Die Erzählung „Ein Maskenball“ ist wieder eine jener Gegenwartserzählungen von Dumas, in deren Rahmenhandlung er höchstpersönlich auftritt; hier als Zuhörer eines verwirrten Freundes, der ihm eine kurze, aber hochdramatische Geschichte erzählt. Kurz kann man hierbei ruhig wörtlich nehmen, denn es ist die kürzeste Erzählung von Dumas, die ich bisher kenne. Doch trotz ihrer Kürze enthält sie den Stoff, mit dem man einen ganzen Roman hätte füllen können.
Die Erzählung selbst wurde im Jahr 1835 unter dem Titel „Un Bal masqué“ publiziert und noch im gleichen Jahr von einem anonymen Übersetzer ins Deutsche übertragen. Dies ist auch dir mir bekannte Fassung.
Die Geschichte beginnt damit, dass Dumas, der beim Arbeiten eigentlich nicht gestört werden möchte, Besuch von einem Freund erhält, der völlig aufgelöst ist. Es gelingt Dumas diesen so weit zu beruhigen, dass er ihm den Grund für seine Konfusion erzählen kann. Alles begann mit einem Maskenball in der Pariser Oper, den der Freund besuchte und der diesen aufgrund seiner Ausgelassenheit sehr schnell anwiderte. Er verließ den Ball um sich dem aufgedrehten Treiben zu entziehen und begegnete am Eingang einer völlig konfusen jungen Frau, die unbedingt zu dem Fest möchte, aber aus Geldmangel nicht eingelassen wird. Dumas’ Freund nimmt sich ihrer an und begleitet sie auf deren Bitte sogar. Nun erfuhr er von der Dame, dass sie keinesfalls ihr Vergnügen hier sucht, sondern ihren Ehemann, von dem sie vermutet, dass er sich mit einer anderen abgeben könnte. Und ihre Vermutung bewahrheitet sich, als sie ihn kurz darauf in Begleitung einer anderen Dame erblickt. Sie folgt ihm und sieht, wie er sich mit der Fremden in eine der Opernlogen zurückzieht. Beim Lauschen an der Tür werden all ihre Befürchtungen zur Gewissheit. Was darauf folgt entwickelt sich zu einer richtigen kleinen Tragödie. Wer also wissen will, wie es weiter geht, dem sei die Lektüre der kleinen Geschichte empfohlen.
Die Geschichte ist nicht datiert, dürfte aber, wie ähnliche frühe Prosaerzählungen von Dumas in etwa auch in der Zeit angesiedelt sein, in der er sie niederschrieb, also irgendwann zwischen 1830 und 1835.