Eine kleine Anmerkung im Voraus: Diese Geschichte ist nicht ganz ernstgemeint - und gewisse Andeutungen, den Kardinal betreffend, sind es noch weniger! Boismortier ist keine historische Person, sondern ein handlungstechnisch notwendiger Niemand und nach einem meiner Lieblingskomponisten benannt, aber mit diesem vermutlich nicht verwandt.
Feindesliebe
Armand-Jean du Plessis, Cardinal de Richelieu und Frankreichs mächtigster Mann nach, wenn nicht gar vor, dem König, befand sich in einer höchst unersprießlichen Lage. An einem ungemütlichen Regentag wie dem heutigen sein Quartier im Feldlager zu verlassen, um incognito, nur von seinem Stallmeister Rochefort begleitet, noch einmal den Damm zu inspizieren, den er vor La Rochelle errichten ließ, um die Stadt vom Meer abzuschneiden, war kein glücklicher Gedanke gewesen; das Unwetter war so heftig geworden, daß sich die Straße, auf der sie den Rückweg zurückzulegen gedacht hatten, als unpassierbar erwiesen hatte. Sie waren gezwungen gewesen, in dem einzigen und zudem elend kleinen Gasthaus, das an der Strecke zu finden war, abzusteigen - und damit hatten die Schwierigkeiten erst recht begonnen.
Natürlich war das Gasthaus überfüllt, und zwar mit Gestalten, vor denen es Richelieu nicht ratsam erschien, seinen Namen preiszugeben; besser war es, man hielt ihn für den Edelmann oder Offizier, als den ihn seine Kleider auszuweisen schienen. Dieses absichtliche Verschweigen seines eigentlichen Ranges machte es ihm allerdings unmöglich, schlicht ein Zimmer für sich räumen zu lassen; man teilte ihm mit, daß der letzte freie Raum - wie sich herausstellen sollte, eine elende Kammer im oberen Stockwerk des Hauses, deren einziger Vorteil darin bestand, daß sie nebst einem Tisch und einem Bett mit schmutzigen Vorhängen über einen Kamin verfügte - vor keiner Viertelstunde an einen anderen Herrn vergeben worden sei, und wenn dieser sich nicht bereiterkläre, zu teilen, so gebe es keine Möglichkeit, dem neuen Gast noch ein eigenes Zimmer zu verschaffen. Nach einem weiteren Blick auf das Publikum in der Schankstube bat der Kardinal den Wirt, mit dem vom Glück begünstigten Herrn, der das letzte Zimmer ergattert hatte, zu verhandeln, während Rochefort sich gottergeben daran machte, die Pferde zu versorgen.
Der Fremde erwies sich als durchaus bereit, sein Quartier über nacht mit einem neuen Gast zu teilen, doch Richelieus Freude darüber, sich nicht durchnäßt und halb erfroren mit einer Strohschütte im Stall begnügen zu müssen, währte nur, bis er mit einem Gruß das Zimmer betrat; der andere Herr, der vor dem Kamin damit befaßt war, seine durchnäßten Kleider abzulegen, wirkte seinerseits ganz, als überlege er, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Es handelte sich um niemand anderen als Arnaud de Tréville, den Hauptmann der königlichen Musketiere.
Es war nur Richelieus eisernen Selbstbeherrschung zu verdanken, daß er nun keinen Fluch murmelte; die Nacht konnte heiter werden! Kurz überlegte er, den Hauptmann, den er wenig schätzte, einfach vor die Tür zu setzen, doch das hätte viel böses Blut gegeben; daher sagte er nur recht kühl: "Ich bin Euch für Eure Bereitschaft, mich aufzunehmen, dankbar, Tréville, und weise Euch darauf hin, daß ich mich incognito hier aufhalte - bedient Euch folglich, wenn wir in Gesellschaft sind, nicht der falschen Anrede, und laßt am Besten gar nicht erkennen, daß Ihr mich kennt."
Tréville nickte. "Das werde ich tun, Monseigneur." entgegnete er, und Richelieu fragte sich mit einigem Erstaunen, ob der von ihm so wenig geschätzte Gascogner sich tatsächlich einmal als hilfsbereit erweisen sollte. Seine Verwunderung wich, als der Hauptmann hinzusetzte: "Ich muß Euch jedoch um den gleichen Gefallen bitten, auch darum, meine Anwesenheit nicht Euren Leuten, die Euch ohne Zweifel begleiten, bekanntzumachen. Ich hatte einen geheimen Auftrag Seiner Majestät zu erfüllen, und meine Rückkehr darf nicht bekannt werden, bevor ich nicht mit dem König gesprochen habe."
- "Gut." antwortete der Kardinal, wenngleich nicht ohne einige Verstimmung, weniger ob der Bitte Trévilles als aufgrund der Tatsache, daß er über diesen geheimen Auftrag nicht unterrichtet gewesen war.
Sie wurden unterbrochen, als eine Schankmagd ins Zimmer trat, um einen Krug Wein zu bringen, den Tréville bestellt haben mußte; vorausschauenderweise hatte das Mädchen daran gedacht, ein zweites Glas bereitzustellen.
Der Hauptmann lachte, als die Bediente wieder gegangen war. "Wie es scheint, sollt Ihr mein Gast sein, Euer Eminenz... Ihr seid folglich eingeladen!" Er begann, den Wein einzuschenken. Richelieu nickte nur abwesend. "Was habt Ihr dort?" erkundigte er sich anstelle eines Dankes oder einer Ablehnung. Er hatte auf dem Tisch nahe beim Kamin einen leicht feuchten Packen von Papieren erspäht, und nichts vermag einen Ersten Minister mehr anzuziehen als unbekannte Schriftstücke in der Hand eines Feindes oder unsicheren Verbündeten.
Tréville war sich der Gefahr, die von einem neugierigen Richelieu ausging, wohl durchaus bewußt, denn er erwiderte fest:"Bei allem Respekt - nichts, was für Eure Augen bestimmt wäre, Euer Eminenz."
Der Kardinal runzelte die Stirn; er schätzte es nicht, wenn man Geheimnisse vor ihm hatte, und was er dem König von Frankreich verwehrte, hätte er gewiß keinem einfachen Musketiershauptmann gestattet, hätte ein Klopfen nicht ihr Gespräch ein weiteres Mal unterbrochen. Richelieu ging zur Tür hinüber und sagte sich, daß er ein hochanständiger Mensch sei; er hätte einfach "herein" rufen können, hatte er doch an den Schritten auf der Treppe bereits erkannt, daß Rochefort vor der Tür stehen mußte. Tréville würde Seiner Eminenz etwas dafür schulden, daß er seine Anwesenheit nicht verriet - und das würde noch einmal nützlich sein können.
Dergestalt öffnete der Kardinal die Tür nur einen Spalt breit, so daß sein Stallmeister nicht ins Zimmer blicken konnte.
"Verzeiht, daß ich Euch noch einmal störe", begann Rochefort, der, nebenbei, nicht minder naß und verfroren war als sein Herr und Meister, "aber soeben ist Jussac hier aufgetaucht... Er ist uns entgegengeritten, da Ihr sofort unterrichtet werden wolltet, wenn Boismortier, dieser hugenottische Überläufer, klare Angaben zu allen Fragen gemacht haben sollte, und das ist wohl nun geschehen..."
Zur seiner Schande mußte der Kardinal sich eingestehen, daß er nun, wenngleich er am vergangenen Tag tatsächlich den Befehl gegeben hatte, auf den Rochefort sich bezog, nichts weniger zu hören wünschte als das, was dieser verfluchte Überläufer zum Besten gegeben hatte; ihm war kalt und er hätte es bevorzugt, für einige Stunden ganz in Ruhe gelassen zu werden. Weshalb nur war er dumm genug gewesen, dem Leutnant seiner Garde mitzuteilen, wo er heute nötigenfalls zu finden sein würde, wenn Boismortier redete? Die paar Neuigkeiten, die sich aus der Aussage des Überläufers würden ziehen lassen, hätten auch warten können...
"Jussac ist hier?" vergewisserte er sich. "Wie ist er bei diesem Wetter bis hierher vorgedrungen? Man sagte uns, die Straße sei unpassierbar..."
- "Wie es scheint, hat er sein Pferd stehenlassen, als es nicht mehr voranging, und hat sich zu Fuß durchgeschlagen", erklärte Rochefort, "entsprechend sieht er auch aus... Aber immerhin, er ist hier."
Dem Kardinal ging durch den Sinn, daß er einen sauberen und vor allem abwesenden Claude de Jussac durchaus bevorzugt hätte. Vielleicht hätte er sich zu dieser Aussage hinreißen lassen, wäre er mit seinem Vertrauten Rochefort allein gewesen; solange sich Tréville in Hörweite befand, konnte er sie aber schwerlich treffen.
"Sehr gut", gab er also, ganz wie es sich gehörte, zur Antwort, "er soll mir gleich Bericht erstatten."
- "Soll ich ihn hierher schicken?" erkundigte sich Rochefort, ein wenig zweifelnd. "Nur, falls der andere Herr, der Euer Zimmer teilt, sich gestört fühlen würde durch den... Besuch?" Selbstverständlich war dies nur eine höfliche Umschreibung dafür, daß Boismortiers Aussagen nicht für aller Ohren bestimmt waren.
Der Kardinal sah sich vor eine Schwierigkeit gestellt. Er gedachte nicht, Jussacs Bericht entgegenzunehmen, während ein höchst unzureichend bekleideter Tréville vor dem Kamin herumstand; allein, wenn er Tréville nun in nassen Kleidern (oder gar ohne diese) hinauswarf, würde der Hauptmann derart mißvergnügt sein, daß es zwischen den königlichen Musketieren und den Kardinalsgardisten in den nächsten Wochen noch mehr Mord und Totschlag als üblich geben würde, was der königlichen Sache während dieser leidigen Belagerung gewiß nicht förderlich gewesen wäre.
Die einzige Lösung, die sich finden ließ, war keine glückliche, aber besser als nichts. "Schickt ihn getrost her, Rochefort", erwiderte der Kardinal, "besagter Herr ist eben in die Gaststube hinunter gegangen."
Trotz seiner jahrelangen Vertrautheit mit dem Kardinal war Rochefort ganz offensichtlich immer noch nicht imstande, eine Lüge zu erkennen, wenn sie ihm geradewegs ins Gesicht erzählt wurde; er nickte nur knapp und entfernte sich.
Richelieu schloß die Tür und wandte sich um. "Euer Incognito ist gewahrt, wenn Ihr nicht anwesend seid, Tréville", bemerkte er, gleichwohl nicht mit der vergnügtesten Miene, "also legt Euch ins Bett, zieht die Vorhänge zu und dankt mir, daß ich in diesem Fall bereit bin, mein gegebenes Wort über das Wohl Frankreichs zu stellen."
- "Das Wohl Frankreichs scheint mir nicht in Gefahr zu sein", erwiderte Tréville, den der ganze Vorgang offensichtlich eher amüsierte; allerdings begab er sich brav zum Bett hinüber, nur, um sich im letzten Augenblick noch einmal umzuwenden; er hatte in der Eile den Stapel von Papieren auf dem Tisch nahe am Kamin vergessen.
Der Kardinal wollte und konnte keine Verzögerung dulden; Jussacs Schritte waren bereits auf der Treppe zu hören.
"Fangt!" befahl er, und es war ein Glück, daß Tréville, guter Soldat, der er war, diesem Befehl pünktlich nachkam, daß der Kardinal hervorragend zielte und daß vor allem der Knoten in dem Faden, der die Papiere zusammenhielt, sich nicht löste. Der Hauptmann verschwand just in dem Augenblick, als es an der Tür klopfte, mitsamt seinen Papieren hinter dem Bettvorhang.
"Euer Eminenz", begann Jussac, kaum, daß er hereingebeten worden war, mit einer tiefen Verneigung, "wir haben endlich die Aussage des Überläufers Boismortier..." Er gab diese, deren genauer Inhalt uns hier nicht weiter kümmern muß, daraufhin wieder, glücklicherweise in recht geraffter Form. Richelieu lauschte schweigend und sagte schließlich mit einem Nicken: "Sehr gut, Jussac - ich weiß es zu schätzen, daß Ihr mich sogleich unterrichtet habt... Aber Ihr müßt erschöpft sein - geht hinunter zu Rochefort in die Gaststube, laßt Euch ein Abendessen geben und erholt Euch." Der Leutnant der Kardinalsgarde, dessen Äußeres sich wahrhaftig in einem jammervollen Zustand befand, entfernte sich mit einem dankbaren Lächeln.
Richelieu schloß erleichtert die Tür und begann, seine eigenen, vollkommen durchnäßten Reisekleider abzustreifen und beim Feuer zum Trocknen auszulegen. Mittlerweile zitterte er vor Kälte und mußte einen wahrhaft erbarmenswerten Anblick bieten; anders war es gar nicht zu erklären, daß er selbst Trévilles Mitleid erregte.
"Nehmt die Decke, Monseigneur", sagte Tréville, der den Vorhang mittlerweile wieder beiseitegerafft hatte, nämlich, auf die einzige Bettdecke deutend, "hier ist es auch so leidlich warm... Fangt!"
Eine klamme Wolldecke ließ sich allerdings weder so elegant werfen, noch so sicher auffangen wie ein fest verschnürter Packen von Papieren.
"Ihr vergeßt Euch, Tréville", bemerkte der Kardinal kühl, sammelte die Decke aber dennoch auf und hüllte sich hinein; aus purem Stolz die schon ein wenig fadenscheinige, aber immerhin vorhandene Decke auszuschlagen, wäre eine Torheit gewesen. Sehr zu seinem Mißfallen gelang es ihm nicht, ein Niesen zu unterdrücken, brachte es ihm doch einen weiteren mitfühlenden Blick von Monsieur de Tréville ein. Der Kardinal bemühte sich, eine unnahbare Miene aufzusetzen, und nieste erneut.
"In der Satteltasche muß ein Taschentuch sein, nehmt es nur", sagte der Hauptmann, indem er zu der unter dem Tisch liegenden Tasche hinübernickte, "es dürfte sogar leidlich trocken sein..."
Hätte Richelieu sich weniger erbärmlich gefühlt, hätte er dieses großzügige Angebot gewiß ausgeschlagen, besonders nach dem unerfreulichen Vorfall mit der Decke; so aber öffnete er nach kurzem Zögern mit einem gemurmelten Dank die Tasche und förderte ein spitzenbesetztes, in schreienden Farben besticktes Etwas zutage, das man mit viel gutem Willen in der Tat als Taschentuch bezeichnen konnte. "Sprecht Ihr von diesem - Ding, Tréville?"
Der Hauptmann warf einen flüchtigen Blick auf das Spitzentaschentuch. "Ja... Stört Euch nicht an der Stickerei, es gehört Madame d'Hainault, denke ich... Oder war es doch Mademoiselle de Choiseul?"
- "Letztere, nach den Initialen zu urteilen", erwiderte der Kardinal eisig und gedachte eben, das Taschentuch ohne jeglichen zärtlichen Gedanken an die holde Vorbesitzerin seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen, als die Tür sich abermals öffnete, diesmal ohne daß jemand die Höflichkeit besessen hätte, erst anzuklopfen. Richelieu hatte gerade noch Zeit, das so wenig geschmackvolle Taschentuch rasch hinter seinem Rücken zu verbergen, bevor Jussac den Kopf noch einmal ins Zimmer steckte.
"Euer Eminenz, ich vergaß noch etwas, was Boismortiers Bericht betrifft, er sagte noch, daß..." Hier brach der unglückliche Leutnant ab und gaffte mit offenem Mund. Wir wollen ihm zugestehen, daß das Bild, das sich ihm bot - ein kaum bekleideter Kardinal, der mit der linken Hand eine Decke zusammenraffte und mit der rechten etwas hinter seinem Rücken verbarg, nebst zwei Weingläsern auf dem Tisch und einem auf dem Bett ausgestreckten Musketiershauptmann, der noch weniger auf dem Leibe trug als Richelieu - allerdings kein ganz alltägliches war, und das war auch dem Kardinal bewußt.
Wäre Richelieu nicht der gefürchtete Erste Minister von Frankreich gewesen, der sich in jeder Lage in der Gewalt zu haben hatte, wäre er nun vermutlich bis aufs Blut errötet; so äußerte sich sein Unbehagen lediglich darin, daß er erst einmal keinen Ton hervorbrachte.
Umso deutlicher war dagegen die Stimme Rocheforts aus dem Treppenhaus zu hören, der anscheinend auf der Suche nach dem Leutnant der Kardinalsgarde war. "Claude? Claude, bist Du noch da oben?"
- "Ich bin hier, ja, Charles... Ich... Mon Dieu..." brachte Jussac mit fast erstickter Stimme hervor, die Augen immer noch unverwandt auf seinen erstarrten Dienstherrn gerichtet.
Rocheforts Schritte näherten sich. "Claude? Es geht Dir doch gut?" Kaum einen Augenblick später erschien der Stallmeister Seiner Eminenz hinter Jussac und spähte ebenfalls ins Zimmer um, als er Richelieus Verlegenheit bemerkte, höchst wissend zu lächeln. "Komm, Claude..." sagte er und legte dem Leutnant freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. "Seine Eminenz benötigt ein wenig... Ruhe nach diesem unersprießlichen Ritt durch den Regen, und..." Er beendete den Satz nicht und sah mit einem Schlag nicht weniger entsetzt drein als der arme Jussac; er hatte Tréville erkannt, den sein Blick bisher, da er seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf den Kardinal und Jussac gerichtet hatte, nur flüchtig gestreift hatte.
In den folgenden Augenblicken gingen einige höchst beredte Blicke hin und her, und Richelieu verspürte den Wunsch, im Boden zu versinken, weit mehr noch als an jenem demütigenden Tag, als man ihn, noch als Bischof von Luçon, ins Exil geschickt hatte. Es dauerte geraume Zeit, bis er die Kraft aufbrachte, ein entschiedenes "Gute Nacht, Messieurs!" auszusprechen und die Tür des Zimmers zu schließen.
Tréville hatte sich im Bett aufgesetzt; er wirkte weniger verlegen als einem ungebührlichen Lachanfall erschreckend nahe. "Die beiden Herren scheinen eine höchst lebhafte Einbildungskraft zu haben." bemerkte er.
Der Kardinal lächelte dünn. "In der Tat - höchst lebhaft."
- "Schreiben wir es ihrer Übermüdung zu..." entgegnete Tréville begütigend. "Doch sagt mir eines, Eminenz... Weshalb hat Monsieur de Rochefort eben derart wissend gelächelt, bevor er offensichtlich erkannte, wen er vor sich hatte?"
Es wude so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können, und zum ersten Mal, seit Tréville ihn kannte, errötete der Kardinal wahrhaftig; seine Verlegenheit dauerte allerdings kaum einen Herzschlag lang an, dann hatte er sich wieder gefangen. "Allem Anschein nach ist es wahr, was man sich über die gascognische Neugier erzählt", erwiderte er, doch zur Verwunderung des Hauptmanns mit einem kleinen Lächeln. "Aber stimmt Ihr mir nicht bei, daß es weitaus vergnüglicher ist, neue Gerüchte in die Welt zu setzen als über alte zu klatschen?"
Noch ehe Tréville darauf eine Antwort geben konnte, fuhr der Kardinal mit erhobener Stimme fort: "Arnaud, mein Lieber, werdet Ihr ein Glas guten, schweren Rotwein mit mir trinken - um uns ein wenig aufzuwärmen und diese lästige Störung unseres... Gesprächs vergessen zu machen?"
Tréville - einmal im Leben vollends eines Sinnes mit dem Kardinal - lachte auf und erwiderte so laut, daß man es im Treppenhaus, in dem gewiß Jussac und Rochefort die Köpfe an die Tür preßten, um keine Einzelheit zu versäumen, deutlich hören konnte: "Volontiers, mon cher Armand!"