Henker im 17. Jahrhundert

  • Mir ist im Roman eine SAche aufgefallen, die ich nicht so ganz verstehe:


    Der Bruder des Henkers von Lillé, der Mylady die Flucht aus dem Kloste ermöglichte, indem er Messkelche stahl, war doch ein Priester, und genau das fand ich etwas seltsam.
    Da dieser Priester der Bruder des Henkers ist, bedeutet das doch, dass er auch Sohn eines Henkers war.
    Ich habe mich viel mit dem Mittelalter beschäftigt, und im Mittelalter war es noch so, dass die Henker Geächtete waren, die nicht unter den anderen Menschen leben durften, das heisst, Kinder eines Henkers durften nur andere Henkerskinder heiraten, und niemand wagte es, einen Henker zu berühren, aus Angst, dann selbst geächtet zu werden.
    Dem Sohn eines Henkers standen nicht viele Möglichkeiten offen, den einzigen Beruf, den er ergreifen konnte, war der des Henkers, denn etwas anderes gestand man ihm nicht zu. Mit der ganzen Familie eines Henkers wollte niemand etwas zu tun haben.
    Im Mittelalter war das noch so, und ich frage mich jetzt natürlich, ob die Henker im 17. Jahrhundert auch noch Geächtete waren, die man lieber mied. Im Roman hatte ich zumindest den Eindruck, da niemand Athos zu dessen Haus begleiten wollte, als er in Lillé ein paar Leute nach dem Weg fragte.
    Aber wenn Henker geächtet waren, wie war es dann dem Bruder des Henkers, der somit auch Sohn eines Henkers war, möglich, Priester zu werden?
    Oder standen den nachgeborenen Söhnen eines Henkers auch andere Berufe offen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, da sie ja Geächtete waren.

  • Das ist eine gute Frage.


    Kennst du 'die Raben von Carcassonne', von E.W. Heine? Da geht es auch um eine Henkersfamilie, aber auch Mittelalter. Ich fand's interessant, dass er auch gewisse Kräuter und Mittelchen einsetzte, um den Verurteilten ihr Los zu erleichtern.


    Nur zur Info, die Stadt heißt Lille, wird aber 'lill' ausgesprochen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, das Buch hab ich vor ein paar Jahren mal gelesen. Ich hatte mal nen Roman, da ging es auch um eine Henkersfamilie, also einen Henker, der eine Frau vor dem Tod rettete, indem er sie heiratete, (damals wurden Frauen, die den Henker heirateten ja von der Todesstrafe verschont), und hinterher erfuhr die junge Frau, dass der Henker in Wirklichkeit eine Henkerin war, und irgendwie lebten die beiden dann ein freies, selbstbestimmtes Leben, soweit das in diesem Rahmen überhaupt möglich war, und eine der Frauen bekam noch ein Kind von einem Liebhaber.
    Kann das dieses Buch gewesen sein? Daran, dass der Henker da Kräuter und Mittelchen einsetzte, kann ich mich gar nicht erinnern, aber es ist auch schon lange her.
    Gut, dass du mich drauf hingewiesen hast, ich hatte den Städenamen nämlich immer mit dem Akzent oder wie das heisst, über dem e geschrieben, weil ich dachte, dass es so richtig wäre. Mit den französischen Namen und Städtenamen tue ich mich immer noch etwas schwer.

  • @Alienor
    Ich glaube, das war das gleiche Buch. Interessant fand ich, dass die Bezeichnung Ketzer von den Katharern abgeleitet wurde, also in der Zeit entstand, in der das Buch spielt. Und interessant ist die Legende mit Maria Magdalena, die kannte ich vorher noch nicht und darauf nimmt ja auch Dan Brown in da Vinci Code/Sakrileg Bezug.


    Über den Wahrheitsgehalt dieser Legende, ebenso wie Josef von Arimathäa in Glastonbury/England, kann man sich streiten. Man kann es glauben, oder auch nicht.


    Obwohl die damals ganz schön weit gekommen sind. Der Jünger Thomas ist bis Indien gereist und hat dort christl. Gemeinden gegründet, das sind die ältesten christl. Gemeinden außerhalb Palästinas. Und das ist keine Legende!

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Es gibt ja auch diesen netten Henker in ´la reine Margot´. Der rettet la Mole und Coconnas, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. (Müsste das Buch mal wieder lesen).

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Astrid


    Dass das Wort Ketzer von den Katharern her kam, das wusste ich auch noch nicht. Sakrileg habe ich gelesen, und fand den Roman sehr spannend, während ich vom Nachfolgeroman "Illuminati" eher enttäuscht war.
    Ich persönlich bin ja der Meinung, dass Maria Magdalena und Jesus nicht unbedingt ein Paar gewesen sein müssen, bin aber davon überzeugt, dass Jesus eine Frau hatte, nur dass das vielleicht nicht Maria Magdalena war.
    In irgendeiner Doku wurde mal gesagt, dass es durchaus möglich ist, dass Jesus verheiratet gewesen sein könnte.
    Das mit Indien wusste ich noch nicht, dass schon ein Jünger von Jesus so weit gekommen war. Ich finde es ja immer wieder beeindruckend, wie heute noch tausende von Menschen einen Mann, der am Kreuz starb, verehren. Ich persönlich glaube, dass Jesus einer von vielen war, die damals gekreuzigt wurden, weil sie sich gegen die Herrschaft der Römer in ihrer Heimat auflehnten. Und ich vermute ja, dass später die Kirche während ihrer Missionierungen Jesus als Opferlamm für die ganze Menschheit darstellte, damit die Menschenopfer in bestimmten Bevölkerungsgruppen aufhörten, man wollte ihnen damals wohl klarmachen, dass es für diese Opferungen nun keinen Grund mehr gäbe, da Jesus ja für alle Menschen am Kreuz gestorben sei. Meiner persönlichen Meinung nach war Jesus nicht Gottes Sohn, sondern einfach ein charismatischer Wanderprediger, der es verstand, die Menschen in seinen Bann zu ziehen, und einige seiner Thesen waren auch wirklich gut, und wurden später von den Päpsten nach deren Gutdünken verändert.
    Wie gesagt, ich will hier aber niemanden, der vielleicht an diese ganze Geschichte wirklich glaubt, beleidigen, wen jemand daran glauben will, ist das ja seine Sache.
    Aber ich hör jetzt besser auf, das wird sonst zu viel OT.


    @Kalou


    La reine Margot hab ich noch nicht gelesen, lohnt sich das denn? Ist es so gut wie Die drei Musketiere?
    Ich finde ja die Epoche von Katherina di Medici und Nostradamus total interessant, und La reine spielt doch genau in dieser Zeit, soweit ich mich erinnere, ich glaube, dazu gabs auch mal nen Film im Fernsehen.

  • Oh ja, das Buch ist wirklich gut. Gehört mit zu meinen dumas´schen Favoriten neben dem Chevalier de maison rouge. Man kann es nicht mit den Musketieren vergleichen, weil die Hauptpersonen nicht so charismatisch sind, aber es ist ein wirklich gutes Buch! Und die Verfilmung mit Isabelle Adjani ist auch sehr gut.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Kalou


    Naja, an die Musketiere kommt ja letztlich kein anderer Roman heran...aber lesen werde ich es auf jeden Fall mal.
    Ich finds ja schade, dass Dumas die Musketiere nicht in der Zeit von Katherina di Medici angesetzt hat, da wäre auch viel Potenzial für ne spannende Geschichte gewesen.

  • @Kalou


    Stimmt, ich glaube unter Katherina di Medici bezeichnete man das Regiment noch als "Hellebardiere", weil sie alle noch mit Hellebarden bewaffnet waren.
    Und "Die drei Hellebardiere", hatte auch nicht so gut geklungen wie "Die drei Musketiere."
    Aber Potenzial wäre auf jeden Fall dagewesen, denn auch damals ist ja viel Spannendes passiert, woraus man einen Roman hätte machen können.

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