Beiträge von Predantus

    Heute möchte ich mal kurz einen Dumas-Roman vorstellen, der uns ins alte Rom bringt; genauer in die Zeit von Kaiser Nero. Der Roman heißt „Akte“ und die Hauptperson ist dementsprechend auch die historisch belegte Figur der gleichnamigen Geliebten des römischen Kaisers.


    Der Roman beginnt im Jahr 57 in Korinth, wo die junge Akte die Ankunft eines gewissen Lucius miterlebt, der sie sofort fasziniert. Erst später bemerkt sie, dass es sich dabei um niemand geringeren als den römischen Kaiser Nero handelt, der nach Griechenland gekommen ist, um als Athlet an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Sie folgt ihm nach Rom als seine Geliebte und erlebt mit, wie sich der Kaiser zu jenen Unhold entwickelt, wie man ihn nach der Lektüre von Suetons Kaiserbiografie oder „Quo vadis?“ von Henryk Sienkiewicz zu kennen glaubt.


    Und in der Tat ähnelt der Roman in einigen Aspekten auch dem Roman „Quo vadis?“, insbesondere in den Szenen, wo Akte in Kontakt mit den Christen kommt und sich ihnen immer mehr annähert, weshalb sie später auch in der Arena landet, wo sie eines grausamen Todes sterben soll. Allerdings ist der Roman von Dumas um einige Jahrzehnte älter als der Roman von Sienkiewicz; letzterer dafür aber sehr viel bekannter.


    Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr verraten, aber vielleicht ist es für den einen oder anderen Dumas-Fan mal eine interessante Alternative, einen Roman von Dumas zu lesen, der im antiken Rom angesiedelt ist.


    Ich selbst habe die Ausgabe aus dem Verlag Dieck & Co in der Übersetzung von C. Laufer gelesen. In ihr fehlt allerdings, wie ich später feststellte, das letzte Kapitel, einen zweiseitigen Epilog, der keine Handlung mehr enthält, aber ein paar Abschlussworte zum zuvor gelesenen. Diesen Epilog gibt es in der Fassung des Weichert-Verlags in der Übersetzung von Karl Wilding.

    Ich habe den Band schon seit seinem Erscheinen bei mir rumliegen, mich aber bisher noch nicht weiter damit beschäftigt. Einesteils wegen der nicht wirklich guten Kritiken, aber vor allem deshalb nicht, weil es immerhin der dritte Band einer Romanreihe ist, von der mir sonst nur noch der erste Band vorliegt. Dabei handelt es sich um den Roman „Les Compagnons de Jéhu“ (Die Genossen Jehus) in der Übersetzung von Edmund Zoller von 1857. Der zweite Band ist „Les Blancs et les Bleus“, und ich weiß bis heute nicht sicher, ob der überhaupt ins Deutsche übersetzt wurde.


    Und auch wenn die Romane wohl in sich völlig abgeschlossen sind, lese ich solche Zyklen eigentlich am Liebsten vollständig, sodass Band 1 und 3 im Moment noch ungesehen bei mir im Schrank schlummern.

    @charlie, das kann man einstellen. Bei ganzer Seitenansicht ist es in etwas genauso groß, wie damals bei den alten Büchern, vielleicht minimal ein wenig kleiner, aber nicht wirklich viel. Fällt eigentlich nicht auf. Man kann es auch skalieren, z.B. auf Spaltenbreite, dann muss man aber ein wenig scrollen, bzw. noch mehr wenn man darüber hinaus vergrößert. Aber man kann die Dumas-Sachen wirklich ganz gut in der Standardarstellung lesen, wo jeweils die ganze Seite angezeigt wird.

    In den letzten Tagen las ich erstmals den historischen Abenteuerroman „Der Bastard von Mauleon“ von Alexandre Dumas in der Übersetzung von August Zoller aus dem Jahr 1848. Die ersten beiden Bände habe ich dabei original vorliegen, den dritten las ich dann als pdf-Datei auf dem Kindle. Und ich möchte gleich vorweg sagen, der Band hat mir ganz ausgezeichnet gefallen.


    Der Roman dürfte wohl allgemein weniger bekannt sein, obwohl er eigentlich alles bietet, was man sich von einem spannenden historischen Abenteuerroman von Dumas erwartet; eine fesselnde Handlung, Liebe, Intrigen, packende Kämpfe, edle Helden, bitterböse Schurken, Verrat, Mord und tolle Dialoge. Nun ja, letztes ist ja kein Wunder, als Theaterautor hatte Dumas da ja eine sehr gute Schule genossen.


    Bei dem Roman selbst handelt es sich um einen klassischen Ritterroman, der – nach einer kurzen Einleitung, die im Jahr 1388 angesiedelt ist (ebenso dann auch der Epilog) – im
    Jahr 1361 in Portugal beginnt, dann aber recht schnell nach Spanien (bzw. Kastilien) wechselt und danach natürlich auch Frankreich als Handlungsort nicht auslässt. Der Hauptteil des Romans spielt aber in Spanien und schildert den Machtkampf zwischen König Pedro I., wahlweise „der Gerechte“ oder „der Grausame“ genannt und seinem Halbbruder Enrique de Trastámara um den Königsthron von Kastilien. Die Hauptperson ist dabei der im Buchtitel genannte französische Ritter Agenor von Mauleon, der von Frankreich nach Coimbra reist, um dort in die Dienste seines Freundes Don Federigo, den Großmeister von San Jago, einem weiteren Halbruder von König Pedro, reist und diesem dann sofort nach Sevilla reist. Dort erlebt Agenor mit, wie sein Freund Don Federigo vom König ermordet wird, weil er die vom König verstoßene Blanche de Bourbon, dessen junge ranzösische Ehefrau, liebt und ihr von ihrem Verbannungsort in Medina-Sidonia zur Flucht verhelfen wollte. Der letzte Wille Don Federigos ist, dass Agenor die junge Französin
    rettet. Doch, ich muss jetzt ein wenig spoilern, da ein Teil der Motivation für die folgenden Handlung eng damit zusammenhängt, es gelingt ihm nicht. Dem letzten Willen von Blanche de Bourbon folgend reist Agenor nun nach Spanien zurück, wo er ihrer Schwester Jeanne de Bourbon, der Gattin von König Karl V. ihren Ring bringen soll. Am Hof des Königs erblickt er diesen in tiefer Sorge, einerseits hat er, trotz eines Waffenstillstands, Ärger mit den Engländern und noch mehr mit den sogenannten Grandes Compagnies, durch Frankreich marodierende entlassene Söldnerhorden.


    Bei Agenors Ankunft am französischen Hof, ist der König gerade dabei, seinem besten Ritter Bertrand du Guesclin die Würde des Connétable von Frankreich zu übertragen. Als der König nun von Agenor erfährt, das König Pedro I. seine Ehefrau Blanche de Bourbon ermorden lassen hat, möchte Karl V. natürlich Rache dafür nehmen und gegen Spanien in den krieg ziehen. Nur woher soll er die Truppen und auch das Geld dafür nehmen? Agenor schlägt vor, die Grandes Compagnies dafür zu gewinnen und der frischgebackene Connétable von Frankreich, Bertrand du Guesclin, soll ihn begleiten und wenn möglich den Oberbefehl übernehmen. Es gelingt und der Zug nach Spanien beginnt. Agenor nimmt natürlich auch daran teil, denn er verfolgt ein ganz eigenes Ziel. Neben der Rache für die Ermordung seines freundes Don Federigo ist es die Liebe; denn er hat sich bei seiner ersten Reise in eine Maurin verliebt; doch diese ist leider ausgerechnet die „Tochter“ seines ärgsten Feindes dort, dem Mauren Mothril, dem einflussreichsten Berater und später
    Ersten Ministers von König Pedro I.


    Dies alles vermischt Dumas in seiner üblichen Weise mit den historischen Tatsachen rund um den Kampf um den Kampf um den Königsthron von Kastilien. Und so bietet der Roman auf beinahe 800 Seiten ausgesprochen gute Unterhaltung. Wer also das Glück hat, den Roman einmal in den Händen zu halten, sollte ihn dann auch lesen.

    Ich möchte diesen älteren Thread gleich mal nutzen, um den Roman hier ein bisschen näher vorzustellen, denn er verdient es gelesen zu werden und gehört nicht ohne Grund zu den bekanntesten Werken von Dumas überhaupt. Und auch wenn die Frage von oben überhaupt nicht mehr aktuell ist, möchte ich sie doch beantworten. Die Übersetzung des Romans von August Zoller erfolgte 1850, also im gleichen Jahr, in dem der Roman auch in Frankreich erschien. Es ist also Quatsch, dass auf der Rückseite der Bastei-Ausgabe von 1998 „Deutsche Erstveröffentlichung“ steht. Allerdings wurde der Text modernisiert und dem heutigen Sprachgebrauch angepasst.


    Doch nun zu dem Roman selbst. Wer ihn noch nicht kennt, bei dem Titel aber vielleicht an den gleichnamigen Film mit Alain Delon denkt, wird vielleicht erst mal überrascht sein, dass es sich um keine Mantel- und Degengeschichte aus dem vorrevolutionären Frankreich handelt. Ja sie spielt nicht einmal in Frankreich sondern führt uns nach Holland, ins sogenannte Goldene Zeitalter; um genau zu sein ins Jahr 1672.


    Und wie der Titel schon erahnen lässt, geht es um um die Vorliebe der Holländer für die Tulpen, auch wenn die Handlung selbst ja einige Jahrzehnte nach dem großen Tulpenfieber einsetzt. Sie beginnt allerdings mit dem Konflikt zwischen William von Oranien und den Brüdern de Witte, die wegen Hochverrats am Beginn des Romans von einem
    wütenden Mob in Haag ermordet werden. Nach diesem etwas rabiaten Einstieg wechselt die Handlung nach Dordrecht und stellt uns den dank seiner verstorbenen Eltern recht wohl betuchten Cornelis van Baerle vor, der sich allerlei Liebhabereinen hingibt und sich schließlich der Tulpenzucht widmet. Als dann die Tulpengesellschaft in Haarlem einen großzügigen Preis für die Züchtung der ersten, großen, schwarzen und fleckenlosen schwarzen Tulpe ausschreibt, widmet sich van Baerle mit Hingabe dieser Aufgabe. Doch er hat zwei große Probleme; zum einen ist er ein Zögling der am Anfang ermordeten Brüder de Witte und er hat einen neidischen Nachbarn namens Isaak Boxtel, der ebenfalls ein
    fanatischer Tulpenzüchter ist und den Preis um jeden Preis erringen möchte. Dafür schreckt er nicht davor zurück, van Baerle zu denunzieren und auch berauben zu wollen.


    Mehr möchte ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht verraten wollen, denn es entspinnt sich ein recht fesselnd zu lesender Wettkampf zwischen den beiden Männern.


    Mir selbst hat der Roman sehr viel Vergnügen bereitet und ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, dass Dumas das Aufschreiben dieser Geschichte besonders viel Spaß bereitet haben muss. Es ist ein wenig so, als würden alte Genrebilder aus der holländischen Malerei jener Zeit lebendig werden. Von der ersten bis zur letzten Zeile ist der Roman so charmant und sympathisch, dass bei mir für keine Sekunde auch nur ein bisschen Langeweile aufkam.

    @Charlie, für die pdf-Dateien aus GoogleBooks kann man sehr gut ein E-Book benutzen. Also bei mir auf dem Kindle gibt es da keine Probleme, und dank der E-Ink-Technologie lassen sie sich auch besser lesen als am Bildschirm.

    Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dort vielleicht auch ein paar Titel aufgezählt werden, die gar nicht von Dumas sind, aber trotzdem eng mit seinen Werken verknüpft sind und die ich schon in einzelnen Werksbibliografien entdeckt habe, wie z.B. die Monte-Cristo-Fortsezung „Die Totenhand“ von Alfredo Hogan, die im Deutschen unter dem Verfassernamen Le Prince erscheinen ist oder der von Auguste Maquet verfasste vierte Teil des Valois-Zyklus „Die schöne Gabriele“. Und nicht zu vergessen, da er eng mit den
    Musketierromanen verknüpft ist, der Roman „D’Artagnans Liebesabenteuer“ von Albert Blanquet, der wohl ursprünglich, wenn man dem Vorwort glauben darf, das Manuskript mit den Memoiren des d’Artagnan entdeckte und Dumas offerierte und der anscheinend, noch bevor Dumas die Fortsetzungen schrieb, das damals noch ungenutzte Material bearbeitete. Und dann auch noch die Bände von Paul Mahalin „Le Fils de Porthos“ und „Le Filleul d’Aramis“ geschrieben hat. Die sind aber anscheinend beide nicht ins Deutsche übersetzt worden.


    Aber jetzt schweifen wir vielleicht zu weit vom Thema ab. Es ging hier ja eigentlich um die Sammlung „Berühmte Verbrechen“

    Also laut der Dumas-Biographie von Günter Berger sind im 1990 erschienenen "Dictionaire Dumas" 646 Titel aufgeführt. Das sind natürlich nicht alles Romane sondern auch zahlreiche Theaterstücke, Reisebeschreibungen, Geschichtswerke und auch Gedichte. Demnach müsste es noch eine ganze Menge zu entdecken geben. Aber ich habe ja noch nichtmal alle Titel gelesen, die ich selbst habe. Aber so habe ich natürlich auch noch ein wenig Material direkt vorliegen, in das ich mich dann immer mal vertiefen kann.

    Ich kann dir leider auch nicht weiter helfen. Ich habe extra im "Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur" nachgesehen, dort aber nichts konkretes zu einer deutschen Ausgabe gefunden. Die Sammlung von anscheinend sechs Erzählungen sind dort unter den Geschichtswerken aufgeführt, allerdings nur im französischsprachigen Teil. Im Teil der aufgelisteten Übersetzungen konnte ich dann allerdings nichts finden; dass muss aber nichts Endgültiges heißen, denn vollständig ist diese Auflistung leider auch nicht.

    bist du dir sicher, dass der Aufenthalt in Reuil und nicht in Breuil stattfand? ^^ +

    Davon abgesehen, dass ich einen Buchstabedreher drinhatte, steht in
    meiner Buchausgabe: "Der ... war auf seinem Landgut in Rueil. Ich begab
    mich nach Rueil."


    Den Namen habe ich in der PM genannt. :)

    Ich möchte an dieser Stelle mal ein kleines Werk von Dumas vorstellen, das wahrscheinlich zu den weniger bekannten gehört; das ich aber als sehr charmant empfand und zu seinen besseren Werken zählen würde. Es handelt sich dabei um den Roman „Die Taube“, den ich in der Übersetzung von August Zoller in der Ausgabe von 1851 aus der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung gelesen habe. Es gibt aber auch noch eine Ausgabe aus dem gleichen Jahr aus dem Kollmann-Verlag in Leipzig und außerdem taucht er auch im 5. Band in der von mir nur sehr wenig geschätzten Werksausgabe des Gutenberg-Verlags in Hamburg auf. Und auch wenn ich von dieser letztgenannten Werksausgabe nichts halte, da die enthaltenen Texte, aufgrund der jeweiligen Umfänge der Bände, mehrheitlich massiv gekürzt zu sein scheinen, dürfte zumindest der genannte Text in diesem Fall vollständig sein; wenigstens konnte ich bei einem oberflächlichen Vergleich mit meiner Zoller-Ausgabe, keine Fehlstellen feststellen. Und im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Ausgaben sind die Ausgaben des Gutenberg-Verlags in der Regel äußerst preiswert; oft schon weniger als zehn Euro pro Band.


    Der Roman selbst ist nicht sehr umfangreich und lässt sich locker mal an einem verregneten Nachmittag lesen. Es handelt sich dabei um einen fiktiven Briefroman, dessen Helden aber reale Personen der französischen Geschichte waren. Ich möchte die Namen hier jetzt nicht nennen, da sie vielleicht schon zu viel über die Geschichte verraten könnten; will aber zumindest so viel sagen, dass sie eine alte Legende aufgreift, nach der einer der beiden Hauptakteure, der eigentlich 1632 in einer Schlacht getötet wurde, diese überlebt hat und fortan ein Leben als Einsiedler führte. Die Geschichte beginnt nun im Mai des Jahres 1637 und schildert, wie dieser Einsiedler eines Tages eine Taube sieht, die von einem Sperber verfolgt wird. Das verletzte Tier sucht instinktiv bei ihm Schutz und er nimmt sich ihrer an. Der Sperber wartet mehrere Tage vor der Zelle des Einsiedlers, um der Taube doch noch habhaft zu werden, verliert dann aber doch die Geduld und entfernt sich für immer. Der Einsiedler indessen möchte die Taube gerne behalten, doch sie möchte, nachdem die Gefahr vorüber ist, in die Freiheit zurück. Der Einsiedler vermutet also, dass sie jemanden gehört und er lässt sie schweren Herzens wieder frei, bindet ihr aber einen Zettel ans Bein, um dem oder der Besitzerin des Tieres mitzuteilen, dass die Taube nicht freiwillig verschwunden war. Bereits einen Tag später kehrt die Taube zu ihm zurück und bringt ihm ein Antwortschreiben auf seinen ersten Brief, aus dem er erfährt, dass die Taube Iris heißt und die einzige Gefährtin einer Novizin ist. Infolge dieser Antwort entwickelt sich zwischen den beiden ein reger Briefverkehr, mit der Taube als Botin, bei dem sie immer mehr über sich preisgeben und wo den beiden langsam mehr und mehr bewusst wird, dass sie einander aus ihrem früheren Leben kennen. Die Novizin setzt nun alles daran, den Einsiedler ausfindig zu machen und zu ihm zu gelangen. Sie lässt sich dafür sogar von ihrem Gelübde entbinden und begibt sich auf die nicht ungefährliche Suche nach dem Einsiedler. Während eines kurzen Aufenthalts in Reuil begegnet sie dabei einer Person, die den Lesern der „Drei Musketiere“ nicht unbekannt sein dürfte, spielt sie doch in der dortigen Handlung eine gewisse, nicht unbedeutende Rolle. Doch ich möchte hier nicht verraten, um wen es sich handelt und ich möchte auch offen lassen, wie die Geschichte ausgeht, aber ich kann versprechen, dass die Handlung von Brief zu Brief an Dramatik gewinnt und man mit wachsender Spannung verfolgt, wie sich die Handlung weiter entwickelt.

    Ich möchte das Thema mal aufgreifen, da es eine ganze Reihe von Dumas-Texten gibt, in denen der Autor sogar höchstpersönlich auftritt. Wir begegnen ihm schon in einigen seiner frühsten Prosatexten aus den 1830er Jahren. So tritt er beispielsweise in den Erzählungen „Ein Maskenball“ und „Ein Kabriolettkutscher“ als Zuhörer von durchaus fesselnden Erzählungen auf. Oder in der Erzählung „Bernard“ ist er sogar die erzählende Hauptperson und berichtet von seiner Jagdleidenschaft als Jugendlicher und später als junger Mann. Wobei die dort geschilderten Erlebnisse sicherlich dumastypisch sehr ausgeschmückt sind und möglicherweise nicht unbedingt so stattgefunden haben.


    Recht bekannt dürfte auch die Geschichte um den Galeerensklaven „Gabriel Lambert“ sein. Eines der alten Bücher, die man noch relativ leicht über Antiquariate und nicht allzu teuer bekommen kann, da der Kurzroman unter anderem auch in einer Unterhaltungszeitschrift („Frohe Stunden“) erschien. Man findet sie im 1. Halbjahresband des Jahres 1904. Noch leichter bekommt man die Ausgaben aus dem Verlag Neues Leben oder Verlag Neues Berlin, die inhaltsgleich sind, aber den Nachteil haben, das die Audienz beim König, die Dumas ausführlich schildert, in diesen Ausgaben auf zwei, drei Zeilen zusammengeschrumpft wurde. Hier tritt Dumas ebenfalls in der Rahmenhandlung auf. Bei einer Reise nach Toulon entdeckt er in einer Gruppe von Strafarbeitern einen jungen Mann, der ihm bekannt vorkommt. Dieser erkennt ihn auch wieder und schreibt Dumas einen sehr langen Brief, in dem er ihm seine Lebensgeschichte erzählt, und wie es gekommen ist, dass er zum Verbrecher wurde.


    Ebenfalls in der Rahmenhandlung tritt Dumas auch im Band „1001 Gespenst“ auf, eine Sammlung von Geschichten und Kurzromanen mit teilweise fantastischen Elementen. Manchmal sind in dieser Sammlung auch zwei Romane enthalten, die wohl ursprünglich solo entstanden sind; nämlich „Die Dame mit dem Samthalsband“ und „Das Testament des Monsieur Chauvelin“. In beiden schildert Dumas vorab Episoden aus seinem eigenen Leben, bzw. angebliche Episoden. Wer weiß das schon so genau.


    In der Erzählung „Marie Dorval“ hat er innerhalb der Handlung mehrere Auftritte. Besonders die Schilderung der Friedhofsszene in einem Brief ist sehr fesselnd geschrieben. Übrigens die einzige der hier genannten Erzählungen, die es derzeit auch aktuell in Buchform gibt, zusammen mit einer weiteren Erzählung, in der Dumas dann aber nicht selbst auftritt; die aber nach meiner Meinung sehr viel unterhaltsamer ist. Aber das nur so nebenbei, da es hier nicht das Thema ist.


    Und dann gibt es da noch die Kurzromane, in denen Dumas als Hauptperson auftritt; z. B. „Ein Liebesabenteuer“ in dem er eine Liebschaft zu der Schauspielerin Lilla von Bulyovszky schildert, die wohl so auch nicht ganz den Tatsachen entsprochen haben dürfte, oder „Eine korsische Familie“, die wohl auch in einigen Punkten etwas übertrieben sein dürfte, aber sehr spannend zu lesen ist.


    Nicht ganz sicher bin ich mir, ob der Ich-Erzähler in der Novelle „Geschichte eines Toten. Von ihm selbst erzählt“ auch mit Dumas identisch ist. Im Gegensatz zu allen bisher genannten Texten wird hier sein Name nicht erwähnt, allerdings würde diese Geschichte dann wieder bei denen einzuordnen sein, in denen er als Zuhörer fungiert. Eine Geschichte für Leser, die zum Beispiel E. T. A. Hoffmann mögen.


    Das sind jetzt nur die Sachen die ich kenne und auch vorzuliegen habe. Es gibt da sicherlich noch einiges mehr. Allerdings sind einige der genannten Texte Gegenwartsgeschichten. Allerdings Gegenwartsgeschichten aus Sicht von Dumas; nicht von uns. Aber eben nicht alle, wie beispielsweise „Das Testament des Monsieur Chauvelin“. Die Geschichte ergänzt ganz gut den Roman „Joseph Balsamo“, gehört aber nicht dazu.

    Die sind schon beide historisch belegt; einfach mal nach Joseph Boniface de La Môle und Annibal de Coconas suchen, da sollte eigentlich etwas zu finden sein. Aber sehr reichlich sind die Informationen vermutlich nicht. Letzterer gilt übrigens als einer der blutrünstigsten Massenmörder während der Bartholomäusnacht.

    @charlie, da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Ich kenne nur die vollständige Onlineausgabe von Friedrich Wilhelm Bruckbräu, die du zuerst genannt hast. Da findest du ja alle Links unter dem Link in meinem längeren Beitrag weiter oben.

    @charlie, so wie du, kann auch ich den zeitgenössischen historischen Romanen nur sehr wenig abgewinnen. Schon stilistisch wollen da meist keine nostalgischen Gefühle aufkommen. Dieses fast journalistische Schreiben mit der größtmöglichen Vermeidung von Adjektiven mach die Texte für mich recht austauschbar und raubt ihnen jede eigene Note. Dazu kommt noch, dass viele Autoren heute einfach keine guten Dialoge mehr schreiben können. Das ist jedenfalls mein persönliches Empfinden, sodass auch ich lieber zu den Klassikern den Genres greife. Wie eben Dumas.


    Wie bei vielen anderen, waren auch bei mir die Musketiere der Einstieg in die Romanwelten von Alexandre Dumas und ich bekam bei lesen natürlich auch Lust auf weitere Arbeiten, was heutzutage allerdings nicht mehr ganz so leicht ist, da leider nur noch sehr wenig verlegt wird. Und wenn doch, dann vorwiegend immer nur die gleichen Titel. Wenn man allerdings bedenkt, dass Dumas-Werke von den 1840er Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im deutschsprachigen Raum die unangefochtene Nummer Eins in den Leihbibliotheken waren, dann wurde schon eine ganze Menge in die deutsche Sprache übersetzt. Vieles davon zeitnah zu den französischen Erstausgaben. Und damals
    konkurrierten immerhin drei große Verlage miteinander, sodass es von vielen Werken sogar drei oder mehr nahezu zeitgleich erschienene Übersetzungen gab. Allein in meiner Ausgabe des „Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur“ umfasst die Werksbibliografie der deutschsprachigen Veröffentlichungen bis März 1992 einunddreißig Seiten. Und es fehlt dabei noch eine ganze Menge. Inwieweit diese alten Veröffentlichungen aus den Verlagen Hartleben, Kollmann und Franckh’sche Verlagsbuchhandlungen ungekürzt sind, kann ich natürlich nicht sagen, doch sie sind meist sehr viel vollständiger als so manche moderne Ausgabe. Aber man kann sich ja gerne mal online ein Bild von der einen oder anderen alten Ausgabe machen:



    Dabei gibt es durchaus noch eine ganze Reihe von Romanen und Erzählungen, die durchaus lesenswert sind. Du selbst hast ja schon einige aufgezählt. Besonders den Vallois-Zyklus und eben die Denkwürdigkeiten eines Arztes.


    Den Auftakt des Vallois-Zyklus bildet der von dir bereits genannte Roman „Die Königin Margot“ der im Aufbau-Verlag, aufgrund der Verfilmung auch unter dem Titel „Die Bartholomäusnacht“ in bearbeiteter Form erschienen ist. Wie viel da fehlt und ob es wesentlich ist, kann ich nicht sagen, aber ich denke mal, die vollständigste Übersetzung dürfte die von 1845 von August Zoller sein. Ist aber schwer zu bekommen; so wie die meisten dieser alten Dumas-Ausgaben. Etwas leichter bekommt man die rote zweibändige Ausgabe, die so zwischen 1900 und 1925 erst in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung und dann später in der gleichen Aufmachung bei Dieck und Co erschienen ist. Ist, wie ich finde, eine sehr gut Leseausgabe. Ob er ein wenig gekürzt ist, kann ich leider nicht sagen. Auf jeden Fall gehört „Die Königin Margot“ in meinen Augen mit zu den sehr guten Romanen von Dumas. Ist auch in sich abgeschlossen, sodass man die beiden Fortsetzungen, „Die Dame von Monsoreau“ und „Die Fünfundvierzig“ nicht unbedingt lesen muss. Wenn man aber die Möglichkeit hat, dann sollte man es unbedingt tun. Besonders „Die Dame von Monsoreau“ gefällt mir noch ein ganzes Stück besser als „Die Königin Margot“. Der dritte Band „Die Fünfundvierzig“ ist dann allerdings sehr stark mit „Die Dame von Monsoreau“ verknüpft und bringt die dort begonnene Handlung zum Abschluss. Leider sind diese Bände auch recht schwer in ihren deutschen Erstausgaben zu bekommen. Aber auch hier sind die bereits erwähnten roten Bände eine gute Lesealternative. Bei diesen Bänden ist der dritte Band dann etwas leichter zu bekommen als der zweite.


    Es gibt sogar noch einen vierten Band, der manchmal auch in einzelnen Dumas-Bibliografien auftaucht, obwohl das Buch von Auguste Maquet geschrieben wurde, der auch schon bei den drei Dumas-Bänden mitgearbeitet hat. Dabei handelt es sich um den Roman „Die schöne Gabrielle“, der damals ebenfalls sehr zeitnah in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Leider hatte ich bisher noch nicht das Glück, denselben irgendwie vollständig in die Hände zu bekommen.


    In diesem Zusammenhang sind dann noch einige weitere Dumas-Romane erschienen, die nicht mit diesem Zyklus zusammenhängen, in denen aber einzelne der historischen Personen ebenfalls auftreten und die teilweise auch den einen oder anderen geschichtlichen Hintergrund vertiefen helfen. Dazu gehören die beiden locker miteinander verknüpften Romane „Die beiden Dianen“ und „Der Page des Herzogs von Savoyen“. Letzteren gibt es dann wieder in der roten Reihe. Ersteren nicht. Und der Roman „Das Horoskop“ vertieft noch einmal die Handlung um die Hugenotten, die ja in der „Königin Margot“ eine große Rolle spielen.


    Kommen wir nun zu den ebenfalls von dir angesprochenen Denkwürdigkeiten eines Arztes, zu denen ja kaloubet schon das Wichtigste gesagt hat. Die „aktuellen“ Ausgaben aus dem Aufbau-Verlag kannst du dabei total vergessen. Dagegen finde ich die von dir genannte Ausgabe von „Cagliostro“ aus dem Fischer-Verlag sehr gelungen. Ist zumindest sehr gut zu lesen. In den schon vielfach erwähnten roten Bänden erschien er in zwei separaten Bänden mit den Titeln „Der Großkopta“ und „Josef Balsamo“. Dies erweckt dann leicht den Eindruck, als wären dies zwei Romane, was aber nicht stimmt. Die Fortsetzungen „Das Halsband der Königin“, „Ange Pitou“ und „Die Gräfin von Cherny“ sind dann wieder recht gut in den roten Bänden nachzulesen, die durchaus sehr voluminös sind. Die sind eigentlich auch relativ leicht und preiswert zu bekommen. Nicht so die noch älteren Ausgaben. Und nicht verwirren lassen; es gibt auch noch einen Band mit den Titel „Die Bastille“. Der ist aber mit „Ange Pitou“ identisch.


    Den ebenfalls in diesen Zusammenhang angesprochenen Roman „Der Chevalier von Maison-Rouge“ gehört, wie schon gesagt, nicht zu den Denkwürdigkeiten eines Arztes, schließt aber geschichtlich nahezu nahtlos an „Die Gräfin von Cherny“ an. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken habe ich da die Übersetzung von August Zoller von 1845 schon mehrfach in Antiquariaten gesichtet. Aber auch hier könnte aus preislichen Gründen die rote Ausgabe eine gute Alternative sei. Dort trägt der Band allerdings den veränderten Titel „Marie Antoinette und ihr Ritter“. Aber egal unter welchem Titel man ihn liest, das Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert.


    In diesem Zusammenhang kann ich noch eine weitere Leseempfehlung von Dumas geben. Der Kurzroman „Das Testament des Monsieur Chauvelin“ lässt sich gut zwischen „Cagliostro“ und „Das Halsband der Königin“ einschieben. Er schildert recht packend die letzten Lebenstage des Königs Ludwig XV.


    Und wenn der Handlungsort bei Dumas-Romanen nicht unbedingt Frankreich sein muss, dann empfehle ich natürlich noch „Die schwarze Tulpe“ und „El Salteador“. Zumindest der Tulpenroman sollte noch relativ einfach zu bekommen sein, da die Zoller-Übersetzung erst vor ein paar Jahren noch einmal im Bastei-Verlag erschienen ist. „El Salteador“, eine spanische Mantel- und Degengeschichte dagegen wartet seid gut 150 Jahren auf eine Neuauflage.


    Ist jetzt alles ein bisschen länger geworden, als gedacht; aber ich hoffe, dass ich dir damit weiterhelfen und auch ein paar Leseanregungen geben konnte, auch wenn nicht alle der genannten Bücher leicht zu bekommen sind.