Eine Amazone und Marie Dorval

  • Heute möchte ich an dieser Stelle mal zwei kürzere Dumas-Erzählungen vorstellen, die ich deshalb in einem Thema zusammenfasse, weil sie derzeit zusammen in einem Buch zusammen zu bekommen sind. Dabei handelt es sich um die Erzählungen „Eine Amazone“ und „Marie Dorval“.


    Beide Geschichten spielen in Dumas Gegenwart und in der zweiten hat er sogar selbst mehrere Auftritte. Doch gehen wir der Reihe nach.


    „Eine Amazone“ ist eine Erzählung, die ich in der Übersetzung von Wilhelm Ludwig Wesché kenne, die 1847 im Kollmann-Verlag (zusammen mit „Gabriel Lambert“) erschien. Im Französischen erschien sie bereits 1845 unter dem Titel „Une Amazone“ und dann noch einmal 1862 unter dem Titel „Herminie“. Sie schildert eine Episode aus dem Leben eines jungen Stutzers namens Edouard Didier, der förmlich vom Glück verfolgt wird. Er hat viele Freunde, eine junge Geliebte und auch sonst alles, was man zu einem angenehmen Leben braucht. Er hat offenbar nur ein Problem, dass er sich in der jeweils gegebenen Lebenssituation immer irgendwann zu langweilen beginnt. Und so beginnt die Geschichte damit, dass er sich eine neue Wohnung sucht und dabei auch fündig wird. Es dauert nicht lange, bis er geheimnisvolle Nachrichten von einer Unbekannten bekommt, die, wie er bald feststellt, von der Bewohnerin des Nachbarhauses stammen, die ihm später ganz offene Avancen macht, auf die er eingeht, da sie ihm ein reizvolles Abenteuer versprechen. Dies wird noch um so reizvoller, da er allabendlich sein Leben wagen muss, um zu ihr zu gelangen. Aber er ist zufrieden mit diesem neuen Leben, bis auch da irgendwann die Langeweile zurückkehrt. Dies hat sehr dramatische Folgen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte, um nicht die Spannung zu zerstöre. Es ist im Ganzen eine wirklich sehr kurzweilige Erzählung.


    Von ganz anderer Art ist die Geschichte um „Marie Dorval“ die 1855 unter dem Titel „La Dernière année de Marie Dorval“ erschien und von der mir die Übersetzung von August Schrader vorliegt, die 1856 im Kollmann-Verlag erschien. Die Geschichte schildert recht ausdrucksstark das letzte Lebensjahr der bekannten und beliebten Schauspielerin Marie Dorval, mit der Dumas eng befreundet war. Nach einem schweren Schicksalsschlag fällt die gefeierte Schauspielerin in eine tiefe Depression, die ihr und ihrer Familie alles abfordert und die Maria Dorval auch das Leben kostet. Dies kann ich an dieser Stelle ruhig schon verraten, denn es geht in der Erzählung auch darum, dass es den Hinterbliebenen viel Mühe bereitet, den letzten Wunsch der verstorbenen zu erfüllen; nämlich dass sie ein vernünftiges Grab bekommt und nicht in einem anonymen Armengrab endet. Und Dumas selbst macht sich als handelnde Person dafür stark, dass das nötige Geld dafür zusammenkommt, denn die Angehörigen der Schauspielerin können dies nicht mehr leisten, da im letzen Leidensjahr der Künstlerin alle Ersparnisse aufgebraucht worden sind. Die Geschichte fließt durchaus kurzweilig dahin, enthält aber, im Gegensatz zu vorangegangenen Erzählung, nicht wirklich viele Spannungsmomente. Der Höhepunkt ist vermutlich die Szene mit der Umbettung auf dem Friedhof, in der Dumas dann doch wieder zur Höchstform aufläuft und eine Schilderung abliefert, die durchaus spannend und an dieser Stelle auch sehr fesselnd ist.


    Nun zum Abschluss noch ein wenig Statistik für Charlie zur Datierung der besprochenen Dumas-Werke. „Eine Amazone“ wird im Text mit 184… datiert, was sich aufgrund des Erscheinungsjahres mit zwischen 1840 und 1845 interpretieren ließe. Nun wird es aber interessant, in der französischen Neuauflage von 1862 hat er dieses Datum in 185… geändert, vermutlich um zu vertuschen, dass es schon eine sehr viel ältere Auflage gab. „Marie Dorval“ spielt im Wesentlichen in den Jahren 1848/49 und reicht mit dem familiären Nachspiel wohl auch noch bis ins Jahr 1850 hinein.

  • Ah, Marie Dorval - sehr interessant! Von ihr stammt der bekannte Zusatz auf dem gewissen Billett, mit dessen Hilfe sich George Sand dem berühmten Komponisten und Klaviervirtuosen Frédéric Chopin zum ersten Mal anlässlich eines Salonkonzertes näherte - sie schrieb: On vous adore. George - und Marie Dorval fügte hinzu: Et moi aussi! Et moi aussi! Et moi aussi!!! Marie Dorval
    Tja, leider Pech für Marie - George Sand gewann das Rennen um die Gunst dieses Herrn. :rolleyes:

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