Die Dame von Monsoreau

  • Nachdem ja der Roman „Die Königin Margot“ schon ein eigenes Thema hat, wird es Zeit, auch mal einen kleinen Blick auf die erste Fortsetzung „Die Dame von Monsoreau“ zu werfen. Die Handlung beginnt im Jahr 1578. Heinrich III. – ich verwende jetzt mal der Einfachheit halber die eingedeutschten Namen – ist mittlerweile König von Frankreich und hat sich allerlei politischer Feinde zu erwehren; zum einen seinen Bruder Franz d’Anjou und dann auch noch die Familie der Guise, die zwar vorgeben, Franz zu unterstützen, diesen aber nur als Marionette benutzen wollen, um letztendlich selbst den Thron zu erringen. Diesen Kontrahenten stehen verschiedene Helfer zur Verfügung, die jeweils aktiv für die Sache ihres Herrn eintreten. Dies sind auf Seiten des Königs die sogenannten Mignons, Edelleute, die in besonderer Gunst des Königs standen, und dessen Hofnarr Chicot. Auf der Seite von Franz stehen unter anderen der Edelmann Bussy und scheinbar auch der Graf von Monsoreau, der aber eigentlich mit der Familie Guise sympathisiert. Neben diesem gibt es auch noch den Bruder Gorenflot, ein feiger, egoistischer, verfressener und sauffreudiger Mönch, der offen für die Sache der Guise eintritt. Die wichtigsten Figuren und Sympathieträger im Roman sind von den Genannten sicherlich der Hofnarr Chicot, der so manche Intrige gegen seinen Herrn aufdeckt und der Edelmann Bussy. Letzterer wird während der Nacht von mehreren Angreifern attackiert und schwer verwundet. Mit letzter Kraft kann er sich in ein Haus retten, bevor er zusammenbricht und von der Hausherrin, der schönen Diane von Meridor gesund gepflegt wird. Es kommt, wie es bei Dumas kommen muss, Bussy und Diane verlieben sich ineinander, wobei es vorher die eine oder andere Schwierigkeit zu überwinden gibt, die darin begründet liegt, dass Diane von mehreren Männern begehrt wird; von Franz d’Anjou, der sie, koste es was es wolle, zu seiner
    Mätresse machen möchte und dafür auch vor Gewalt nicht zurückschreckt und auch vom Grafen von Monsoreau, der sie unter dem Vorwand, sie vor Franz zu beschützen, in eine Ehe zwingt. Diane willigt ein, verweigert dem Grafen aber letztendlich den Vollzug der Ehe, sodass sie sich Bussy noch als Jungfrau hingeben kann. Allerdings bleibt diese Liaison nicht verborgen und sowohl Franz als auch der Graf von Monsoreau schmieden finstere Pläne gegen Bussy, deren Ausgang geschichtlich belegt ist. Der Roman gipfelt im sogenannten Duell der Mignons, das in der französischen Geschichte sehr populär geworden ist.


    Ich persönlich fand den Roman noch besser als „Die Königin Margot“ und kann ihn jedem Dumas-Fan nur wärmstens ans Herz legen. Man muss dafür nicht unbedingt „Die Königin Margot“ gelesen haben, da es außer einem Teil des genutzten Figurenensembles keine wirklichen Überschneidungen gibt. Und auch das Ende ist ganz rund gestaltet, sodass man auch nicht unbedingt den dritten Band, „Die Fünfundvierzig“ lesen muss, obwohl dieser die Handlung eigentlich direkt fortsetzt; aber hätte Dumas diesen dritten Band nie geschrieben, würde das Buch einen durchaus nachvollziehbaren Schluss haben. Wie schon im ersten Band sind die meisten der auftretenden Personen historisch belegt; neben den genannten gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit Katharina von Medici und Heinrich von Navarra, die allerdings beide nicht mehr die zentralen Rollen spielen, die sie noch in „Die Königin Margot“ hatten. Für mich ohne jeden Zweifel eines der besten Bücher von Dumas überhaupt und es ist mir unverständlich, weshalb es sich neben den „Musketieren“, dem „Graf von Monte Cristo“ aktuell nicht im Programm wenigstens eines Verlages befindet und auch seit so langer Zeit überhaupt nicht mehr angeboten worden ist.

  • Ich vermute, dass dieser Roman weniger bekannt ist, liegt daran, dass es um geschichtliche Ereignisse geht, die außerhalb Frankreich nicht wirklich bekannt sind. Was weiß der/die durchschnittliche Leser/in von Heinrich III. und seinen Mignons? Die Bartholomäusnacht dagegen ist doch auch außerhalb von Frankreich bekannt. Das werden sich wohl auch die Verlage gedacht haben.

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