Gibt es Fechter unter euch?

  • Liebe Forumsmitglieder,
    es würde mich interessieren, ob sich hier heimlich Fechter (Sport und/oder historisch) herumtreiben - Musketiere und Fechten haben ja,hm, gewisse Bezüge zueinander. Außerdem bin ich in den Beiträgen im FF-Fiction-Bereich auf Fechtszenen gestoßen - wär also interessant, zu wissen, ob die reine fiction sind oder sich auf praktische Erfahrung gründen -

  • Oh, sie existieren doch!
    2Times
    Ich hab da unlängst im FF-Bereich eine Geschichte von Silvia und Kaloubet gelesen, "Das Hauswesen der Musketiere", in welcher eine ziemlich ausführliche Fechtszene vorkam, das hat mich irgendwie verblüfft - außerdem gab es, glaub ich, im Forum mal eine längere Diskussion zu D`Artagnans Lieblingsfinte -
    Bist du Sportfechterin, oder betätigst du dich historisch, auf diesem Gebiet? Oder beides? Pardon, das sind schon wieder so Gewissensfragen -
    Also, bei mir ists so, dass ich der 3 Musketiere wegen, die mich als Kind total fasziniert haben, mit 40 sportmäßig zu fechten begonnen habe (man beachte die zeitliche Verzögerung!) und dann zusätzlich/alternativ bei den Historikern gelandet bin - :S

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • Ich bin sportfechter. Wenn du die Beschreibung der Finte bei Dumas zum Beispiel gelesen hast, kannst du so keinen Unterschied erkennen ob es nun historisch ist oder nicht. Es kochen ja alle mit Wasser. Also, die Aktionen sind schon dieselben, die wir heute machen. Die Regeln sind natürlich anderes und die Geschwindigkeit. Aber da es nicht ums überleben geht und man auch Treffen riskieren kann, die sonst tödlich gewesen wären, sieht der Sport jetzt anderes aus. Erklären, beschreiben kann man eine Fechtszene ohne im Historienfechten/Bühnenfechten tätig gewesen zu sein... Wahrscheinlich sogar besser.


    Die FF-Geschichte habe ich leider nicht bis zu dieser Szene verfolgt.

  • 2Times
    Also grundsätzlich geb ich dir recht, die Basisgrundlagen des Fechtens sind, analog zum menschl. Bewegungsapparat, sicher überall gleich.
    Aber in der historischen Entwicklung und Ausprägung der einzelnen Fechtstile und "Schulen" quer durch die Geschichte zeigen sich doch, auch bedingt durch die jeweiligen Waffenveränderungen, einige Unterschiede in Technik und Intention. Die Musketiere müssten demnach in die Zeit fallen. als italienischer ( Capo Ferro, Salvatore Fabris und Konsorten)und spanischer Rapierfechtstil (Narvaez, Thibaut) en vogue waren. Das heutige Sportfechten mit Florett und Sportdegen geht primär auf den französischen Stil (Liancour etc.) zurück, der ca. Mitte des 17.Jh. aufkam und mit dem Transitional Rapier/Smallsword /Hofdegen gefochten wurde (bei Molière gibt es da eine hübsche Übungs-Fechtszene, also quasi Lektion, im "Bourgeois gentilhomme")- das hat dann übers ganze 19.Jh. hinweg gedauert, bis sich anfangs des 20 Jh. das Sportfechten voll etabliert hat -
    Bühnenfechten ist wieder eine eigene Schiene mit eigenen Regeln und Gesetzen; ich hab da mal einen Workshop mitgemacht - es fühlt sich schon um einiges anders an. 1.Grundsatz, soweit ich das kapiert hab: jede Berührung des Gegners vermeiden.
    In Österreich ist die historische Fechtszene eklatant am Wachsen, man könnte beinahe von einem Boom sprechen, was die Menge der verschiedenen Gruppen und Vereine betrifft, man bastelt an einer international übereinstimmenden Turnierszene mit entsprechenden Statuten usw.. Das Sportfechten fällt dagegen beinahe etwas ab, bezüglich der Anzahl der Fechtvereine hier - zumindest kommts mir so vor.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • Jede Linie benutzt die selben Paraden. Klar, gibt es andere Stile und das es unterschiedliche Waffengattungen gibt ist ja auch logisch. Niemand würde mit einem Florett gegen einen Säbel antreten.


    Ich finde Bühnenfechten, sofern es nicht wirklich professionell gemacht wird witzlos. Das sind meist recht unerfahrene Leute die Lust auf Fasching haben und auf diesen Mittelalterboom aufspringen. Das mag lustig sein und jedem sein Hobby, keine Frage, aber nur dümmlich rumbrüllen, rumfuchteln und sich dann auch noch so übertrieben ernst nehmen... Brrr, da hab ich schon eher Mitleid.


    Ich habe mal eine Tschechische Fechtertruppe live gesehen. Das hatte Hand und Fuss, die haben zwar viel Blödsinn zwischen durch gemacht, aber einfach weil sie es konnten. Ich sag nur Köperspannung. Die haben sich nie an der Schwäche getroffen, sondern immer an der Stärke der Klinge und das im Laufen mit Unterhaltung zwischen durch. Wie gesagt, es gibt solche und solche.


    Wir haben nach einer lektion mal eine std Untericht bekommen im "Kneipenfechten", also ohne Regeln, mit schubsen, treten ect. Ich gestehe, das das richtig reingehauen hat. Ich hab viel gelernt und schön viel blaue Flecke gehabt.

  • 2Times
    also weil du gerade von Linie sprichst:ich erinnere mich noch an mein erstes Fechtseminar auf dem Gebiet der Verdadera Destreza, also spanische Schule - das war für mich voll extrem, weil hier nicht auf gerader Linie, sondern auf dem berühmten spanischen Zirkel, also auf einer Kreisbahn gefochten wird - zusätzlich zu vor-rück kommen noch die Seitwärtsbewegungen in Opposition oder Kontraposition hinzu, schon ein bissl sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man bloß an gerade Linie gewöhnt ist - meine Hirnzellen waren entsprechend geschlaucht!
    Die Tschechen sind meist sehr gut, schaukampfmäßig. Ich konnte da auch mal welche beobachten - meist verwenden sie auch korrekte historische Techniken, für ihre Zwecke adaptiert, au contraire zu bloßem Rumdreschen. Ich geb dir vollkommen recht, was unprofessionelles Bühnenfechten anbelangt - das hat wahrhaftig keinen Sinn, und dieses derzeit sehr angesagte historische Reenactment, wo sich ganze Armeen gegenseitig irgendwie verprügeln, ist mir persönlich zu gefährlich - wer weiß, welchem bierbeschwingten Barbaren man da plötzlich gegenübersteht und von dem womöglich noch brutalst eine aufs Dach kriegt! :pinch:

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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