Duell - Regeln im 17. Jahrhundert

  • aber er steht nach zwanzig Jahren wieder vor der Tür - da kann ich verstehen, dass man ihm nicht gleich auf die Nase bindet: Ach so, ich vergaß, wir sind übrigens Frondeure

    :thumbup: Ja, ich seh das auch so, Athos und Aramis haben vollkommen recht, wenn sie, angesichts ihres riskanten Vorhabens, nicht allzu vertrauensselig sind. Noch dazu, wo d`Artagnan ja (offiziell zumindest) auf Mazarins Seite steht. Und wie du schon sagtest, sie sind nur Helfer bei dieser Sache, sie dürfen nicht einfach ein Geheimnis, das keineswegs allein ihnen gehört, so mir nichts dir nichts ausplaudern. Dass d`Artagnan angefressen ist, liegt nicht an ihnen, sondern an ihm.

  • Eine jede ohne genügenden Grund erfolgte Herausforderung wird als Beleidigung angesehen. In diesem Falle ist der Geforderte der Beleidigte.

    8| 8| 8| Huch!! Jetzt ist mir die Gefährlichkeit dieser Regel erst total ins Auge gesprungen! Das heißt also, wenn ich jemandem das Hackl ins Kreuz hauen und ihm ein Duell anhängen will, brauch ich ihn bloß ohne allen Grund herauszufordern! Das gilt beileibe nicht als "ungültig", sondern als Beleidigung 1.Grades, und der Beleidigte hat sich trotz seiner Unschuld an der prekären Situation notgedrungen zu duellieren, wenn er seine Ehre wahren will! *schauder*


    Das erinnert mich jetzt irgendwie an die Inquisitionsprozesse mit anonymen Denunzianten, die Beweislast seiner Unschuld liegt beim Angeklagten (sofern er überhaupt Zeit und Gelegenheit hat, sie zu beweisen :pinch: :pinch: :pinch: )

  • hast du die A ... karte gezogen

    Ja, so würd ich das interpretieren :S. Ist bloß die Frage, wie sehr das damals en vogue war. Hm, vielleich gab es ja sowas wie einen ungeschriebenen gesellschaftlichen Konsens, dass ein Mann von Ehre niemanden grundlos herausfordern darf?? :S Ist ja ein äußerst unehrenhaftes Verhalten...
    Aber was heißt "grundlos"?? Ein Wortwechsel entsteht ja meist dann, wenn einer was sagt oder tut, was einem anderen nicht gefällt, z.B. einer bestimmten Dame Gedichte vorlesen. Das Gedichtevorlesen in intimem Rahmen ist an sich keine verwerfliche Handlung. Dennoch fühlt sich ein gewisser Herr Offizier dadurch empfindlich beleidigt und droht dem Vorleser, also Aramis, Prügel an (=Beleidigung 3. Grades). Aramis schlittert demnach vollkommen unschuldig in ein Duell rein, denn er hat ja nicht der Dame vorgelesen, um damit den Offizier zu beleidigen. Es hat auch keinen Wortwechsel mit Beleidigungen 1. oder 2. Grades zwischen ihnen gegeben. Der Offizier nennt ihn zwar petit abbé, das ist eine ungehörige Anspielung auf körperliche Merkmale, also wohl bereits eine Beleidigung 1.Grades, aber die wird von seiner Prügelandrohung, also der Beleidigung 3. Grades übertroffen. Aramis ist also unschuldig gezwungen, sich zu duellieren, was er ja nach einem Jahr auch tut. Daraus erklärt sich wohl auch seine Hartnäckigkeit in puncto Wiederherstellung seiner Ehre, denn er ist sich in puncto Vorlesen ja keiner Schuld bewusst...

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • :thumbup: Genau. Gibt's sonst noch ein Duell bei den Musketieren zum Analysieren? Vielleicht d`Artagnan versus Lord Winter? 8)


    :P Ach ja - auf seiner Jagd nach Rochefort rempelt d`Artagnan ja Athos unabsichtlich an der Schulter an. Er sagt dazu im Weiterrennen "Excusez-moi!", entschuldigt sich also flüchtig, was Athos nicht akzeptiert, indem er sagt, d`Artagnan wäre nicht höflich, woran man sehen könne, dass er von weit her komme. Worauf d`Artagnan ärgerlich erwidert: "Morbleu! De si loin que je vienne, ce n`est pas vous, qui me donnerez une lecon de belles maniéres, je vous previens." Hm, wer ist jetzt der Beleidigte? ;)

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  • :thumbsup: Athos natürlich ;) - d´Artagnan hat ihm höllisch wehgetan ;) - nach den Regeln ... keine Ahnung, einfach weiterrennen und excusez rufen ist wirklich nicht höflich. Ich plädiere für Athos :P

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • auf seiner Jagd nach Rochefort rempelt d`Artagnan ja Athos unabsichtlich an der Schulter an.


    Das muss diese Stelle sein:


    »Meiner Treu,« erwiderte d'Artagnan, welcher Athos erkannte, der, nachdem
    der Arzt den Verband vorgenommen hatte, wieder nach seiner Wohnung
    zurückkehrte, »meiner Treu, ich habe es nicht absichtlich gethan, und weil ich
    es nicht absichtlich gethan habe, sagte ich; ›Entschuldigt mich.‹ Das scheint
    mir genug zu sein. Ich wiederhole Euch indessen, daß ich bei meiner Ehre Eile
    habe, große Eile. Laßt mich los, ich bitte Euch, laßt mich dahin, wo ich zu
    thun habe.«


    »Mein Herr,« sprach Athos, indem er ihn losließ, »Ihr seid nicht artig. Man
    sieht, daß Ihr von ferne herkommt.«


    D'Artagnan hatte schon drei bis vier Stufen überschritten, aber die Bemerkung
    von Athos hielt ihn plötzlich zurück.


    »Bei Gott! mein Herr,« sprach er, »aus so weiter Ferne ich auch kommen mag, so
    werdet Ihr mir doch keinen Unterricht in den feinen Manieren erteilen, das sage
    ich Euch.« – »Vielleicht,« erwiderte Athos. – »Ah! wenn ich nicht so sehr Eile
    hätte,« rief d'Artagnan, »und wenn ich nicht Einem nachlaufen würde...« – »Ei,
    mein eiliger Herr, mich werdet Ihr finden, ohne mir nachzulaufen, versteht
    Ihr?« – »Und wo dies, wenn es gefällig wäre? – »Bei den Karmeliter-Barfüßern.«
    – »Zu welcher Stunde?« – »Gegen Mittag.« – »Gegen Mittag, gut; ich werde dort
    sein.«




    Hm, wer ist jetzt der Beleidigte? ;)

    Ja, wer ? Die Entscheidung fällt hier schwer. Bissige, stichelnde, unfreundliche bzw. unhöfliche Bemerkungen machen beide zueinander.
    D'Artagnan rempelt Athos an, entschuldigt sich aber dafür. Allerdings findet Athos die Entschuldigung nicht ausreichend, zu kurz, ein schlichtes "Excusez" ist ihm zu wenig. Vlt weil er in dem Moment offenbar echt großen Schmerz in dieser Wunde empfindet - kann man sich ja irgendwie vorstellen - ist er "angefressen". Er wirft D'A. vor, dass dieser "nicht artig" (=nicht wohlerzogen genug, demnach zu tölpelhaft) sei. Na ja, das ist für D'A. schon eine Beleidigung 1. Grades, oder? Er antwortet ebenfalls mit einer leichten Beleidigung.
    Darauf die übliche Kettenreaktion . . .
    Eigentlich ist ja bei diesen Duellen bei A.D., die alle mit dem Degen ausgefochten wurden, doch gar nicht mehr so wichtig, wer der ursprünglich Beleidigte war? - Na gut, für die Wahl von Ort und Zeit des Zweikampfes kann das auch noch wichtig sein, auch wenn die Waffen schon feststehen.

  • für die Wahl von Ort und Zeit des Zweikampfes kann das auch noch wichtig sein

    :thumbup: Ja, durchaus. Deshalb ist die Frage nach dem Beleidigten so wichtig, weil diesem dann die Wahl von Zeit, Ort und Waffen gebühren...ich weiß jetzt nicht ad hoc, ob der Beleidiger da Einspruchsrechte hat, und wenn ja, welche... :whistling: :whistling: :whistling:


    kaloubet
    Auch meinem Gefühl nach wäre Athos durch d`Artagnans ungenügende Entschuldigung der zuerst Beleidigte. Nachdem er kein Schimpfwort folgen lässt sondern bloß eine anzügliche Zurechtweisung 1.Grades, bleiben die Rechte des Beleidigten bei ihm. Athos ist es auch, der Zeit und Ort des Duells bestimmt.

  • Athos ist es auch, der Zeit und Ort des Duells bestimmt

    Naja, das hätte d´Artagnan eh nicht gekonnt. Zeit schon, aber Ort?? Er kennt sich ja in Paris nicht aus. Außerdem ist Athos der Ältere, wobei ich nicht weiß, ob das eine Rolle spielt.

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  • Ah, demnach - und die Frage ist ernsthaft - durften die Sekundanten sanktionieren? ´Das waren viereinhalb Schritte, keine fünf´ und peng? ;)

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  • :whistling: Hm, das wohl nicht - aber ich schau mal nach:


    Verletzung der Duellgesetze: Es ist bereits darauf hingewiesen worden, dass der das Duell leitende Sekundant sofort und mit aller Energie die Einstellung des Kampfes zu veranlassen hat, sobald er beobachtet, dass einer der Gegner die vereinbarten Bedingungen nicht einhält oder gar gegen die bestehenden Duellgesetze verstößt oder sonst irgendeine Unregelmäßigkeit begeht....Die Unterbrechung des Kampfes durch den Sekundanten erfolgt auf eigene Gefahr und Verantwortung. Jeder Sekundant hat darüber Rechenschaft zu geben. Die Unterbrechung des Kampfes hat durch den Ruf "Halt!" zu erfolgen.
    Nach einem erfolgten Haltruf haben die beiden Gegner bei ihrer Ehre die Verpflichtung, sofort den Kampf einzustellen; sie bleiben aber mit erhobenen Klingen so lange in der Stellung, bis sie durch die Sekundanten getrennt werden....Der leitende Sekundant hat zwischen die beiden Kämpfenden zu treten. Nach einem Haltruf haben die Sekundanten die Pflicht, einen allfällig weitergeführten Hieb mit der Waffe abzuwehren.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:


    "Halt" durften nur die Sekundanten rufen, niemals die Kämpfenden. Wenn ein Sekundant "Halt!" rief, musste der gegnerische Sekundant das sofort bestätigen.
    Es wird geraten, als Sekundant zum Zeichen einer beabsichtigenden Kampfunterbrechung die Waffe zu heben, worauf der Gegensekundant ebenfalls seine Waffe erhebt oder selbst "Halt!" ruft.

  • Ja, es ist echt unglaublich - die reinste Bürokratie! ;) Alles war bis ins Kleinste festgelegt, bis zum Stoff des Hemdes und die Beschaffenheit der Handschuhe, die man anhaben durfte 8|. Außerdem gab es den sog. Ehrenrat, dem die An- oder Aberkennung der Satisfaktionsfähigkeit oblag, und der bei Uneinigkeit bezügl. Duellbedingungen usw. einschreiten musste. Also wohl sowas wie ein Schiedsgericht...

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