Der Bastard von Mauleon

  • In den letzten Tagen las ich erstmals den historischen Abenteuerroman „Der Bastard von Mauleon“ von Alexandre Dumas in der Übersetzung von August Zoller aus dem Jahr 1848. Die ersten beiden Bände habe ich dabei original vorliegen, den dritten las ich dann als pdf-Datei auf dem Kindle. Und ich möchte gleich vorweg sagen, der Band hat mir ganz ausgezeichnet gefallen.


    Der Roman dürfte wohl allgemein weniger bekannt sein, obwohl er eigentlich alles bietet, was man sich von einem spannenden historischen Abenteuerroman von Dumas erwartet; eine fesselnde Handlung, Liebe, Intrigen, packende Kämpfe, edle Helden, bitterböse Schurken, Verrat, Mord und tolle Dialoge. Nun ja, letztes ist ja kein Wunder, als Theaterautor hatte Dumas da ja eine sehr gute Schule genossen.


    Bei dem Roman selbst handelt es sich um einen klassischen Ritterroman, der – nach einer kurzen Einleitung, die im Jahr 1388 angesiedelt ist (ebenso dann auch der Epilog) – im
    Jahr 1361 in Portugal beginnt, dann aber recht schnell nach Spanien (bzw. Kastilien) wechselt und danach natürlich auch Frankreich als Handlungsort nicht auslässt. Der Hauptteil des Romans spielt aber in Spanien und schildert den Machtkampf zwischen König Pedro I., wahlweise „der Gerechte“ oder „der Grausame“ genannt und seinem Halbbruder Enrique de Trastámara um den Königsthron von Kastilien. Die Hauptperson ist dabei der im Buchtitel genannte französische Ritter Agenor von Mauleon, der von Frankreich nach Coimbra reist, um dort in die Dienste seines Freundes Don Federigo, den Großmeister von San Jago, einem weiteren Halbruder von König Pedro, reist und diesem dann sofort nach Sevilla reist. Dort erlebt Agenor mit, wie sein Freund Don Federigo vom König ermordet wird, weil er die vom König verstoßene Blanche de Bourbon, dessen junge ranzösische Ehefrau, liebt und ihr von ihrem Verbannungsort in Medina-Sidonia zur Flucht verhelfen wollte. Der letzte Wille Don Federigos ist, dass Agenor die junge Französin
    rettet. Doch, ich muss jetzt ein wenig spoilern, da ein Teil der Motivation für die folgenden Handlung eng damit zusammenhängt, es gelingt ihm nicht. Dem letzten Willen von Blanche de Bourbon folgend reist Agenor nun nach Spanien zurück, wo er ihrer Schwester Jeanne de Bourbon, der Gattin von König Karl V. ihren Ring bringen soll. Am Hof des Königs erblickt er diesen in tiefer Sorge, einerseits hat er, trotz eines Waffenstillstands, Ärger mit den Engländern und noch mehr mit den sogenannten Grandes Compagnies, durch Frankreich marodierende entlassene Söldnerhorden.


    Bei Agenors Ankunft am französischen Hof, ist der König gerade dabei, seinem besten Ritter Bertrand du Guesclin die Würde des Connétable von Frankreich zu übertragen. Als der König nun von Agenor erfährt, das König Pedro I. seine Ehefrau Blanche de Bourbon ermorden lassen hat, möchte Karl V. natürlich Rache dafür nehmen und gegen Spanien in den krieg ziehen. Nur woher soll er die Truppen und auch das Geld dafür nehmen? Agenor schlägt vor, die Grandes Compagnies dafür zu gewinnen und der frischgebackene Connétable von Frankreich, Bertrand du Guesclin, soll ihn begleiten und wenn möglich den Oberbefehl übernehmen. Es gelingt und der Zug nach Spanien beginnt. Agenor nimmt natürlich auch daran teil, denn er verfolgt ein ganz eigenes Ziel. Neben der Rache für die Ermordung seines freundes Don Federigo ist es die Liebe; denn er hat sich bei seiner ersten Reise in eine Maurin verliebt; doch diese ist leider ausgerechnet die „Tochter“ seines ärgsten Feindes dort, dem Mauren Mothril, dem einflussreichsten Berater und später
    Ersten Ministers von König Pedro I.


    Dies alles vermischt Dumas in seiner üblichen Weise mit den historischen Tatsachen rund um den Kampf um den Kampf um den Königsthron von Kastilien. Und so bietet der Roman auf beinahe 800 Seiten ausgesprochen gute Unterhaltung. Wer also das Glück hat, den Roman einmal in den Händen zu halten, sollte ihn dann auch lesen.

  • Vielen Dank, Predantus, das klingt interessant. Die PDFs dieser Fassung hatte ich mir kürzlich auch schon bei GoogleBooks heruntergeladen, habe aber noch nicht reingeschaut. Darf ich fragen, welchen Kindle Du verwendest?

  • Predantus: Wie ist das mit der Darstellung der PDF-Seiten? Kann man eine Seite als Ganzes noch vernünftig darstellen oder muss man beim Lesen einer Seite mehrmals "blättern"?

  • @charlie, das kann man einstellen. Bei ganzer Seitenansicht ist es in etwas genauso groß, wie damals bei den alten Büchern, vielleicht minimal ein wenig kleiner, aber nicht wirklich viel. Fällt eigentlich nicht auf. Man kann es auch skalieren, z.B. auf Spaltenbreite, dann muss man aber ein wenig scrollen, bzw. noch mehr wenn man darüber hinaus vergrößert. Aber man kann die Dumas-Sachen wirklich ganz gut in der Standardarstellung lesen, wo jeweils die ganze Seite angezeigt wird.

  • Predantus


    Danke für diesen interessanten Buchtipp. Ein Ritterroman von Dumas..das ist für mich als begeisterter Mittelalterfan genau das Richtige. :thumbup:
    Der kommt auf jeden Fall auch auf meine Liste noch zu lesender Dumasromane. :thumbup:

  • Danke, Predantus. Ich hab' ja doch inzwischen eine Menge von den PDFs und da ist es wohl doch besser, mal über einen eBook-Reader nachzudenken, statt alles zu drucken und zu binden.

  • @Charlie


    Wenn man bedenkt, wie viele Werke Dumas veröffentlicht hat, ist es wohl wirklich günstiger, sich die Romane auf ein E-Book zu laden.
    Ich werd mir auch bald mal eines anschaffen, (obwohl ich ja bisher immer eher dagegen war), da man so doch leichter an die schwer zu bekommenden Romane kommt.

  • Ich habe jetzt auch antiquarisch die ersten beiden Originalbände der Ausgabe von 1848 erwerben können. Der erste Band enthält das 1. bis 4. "Bändchen", der zweite Band enthält das 5. bis 8. "Bändchen". So bin ich also auch beim Lesen nur beim letzten Teil (9. bis 11. "Bändchen") auf das PDF angewiesen. Es scheint, dass dieser letzte Teil schwer zu bekommen ist. Meine Exemplare der beiden ersten Teile sind in einem für ihr Alter sehr ordentlichen Zustand und die beiden Bücher haben zusammen nur 12,- € gekostet. Wieder eine schöne Bereicherung für die heimische Bibliothek.

  • @Charlie


    Wow...für 12 Euro, das ist ja echt günstig. In welchem Antiquariat hast du die denn gekauft?
    Bei dem Preis hätte ich auf jeden Fall auch zugegriffen..ich hätte nicht gedacht, dass man die Originalbände so günstig bekommen kann.
    Das freut mich für dich, dass du die Bücher so günstig bekommen hast. Gab es denn dort noch mehr alte Ausgaben von Dumas Romanen zu so einem günstigen Preis?

  • Es war das Antiquariat Neugebauer in Wien. Ich habe zudem noch "Das Halsband der Königin" erworben, also die Fortsetzung von "Cagliostro", komplett in drei Bänden gebunden, ebenfalls die Originalausgabe aus dem Jahre 1849, Übersetzung August Zoller. Das war allerdings nicht ganz so billig, 66,- € haben die drei Bände zusammen gekostet. Aber auch die sind sehr gut erhalten. Worüber ich staunen musste war, wie kleinformatig die Bücher doch sind, den PDFs merkt man das ja nicht an. Die Originale sind im Format eher so wie Reclam-Hefte (nur viel dicker natürlich) und dabei mit sehr kleiner Schrift bedruckt.

  • @ Charlie


    meinen Glückwunsch zu den Erwerbungen. Es entspricht im Übrigen auch meinen Beobachtungen und auch Erfahrungen, dass die alten Dumas-Bände, wenn die Romane nicht vollständig sind, also einzelne Bände fehlen, durchaus sehr preiswert zu bekommen sind. Aber wehe, die Romane sind vollständig und alle Bände vorhanden, dann kann es schon mal schnell in dreistellige Preisbeträge hochgehen.


    Man kann also durchaus versuchen, sich die Romane auch so zusammenzusammeln. Ist aber dann eine sehr langwierige und unsichere Angelegenheit.

  • @ Predantus:


    Bei der Sortierung der Werke nach Handlungszeitraum ist mir folgendes aufgefallen: Es gibt bei GoogleBooks ein Werk "Agenor und die Maurin", das an den "Bastard von Mauleon" anschließt. Ich finde aber keinen französischen Titel dazu. Kann es sein, dass der Originalroman "Le Bâtard de Mauléon" im Deutschen auf die zwei Romane "Der Bastard von Mauleon" und "Agenor und die Maurin" aufgeteilt wurde? Oder habe ich was übersehen?

  • @ Charlie,


    Das ist quasi das was der dritte Band der Zoller-Übersetzung ist. Allerdings fehlt da die abschließende Rahmenhandlung. Da wurde also der Gesamtroman offenbar in drei Einzelbände mit unterschiedlichen Titeln gepackt.

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