Beiträge von Predantus

    Nach längerer Zeit möchte ich heute mal wieder einen der historischen Abenteuerromane jenseits der Musketier-Romane von Dumas vorstellen. Diesmal handelt es sich um den Roman „Der Chevalier d’Harmental“, der etwas früher als „Die drei Musketiere“ entstanden ist und zu den ersten Werken seiner wohl bedeutendsten Schaffensphase gehört.


    Eigentlich schulde ich an dieser Stelle ja noch eine Besprechung zum Roman „Die Fünfundvierzig“, aber da fällt es mir echt schwer, etwas zu schreiben, ohne gleich doch noch zu viel vom Inhalt der „Dame von Monsoreau“ zu verraten. Aber vielleicht finde ich ja da noch die richtige Wortwahl.


    Dieses Mal geht es also um den „Chevalier d’Harmental“, einen Roman, der zur Zeit der sogenannten Regentschaft spielt. Ludwig XIV. ist tot und sein Sohn Ludwig XV. noch zu jung, um die Regierungsgeschäfte zu führen. Diese Geschäfte werden vom Regenten Philipp von Orléans ausgeführt, der damit dem Herzog von Maine vorgezogen wurde. Davon ist Letzterer wenig begeistert; noch weniger seine Frau, sodass man eine Verschwörung plant, die zum Ziel hat, den Regenten abzusetzen. In dieses Intrigenspiel gerät auch der Titelheld Raoul d’Harmental. Der sich aus alter Loyalität der Sache der Herzogin von Maine verschreibt. Er übernimmt die Aufgabe, den Regenten zu entführen, um ihn nach Spanien zu schaffen. Um ungestört den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, bezieht Raoul eine neue Wohnung, wo er schon bald von seiner Nachbarin, der schönen Bathilda kennen und lieben lernt.


    In der Folge stellt sich ihm die Frage, wem gehört nun seine Loyalität? Den Verschwörern? Bathilda? Oder gibt es einen Zwischenweg?


    Nun, das möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Ich kann den Roman natürlich nur empfehlen, der nach meiner Meinung zu den besten historischen Abenteuerromanen Dumas’ gezählt werden kann. Es gibt sogar ein kleines Aha-Erlebnis für Musketierfreunde. In einer kurzen Szene tritt ein Museketierkapitän mit sehr bekanntem Namen auf; ein Angehöriger einer Landadelsfamilie aus der Gascogne, deren Angehörige immer wieder bei den Museketieren dienten und die den Namen d’Artagnan tragen. Wir haben es hier also mit einem Nachkommen des Helden aus den „Drei Musketieren“ zu tun.

    Das Buch kostet 14,50 € als Taschenbuchausgabe. Ist zwar teurer als die Bücher aus einem Publikumsverlag, aber die können auch gleich große Auflagen drucken lassen. Hier werden sie ja individuell nach Bestelleingang gedruckt. Bei den großen Onlinehändlern ist das Buch ja schon gelistet, allerdings noch mit Wartezeit; also noch nicht auf Lager. Muss Erfahrungsgemäß immer erst mal einer bestellt haben, bevor es auf Lager genommen wird. Lieferbar ist es auf jeden Fall aber schon.

    Falls sich jemand dafür interessieren sollte und da nicht damit zu rechnen ist, dass sich ein großer Verlag des Romans annehmen wird, habe ich mich mal erbarmt und mir vorzeitig den Wunsch erfüllt, den Roman in meinem kleinen Hobbyverlag als Taschenbuchausgabe im Print-on-demand-Verfahren (aber natürlich mit ISBN) neu zu publizieren. War natürlich eine Heidenarbeit, die länger als ein Jahr gedauert hat: Text digitalisieren, Umwandeln in neue Rechtschreibung und Grammatik und dabei doch den Charakter der alten Übersetzung weitgehend beizubehalten, zahlreiche erklärende Fußnoten und als kleines Sahnehäubchen konnte ich noch eine französische Ausgabe von 1860 mit insgesamt fünf Holzstichen erwerben, sodass nun diese Bilder den band noch ein bisschen aufhübschen. Damit habe ich dann ein alten Texten wieder verfügbar gemacht; obwohl Dumas (zumindest das erste Buch) nicht wirklich gut läuft. Aber das Verlegen von zwei, drei Buchtiteln pro Jahr ist es nur ein Hobby um mal den einen oder anderen alten Text wieder allgemein zugänglich zu machen.

    Nachdem ja der Roman „Die Königin Margot“ schon ein eigenes Thema hat, wird es Zeit, auch mal einen kleinen Blick auf die erste Fortsetzung „Die Dame von Monsoreau“ zu werfen. Die Handlung beginnt im Jahr 1578. Heinrich III. – ich verwende jetzt mal der Einfachheit halber die eingedeutschten Namen – ist mittlerweile König von Frankreich und hat sich allerlei politischer Feinde zu erwehren; zum einen seinen Bruder Franz d’Anjou und dann auch noch die Familie der Guise, die zwar vorgeben, Franz zu unterstützen, diesen aber nur als Marionette benutzen wollen, um letztendlich selbst den Thron zu erringen. Diesen Kontrahenten stehen verschiedene Helfer zur Verfügung, die jeweils aktiv für die Sache ihres Herrn eintreten. Dies sind auf Seiten des Königs die sogenannten Mignons, Edelleute, die in besonderer Gunst des Königs standen, und dessen Hofnarr Chicot. Auf der Seite von Franz stehen unter anderen der Edelmann Bussy und scheinbar auch der Graf von Monsoreau, der aber eigentlich mit der Familie Guise sympathisiert. Neben diesem gibt es auch noch den Bruder Gorenflot, ein feiger, egoistischer, verfressener und sauffreudiger Mönch, der offen für die Sache der Guise eintritt. Die wichtigsten Figuren und Sympathieträger im Roman sind von den Genannten sicherlich der Hofnarr Chicot, der so manche Intrige gegen seinen Herrn aufdeckt und der Edelmann Bussy. Letzterer wird während der Nacht von mehreren Angreifern attackiert und schwer verwundet. Mit letzter Kraft kann er sich in ein Haus retten, bevor er zusammenbricht und von der Hausherrin, der schönen Diane von Meridor gesund gepflegt wird. Es kommt, wie es bei Dumas kommen muss, Bussy und Diane verlieben sich ineinander, wobei es vorher die eine oder andere Schwierigkeit zu überwinden gibt, die darin begründet liegt, dass Diane von mehreren Männern begehrt wird; von Franz d’Anjou, der sie, koste es was es wolle, zu seiner
    Mätresse machen möchte und dafür auch vor Gewalt nicht zurückschreckt und auch vom Grafen von Monsoreau, der sie unter dem Vorwand, sie vor Franz zu beschützen, in eine Ehe zwingt. Diane willigt ein, verweigert dem Grafen aber letztendlich den Vollzug der Ehe, sodass sie sich Bussy noch als Jungfrau hingeben kann. Allerdings bleibt diese Liaison nicht verborgen und sowohl Franz als auch der Graf von Monsoreau schmieden finstere Pläne gegen Bussy, deren Ausgang geschichtlich belegt ist. Der Roman gipfelt im sogenannten Duell der Mignons, das in der französischen Geschichte sehr populär geworden ist.


    Ich persönlich fand den Roman noch besser als „Die Königin Margot“ und kann ihn jedem Dumas-Fan nur wärmstens ans Herz legen. Man muss dafür nicht unbedingt „Die Königin Margot“ gelesen haben, da es außer einem Teil des genutzten Figurenensembles keine wirklichen Überschneidungen gibt. Und auch das Ende ist ganz rund gestaltet, sodass man auch nicht unbedingt den dritten Band, „Die Fünfundvierzig“ lesen muss, obwohl dieser die Handlung eigentlich direkt fortsetzt; aber hätte Dumas diesen dritten Band nie geschrieben, würde das Buch einen durchaus nachvollziehbaren Schluss haben. Wie schon im ersten Band sind die meisten der auftretenden Personen historisch belegt; neben den genannten gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit Katharina von Medici und Heinrich von Navarra, die allerdings beide nicht mehr die zentralen Rollen spielen, die sie noch in „Die Königin Margot“ hatten. Für mich ohne jeden Zweifel eines der besten Bücher von Dumas überhaupt und es ist mir unverständlich, weshalb es sich neben den „Musketieren“, dem „Graf von Monte Cristo“ aktuell nicht im Programm wenigstens eines Verlages befindet und auch seit so langer Zeit überhaupt nicht mehr angeboten worden ist.

    Mit dem heute vorgestellten historischen Abenteuerroman von Dumas begeben wir uns auf deutschen Boden, und zwar gleichzeitig ins Mittelalter und an den Rhein. Der Roman „Otto der Schütz“ erschien 1840 in Frankreich unter dem Titel „Orthon l’Archer“ und wurde 1849 hierzulande von Wilhelm Ludwig Wesché ins Deutsche übersetzt im Kollmann-Verlag verlegt. Es ist eine Rittergeschichte mit einigen fantastischen Einlagen, die im Jahr 1340 beginnt und auch endet.


    Auf dem Schloss Godesberg ist der Landgraf Ludwig der Godesberg der Verzweiflung nahe da er vermutet, dass seine Ehefrau Emma fremdgegangen ist, denn ihr gemeinsamer Sohn Otto – (ist Otto wirklich die korrekte Übersetzung des Namens Orthon?) – sieht einem alten Bekannten seiner Gattin so ähnlich, als wären sie Zwillingsbrüder, die sich nur durch das Alter unterscheiden. Weil der Landgraf diesen Gedanken nicht ertragen kann, verbannt er beide ins Kloster. Auf dem Transport dorthin gelingt Otto die Flucht und er beginnt ein Leben als Bogenschütze, was ihn in die Dienste des Fürsten Adolph von Kleve führt, dessen Tochter schon bald ein Auge auf den jungen, begabten Mann wirft. Sehr zum Leidwesen ihres verlobten, des Grafen von Ravenstein. Dies führt in der Folge zu einigen dramatischen Verwicklungen, bevor sich die Geschichte dem Ende entgegenneigt und … aber das möchte ich hier eigentlich gar nicht verraten, um eventuellen Lesern nicht die Spannung zu nehmen.


    Ein typisches Dumas-Werk, das sich sehr gefällig lesen lässt, auch wenn es vielleicht kein großes schriftstellerisches Meisterwerk ist.

    Heute möchte ich abermals eine der Gegenwartsgeschichten von Dumas vorstellen. Im Gegensatz zu den bisherigen Erzählungen, Novellen und Romanen dieser Art tritt Dumas diesmal nicht nur als eine Randfigur auf, sondern ist aktiv am erzählten Geschehen beteiligt. Es handelt sich dabei um den Roman „Eine korsische Familie von 1844, der in
    Frankreich unten den Titeln „Les Frères corses“ und „Une famille corse“ erschien und uns ins Jahr 1841 führt. Mir selbst liegt er in der Übersetzung von August Zoller aus dem Jahr 1847 vor.


    Während einer Rundreise über Korsika quartiert sich Dumas für eine Nacht bei einer gastfreundlichen Familie ein und gewinnt dabei die Freundschaft des Sohnes, sodass dieser ihn auf eine für den Autor aufregende Mission mitnimmt. Nach seiner Rückkehr nach Paris lernt er den dort lebenden Zwillingsbruder des neuen Freundes kennen, der kurz darauf in einen dramatischen Liebeshändel verwickelt wird, in dessen Folge sein auf Korsika verbliebener Bruder sich gezwungen sieht, ebenfalls nach Paris zu kommen.


    Es handelt sich bei der Geschichte um eine kurzweilige Erzählung um Ehre und Blutrache, die mit ihren etwa 120 Seiten zwar nicht sehr lang, aber doch recht spannend ist.

    Bei dem Roman ist es wirklich sehr schade. Es gibt meines Wissens derzeit auch keine pdf-Datei, die man irgendwo online einsehen kann.

    Nein im Handel gibt es die Geschichte meines Wissens derzeit nicht. Sie ist Bestandteil einer Sammlung von Erzählungen mit dem Titel "Anthonys Erinnerungen", wurde aber glaube ich auch in anderen Sammlungen abgedruckt.


    Im Handel bekommt man von den von mir zuletzt vorgestellten Erzählungen derzeit nur "Eine Amazone" und "Marie Dorval", die beide in einem Band enthalten sind. In Letzterer tritt Dumas auch persönlich auf.

    Der diesmal von mir vorgestellte Roman führt den Leser ins Spanien des 16. Jahrhunderts, und es handelt sich dabei um eine klassische Mantel- und Degengeschichte die im Wesentlichen im Jahr 1519 spielt, mit mehreren Rückblicken aber einen Gesamtzeitraum von 1492 bis 1519 abdeckt.


    Es ist die Geschichte des jungen Adligen Don Fernand, der durch sein aufbrausendes Wesen in eine schlimme Lage gerät und sich nur dadurch aus der Affäre ziehen kann, dass er in die Berge flieht, wo er schon bald zum Anführer einer Räuberbande aufsteigt, der überall nur als El Saltaedor bekannt ist. Eines Tages geraten Don Inigio Velasco und dessen Tochter Doña Flor in dessen Gewalt. Weil sich Don Inigio, der ab 1492 Kolumbus auf seinen Reisen begleitete und sich dort in eine Indianerin verliebte und sie auch heiratete, tapfer zur Wehr setzt, gewinnt er die Sympathie von Don Fernand, dem berüchtigten El Salteador. Der Räuber erzählt Don Inigio seine Lebensgeschichte, woraufhin dieser Don
    Fernand verspricht, sich bei König Karl V. für ihn einzusetzen und eine Begnadigung zu erwirken. Don Fernand lässt Don Inigio und seine Tochter wieder frei. Zeitgleich schickt der König eine starke Truppe von Männern in die Berge, damit sie dort unter den Räubern aufräumen und wieder für Ruhe und Ordnung sorgen. So ist es nur eine Frage der Zeit, wer am Ende schneller ist. Aber schon kurz nach Don Inigios Abreise werden die Räuber von den Häschern eingekesselt und Don Fernand kann ihnen vorläufig nur deshalb entkommen, weil ihm die Zigeunerin Ginesta, die ihn heimlich liebt, zu einem sicheren Ort führt. Hier lässt sie ihn allein, um sich ebenfalls beim König für ihn einzusetzen. Wie sie es
    anstellen will, sagt sie nicht, doch Ginesta hat ein Geheimnis, welches ihr große Macht verleiht; eine Macht, der sich auch der König beugen muss. Ob ihr ihre Mission gelingt und ob auch Don Inigio sein Versprechen hält, erfährt man dann beim weiteren Lesen, und ich kann versprechen, dass der Roman damit noch lange nicht zu Ende ist, denn die Ereignisse spitzen sich noch dramatisch zu.


    Es ist wieder ein Dumas-Roman der all die Elemente enthält, die man in einem seiner historischen Abenteuerromane zu finden hofft. Liebe, verzwickte Entwicklungen, mitreißende Degenduelle und einen strahlenden Helden. Leider ist der Roman heute nicht mehr so leicht zu bekommen und auch antiquarisch recht selten. Ich besitze ihn als Doppelband aus dem Hartleben-Verlag, zusammen mit dem Roman „Das Brautkleid“, in einer Übersetzung von August Diezmann aus dem Jahr 1854.

    Die Erzählung „Ein Maskenball“ ist wieder eine jener Gegenwartserzählungen von Dumas, in deren Rahmenhandlung er höchstpersönlich auftritt; hier als Zuhörer eines verwirrten Freundes, der ihm eine kurze, aber hochdramatische Geschichte erzählt. Kurz kann man hierbei ruhig wörtlich nehmen, denn es ist die kürzeste Erzählung von Dumas, die ich bisher kenne. Doch trotz ihrer Kürze enthält sie den Stoff, mit dem man einen ganzen Roman hätte füllen können.


    Die Erzählung selbst wurde im Jahr 1835 unter dem Titel „Un Bal masqué“ publiziert und noch im gleichen Jahr von einem anonymen Übersetzer ins Deutsche übertragen. Dies ist auch dir mir bekannte Fassung.


    Die Geschichte beginnt damit, dass Dumas, der beim Arbeiten eigentlich nicht gestört werden möchte, Besuch von einem Freund erhält, der völlig aufgelöst ist. Es gelingt Dumas diesen so weit zu beruhigen, dass er ihm den Grund für seine Konfusion erzählen kann. Alles begann mit einem Maskenball in der Pariser Oper, den der Freund besuchte und der diesen aufgrund seiner Ausgelassenheit sehr schnell anwiderte. Er verließ den Ball um sich dem aufgedrehten Treiben zu entziehen und begegnete am Eingang einer völlig konfusen jungen Frau, die unbedingt zu dem Fest möchte, aber aus Geldmangel nicht eingelassen wird. Dumas’ Freund nimmt sich ihrer an und begleitet sie auf deren Bitte sogar. Nun erfuhr er von der Dame, dass sie keinesfalls ihr Vergnügen hier sucht, sondern ihren Ehemann, von dem sie vermutet, dass er sich mit einer anderen abgeben könnte. Und ihre Vermutung bewahrheitet sich, als sie ihn kurz darauf in Begleitung einer anderen Dame erblickt. Sie folgt ihm und sieht, wie er sich mit der Fremden in eine der Opernlogen zurückzieht. Beim Lauschen an der Tür werden all ihre Befürchtungen zur Gewissheit. Was darauf folgt entwickelt sich zu einer richtigen kleinen Tragödie. Wer also wissen will, wie es weiter geht, dem sei die Lektüre der kleinen Geschichte empfohlen.


    Die Geschichte ist nicht datiert, dürfte aber, wie ähnliche frühe Prosaerzählungen von Dumas in etwa auch in der Zeit angesiedelt sein, in der er sie niederschrieb, also irgendwann zwischen 1830 und 1835.

    Da ich die Geschichte von „Gabriel Lambert“ bereits im Thread zu den beiden Erzählungen „Eine Amazone“ und „Marie Dorval“ bereits kurz angesprochen habe, möchte hier nun etwas genauer darauf eingehen.


    Die Geschichte beginnt im Jahr 1835 mit einer Reise von Dumas nach Toulon, wo er in Ruhe sein Stück „Kapitän Paul“ zu Papier bringen möchte. Bei einem Ausflug begegnet er einer Gruppe von Kettensträflingen; der der Gefangenen kommt ihm dabei bekannt vor, aber er weiß nicht mehr, wo er ihm begegnet ist. Gleichzeitig wird er auch von dem Sträfling erkannt, der Dumas am nächsten Tag eine kurze Nachricht zukommen lässt, in der ihn bittet, niemanden zu erzählen, dass er ihn, den Sträfling, gesehen hat. Dafür verspricht der Gefangene Dumas noch vor seiner Abreise zu erzählen, unter welchem Namen sie sich ein paar Jahre zuvor kennengelernt haben. Der Brief ist mit dem Namen Gabriel Lambert unterzeichnet. Der Name sagt Dumas nichts, aber er bleibt am Ball und erfährt so die Geschichte Gabriel Lamberts und weshalb er diesen in Toulon als Sträfling wiederfindet. Die Geschichte die nun folgt liegt einige Jahre zurück und schildert das Leben des aus einfachen Verhältnissen kommenden Gabriel Lambert, der in Paris gerne zur Oberschicht gehören müsste und dafür ein Verbrechen begeht, dass eigentlich mit dem Tode bestraft wird. Worum es sich dabei handelt, möchte ich nicht erzählen, um die Spannung nicht zu zerstören, aber die einleitende Rahmenerzählung deutet ja bereits darauf hin, dass er erwischt wurde und ihm dabei tatsächlich fast die Todesstrafe blüht.


    Dumas erzählt nun diese ganze Geschichte in einem Rückblick und auch, wie er Gabriel Lambert dann 1842 ein weiteres Mal aufsuchen möchte.


    Diese Geschichte gehört für mich zu den wirklich sehr guten Dumas-Texten, in der er sogar ein wenig Gesellschaftskritik einfließen lässt und die wohl nicht umsonst zu jenen Texten gehört, die in der Vergangenheit hierzulande recht häufig in den verschiedensten Übersetzungen verlegt wurde.


    Noch zur Statistik, die Geschichte umfasst die Jahre 1831 bis 1842.

    1435 - 1483 Charles le Téméraire – Karl der Kühne (eine deutsche Übersetzung liegt mir vor; ist aber kein Roman sondern ein Geschichtswerk; dass sind bei Dumas so eine Art Biografien, die zwar ein bisschen wie Romane geschrieben sind, aber nur sehr wenige echte Dialoge enthalten und nur bestimmte geschichtliche Abläufe nacherzählen. Es gibt davon eine ganze Menge solcher Texte bei Dumas)


    1539 - 1545 Ascanio – Ascanio (es gibt eine Übersetzung von 1844 im Kollmann-Verlag)


    1793 - 1799 Les Blancs et les Bleus – (hier bin ich mir nicht sicher, ob es seine deutsche Übersetzung gibt; im Kollmann-Verlag gab es einen Band mit dem Titel „Georg oder Farbige und Weiße“; vielleicht ist er es)


    1799 - 1800 Les Compagnons de Jéhu – Die Genossen Jehus (es gibt mehrere deutsche Übersetzungen, eine von 1857 liegt mir vor; übrigens ist dann der dritte Band „Der Graf von St. Hermine“)

    Heute möchte ich an dieser Stelle mal zwei kürzere Dumas-Erzählungen vorstellen, die ich deshalb in einem Thema zusammenfasse, weil sie derzeit zusammen in einem Buch zusammen zu bekommen sind. Dabei handelt es sich um die Erzählungen „Eine Amazone“ und „Marie Dorval“.


    Beide Geschichten spielen in Dumas Gegenwart und in der zweiten hat er sogar selbst mehrere Auftritte. Doch gehen wir der Reihe nach.


    „Eine Amazone“ ist eine Erzählung, die ich in der Übersetzung von Wilhelm Ludwig Wesché kenne, die 1847 im Kollmann-Verlag (zusammen mit „Gabriel Lambert“) erschien. Im Französischen erschien sie bereits 1845 unter dem Titel „Une Amazone“ und dann noch einmal 1862 unter dem Titel „Herminie“. Sie schildert eine Episode aus dem Leben eines jungen Stutzers namens Edouard Didier, der förmlich vom Glück verfolgt wird. Er hat viele Freunde, eine junge Geliebte und auch sonst alles, was man zu einem angenehmen Leben braucht. Er hat offenbar nur ein Problem, dass er sich in der jeweils gegebenen Lebenssituation immer irgendwann zu langweilen beginnt. Und so beginnt die Geschichte damit, dass er sich eine neue Wohnung sucht und dabei auch fündig wird. Es dauert nicht lange, bis er geheimnisvolle Nachrichten von einer Unbekannten bekommt, die, wie er bald feststellt, von der Bewohnerin des Nachbarhauses stammen, die ihm später ganz offene Avancen macht, auf die er eingeht, da sie ihm ein reizvolles Abenteuer versprechen. Dies wird noch um so reizvoller, da er allabendlich sein Leben wagen muss, um zu ihr zu gelangen. Aber er ist zufrieden mit diesem neuen Leben, bis auch da irgendwann die Langeweile zurückkehrt. Dies hat sehr dramatische Folgen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte, um nicht die Spannung zu zerstöre. Es ist im Ganzen eine wirklich sehr kurzweilige Erzählung.


    Von ganz anderer Art ist die Geschichte um „Marie Dorval“ die 1855 unter dem Titel „La Dernière année de Marie Dorval“ erschien und von der mir die Übersetzung von August Schrader vorliegt, die 1856 im Kollmann-Verlag erschien. Die Geschichte schildert recht ausdrucksstark das letzte Lebensjahr der bekannten und beliebten Schauspielerin Marie Dorval, mit der Dumas eng befreundet war. Nach einem schweren Schicksalsschlag fällt die gefeierte Schauspielerin in eine tiefe Depression, die ihr und ihrer Familie alles abfordert und die Maria Dorval auch das Leben kostet. Dies kann ich an dieser Stelle ruhig schon verraten, denn es geht in der Erzählung auch darum, dass es den Hinterbliebenen viel Mühe bereitet, den letzten Wunsch der verstorbenen zu erfüllen; nämlich dass sie ein vernünftiges Grab bekommt und nicht in einem anonymen Armengrab endet. Und Dumas selbst macht sich als handelnde Person dafür stark, dass das nötige Geld dafür zusammenkommt, denn die Angehörigen der Schauspielerin können dies nicht mehr leisten, da im letzen Leidensjahr der Künstlerin alle Ersparnisse aufgebraucht worden sind. Die Geschichte fließt durchaus kurzweilig dahin, enthält aber, im Gegensatz zu vorangegangenen Erzählung, nicht wirklich viele Spannungsmomente. Der Höhepunkt ist vermutlich die Szene mit der Umbettung auf dem Friedhof, in der Dumas dann doch wieder zur Höchstform aufläuft und eine Schilderung abliefert, die durchaus spannend und an dieser Stelle auch sehr fesselnd ist.


    Nun zum Abschluss noch ein wenig Statistik für Charlie zur Datierung der besprochenen Dumas-Werke. „Eine Amazone“ wird im Text mit 184… datiert, was sich aufgrund des Erscheinungsjahres mit zwischen 1840 und 1845 interpretieren ließe. Nun wird es aber interessant, in der französischen Neuauflage von 1862 hat er dieses Datum in 185… geändert, vermutlich um zu vertuschen, dass es schon eine sehr viel ältere Auflage gab. „Marie Dorval“ spielt im Wesentlichen in den Jahren 1848/49 und reicht mit dem familiären Nachspiel wohl auch noch bis ins Jahr 1850 hinein.

    @Charlie,


    "Der Vicomte von Montgomery" ist nur ein Teil von "Die beiden Dianen" und es scheint so, als wäre der Band nur bei diesem Verlag in unterschiedliche Titel aufgeteilt worden zu sein; ähnlich wie bei "Der Bastard von Mauleon". Die Fortsetzung von "Die beiden Dianen" ist "Der Page des Herzogs von Savoyen", obwohl sich beide Bände zeitweise im Handlungszeitraum überschneiden.

    @ Charlie,


    Das ist quasi das was der dritte Band der Zoller-Übersetzung ist. Allerdings fehlt da die abschließende Rahmenhandlung. Da wurde also der Gesamtroman offenbar in drei Einzelbände mit unterschiedlichen Titeln gepackt.

    @ Alienor


    "Quo vadis?" stammt aus dem Jahr 1895 und ist nach meiner Meinung ein sehr gut zu lesender Roman. Um einiges fesselnder als "Ben Hur". Auch besser als "Akte". Den Roman "Akte" von Dumas gibt es derzeit nur antiquarisch, allerdings sind beide von mir genannten Versionen relativ einfach zu bekommen und nicht so teuer. Es gibt auch noch eine ganz alte Übersetzung aus dem Kollmann-Verlag unter dem Titel "Aktäa", die irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen ist. Die habe ich aber bisher nirgendwo im Angebot gesehen. Und wenn sie mal auftaucht, dürfte sie teuer sein.


    @ Charlie


    Hier in der Bibliographie findest du einige Daten zu Handlungszeiträumen. Sind aber nicht alle in der Tabelle datiert. Bei einigen muss man auch einen Blick in die Inhaltsbeschreibungen werfen:


    http://www.cadytech.com/dumas/works.php

    @ Charlie


    meinen Glückwunsch zu den Erwerbungen. Es entspricht im Übrigen auch meinen Beobachtungen und auch Erfahrungen, dass die alten Dumas-Bände, wenn die Romane nicht vollständig sind, also einzelne Bände fehlen, durchaus sehr preiswert zu bekommen sind. Aber wehe, die Romane sind vollständig und alle Bände vorhanden, dann kann es schon mal schnell in dreistellige Preisbeträge hochgehen.


    Man kann also durchaus versuchen, sich die Romane auch so zusammenzusammeln. Ist aber dann eine sehr langwierige und unsichere Angelegenheit.