Der Alltag der Hofdamen im 17. Jahrhundert

  • Ich arbeite gerade an einer Fanfic, die von einer jungen Frau handelt, die von Kardinal Richelieu als Hofdame bei Königin Anna eingeschleust wird, um sie auszuspionieren. Ich hänge aber schon am dritten Kapitel, weil ich eben nicht weiss, wie der Alltag der Hofdamen damals aussah, und was sie alles können mussten. Ich würde mich freuen, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte.


    Hatten die Hofdamen denn bestimmte Aufgaben zu erfüllen, oder bestand ihr Alltag nur daraus, auf Bällen zu tanzen, mit der Königin zu singen und Stickarbeiten zu machen oder im Garten spazieren zu gehen(in den Verfilmungen tun sie ja meist nichts anderes).
    Ich will in der Fanfic den Alltag so detailliert wie es nur geht beschreiben, und suche gerade im Internet nach den höfischen Benimmregeln, weil ich noch an einem Kapitel schreibe, in dem der Kardinal die Frau in den höfischen Regeln unterweisen lässt.
    Gab es eine bestimmte Kleiderordnung?
    wie viele Sprachen musste eine Hofdame können?
    Waren alle Hofdamen unverheiratet, oder gab es auch welche, die verheiratet waren und außerhalb des Louvre lebten?
    Wenn eine neue Hofdame bei Hofe eingeführt wurde, hatte die dann gleich Kontakt zur Königin, oder konnte es auch sein, dass sie tage oder wochenlang gar nicht mit dieser sprechen konnte?
    Oder nahm die Königin jede neue Hofdame persönlich in Augenschein?
    Im Disney Film wurde gesagt, dass die Hofdamen nicht mit den Musketieren sprechen durften. War das denn damals wirklich so?
    Und stimmt es, dass schwangere Hofdamen rasch verheiratet und dann vom Hof fortgeschickt wurden?


    Ich würde mich freuen, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte, ich stecke nämlich im dritten Kapitel gerade total fest, weil ich keine Ahnung vom Alltag der Hofdamen habe.

  • Alienor de La Fére


    Ich glaube, das ist auch eine echt spannende Frage. Die erste Frage ist vielleicht, woher kommen die Hofdamen? Athos erwähnt doch, dass seine Mutter Hofdame bei Maria de Medici war. Ich kann mir vorstellen, dass dies für Mädchen adliger Familien eine Art Heiratsmarkt war. In der Hoffnung, die Töchter mögen die Aufmerksamkeit der Grafen und Herzöge am Hofe auf sich lenken, idealerweise natürlich zwecks Heirat. Ich vermute, dass die jungen Frauen dazu schon recht jung an den Hof geschickt wurden. Wie alt war den Louise de la Vallière?


    Ich denke, Hofdamen waren einerseits Gesellschafterinnen und haben dazu sicherlich gemeinsam gestickt (z.B. an der Aussteuer) und musiziert, evtl auch gelesen und geschrieben. Ach ja, Tanzen mußten sie ja auch lernen.
    Manche davon hatten sicherlich auch verwaltungstechnische Aufgaben. Die Etikette am Hof Ludwigs XIV muß ja höllisch gewesen sein. Das gibt sicherlich eine spannende Unterweisung. Und ich glaube mit Stammbäumen haben die Adligen sich auch sehr intensiv beschäftigt (von Menschen, nicht von Pferden :thumbsup: ). Da kommt vielleicht schon was zusammen: Wer ist mit wem wie verwandt? Wer muß wie angeredet werden? Dann bitteschön den richtigen Hofknicks machen. Irgendwo war so eine Regel, dass man dem König nie den Rücken zudrehen darf, d.h. Rückwärts zur Tür raus und immer schön verbeugen...
    Dann hatten die ja so Rituale mit dem Lever (ich nehme an, das war das Aufstehen am morgen) und so was ähnliches auch noch am Abend. Im VdB wird so was erwähnt.


    Eine meiner Lieblingsbücherserien spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt, leider sind die Bücher, die etwas mehr vom Königlichen Hof und Hofdamen handeln nur Englisch verfügbar.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    Danke für die Infos, das hilft mir schon weiter. Louise de Valiere war glaube ich sechzehn oder siebzehn als sie an den Hof kam. Vermutlich kamen die meisten schon in diesem Alter.
    Das könnte durchaus stimmen was du schreibst, dass sie die Stammbäume auswendig lernen mussten...stelle ich mir ganz schön trocken vor..die armen Mädchen...
    Rückwärts zur Tür raus? Na das ist ja schon eigenartig, da wird es sicherlich einige Zusammenstöße gegeben haben. Da gabs bestimmt unzählige Fettnäpfchen, in die so ein armes Mädchen treten konnte..
    Das hilft mir schon weiter, dann kann ichs in der FF so machen, dass der Kardinal sie alle Stammbäume auswendig lernen lässt, und ihr den Hofknicks beibringen lässt, und ausserdem noch wer wie angeredet werden muss..da denke ich mal, kann man in einer FF mindestens ein gutes halbes Jahr als Lehrzeit für das arme Mädel veranschlagen.
    Ich erinnere mich noch aus dem "Mann in der Eisernen Maske", dass alle Mädchen untereinander auch recht grausam waren, und ordentlich gestichelt haben, wenn einer ein Missgeschick passierte.
    Was passierte denn eigentlich mit dem Hofdamen, die keinen Heiratskandidaten fanden? Blieben die dann bis ins hohe Alter Hofdamen?


    Meintest du vielleicht Katherina de Medici? Maria de Medici kam ja erst 1601 nach Frankreich, also kann Athos Mutter ihr ja nicht als Hofdame gedient haben.
    Oder gab es auch Frauen, die nach ihrer Heirat noch als Hofdamen am Hof blieben und ihre KInder dort aufzogen? Manche Beschreibungen von Athos im Roman lassen ja durchaus auf eine höfische Erziehung in den ersten Lebensjahren schliessen...der kannte ja alle Stammbäume durch und durch auswendig


    Wie heisst denn deine Lieblingsbücherserie?


    Weisst du eigentlich, ob die Königin mal Mylady gesehen hat? Ich bin ja der Meinung, dass sie sie niemals gesehen hat, im Buch gibts da auch keine Stelle, aber ganz sicher bin ich eben nicht, weil irgendwo stand, dasss Mylady manchmal bei Hofe verkehrte.
    Und wie war das eigentlich damals, war die Königin denn informiert, welcher der Adeligen wie viele Kinder hatte, und wann die geboren waren?

  • Ich meine die Mutter von Ludwig XIII, das war doch eine Medici, oder?


    Aufrechte Haltung, mit Büchern auf dem Kopf üben, das war doch auch mal üblich, oder?


    Bei der Serie handelt es sich um die Deryni-Zyklen von Katherine Kurtz, wovon aber nur der kleinere Teil auf Deutsch erschienen ist. In the King's Service und Child Morgan geben da einen Einblick in das Leben von Damen an einem Königshof, leider sind diese Bücher eben nur englisch. Diese Bücher sind zudem nicht gerade der ideale Einstieg in dieses Universum. Spielen tut alles in einer mittelalterlichen Welt mit starker christlicher Kirche, dieser historische Bezug ist meiner Ansicht nach ziemlich authentisch, dazu kommt noch eine esoterische Komponente in Form von Menschen mit besonderen Geistesgaben.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    Ja, die Mutter von Louis XIII war eine Medici. Ich hatte nur meine Zweifel, ob Athos Mutter bei ihr Hofdame gewesen sein könnte, weil Athos schon fünf Jahre gewesen sein muss, als sie nach Frankreich kam, und ich bin mir nicht sicher, ob eine Frau noch Hofdame sein konnte, wenn sie schon verheiratet war und ein Kind hatte. War Athos Vater denn auch ein Musketier?
    Möglich wäre auch, dass Athos Mutter bei der ersten Frau von Heinrich IV Hofdame war, einer Tochter von Katherina de Medici, die Margareth hieß, und von der er sich später wegen Kinderlosigkeit scheiden ließ, um deren cousine Maria de Medici zu heiraten.
    Das mit den Büchern, das gefällt mir, das werde ich wohl auf jeden Fall in meine Geschichte einbauen, gut möglich, dass das damals auch schon gemacht wurde. Diese Serie klingt interessant, ist die noch im Buchhandel erhältlich? Englische Bücher habe ich schon häufiger gelesen, das ist kein Problem für mich. Und es gibt viele gute Romane, auch historische, die bei uns nie erschienen sind, sondern nur in England oder Amerika.

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