Schullektüre

  • Nach der Anregung von Silvia, rufe ich das neue Thema Schullektüre hervor. Welche Schullektüre ist die beliebteste, welche Autoren werden von Lehrern bevorzugt? Gibt es vielleicht sogar Lehrer, die gewisse Autoren verabscheuen?
    Höchstwahrscheinlich ist die Schullektüre von Land zu Land verschieden. Wo liegen die Unterschiede?`



    Gruss Alex

  • Ich bezog mich eigentlich auf "Dumas als Schullektüre", nicht allgemein Schullektüren...

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    Je reviens de mon gré aux doulx lacqs qui me serrent.
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    Fiaskofalke des St. Athos (Maike am 8.2.2005)
    "Wir sind die Germanisten. Widerstand ist zwecklos. Sie werden korrigiert." (Maike, ebenfalls am 8.2.2005)
    "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, bei Athos ist es umgekehrt." - Porthos, bei den Volksschauspielen Ötigheim am 24.7.2005
    Altjümpferliches Tupfi

  • Kann man ja auch in das Thema hineinbeziehen.


    Ich frage jetz noch nachträglich im spezifischen nach Duams' Romane als Schullektüre. Sind diese Bücher tatsächlich von den Lehrern ignoriert oder nicht??


    EDIT (Silvia): Zwei Posts zusammengefügt

  • Also; Dumas gibt es bei uns überhaupt nicht als Schullektüre, obwohl seine Romane sicherlich nicht weniger sinnvoll wären als so manch andere.
    Ob die Lehrer den einen oder anderen autor bevorzugen, lässt sich schwer sagen, da ja meist im Lehrplan vorgeschrieben ist, was man zu lesen hat.
    Und was die Schüler betrifft: Viele schreien schon IGITT! wenn sie nur hören, dass es von einem der alten, berühmten Autoren/Dichter ist. Beispielsweise finde ich Schiller und Goethe gar nicht so langweilig, damit stehe ich in der Schule nur ziemlich alleine da;-). Eigentlich traurig, wenn man bedenkt, was eben die, die es langweilig finden, für einen M... lesen.


    Falls jemand von Euch SWR 3 hört, kennt ihr sicher den PISA-Test: Da läuft eine Reporterin auf der Straße herum und fragt irgendwelche Leute irgendetwas. Gestren z. B.: "Wer war Schiller?" Man kann kaum glauben, was da alles geantwortet wurde. Und bei der Frage nach Wilhelm Tell hieß es entweder, dass es von Goethe oder sonst wem geschrieben wurde, oder sie wussten gar nicht erst, dass es ein Stück ist, sonder meinten: "Ach, das war doch der Freund von ...".


    Um wieder zurückzukommen: Man muss die alten Stücke und Romane ja nicht gerade lieben und gelesen haben, aber so ein bisschen Allgemeinbildung ist schließlich nicht verboten! Und wenn man sich mal (auch außerhalb des Unterrichts) mit dem einen oder anderen befasst, merkt man, dass es wirklich interessant sein kann.

  • Stimmt!
    Allgemeinbildung kann man fast nur durch Lesen erreichen. Gutes Beispiel mit Willhelm Tell. Es ist ja fast der Schweizer Nationalheld Nr. 1 von dem es bei uns in der Stadt eine Art Open Air Theater gibt. Da wird im Sommer Willhelm Tell aufgeführt. Doch ich würde meinen, dass sogar die Akteure dieses Theaters und von den Zuschauern nicht zu sprechen gar nicht wissen von wem dieses Stück ist!
    Was ich damit sagen will ist, um nicht schon wieder vom eigentlichen Thema abzukommen, dass in den Schulen die grossen Autoren ignoriert werden. Bei uns am Gymnasium Interlaken wissen höchstwahrscheinlich 93% nicht, wer Dumas ist. Aber die drei Musketiere und der Graf von Monte Christo kennen sie wiederum.


    Vor etwa einem Jahr haben wir zum Beispiel Dürrenmatt gelesen, aber auch nur weil dieser ein Berner war. Sonst hätten wir von diesem Autoren nie ein Wort gehört. Ich finde einfach, dass ein Absolvent eines Gymnasiums zumindest die wichtigsten Autoren und ihre wichtigsten Bücher gelesen haben sollte.(Ob da Dumas auch dabei ist, lasse ich offen)

  • Meine Deutschprofessoren haben die "großen Schriftsteller" zusammengefasst auf Schiller, Goethe, Dürrenmatt, Böll, Brecht,Kafka, Frisch und Horvath. Von allen anderen "wichtigen" haben wir dafür in Referaten gehört.
    "Pflichtlektüre" - von den Lehrern am meisten geliebt - sind zumindest bei uns: "Faust", "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker", "Jugend ohne Gott" (wobei das eine Vorliebe des letzten Professoren gewesen sein könnte), "Die Blechtrommel", "Die Metamorphose" - oder wahlweise: "Der Prozess,"- und "Die Bürgschaft" (und "Die Glocke") - als die "einzigen" Balladen weit und breit.
    Eine Menge an bekannten und "wichtigen" Werken haben wir per Referat gehört. Wir haben so gut wie garnichts ausgelassen, so "Simplicissimus", "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und "Das Gemeindekind" waren jedenfalls noch drin.
    Dumas haben wir allerdings ausgelassen. Bei dem zählen nach "hM" nur "Die drei Musketiere" und "Der Graf von Monte Christo" zur Weltliteratur und die zwei sind offenbar vernachlässigbar.


    Die Englischprofessorin beschränkte sich auf Shakespeare (eindeutig ihr Liebling), Huxley und Mac Laverty.


    Und die Französischprofessorin ... für "g'scheite" Bücher war das Niveau etwas zu niedrig. Mehr als "Le petit Nicolas" kam nicht heraus. Mit Dumas wurde sie nur durch mich und mein Referat konfrontiert. Ebenso wie Simenon nur dank meiner miteinfloß...


    Richtig ignoriert wurde aber von den Damen und Herren niemand - leider.

  • Dass Dürrenmatt sogar in Österreich gelesen wird ist mir neu. :-) (Der Besuch der alten Dame ist wirklich ein gutes Buch)


    Da scheint ihr ja wirklich alle klassischen Autoren durchgenommen zu haben.

  • Dürrenmatt kam auch bei uns in Deutschland, aber mit "Der Richter und sein Henker".
    Von den ganzen anderen Autoren und Stücken, die Selene aufgezählt hat, haben wir bis jetzt so gut wie keinen bzw. keines behandelt.
    In Deutsch eher so Zeug wie "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" (Judith Kerr) - warum liest man wenn schon nicht gleich Anne Frank? -
    "Insel der blauen Delfine" und ähnlichen Kram;
    "Kleider machen Leute", Alfred Andersch "Sansibar" und natürlich Tell find ich OK. Das gehört schon mal zum Anspruchsvolleren.


    In Französisch gab's noch gar keine Bücher, Spanisch auch nicht, und in Englisch nur eines, weil wir mit dem Schulbuch schon fertig waren und noch einige Wochen übrig hatten. Eingeplant war also nichts. Wir - bzw. die, denen so Zeug gefällt (und die leider in der Überzahl sind) - haben dann "Bend it like Beckham" ausgesucht. Mag ja als Konifilm oder zum am Strand lesen nett sein, aber im Unterricht?????????? ;-(


    :-]Manche aus meiner Klasse haben teilweise etwas betreten geschaut, als meine Freundin ein Buch von Marquis de Sade vorgestellt hat - einerseits wohl zweifellos wegen dem Inhalt;-), andererseits aber (hat man an den Rückfragen gemerkt) auch weil sie von der Existenz dieses Mannes nicht die geringste Ahnung hatten.

  • Zitat

    Original von Alex
    Dass Dürrenmatt sogar in Österreich gelesen wird ist mir neu. :-) (Der Besuch der alten Dame ist wirklich ein gutes Buch)


    Was meinst du mit "sogar"?


    Zitat

    Da scheint ihr ja wirklich alle klassischen Autoren durchgenommen zu haben.


    Ja. Länge mal Breite und diagonal durch.

  • Mir ist schon klar, dass Dürrenmatt ein grossartiger Autor war. Seine Bücher sind wahre Meisterwerke. Ich bin nur erstaunt, dass er sogar über die Schweizer- Grenzen hinaus so bekannt ist und man seine Bücher als Schullektüre verwendet. Da habe ich den guten Friederich und seinen Bekanntheitsgrad wohl oder übel unterschätzt.

  • Salut,


    Der gute Dürrenmatt ist mir letztes Jahr mit den Physikern begegnet, heuer gleich doppelt mit 'Der Besuch der alten Dame' - wir hätten es in Österreich gelesen, und hier im lycée gab es im Deutschunterricht einen vereinfachten Auszug daraus.


    Ansonsten will ich über Schullektuere gar nicht zu viel urteilen, da ich sie so gut wie nie lese. Ich interessiere mich für Literaturgeschichte nicht wirklich von Anfang an, da lässt man sich Dinge wie 'Parzifal' von Wolfram von Eschenbach schon mal entgehen. Ich hab auch noch nie Goethe oder Schiller selbst gelesen, wir haben es nur ausgiebig im Unterricht behandelt. Goethes Biographie (vor allem seine Korrespondenzen mit Frau von Stein) fand ich viel interessanter als seine Werke, zumindest, soweit ich das sagen kann, weil ich sie ja eben nicht mit eigenen Augen von innen gesehen habe.


    Ich bin wohl zu ignorant. Ich lese sehr gerne und sehr viel, aber das deckt sich halt so selten mit dem, was man - laut Meinung seiner Lehrer - lesen sollte.


    Letztens bekamen wir in franÇais litterature eine Liste mit Büchern, die man in der Première unbedingt gelesen haben sollte. Was begegnete mir? Rousseau. Balzac. Duras. Nicht mal 'Le petit prince' war dabei *gg*. Von einem Dumas ganz zu schweigen. Kommt mir manchmal schon so vor, als sei er richtig verpönt unter den französischen Französischlehrern.


    Liebe Grüße,
    Laura.

  • Zitat

    Kommt mir manchmal schon so vor, als sei er richtig verpönt unter den französischen Französischlehrern.


    Ich habe überhaupt noch nie jemanden sagen hören, er habe Dumas in der Schule gelesen.


    Ich glaub, ich frag bei Gelegenheit mal meine Lehrerin, ob man das nicht mal machen könnte und wenn nicht, was denn dagegen spricht.;-)

  • Schätze da wirst du Pech haben, ich kenne mich mit Lehrern ganz gut aus und bin schon reichlich resigniert. Die halten sich fast alle strickt an den Lehrplan. Warum Dumas jedoch nicht im Lehrplan steht ist mir schleierhaft. Es ist doch ebenso historisch wie unterhaltsam und man hätte mal ne positivere Einstellung zu Schullektüren.
    Immer Goethe, Schiller und ab und an mal Brecht ist ja auch nix. Aber wahrscheinlich liest man da eben die Bücher, die man sonst auf keinen Fall lesen würde oder man liest sie nicht weil sie in der Schule gelesen werden und man deshalb die Schriftsteller mit der Schule verbindet, oder... ok, brechen wir das hier ab!!!!

  • *gg* - hast du ein paar schlechte Erfahrungen mit Lehrern gemacht?


    Ich möchte nur noch mal anfügen, dass es mir im Grunde relativ sehr egal ist, ob Dumas nun im Lehrplan steht oder nicht. Was ist denn eigentlich so toll daran, Die Drei Musketiere im Unterricht zu lesen? Na gut, vielleicht um für uns - die Musketierliebhaber - ebendiesen spannender zu machen.
    Aber ich bin eher froh darüber, dass ich keine Charakterbeschreibungen der Hauptpersonen auswälzen muss, oder darüber nachdenken, was an Dumas' Stil so besonders oder was auch immer war. Bücherbehandlungen im Unterricht haben mich schon oft um unschuldiges Lesen gebracht, alles wird zerpflückt und auseinandergenommen. Vielleicht lese ich deshalb so selten Schullektüre.


    Die Drei Musketiere sind für mich ein Hobby, ein nicht unwichtiges, und ich brauch nicht wirklich die Meinungen meiner Lehrer oder Klassenkameraden dazu. Hier im Forum ist das was anderes, da sind die Leute ungefähr so vernarrt in den Roman wie ich. Wenn Bücher in Schulstunden behandelt werden, sind sie gewissermaßen Pflicht, und das möchte ich nicht. Ich will meine eigene persönliche Freude daran haben, und mir meine Begeisterung nicht etwa durch irgendwelche 'Experten' nehmen lassen.


    Liebe Grüße,
    Laura.

  • Du hast recht! Solche Experten könnten mir auch erspart bleiben. Doch ich finde es einfach Schade, dass die grossen Werke jeder aus Hollywood kennt und nicht aus dem ursprünglichen Buch. Wenn ich nicht einmal einen Artikel über Dumas und seine Musketiere gelesen hätte, wüsste ich gar nicht, dass es diesen man gegeben hat. Eine Möglichkeit diese Anonymität dieser Autoren zu besiegen ist natürlich die Schullektüre. Doch es wäre sicher auch nicht mehr mein Hobby, dieses Buch von vorn bis hinten zu analysieren. Es würde auch mir die Freude an Dumas nehmen.

  • Zitat

    Original von Alex
    Doch ich finde es einfach Schade, dass die grossen Werke jeder aus Hollywood kennt und nicht aus dem ursprünglichen Buch.


    Oh, da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Die "großen Werke" kennen die meisten trotzdem nicht, denn sie bringen die Filme nicht mit den Büchern in Zusammenhang.


    @Laura: Stilanalysen? Was für eine Schule ist das? Das blieb mir gottlob erspart. Alles, was wir jemals analysiert haben, war, Horvaths "Jugend ohne Gott" und der ist zum Glück wundervoll eindeutig.


    Zitat

    Wenn Bücher in Schulstunden behandelt werden, sind sie gewissermaßen Pflicht, und das möchte ich nicht.


    Das ist ja wahr, aber irgendwie ist diese Aussage ... putzig. Sobald etwas zur Pflicht wird, mag man es nicht. Vermutlich ist das die perfide Logik derer, die den Lehrplan entworfen haben. Stünde Dumas auf der Liste, würden ihn nur halb so viele Leute lesen.

  • Also, meine Schule ist das BG Oberschützen.... falls du noch mal aufs Gymnasium willst, liebe Selene - geh nicht da hin *gg*. Naja, nein, es is schon okay....


    Zitat

    Wenn Bücher in Schulstunden behandelt werden, sind sie gewissermaßen Pflicht, und das möchte ich nicht.


    Putzig? Das find ich wiederum süß ;-)


    Es stimmt aber, wahrscheinlich hab ich mich zu vage ausgedrückt - ich meinte damit, dass ich mir Bücher, die mir was persönlich was bedeuten, nicht dadurch vermiesen lassen möchte, dass man sie in der Schule zerpflückt. Trotz allem sind sie in den Stunden nämlich Subjekte einer möglichst objektiven Analyse, und ich pfeif auf Objektivität, wenn mir was gefällt.


    Das heißt nicht, dass ich alles verdamme, was in Schulstunden durchgenommen wird. Ich bin auch durchaus empfänglich für neue Gedanken zu einer Geschichte, wenn sie interessant sind. Nur kann ich es einfach nicht leiden, wenn mir durch eine übergenaue Analyse die Freude am Lesen genommen wird.


    lg,
    Laura.

  • Zitat


    Also, meine Schule ist das BG Oberschützen.... falls du noch mal aufs Gymnasium willst, liebe Selene - geh nicht da hin *gg*. Naja, nein, es is schon okay....


    Ähh ... lieber nicht. Ich freue mich damit vorletzten Sommer abgeschlossen zu haben. Und ich träume schon genug von solchen Aktionen, die muss ich nicht auch noch "real" machen.


    Ad "Schule":
    *g* "Objektive Analyse"? Zumindest mein Professor war weit davon entfernt objektiv zu sein. Nun, ja, er hat es auch nicht behauptet, was schon ein Pluspunkt war. Aber ich verstehe Dich schon.... ;)

  • Hi zusammen


    Ich habe eine Frage: Würde jemand, eine Schullektüre hobbymässig zuhause lesen? Laura hat recht, dass man die Schulbücher nicht einfach verdammen kann, weil sie für das weiterkommen in der Deutschen Sprache sicher sehr nützlich sind. Aber gibt es hier eine oder einer, die/der ein Buch gelesen hat und dieses wurde zum Beispiel nach einem Jahr in der Schule durchgenommen und gelesen? Wenn ja, was für Literatur war es?


    (Ich kenne einen, der das gemacht hat und ich will wissen ob das ein Ausnahmefall ist oder nicht)

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