Die Schwarze Tulpe - Übersetzung von Zoller

  • Die einzige moderne deutsche Ausgabe dieses Romans scheint die Bastei Lübbe 1998 zu sein. Hier wurde die Übersetzung von Zoller verwendet. Wie alt ist diese Übersetzung und wie schneidet sie in den Punkten Qualität und Vollständigkeit ab?

  • Ich weiß zwar nicht, wie alt diese Übersetzung genau ist - alt muss sie aber sein. Denn Zoller hat bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die einzige vollständige Übersetzung des Vicomte de Bragelonne angefertigt.

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    Je reviens de mon gré aux doulx lacqs qui me serrent.
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    Fiaskofalke des St. Athos (Maike am 8.2.2005)
    "Wir sind die Germanisten. Widerstand ist zwecklos. Sie werden korrigiert." (Maike, ebenfalls am 8.2.2005)
    "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, bei Athos ist es umgekehrt." - Porthos, bei den Volksschauspielen Ötigheim am 24.7.2005
    Altjümpferliches Tupfi

  • Ich möchte diesen älteren Thread gleich mal nutzen, um den Roman hier ein bisschen näher vorzustellen, denn er verdient es gelesen zu werden und gehört nicht ohne Grund zu den bekanntesten Werken von Dumas überhaupt. Und auch wenn die Frage von oben überhaupt nicht mehr aktuell ist, möchte ich sie doch beantworten. Die Übersetzung des Romans von August Zoller erfolgte 1850, also im gleichen Jahr, in dem der Roman auch in Frankreich erschien. Es ist also Quatsch, dass auf der Rückseite der Bastei-Ausgabe von 1998 „Deutsche Erstveröffentlichung“ steht. Allerdings wurde der Text modernisiert und dem heutigen Sprachgebrauch angepasst.


    Doch nun zu dem Roman selbst. Wer ihn noch nicht kennt, bei dem Titel aber vielleicht an den gleichnamigen Film mit Alain Delon denkt, wird vielleicht erst mal überrascht sein, dass es sich um keine Mantel- und Degengeschichte aus dem vorrevolutionären Frankreich handelt. Ja sie spielt nicht einmal in Frankreich sondern führt uns nach Holland, ins sogenannte Goldene Zeitalter; um genau zu sein ins Jahr 1672.


    Und wie der Titel schon erahnen lässt, geht es um um die Vorliebe der Holländer für die Tulpen, auch wenn die Handlung selbst ja einige Jahrzehnte nach dem großen Tulpenfieber einsetzt. Sie beginnt allerdings mit dem Konflikt zwischen William von Oranien und den Brüdern de Witte, die wegen Hochverrats am Beginn des Romans von einem
    wütenden Mob in Haag ermordet werden. Nach diesem etwas rabiaten Einstieg wechselt die Handlung nach Dordrecht und stellt uns den dank seiner verstorbenen Eltern recht wohl betuchten Cornelis van Baerle vor, der sich allerlei Liebhabereinen hingibt und sich schließlich der Tulpenzucht widmet. Als dann die Tulpengesellschaft in Haarlem einen großzügigen Preis für die Züchtung der ersten, großen, schwarzen und fleckenlosen schwarzen Tulpe ausschreibt, widmet sich van Baerle mit Hingabe dieser Aufgabe. Doch er hat zwei große Probleme; zum einen ist er ein Zögling der am Anfang ermordeten Brüder de Witte und er hat einen neidischen Nachbarn namens Isaak Boxtel, der ebenfalls ein
    fanatischer Tulpenzüchter ist und den Preis um jeden Preis erringen möchte. Dafür schreckt er nicht davor zurück, van Baerle zu denunzieren und auch berauben zu wollen.


    Mehr möchte ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht verraten wollen, denn es entspinnt sich ein recht fesselnd zu lesender Wettkampf zwischen den beiden Männern.


    Mir selbst hat der Roman sehr viel Vergnügen bereitet und ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, dass Dumas das Aufschreiben dieser Geschichte besonders viel Spaß bereitet haben muss. Es ist ein wenig so, als würden alte Genrebilder aus der holländischen Malerei jener Zeit lebendig werden. Von der ersten bis zur letzten Zeile ist der Roman so charmant und sympathisch, dass bei mir für keine Sekunde auch nur ein bisschen Langeweile aufkam.

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