Frage an die Fechtprofis

  • In "zwanzig Jahre danach " ist eine sehr schöne Beschreibung des Fechtkampfes zwischen d'Artagnan und Athos auf der Verfolgung des geflohenen Beauforts.


    Zitat

    Mittlerweile hatte der Kampf zwischen d'Artagnan und seinem Gegner begonnen. D'Artagnan griff seiner Gewohnheit gamäß heftig an, aber er fand diesmal ein Spiel und eine Handwurzel, wodurch er zum Nachdenken gebracht wurde. Zweimal in Quart gefasst, machte d'Artagnan einen Schritt rückwärts. Sein Gegner rührte sich nicht. D'Artagnan kehrte zurück und legte abermals in Terz aus.


    Könnt ihr mir diese Stelle so übersetzen, daß sie ohne Fechtkenntnisse vorstellbar wird?


    Was ist Spiel und Handwurzel in diesem Fall, was hat es mit Quart und Terz auf sich?


    Astrid

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Huhu,
    ich kann ja mal versuchen das Ganze zu erklären. Obwohl "vormachen" in dem Fall viel einfacher wäre;)
    Also, D'Artagnan greift Athos 2mal an, mit welchem Angriff wird nicht erwähnt und wird jedesmal mit einer scheinbar sehr harten Quart-Parade gestoppt, so dass er zurückweichen muss. Die Quart ist die häuftigste Parade beim Fechten. Sie geht von rechts nach links. Bei deinem Text sieht es so aus, als wenn Athos D'Artagnan sogar nach der Parade bindet. Das heißt, dass er die Waffe unter Kontrolle hatte.


    "In Terz auslegen" würde ich ebeso als Versuch werten, die waffe seines gengers in einer bestimmten postition zu halten oder sie dahin zu bringen.
    Bei Fischer steh es anders. Da ist die Rede von seiner Lieblingsfinte... Egal.
    Die Terz ist eine Parade von Stößen auf die Brust oder Hieben von der Seite.


    Ich hab nochmal in meiner Fischer Ausgabe geguckt und dort steht, dass D'Artagnan auf eine Fechter-Handschrift stößt, die ihm zu denken gibt. Also, dass er Athos Stil wieder erkennt.


    ich hoffe, es hat etwas geholfen:)

  • Hallo 2Times,


    ich würd's mir ja schon mal gerne anschauen, das ist nämlich wirklich schwer vorstellbar, für jemand, der gar keine Ahnung von Fechten hat, so wie ich *schäm*


    Aber die Antwort hilft mir schon, vielen Dank. Find' ich auch toll, daß du in deiner Fischer-Ausgabe extra nachgeschaut hast.


    Jetzt müßte nur noch eine von den frankophonen Nutzern mal in der französischen Ausgabe schauen, was im Original drin steht. Vielleicht finde ich die Stelle ja in der Bibliotheque Dumas im Internet, nur ob ich das dann richtig Übersetzen kann, weiß ich net. Mein Französisch ist ziemlich eingerostet, die Schule liegt schon 20 Jahre zurück, bei mir.


    Aber noch 'ne Frage: Ist diese Lieblingsfinte irgendwo erklärt? Das würde mich auch mal interessieren, wie die aussieht.


    Viele Grüße
    Astrid

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Um den ganzen Ablauf wirklich zu verstehen bräuchte man wohl wirklich die Textzeile im Original.
    Denn der Unterschied zwischen deiner Ausgabe und der von Fischer ist ja schon bemerkbar.


    Bei Fischer:

    Zitat

    D'Artagnan rückte wieder vor und schlug erneut eine Terz.


    Oder bei Dir:

    Zitat

    D'Artagnan kehrte zurück und legte abermals in Terz aus


    Das ist schon anders.



    Das mit der Lieblingsfinte hab ich mich auch ganz oft gefragt! Aber da steht leider nur:


    Zitat

    Schließlich sah D'Artagnan den Augenblick für seine Lieblingsfinte gekommen. Er ging sie sehr geschickt an, führte sie blitzschnell aus und steiß so kräftig zu, dass er den Stoß für unfehlbar hielt. Doch er wurde pariert.


    Wenn jemand das Original verstehen und übersetzen würde, wäre das toll! Die Finte würd ich gern mal probieren;)

  • Also, das mit verstehen und übersetzen ist so eine Sache, also, hier ist mal der Original-Text:



    Interessanterweise, ist es aus dem Chapitre XXVIII Rencontre, während das in meiner Ausgabe das Kapitel XXV ist (Leider gibts bei mir keine Kapitel-Überschriften).


    Tja, wenn ich das richtig verstehe, dann entspricht der Part über die Lieblingsfinte deiner Übersetzung.


    Apropos, das mit der Lieblingsfinte taucht bei mir auch auf, nur ein bissel anders formuliert:

    Zitat

    Endlich dachte d'Artagnan,es sei der geeignete Augenblick, seine Lieblingsfinte anzubringen. Er führte sie mit Geschicklichkeit herbei und stieß mit Blitzgeschwindigkeit und mit solcher Kraft,daß er sich für unwiderstehlich hielt.
    Der Stoß wurde pariert.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Ja, und auch ohne die Erklärung, wie die ausgesehen haben soll.


    Meinst du, Dumas kannte die?


    Viele Grüße
    Astrid

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Na, das glaub ich kaum. Er hat kaum Gefechte ausführlich geschildert.
    Also, mit Angabe der Aktionen. Die Passage, die Du hier angeführt hast, ist die einzige in der Dumas überhaupt soweit geht.
    Was ich sehr schade finde!
    Aber für mich zeigt es, dass er wenig Ahnung hatte. Denn vor ausschweifenden Beschreibungen ist er ja auch sonst nicht zurück geschreckt;)

  • Das war auch meine Vermutung. Von mir aus dürften die Gefechte auch etwas ausführlicher beschrieben sein.


    Diese Passage mag ich sehr gerne, wie auch die zweite Konfrontation in England, die aber leider extrem knapp formuliert ist.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Da fehlt mir ja auch ein wenig der Hintergrund.


    D'Artagnan und Porthos waren eben noch auf dem Schiff (wenn ich mich richtig erinnere) und plötzlich überwältigen sie Athos und Aramis. Die konnten doch gar nicht gewußt haben, daß sie auf ihre Freunde treffen, oder ist mir da was entgangen?

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Hey, sag mal, was ganz anderes:


    was mir auffällt, die Degen scheinen ja aus Glas zu sein, so zerbrechlich wie die sind.


    Erst trifft's d'Artagnan's Degen in Meung, dann Aramis' in der Rue Ferou und dann zerbricht Biscarat seinen Degen in diesem denkwürdigen Duell, usw...


    Das könnte man glatt mal zählen, wieviele Degen da zu Bruch gehen.


    Astrid

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Oh, was für ein toller Thread... da kann ich ja auch gleich mal eine Frage loswerden. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Degen und Florett? Ich meine jetzt historisch gesehen; wie es im modernen Fechtsport aussieht, weiß ich... Danke :-)

  • Cool, danke! Noch was: Ist ein Florett auch irgendwie kürzer als ein Degen? Gibt's für die Länge der Waffen überhaupt irgendwelche festgelegten Regeln? Ich erinnere mich nämlich daran, dass in "Vingt ans après" erwähnt wird, dass der Degen, den Mordaunt benutzt, auffällig lang ist. Aber eigentlich ist das im Kampf ja unfair, wenn die Waffen ungleich lang sind, denn je länger die Klinge ist, desto größer ist ja die Reichweite...

  • Das stimmt. Die Klingenlänge konnte man frei nach Schnauze wählen. Die Waffen wurden ja für Dich angeferitigt und da konntest du Wünsche aüßern.
    Deshalb wurde vor Duellen ja auch die Länge der Klingen festgelegt.
    Wenn ich mich nicht irre, geht Porthos (im Auftrag von Raoul) ja auch zum Grafen soundso und fragt nach dessen Waffenlänge für das Duell.


    Aber generell sind Degen nur schwerer, auf Grund der andersartigen Klinge und der größeren Glocke.
    Klingenlänge um die 90cm.

  • Zitat En deux bonds d'Artagnan fut contre son adversaire, dont il sentit le fer sur le sien. D'Artagnan, avec son adresse ordinaire, avait engagé l'épée en tierce, sa garde favorite.
    Pendant ce temps, Porthos, agenouillé derrière son cheval, qui trépignait dans les convulsions de l'agonie, tenait un pistolet dans chaque main.
    Cependant le combat était commencé entre d'Artagnan et son adversaire. D'Artagnan l'avait attaqué rudement, selon sa coutume ; mais cette fois il avait rencontré un jeu et un poignet qui le firent réfléchir. Deux fois ramené en quatre, d'Artagnan fit un pas en arrière ; son adversaire ne bougea point ; d'Artagnan revint et engagea de nouveau l'épée en tierce.
    Deux ou trois coups furent portés de part et d'autre sans résultat, les étincelles jaillissaient par gerbes des épées.
    Enfin, d'Artagnan pensa que c'était le moment d'utiliser sa feinte favorite ; il l'amena fort habilement, l'exécuta avec la rapidité de l'éclair, et porta le coup avec une vigueur qu'il croyait irrésistible.
    Le coup fut paré.



    Da hier mal wieder soviel los is kann ich das ja vielleicht nutzen und fragen ob jemand die genau übersetzung hat? Und ob man die Finte vielleicht erraten kann...


    Zudem wird Athos die Finte ja im Laufe der Jahre gekannt haben;)

  • Deux ou trois coups furent portés de part et d'autre sans résultat, les étincelles jaillissaient par gerbes des épées.


    Enfin, d'Artagnan pensa que c'était le moment d'utiliser sa feinte
    favorite ; il l'amena fort habilement, l'exécuta avec la rapidité de
    l'éclair, et porta le coup avec une vigueur qu'il croyait irrésistible.


    Le coup fut paré.


    Meinst du die Stelle? Das heißt: Zwei oder drei Schläge wurden von beiden Seiten ohne Resultat geführt, die Funken sprangen in Garben von den Degen. Endlich dachte d´Artagnan, dass nun der Moment gekommen sei, seine bevorzugte Finte zu benutzen, er begann sie sehr geschickt, führte sie mit der Geschwindigkeit des Blitzes aus und stieß mit einer Stärke zu, die er für unschlagbar hielt. Der Stoß wurde pariert.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

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