte und innerhalb dieser werden von verschiedenen Figuren weitere kurze Horror-Geschichten erzählt. In der tragenden Geschichte taucht Alexandre Dumas selbst übrigens als Protagonist auf. Allerdings kann kaum eine der darin enthaltenen "Kurzgeschichten" als eigenständige Geschichte gesehen zu werden. Ich empfand die Geschichten weder als gruselig, noch als spannend, noch als besonders geistreich (Gespenster-Wortwitz!). Nach etwa 100 Seiten habe ich das Buch frustriert weggelegt. Im Anschluss habe ich "Joseph Balsamo" gelesen und konnte nicht glauben, dass ich den gleichen Autor lese. Als Dumas-Fan und Fan von Horror-Geschichten rate ich ab. Vielleicht war ja in das Werk ein Ghostwriter involviert. Keine Ahnung. Die französische Wikipedia glaubt allerdings an Dumas Autorschaft.


    Wer von euch sonst noch mit dem Werk in Berührung gekommen? Was sind eure Gedanken dazu?

    Ich habe das Werk vor kurzem gelesen und Kann es nur weiterempfehlen. Den ganzen Romanzyklus "Memoiren eines Arztes" habe ich gebraucht auf Booklooker erstanden:

    Alexandre Dumas (2000): Joseph Balsamo (Memoiren eines Arztes). Aus dem Französischen von Christine Hoeppener. 2. Auflage. Gekürzte Fassung. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag


    Was ist faszinierend an diesem Werk fand: man entdeckt wieder neue Seiten von Dumas. Zuvor hatte ich "Die drei Musketiere" & "Der Graf von Monte Christo" gelesen. Jetzt weiß nicht nur, dass er auch historische Romane kann, sondern auch, dass er authentisch über Alchemisten, dunklen Okkultismus, etc. schreiben kann und sich auch auf literarisch ansprechende Weise mit gesellschaftskritischen Philosophien auseinandersetzen kann.


    Der Roman startet steil mit Balsamo & einer okkulten Bruderschaft mit finsteren Zielen. Leider nimmt der Roman anschließend für fast 100 Seiten an Fahrt ab. Die Episoden auf Schloss Taverney sind ganz OK, dennoch brauchte ich einen langen Atem. Danach ist das Werk allerdings wieder ein ganzer Dumas. Abenteuer, Liebesdramen, Intrigen, Erpressung und neuerdings sogar schwarzer Okkultismus und Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Philosophien. Was Gräfin Dubarry tun musste um am Hof eingeführt zu werden, war wieder ein Glanzstück aus Spannung, Humor und hohem Geist. Die Figuren sind wieder authentisch und sympathisch; allen voran der verkopfte Gilbert mit seinen hohen Idealen. Aber auch Balsamo ist ein unglaublich interessanter Charakter. Ich werde die "Memoiren eines Arztes" auf jeden Fall weiterlesen.

    Hallo zusammen, als Freund antiquarischer Ausgaben möchte ich hier gerne zwei Versionen, bzw. Übersetzungen des Werkes „Zehn Jahre später“ / „Der Vicomte de Bragelonne“ miteinander vergleichen.


    Alexandre Dumas (1991): Der Vicomte de Bragelonne 1. Bd. 1.Neuübersetzung aus dem Französischen von Joachim Schulz und Günter Berger. Mit den Illustrationen der französischen Ausgabe der Edition Jules Rouff et Cie., Paris 1887. Stuttgart/München: Deutscher Bücherbund GmbH & Co.


    Alexandre Dumas (1956): Zehn Jahre später. Deutsche Bearbeitung H. Lorenz. Klagenfurt: Eduard Kaiser Verlag


    Soweit ich das beurteilen kann, ist die Version des deutschen Bücherbundes vollständig. Ich habe sie mir gekauft weil es eine wirklich schöne Schmuckausgabe mit den Illustrationen der französischen Urausgabe ist und sie auf eBay günstig eingestellt war.


    Beim Lesen habe ich dann gemerkt, dass die Übersetzung unglaublich langatmig war und fast frei von jeglichem Humor. „Die drei Musketiere„ und „20 Jahre danach„ habe ich vom Eduard Kaiser Verlag gelesen und die waren sehr viel prägnanter und witziger übersetzt. Nachdem ich den ersten Band vom Deutschen Bücherbund ausgelesen hatte und ziemlich unzufrieden war, habe ich mir dann die Version vom Eduard Kaiser Verlag gekauft und dort weiter gelesen.


    Ich habe wie gesagt nicht das ganze Werk parallel gelesen, deswegen kann ich das jetzt nicht an unendlich vielen Stellen belegen. Aber ich denke an folgendem Beispiel wird verdeutlicht was ich meine. Es folgt die Beschreibung des Gasthauses in dem Karl II wohnt bevor er sich an Ludwig XIV wendet..


    Deutscher Bücherbund S. 26f

    "In der Unterstadt, kaum hundert Schritte vom Ständerhaus entfernt, erhob sich zwischen der Poststation und dem Schloss in einer recht schönen Straße, die damals Rue Vieille hieß und die in der Tat ziemlich alt sein musste, ein ehrwürdiges Gebäude von gedrungen breiter Form und mit spitzem Giebel, mit drei Fenstern zur Straße hin im ersten Stockwerk und zweien im zweiten sowie einer kleinen Luke, gleich einem Ochsenauge, im dritten. Zu beiden Seiten dieses Dreiecks hatte man vor nicht allzu langer Zeit einen ziemlich großen Anbau errichtet, so wie es damals zu bauen üblich war. Die Straße wurde dadurch um ein Viertel schmäler, aber das Haus umfasst die Hälfte erweitert. Das war doch ein genügender Ausgleich, nicht wahr?"


    Eduard Kaiser Verlag S. 14

    "Im unteren Teile der Stadt, kaum hundert Schritte vom Schlosse entfernt, stand in der schönen Altgasse ein ehrwürdiges Haus mit spitzem Giebel, dass im ersten Stock drei, im zweiten zwei, im dritten nur ein Fenster hatte."


    Wer das Buch noch nicht gelesen hat, muss dazu wissen, dass diese Beschreibung des Haus nicht weiter von Relevanz ist. Es spielen sich darin einige Szenen ab, aber wie die Straße früher hieß und was für ein Anbau gemacht wurde, ist für die Geschichte absolut irrelevant. Nicht einmal die polemische Frage „Das war doch ein genügende Ausgleich, nicht wahr?“ enthält einen nennenswerten Witz. Die Übersetzung vom Eduard Kaiser Verlag ist auf das wesentlichste reduziert: man kann sich das Haus vorstellen.

    Ganz allgemein finde ich dass der Fokus dieser Übersetzung eher auf der Handlung und den Vorgängen zwischen den Figuren liegt.


    Fazit: Wer „Zehn Jahre später„ in ganzer Vollständigkeit und wissenschaftlich korrekt übersetzt lesen will, sollte die Übersetzung des Deutschen Bücherbundes verwenden. Vor allem wenn es darum geht beispielsweise eine wissenschaftliche Hausarbeit über das Werk zu schreiben. Wer das Werk allerdings genussvoll lesen möchte, dem möchte ich die Ausgabe vom Eduard Kaiser Verlag ans Herz legen. Diese Version ist zwar reduziert, aber meiner Meinung nach nicht zulasten des Werk. Ganz im Gegenteil. Der Kern der Handlung sowie alle nötigen Konversationen sind enthalten und ich finde diese Version auch wesentlich witziger zu lesen.