Vom Bild einer Figur

  • So, jetzt haben wir diese wirklich nette Diskussion aus dem Thema "Zwei Verräter" nach hier verlegt. Wenn ich mich recht erinnere, dann hatte Heike zuerst gefragt, wen ich mir denn dann betrunken vorstellen würde. :D


    Also zunächst einmal, habe ich NICHT an "Chrissi '93" gedacht, obwohl ich den, ehrlich gesagt, auch ganz toll finde, seien nun auch einige Leute hier nicht mit seiner Frisur einverstanden. :P (Was ich im übrigen gar nicht verstehen kann, Locken sind doch süß und unter dem großen Hut sieht man sieh ja auch nicht gar so auffällig...) Also Maike, das ist schon eine Beleidigung, wenn Du den armen Schauspielern aus dem 1993'er irgendeine Verbindung zu Leonardo diCaprio unterstellst. :lol: :wink:


    Jetzt aber lieber man wieder zurück zu der Frage, wen ich mir vorstellen kann. Das ist doch gar nicht so schwer zu beantworten:
    Unheimlich gut betrunken kann ich mir meine eigene Idee von einem d'Artagnan vorstellen :P Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich denke zumindest, dass jeder Mensch, wenn er ein Buch liest, sich ein eigenes Bild von den Charakteren macht, oder? Und ich kann mir ziemlich gut einen jungen Mann zwischen 18 und 23 besoffen, angeheitert, verwirrt, gut drauf, albern, ausgelassen, singend, tanzend, scherzend, Witze reißend, zweifelnd oder einfach amüsiert vorstellen. Wobei das Gegenteil auch der Fall sein kann: Nüchtern, ernst, nachdenklich, traurig, still, bedrückt oder auch verträumt. Nicht zu vergessen sämtliche anderen Charaktereigenschaften wie: dickköpfig, geizig, eitel, naiv, egoistisch, hitzig, vorlaut, gewitzt, mutig, tapfer, schlau, stolz, flirtend oder hilfsbereit.
    Ich denke, es sind vor allem die Eigenschaften, die ein Bild in unserem Kopf entstehen lassen. Natürlich umreißt auch Dumas mit einer kurzen Beschreibung das genauere Aussehen, aber die empfand ich schon immer als nicht ausreichend genug, um mich wirklich auf etwas bestimmtes, den Vorstellungen des Autors entsprechendes, festzulegen. Das ist wohl auch gut so, vielleicht sogar von Dumas beabsichtig, von dem ich nicht weiß, ob er bei der Beschreibung ein Bild vor sich auf dem Tisch liegen hatte, oder ob er auch anhand von Charaktereigenschaften sich seine eigenen Gedanken gemacht hat.
    Ich denke, Letzteres ist eher wahrscheinlich, aber ihr könnt mich auch gerne vom Gegenteil aufklären :wink:


    Wisst ihr, ich fände es auch mal interessant, EURE Vorstellung von EUREN Lieblingscharakteren zu hören. Ich wüsste gerne mal, ob sie meinen ähneln oder doch ganz anders sind. :)

  • Hallo!


    Vielen Dank erst einmal für die eingehende Beschreibung von d'Artagnan...
    Nun, wie auch immer! Ich hätte eine kleine Frage zur Vorgehensweise! Soll dies hier eine "Wahl der Lieblingscharaktere" - parallel zur Wahl der Lieblingsgeschichte? - werden, oder aber ein Vergleich "Wer hat welches Bild von einer Person"? Beides schien in Deine Idee irgendwie mit hineinzuspielen...
    Deshalb frage ich lieber nach, damit ein bißchen Klarheit besteht, bevor wir hier das schönste Chaos veranstalten und keiner mehr weiß, wo es langgehen soll :wink: (wobei ich nicht bestreiten möchte, daß das immerhin einen gewissen Unterhaltungswert haben könnte... :twisted: )


    Viele Grüße,


    Maike

  • Hallo Ihr, die Idee einer Wahl der Lieblingscharaktere finde ich richtig klasse! :-) Ich würde daher vorschlagen, daß wir in diesem Thema Marens Idee "Bild einer Figur" diskutieren und in dem anderen Thema unsere Lieblingscharaktere. Ich mache das jetzt einfach mal und eröffne parallel das neue Thema! :-)

    [Blockierte Grafik: http://www.artagnan.de/images/athos.gif]
    Je reviens de mon gré aux doulx lacqs qui me serrent.
    Meine Fotos | Mein Livejournal
    Fiaskofalke des St. Athos (Maike am 8.2.2005)
    "Wir sind die Germanisten. Widerstand ist zwecklos. Sie werden korrigiert." (Maike, ebenfalls am 8.2.2005)
    "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, bei Athos ist es umgekehrt." - Porthos, bei den Volksschauspielen Ötigheim am 24.7.2005
    Altjümpferliches Tupfi

  • Hääääääää, wie jetzt??? Was soll hier für ein Thema sein? Bild einer Figur? was soll das denn sein? Tut mir ja leid, dass ich so blöd bin, aber meint ihr dass, was Maren da oben gemacht hat? Mit diesen Charakterbeschreibungen? Antwortet mir ganz schnell, damit ich nicht in Ungewissheit vor mich hinsiechen muss...
    :?::?::?::?::?::?::?::?::?::?::?:



    Heike

  • Hallo Heike,


    so, wie ich es verstanden habe, hat Maren an folgendes gedacht:
    Da es bei Dumas durchaus Personenbeschreibungen gibt, die Interpretationsspielraum lassen, könnte es interessant sein, zu sehen, welches Bild sich verschiedene Leser von ein und derselben Figur machen. Maren hat oben ihr Bild von d'Artagnan dargestellt - und erbittet weitere Beschreibungen. :wink:


    Viele Grüße,


    Maike

  • Ich habe lange hin- und herüberlegt, welche Figur man in diesem Thema am besten einmal "angehen" könnte. Für Lieblingscharaktere gibt es ja nun ein eigenes Thema, und darüber, ob jemanden meine Elogen auf eine Nebenfigur eigentlich interessieren könnten, mache ich mir keine Illusionen. :lol:
    Sinnvoll wäre es dagegen, eine Figur zu behandeln, über die bei allen (oder fast allen) sehr ausgeprägte Meinungen vorhanden sind - und das scheint mir bei Athos noch am ehesten der Fall zu sein, siehe folgendes Beispiel:


    Zitat

    Zitat von Silke (Thema: Lieblingscharaktere, 28.06.02):


    Und jetzt möchte ich schreiben, warum mir der Athos im Buch so unsympathisch ist: Er ist so perfekt und unmenschlich. Er kann alles, weiß alles und hat am meisten Mut, tritt gegen den Kardinal auf und so weiter. Außerdem glaubt er immer noch daran, dass Mordaunt ein guter Mensch ist und so was mag ich nicht. Und das schlimmste ist, dass er d'Artagnan beschuldigt hat, diesem wäre der Tod des Königs gleichgültig, ich war stinksauer auf ihn und konnte nicht weiterlesen. Der arme d'Artagnan!
    Und dann geht er auch noch mit der Chevreuse ins Bett. Heike hat diesen Teil vor mir gelesen und als sie es mir sagte, habe ich eine Stunde lang getobt. Diesen reizenden Spaziegang werden wir wohl beide nicht vergessen . Armer Aramis! Nun, solche edlen Charaktere kann ich überhaupt nicht ausstehen, wahrscheinlich weil ich selbst nie so sein könnte


    Indem ich diese "Beschreibung" einfach einmal als ersten Diskussionsbeitrag zu Athos werte :wink: , möchte ich gern meine eigene Meinung, die doch in einigen Punkten von der oben wiedergegebenen differiert, dagegenstellen.
    Was nun zunächst die Einschätzung Silkes, Athos wäre "perfekt und unmenschlich" betrifft - beides ist er nicht. In bestimmter Hinsicht wird er zwar als dem Ideal eines honnête homme ziemlich nahekommend gezeichnet, doch dagegen steht seine Verstrickung in Schuld (durch den versuchten Mord an seiner Frau) und - zumindest im ersten Buch - seine letztendliche Unfähigkeit, damit befriedigend umzugehen (er flüchtet sich in Alkohol). Ein makelloses Beispiel für "solche edlen Charaktere" ist er also keineswegs (und darin widerspricht sich Silke auch ein wenig selbst - ein typischer "edler Charakter" läßt sich nicht unbedingt mit fremden Damen in ebenso fremden Pfarrhäusern ein, es sei denn, der Autor hat geplant, aus den beiden ein "edles Liebespaar" zu machen, das doch noch zusammenkommen soll - und das kann ja nun schwerlich in Dumas' Intention gelegen haben).
    Das eigentlich Faszinierende ist es nun aber, daß Athos nicht auf dieser Stufe eines Gegensatzes von eigentlich sehr noblen Anlagen und einer schweren Schuld stehenbleibt. In "Vingt ans après" wird die ganze Mylady betreffende Angelegenheit weit mehr als in den "Drei Musketieren" reflektiert, und zwar von Athos (besonders im Gespräch mit d'Artagnan), der sich letztendlich geläutert hat und bereit ist, seine eigenen Fehler und auch seine Fehlbarkeit (von der er nicht ausgegangen sein kann, als er Mylady aufgehängt, bzw. später dem Henker übergeben hat) einzugestehen. Insofern ist er auch alles andere als "unmenschlich". Fernerhin kommt es dem Buch (bzw., der Trilogie) sehr zugute, daß Athos eine charakterliche Entwicklung durchmacht, denn das geschieht nicht mit allen (Haupt-)Personen so recht... Porthos z.B. kommt mir im "Vicomte de Bragelonne" immer noch so halbwegs wie derselbe Porthos vor, der er schon dreißig Jahre früher gewesen ist - wenn er sich in bestimmten Dingen anders verhält, dann ist das gewandelten Lebensumständen zu verdanken. Wenn aber immer nur die ewig gleichen Charaktere in sich wandelnden Situationen gezeigt würden (wie etwa in einer schlechten Krimireihe), würde man sich spätestens im zweiten Band herzlich langweilen... Deshalb also - ein Glück, daß Dumas Athos so geschrieben hat, wie er ihn geschrieben hat! :) [/b]

  • Duhuuuuuuu Maike?


    Warum willst Du nicht doch was über einen Nebencharakter schreiben? Mich würde nämlich brenned interessieren, was Du an Jussac so toll findest, dass Du ihn sogar in Deine Liste mit Lieblingscharaktere schreibst?


    Naja, ich muss zugeben, ich habe über ihn mehr oder weniger immer einfach drüber weggelesen - ich schätze mal, mich interessierte in dem Moment jemand anderes mehr... :oops:


    Und dann wüsste ich noch gerne, welchen Diener Du am besten findest! :lol: Doch, doch, das wüsste ich schon gerne mal, einfach so aus einer Laune heraus!

  • Hallo Maren,


    zu den Dienern fällt mir z.Z. nicht viel ein... :D Und was Jussac angeht - das ist schnell gesagt: Er kam mir wie ein vernünftiger Mensch vor, der nicht verrückt genug ist, um der Ehre willen (oder aus sonstigen Gründen) alles andere hintanzusetzen - wie er Biscarat zum Beenden des Duells auffordert, hat mir einfach gefallen, und daß er mit besagtem Biscarat in einem freundschaftlichen Verhältnis zu stehen scheint, auch. :) Mehr gibt es aber über den guten Jussac nicht zu sagen - weshalb ich allgemein darum bitten würde, meinem Beitrag zu :) ATHOS :) (siehe oben) ein bißchen Beachtung zu schenken.... Oder war das hier ein Themenwechsel? :D


    Viele Grüße,


    Maike

  • Hallo Maike,



    du kannst ja meine Beiträge benutzen, wenn du unbedingt willst, ich habe nichts dagegen. Anscheinend hast du sehr gründlich und sehr lange über den guten Athos nachgedacht; dessen kann ich mich nicht rühmen. Auch hast du die späteren Bücher wohl sehr gründlich gelesen, wir haben die Bücher nicht mal (mussten sie ausleihen) und den letzten Teil habe ich noch gar nicht gelesen. Vielleicht sagst du jetzt, ich solle mir nicht anmaßen, über Athos zu schreiben, wenn ich nicht mal die Bücher richtig kenne. Ich kann den Beitrag ja löschen, wenn er dir nicht gefällt.
    Zudem möchte ich noch sagen, dass ich die Bücher der Spannung wegen lese und nicht die Sätze auseinanderklaube, um irgendeine Charaktereigenschaft von irgendwem zu entdecken. Das macht man in der Schule, bei dem "Schimmelreiter" oder bei der "Judenbuche", aber nicht bei "Freizeitbüchern". Ich möchte nicht sowas werden, wenn dir das Spaß macht, bitte. Ich entschuldige mich in aller Form bei Monsieur Athos, wenn er sich schlecht behandelt fühlt und ich entschuldige mich auch bei dir, wenn ich dir auf den Schlips getreten bin mit meiner Aussage gegen Athos.



    Viele Grüße


    Silke

  • Hallo,


    Um ehrlich zu sein, mir würde ein Themenwechsel schon besser gefallen, ein bisschen über die Nebenfiguren zu schreiben, finde ich wesentlich interessanter, als über die sogenannten Helden...
    Nun gut, also zu Athos: Also, Maike, du findest ihn gut, er ist dir vielleicht nicht sooo sympathisch wie Treville, aber du erkennst ihn an. Ich erkenne ihn auch an, gar keine Frage. Er ist ein Edelmann, wie er im Buche steht, ein dunkles Geheimnis umgibt ihn, da muss man ja ins Schwärmen kommen. Er flüchtet sich mit seinem Kummer in Alkohol, denn er kann mit niemanden darüber sprechen, darüber, dass er seine Frau ermorden wollte. Er sieht auch noch gut aus, sein Benehmen ist so wunderbar. Auch seine Männlichkeit steht außer Frage, gleich beim ersten Mal klappt's bei der Chevreuse, da muss man sich doch freuen. Und genau das ist es, was ihn für mich so unsympathisch macht. Er hat alles, was er braucht, um als guter Mensch auf Erden zu gelten. Er will auch für d'Artagnan immer nur das beste, er erkennt immer sofort, ob sein liebster Freund, der für ihn zuweilen wie ein Sohn ist, etwas auf den Herzen hat. Zum Beispiel, als d'Artagnan ihn verhaften soll. Widerspruchslos kommt Athos mit, wohlwissend, dass er sich gegen einen Königsbefehl nicht wehren kann, und wohl wissend, dass d'Artagnan ihn da schon irgendwie raushauen wird. Der großartige Athos hat auch noch den Mut, gegen den König aufzutreten, zerbricht vor den Augen Seiner Majestät seinen Degen, welcher für Seine Majestät doch gefochten hat, doch Seine Majestät erkennt nicht die Größe und Güte seines Gegenübers und lässt ihn verhaften. O Gott, ich finde solch heldenhaftes Benehmen einfach schrecklich, d'Artagnan ist mir da sehr viel sympathischer, der tut wenigstens etwas für seinen Freund, setzt sich richtig für ihn ein, wagt sogar so viel, dem König ein paar erfrischende Wahrheiten zu sagen, und das in einem Ton, der, fand ich jedenfalls, sehr viel eindringlicher war, als Athos Monolog. Und man sieht ja, wozu d'Artagnans Rede führt, der König lässt Athos frei, also, was hat besser gewirkt, Athos, oder d'Artagnan Rede???Aber man kann nichts gegen Athos sagen, wenn es um Raoul geht, da kennt Athos nichts, da geht er auf's Ganze. Athos ist mir schlichtweg unsympathisch, ich finde es schrecklich, wenn einer so betont aufopferungsvoll ist und für Sohnemann alles hingibt. Außerdem kann ich auch nicht mehr folgenden Satz lesen, ohne dass mir davon schlecht wird:"... wartete der Edelmann in der ruhigen und würdevollen Haltung, die ihn NIEMALS verließ."
    NIEMALS, das sollte man mal überdenken: Irgendwo im ersten Roman steht da sinngemäß folgendes: "Doch was war aus dem Halbgott geworden? Er hatte sich in Luft aufgelöst, was da über dem Tisch hing, war kaum mehr ein Mensch. Mit schwerer Zunge, die Gestalt gebeugt... süffelte er an seinem Wein." Wirklich toll, unser toller Edelmann besäuft sich ständig, keine Ahnung, ob das ein guter Edelmann ist. Jaja, ich weiß, er hat einen schweren Kummer, wegen seiner lieben Frau, aber trotzdem...
    Und zu guter Letzt: Es gibt da ein Sprichwort: Für Antipathien und Sympathien gibt es oft keine Erklärungen. Ich bemühe mich ja verzweifelt, den guten Athos zu verstehen, aber eigentlich verstehe ich ihn nur in 'Neiges d'antan'. Es ist richtig prima, dass er da mal richtig von Schuldgefühlen geplagt wird. Ich habe euch jetzt meinen Standpunkt klargemacht, wenn er euch nicht passt, schreibt mir einfach 'ne Mail.


    Viele Grüße
    Heike


    PS: Das Zitat ist nicht ganz richtig, ich glaube, es war ein bisschen eleganter geschrieben, aber ich müsste jetzt aufstehen, um das Buch zu holen, und dazu habe ich keine Lust.

  • Hallo!


    Ich sehe schon, der Herr Athos gibt eine Menge Grund für Meinungsverschiedenheiten. :lol: Ich müsste mich jetzt langsam auch mal entschließen, auf welcher Seite ich stehe - hm, ist gar nicht so einfach, denn wie ich finde, sind sowohl in den Beiträgen von Heike, als auch in Maikes wichtige Punkte. In gewisser Weise ergänzen sie sich doch: Während Maike mit erschlagenden Argumente das Positive aufzählt, berichtet Heike auch von abweichenden negativen Eigenschaften.
    Es ist interessant, die Sache von zwei Gesichtspunkten aus zu betrachten und Recht haben beide Beitragsschreiberinnen, jede von ihrem Standpunkt aus. Ich denke, das Thema ist nun wirklich langsam ausgeleiert, weil keine der Parteien ihre Meinung ändern wird oder sich gar von der anderen überzeugen lässt. Ein klassisches Beispiel, wie an einem Charakter unterschiedlich interpretiert wurde. Weitere Diskussionen zwischen Euch beiden (oder dreien) sind meiner Meinung nach sinnlos, zumal es sich auch nicht wirklich um Diskussionen handelt, sondern um einen Erfahrungsaustausch. Bis hierher war es interessant, jeder kennt nun den Standpunkt des anderen - und darum ging es in diesem Thema ja auch: Aufzuzeigen, wie jeder Einzelne einen bestimmten Charakter sieht, ohne die anderen die eigene Meinung aufzudrängen. Es handelt sich hierbei schließlich nur um einen Vergleich oder sollte es zumindest. :wink:


    Insofern, falls es jemanden interessiert, möchte auch ich kurz was zu Athos sagen, eben meine *Erfahrung* mit diesem Charakter:


    Ich mag seinen Charakter im Buch, er gehört wohl mit zu meinen Lieblingsfiguren ohne großartig darüber nachzudenken. Es ist einfach so - Allerdings hat er auch einige Kanten, wie zum Beispiel diese fast schon penetrante festhalten am Edelmannssdassein. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber dieses selbstauferlegte Gefängnis ohne Fluchtmöglichkeit, ohne jemals aus der eigenen Haut hinaus zu können oder zu dürfen, lässt Athos an manchen Stellen etwas steif und sehr leicht durchschaubar erscheinen. Es mag zwar ein Wesenszug von ihm sein, aber ich persönlich hätte es auch mal toll gefunden, über ein für ihn wirklich untypisches Verhalten lesen, oder noch besser *stolpern* zu können, was mich überrascht und für noch mehr Würze gesorgt hätte - und was vor allem die ganze Storyline nicht so voraussehbar gemacht hätte. Allerdings gilt dies auch noch für so manchen anderen Charakter, eigentlich für alle. :twisted:
    Wirklich überraschen konnte mich eigentlich nur am Ende von "zwanzig Jahre später" die Königin, die in *ehrliche* Tränen ausbrach. 8O Die Stelle fand ich übrigens am Besten im ganzen Buch! Doch, doch die hat was an sich und es spielt ja da nicht nur die Königin eine Rolle. Es ist einfach eine tolle Stelle, punkt! :P
    Na, was ist los?

  • Hallo allerseits,


    meinetwegen können wir auch gern über die Nebencharaktere diskutieren (sofern sie denn überhaupt genug auftreten, um Diskussionsstoff herzugeben :D ) - so war das nun auch nicht gemeint. Es ist nur ein wenig frustrierend, einen langen Beitrag ins Forum zu schreiben und darauf sinngemäß die Antwort zu erhalten, was man da schriebe, sei ja ganz nett - aber uninteressant...
    Bevor wir uns den Nebencharakteren oder wem auch immer widmen, aber noch eine kleine Richtigstellung - ich habe mich nicht "auf den Schlips getreten" gefühlt, und es kann auch keine Rede davon sein, Silkes oder sonst irgend jemandes Beitrag habe mir "nicht gefallen". Ich dachte nur, der Sinn eines Diskussionsforums sei es, konträre Meinungen zu diskutieren - deshalb bin ich darauf eingegangen. 8)
    In diesem Sinne hoffe ich, daß wir hier nun keinen Krieg beginnen werden... Es ist doch schön, wenn auch verschiedene Meinungen vertreten werden können, oder?


    Meilleurs sentiments,


    Maike


    P.S.: Weißt Du was, Silke? Der "Schimmelreiter" ist ein verdammt gutes Buch - steht auch in meiner Lieblingsbücherliste... Wenn ich die Musketiere gleichermaßen gründlich durchackere, ist das eigentlich kein Wunder... :wink: (Achtung: Das war jetzt kein Angriff o.ä.)

  • Guten Morgen zusammen,


    ich dachte, ich mische mich auch einmal ein bißchen ein, obwohl ich zum Thema Athos nicht viel beitragen werde, da ich denke, daß meine Meinung ohnehin bekannt ist (;-) :oops:), und jeder wissen dürfte, daß ich Maikes Beitrag zustimme. :-) Aber vermutlich ist eine Diskussion über Athos wirklich müßig, da wir das Thema schon sehr häufig hatten und alle unsere Meinung schon fest gebildet haben - wogegen ja auch nichts einzuwenden ist und die Diskussionen Spaß machen und das Forum beleben... ;-) Aber vielleicht wenden wir uns einmal einem anderen Charakter zu? Ich denke, Aramis oder d'Artagnan bieten auch einigen Diskussionsstoff und dürften auch konträre Meinungen hervorrufen - Aramis wegen seiner Zwiespältigkeit und Geheimnistuerei, d'Artagnan wegen seiner manchmal etwas unkonventionellen Methoden, etwas zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hat. ;-) Zu ihm fällt mir beispielsweise folgendes Zitat aus dem Buch ein:

    Zitat

    Da nun aber d'Artagnan entschlossen war, sich künftighin seiner drei Freunde als Werkzeuge seines Glücks zu bedienen, war es ihm nur recht, wenn er schon jetzt die unsichtbaren Fäden, an denen er sie zu lenken gedachte, in die Hand bekam.

    Das ist ja nun eine ziemlich "interessante" Einstellung... Was denkt Ihr darüber?

    [Blockierte Grafik: http://www.artagnan.de/images/athos.gif]
    Je reviens de mon gré aux doulx lacqs qui me serrent.
    Meine Fotos | Mein Livejournal
    Fiaskofalke des St. Athos (Maike am 8.2.2005)
    "Wir sind die Germanisten. Widerstand ist zwecklos. Sie werden korrigiert." (Maike, ebenfalls am 8.2.2005)
    "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, bei Athos ist es umgekehrt." - Porthos, bei den Volksschauspielen Ötigheim am 24.7.2005
    Altjümpferliches Tupfi

  • Hallo Silvia!


    Schön, dass Du Dich auch wieder gemeldet hast. Und schön, dass Du gleich eine neue Diskussion anfängst! :D


    Ich denke zu diesem Zitat, dass Du aufgeführt hast, fällt mir spontan nur ein, dass es nicht negativ gemeint ist. Nunja, es hört sich wirklich etwas merkwürdig an und es stimmt, dass man über diesen Satz beim Lesen geradezu fällt. :wink: Ich glaube aber, es ist eher so gemeint, dass d'Artagnan erkennt, dass er Freunde braucht, um überhaupt etwas zu erreichen. Nicht nur für sich, sondern auch für seine Freunde, denn wenn er sich vornimmt, sie zu *lenken*, dann glaube ich nicht, dass er nur vorhat, sie ins Verderben zu führen damit er selbst aufsteigen kann :D
    Man sieht ja auch während dem Verlauf der gesamten Geschichte, wie gut diese Freundschaft für jeden Einzelnen ist.
    Hm, das ist jetzt erstmal alles, mehr fällt mir im Augenblick nicht ein. Du kannst aber gerne noch ein paar mehr Zitate anführen, ich werde sie mir alle vornehmen (was ja wohl niemanden überraschen wird.. :oops: :P ).

  • In der Hoffnung, jetzt niemandem seine Illusionen zu zerstören:
    Ob das obige Zitat "nicht negativ gemeint" ist, weiß ich nicht so recht... :? Gut - man kann gewiß alles ins Positive "uminterpretieren", aber ich glaube, daß Dumas diesen durchaus zweifelhaften Zug in d'Artagnans Charakter mit voller Absicht eingefügt hat. D'Artagnan ist nun einmal kein "idealer Held", er hat eher etwas von den Helden in barocken Schelmenromanen, die auch auf etwas abenteuerlichen Wegen an ihr Ziel gelangen, und er neigt entschieden dazu, die Zuneigung anderer auszunutzen, wie auch etwa seine - nun, kann man das überhaupt eine Affaire nennen? mit Ketty beweist, die nur dem Zweck dient, an Mylady heranzukommen (in deren Bett er auch erstmal unter Vorspiegelung falscher Tatsachen landet).
    Was nun seine Freunde betrifft - er ist sicher ein guter Freund, wenn er sich gerade daran erinnert, daß er Freunde hat. :wink: Ich finde die Stelle im 23. Kapitel sehr bezeichnend, als er zu Tréville kommt - und dieser der erste ist, der im Gespräch die drei Verschollenen überhaupt erwähnt. Gut, d'Artagnan erwidert darauf, er hätte seinerseits fragen wollen - aber es ist wiederum Tréville, der ihn ("Que diable! ils méritent bien cette petite attention de votre part!", zu Deutsch etwa: "Zum Teufel! Sie verdienen durchaus diese kleine Aufmerksamkeit von Euch!") auffordert, sich auf die Suche nach den dreien zu machen, während d'Artagnan in Gedanken irgendwo zwischen der Königin und Madame Bonacieux hängengeblieben ist... Auch das ist irgendwie bezeichnend, nicht wahr? :wink:


    Viele Grüße,


    Maike

  • Hallo Maike!


    Weißt Du, wo ich so Deinen Beitrag lese, glaube ich sogar, dass Du an manchen Stellen recht hast. Allerdings verstehe ich nicht, was Du mit "uminterpretieren" meinst? Ist es denn so falsch, was ich gesagt habe, braucht d'Artagnan keine Freunde und erkennt er nicht, dass er Freunde braucht? Finden seine Freunde etwa, dass er ihnen nur Ärger macht? Nun, wo wir schon dabei sind: Dein Zitat stimmt, das steht so sogar in der deutschen Ausgabe, französisch musst Du also nicht extra heranziehen, dann ersparst Du Dir auch das lästige Übersetzen, weil ich es sonst nicht verstehen würde.


    Also, als er seine Freunde dann schließlich sucht und sie auch wiederfindet, da ist er doch mehr als erleichtert, ich erinnere da nur einmal an die wirklich schöne Stelle, als er Athos aus dem Keller holt. :) Doch, die war wirklich schön und da erkennt man wohl auch deutlich den nicht idealen Helden, da stimme ich Dir zu. Ein idealer Held würde sich seine Gefühle wahrscheinlich nicht mehr anmerken lassen, weil er weniger mit sich selbst, immer nur mit den anderen beschäftigt ist und damit, was er ihnen als nächstes Gutes tun könnte. :? Da würde ich so manchen schönen Satz verpassen... :cry:


    Du hast recht, d'Artagnan neigt dazu, andere für das Erreichen seiner Ziele auszunutzen. Ich glaube aber, er geht dabei mehr nach spontanem Gefühl vor (ich sage nur: Hals über Kopf verliebt) und nicht ständig mit eiskalter Berechnung ("Mit Dir rede ich sowieso nur, weil ich dich irgendwann mal gut gebrauchen kann"). Zumindest finde ich das im ersten Buch so. Im Zweiten ist das wieder ganz anders. *kompliziert,kompliziert*
    Ich glaube, er ist vor allem durch seine Leidenschaften gesteuert, also verdammt menschlich (und kein Existenzialist, Gott sei dank! :?). Wäre es nicht so, ich könnte ihn auf den Tod nicht ausstehen, weil er dann einfach nur ein egoistisches Monster wäre und Silvias Zitat der allerschlimmste Satz im ganzen Buch. :wink:
    Das Merkwürdige ist, ich finde das Zitat nicht so schlimm. Eigentlich zeugt es für mich mehr davon, dass d'Artagnan sich eine Zukunft vorstellt, in der seine Freunde eine wichtige Rolle spielen und die ohne sie, nicht so vielversprechend aussähe.


    Puh, darüber lässt sich bestimmt noch lange reden und ich hoffe, wir reden da auch noch lange drüber. :wink:

  • Hallo alle zusammen,


    Liest man nur diesen Satz allein, ist er eher negativ, denn d'Artagnan scheint ja davon auszugehen, dass seine Freunde dazu da sind, um von ihm ausgenutzt zu werden. Es sieht ja aus, als wolle er mit ihnen nur seine ehrgeizigen und hochfliegenden Pläne verwirklichen.
    ABER: Das tut er ja nicht, finde ich jedenfalls. Mir ist in keinem Buch aufgefallen, dass er nur, wie Maren schon schrieb, mit seinen Freunden redet, wenn er sie braucht. Im Gegenteil. Er ist auch recht freigiebig, im ersten Teil ernährt er sie ja mit dem Geld, welches ihm seine Majestät, Ludwig XIII. gab, einen Monat lang.
    Wenn man den Satz alleinstehend liest, fällt er nicht gerade zu d'Artagnans Gunsten aus, aber eigentlich hat er seine Freunde doch nie ausgenutzt, oder???
    Das ist jedenfalls meine Meinung dazu und ich verstehe auch gar nicht, wie Dumas d'Artagnan so darstellen konnte :cry:


    Heike

  • Hallo alle zusammen,



    ihr mögt ja alle recht haben, was d'Aratgnans Charakter betrifft, doch jetzt scheint euch allen erstmal die Puste ausgegangen zu sein.
    Wie wäre es also mit einem neuen Charakter? Da fällt mir jemand ein, ein Intrigant und ein Feldherr, ein Mensch, ohne den das Buch gar nicht entstanden wäre, einer, wie hier jemand sagte, "der das Geschehen vorantreibt". Einer, der über Frankreich wacht, während Seine Majestät schlafen kann. Einer, der Tag und Nacht wacht, während er sich amüsieren kann (zum Beispiel mit Schachspiel). Nun, was haltet ihr von Seiner Eminenz??
    Kleine Frage: Warum will er eigentlich die Königin vom Hof vertreiben??? War er wirklich, wie Dumas sagt, in die Königin verliebt?
    Ich kenne nur ein Buch mit ihm, "Die Schatten von La Rochelle" ein schreckliches Buch übrigens, von Tanja Kinkel, deprimierend und traurig, der Bösewicht, von dem klar ist, das er ein Fiesling ist, wird am Ende tatsächlich zum Bösewicht, was den armen Leser sehr runterzieht. Nun, in diesem Buch steht nichts von einer Liebe zur Königin, also nicht so direkt.
    Richelieu ist ein großartiger Mann, schreibt Theaterstücke, gründete die Académie francaise und ohne ihn wäre Frankreich nichts. Jeder fürchtete sich vor ihm und würde sich auch heute noch fürchten, er hat daran gearbeitet, Frankreiuch zum Absolutismus zu führen und hat allein Frankreich beherrscht (den König zählen wir mal nicht dazu). Und am Ende erkennt er d'Artagnan als Gegner an. Ist doch sehr zwiespältig und interessant, oder?
    Was fällt euch noch dazu ein?? Wir wollen dieses Forum doch nicht schließen, wegen mangelnder Mitarbeit. Also, strengt eure Köpfe an und schreibt irgendwas rein und wenn es nur ein: "Jaja, liebe Silke" ist :) .


    In der Hoffnung auf Antworten verbleibt


    Silke

  • Hallo Silke,


    nachdem ich den Gästebucheintrag Deiner Schwester gelesen hatte, bin ich gleich mal ins Forum gekommen. Hast ja recht, hier ist im Augenblick tote Hose, aber ich will ja nicht, dass Du irgendwohin zerfließt und die arme Heike dann ganz ohne Schwester ist...
    Nur weiß ich leider nicht, was ich auf Deinen Beitrag antwoten soll, außer "Du hast recht."
    Du hast recht.


    So.

    Ja, das isses.


    Was soll ich noch dazu sagen, ohne mich selbst zu zitieren, denn irgendwo unter "Lieblingscharakteren" habe ich seine Eminenz auf Platz 2 verband, eben weil er so gut ist. Da kannst Du gerne noch einmal genauer nachlesen. Interessanter wäre doch mal ein Vergleich zwischen den beiden verschiedenen Kardinälen der Bücher, ich meine jetzt nicht historisch gesehen, sondern vom Charakter her - allerdings habe ich dazu selbst auch schon was unter Lieblingscharaktere geschrieben, wenn also jemand meine Meinung wissen möchte: Da nachgucken ;-)


    Das war's jetzt von mir dazu, mehr fällt mir im Augenblick nicht ein, es ist ja sooooo warm hier... *hechel*
    :withstupid:

  • Interessant wäre doch ein Vergleich zwischen Richelieu und Richelieu in verschiedenen literarischen Werken, oder? 8) Wenn man da etwa den geradezu dämonischen Herrn bei Alfred de Vigny nähme... :D