Hygiene in Versailles

  • Ich habe ein interessantes Forum über Versailles gefunden, dort wird auch heiß über Hygiene diskutiert :P .Manches ist ganz spannend!

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Das Forum ist echt gut, da bin ich auch seit ca. zwei Wochen..kann es jedem, der sich noch nicht registriert hat nur empfehlen..da erfährt man wirklich viel über Versailles, und auch über Louis XII und XIV.
    Mit der Hygiene war das schon schlimm damals...ich lese gerade "Die Giftaffaire"; in dem Buch wird auch die Hygiene in Versailles beschrieben, da steht beispielsweise von einem Bischof zu lesen, der, als er dringend pieseln musste, in die Kapelle von Versailles auf den Emporenstuhl des Königs kletterte und dort sein GEschäft verrichtete, oder von zwei Damen, die während einer Theateraufführung in ihrer Loge den Darm entleerten und das dann alles nach unten warfen.
    Also diese zwei Geschichten sind bestimmt erfunden, denn ich glaube nicht, dass man sich damals dort so krass danebenbenommen hatte...laut diesem Buch urinierte in Versailles jeder, egal ob Mann oder FRau, überall in den Gängen, wenn sie gerade mussten, weils nur ein Klo für 10.000 Leute gab
    Schon krass..so sehr ich diese Zeit und die Musketiere liebe, also das hätte ich dann doch nicht so gerne miterlebt... :thumbdown:

  • Also ich glaube wirklich nicht, dass das so schlimm war, wie es in gewissen Romanen oder Foren beschrieben wird. Die Leute damals haten sicher auch keine Luste, ständig in irgendwelchen Unrat zu treten oder sich andauernd die Nase zuhalten zu müssen. Ich denke, dass so etwas vorkam, wenn viele Menschen zusammenkamen und die normalen stillen Örtchen nicht ausreichten. Und dann demenstprechend in der Erzählung oder Erinnerung aufgebauscht wurden. Aber wozu hätten sie denn die chaises percées erfinden sollen, nur um dann in die Ecken zu schiffen? Dass man damals ein unbefangeneres Verhältnis zu all diesen Verrichtungen hatte, das denke ich hingegen schon, davon erzählen ja viele Chronisten.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • In einem Sachbuch hab ich auch neulich gelesen, dass König Louis XIV ein eigenes Bad extra für sich einrichten ließ, mit Badewanne und allem drum und dran, also muss er auch Wert auf Körperhygiene gelegt haben, ich persönlich nehme mal an, dass bei ihm das mit der mangelnden Hygiene erst im Alter einsetzte, er wurde ja immerhin 78.
    So schlimm wie beschrieben wirds wohl wirklich nicht gewesen sein. Was ich etwas seltsam fand, ist aber, dass der König 20 oder mehr Höflinge dabeihatte, wenn er sein kleines oder großes Geschäft verrichtete, also dass kann nicht schön gewesen sein, wenn jemand dermaßen wenig Privatsphäre hatte...

  • In einem der Lester-Filme taucht doch ein "Pinkel-Page" auf, ob's die wirklich gab? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    Ein Pinkel Page? In einem Lester Film? Also das hab ich nicht gesehen...obwohl ich die beiden ersten Filme auf DVD habe...war das vielleicht im dritten Teil(hab ich nur halb gesehen).
    In irgendeinem Buch (ich glaube es war "der gehörnte Marquis) stand, dass die Herrschaften einfach ihr großes GEschäft in die Hände ihrer Diener machten, aber das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen dass das stimmt.
    Was machte der Pinkelpage denn im Film?

  • Alienor de La Fére


    Es könnte auch der Mann mit der eisernen Maske sein. Der Page hat einen Eimer herumgetragen, den er den Herren hingehalten hat. Ich hab erst beim zweiten Mal kapiert, was das sein soll. So deutlich sieht man es gar nicht.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    Also du meinst sicher nicht den Leofilm, sondern einen der älteren...
    Ich glaube, das war damals wirklich so, in irgendeinem Buch stand, dass die Damen und Herren bei Hofe ganz locker miteinander plauderten, während sie im Salon ihr Geschäft verrichteten, das große wie das kleine...
    Wenn man bedenkt, dass es in Versailles nur eine Toilette für 5.000 Leute gab, dann erscheint das mit den Eimern durchaus plausibel. Ziemlich eklig ists schon, und ich glaub auch, dass es viele Leute gab, die daran Anstoß nahmen, denn damals wars sicherlich auch so, dass es viele gab, die Wert auf Sauberkeit legten, und die schlechten hygienischen Zustände anprangerten.

  • @ Alienor
    Ludwig XIV. hatte in jungen Jahren die Hygienische Angewohnheiten seiner Mutter angenommen. Immer wenn Anna baden ging hat er sich ganz schnell in ihr Zimmer begeben und ihr angeschlossen.Beide trugen dann lange Gewänder während sie in der Wanne waren.Nach dem Bad ruhten sie sich auf ein Ruhebett aus.

  • @Tessia


    Danke für die INfo, das wusste ich nicht, ich hatte mal gelesen, er hätte in seinem ganzen Leben nur einmal gebadet. Wenn er schon in jungen Jahren so zur Reinlichkeit erzogen wurde, dann wird er sicherlich auch den größten Teil seines Lebens ein reinlicher Mensch gewesen sein. Ich vermute eher, dass er sich dann in seinen letzten Lebensjahren, als seine Gesundheit immer schlechter wurde, ein wenig gehen ließ, und nicht mehr ganz so viel Wert auf die Hygiene legte. Historiker machen aber daraus gleich einen Sonnenkönig, der sein Leben lang kaum Wasser an seine Haut ließ....


    Wie seltsam, dass sie mit langen GEwändern in die Wanne gingen...aber vermutlich war es damals nicht üblich, dass man nackt badete.

  • @ Alienor


    Das muss ein schlecht Informierter Historiker gewesen sein. Den gerade über die Erziehung von Ludwig XIV. ist sehr viel bekannt und Aufgeschrieben. Sein Vater dagegen hatte eine Zweifelhafte Hygiene selbst der Kardinal versuchte den König bessere Manieren beim Essen bei zu bringen,vergeblich wohl angemerkt. Das Schlimme ist das die Falschen Ansichten von Historikern sind am weit Verbreitens und es ist schwer die richtigen Info zu finden.

  • @Tessia


    Das überrascht mich jetzt doch ein wenig...auf den Gemälden wirkt Louis XIII immer so gepflegt und zivilisiert, dass der schlechte Tischmanieren hatte, hätte ich nie gedacht.
    Bei Louis XIV dagegen ist ja zu vermuten, dass er die höfische Erziehung von seiner Mutter bekam, die vom spanischen Hof stammte, und da war die Hygiene und Tischmanieren vermutlich besser als am französischen Hof.


    Aus dem Mittelalter gibts auch so einen Fall vom Königshof in Frankreich; Damals heiratete die junge Alienor von Aquitanien den Thronfolger, den späteren König Louis VII, und alle wunderten sich darüber, dass die junge Prinzessin jeden Tag in einem mit Rosenduft oder Lavendel versetzten Wasser badete. Louis VII dagegen wusch sich nie, er war wie sein Ziehvater Abt Suger, der Meinung, dass Wasser schädlich für die Haut sei, und Baden eine Sünde der Eitelkeit und sehr ungesund. Dank Alienor setzte sich bei Hofe allerdings, zumindest unter den Damen, und sicher auch bei manchen Ritter, eine bessere Hygiene durch, allerdings vergaß man die neuenj Gebräuche bestimmt schnell wieder, als die beiden fünfzehn Jahre später geschieden wurden.
    Und ich vermute, dass es bei Anna von Österreich genauso war, dass auch sie, die aus Spanien eine ganz andere Hygiene gewohnt war, am französischen Hof wegen ihrer Bäder von sich reden machte..

  • passend zu diesem Thread wurde heute eine Ausstellung eröffnet. Die Ausstellung "Das stille Örtchen - Tabu und Reinlichkeit bey Hofe" ist bis 19. Februar im Schloss Schwetzingen zu sehen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
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