Dumas und Auguste Marquet

  • Ich habe gestern einen Spielfilm mit dem Titel l´Autre Dumas (der andere Dumas) im Fernsehen gesehen, und dieser Film warf bei mir jede Menge Fragen auf. Im Film hatte Dumas einen Assistenten namens Auguste Maquet, der laut Film einen Teil der Musketiere für Dumas geschrieben und die Idee dazu gehabt haben soll. Im Film kommt Dumas nicht sehr gut weg, es gibt einige Szenen, in denen Dumas sich mit Frauen vergnügt, während Maquet in einem anderen Zimmer fleißig am Vicomte de Bragélonne schreibt. Natürlich gibt es auch Szenen, in denen Dumas am Roman arbeitet. In einer Szene herrscht in Paris gerade Revolution, und Dumas sitzt seelenruhig an seinem Schreibtisch und beschreibt, wie schmuck der Vicomte de Bragélonne in seiner Uniform aussieht und welche Stiefel er anhat.
    Dann gibt es aber noch eine andere Szene, in der die beiden Streit bekommen, und Auguste Dumas damit droht, öffentlich zu machen, dass er der wahre Autor der drei Musketiere und anderer Werke wäre, worauf Dumas ihm seelenruhig entgegnet, dass es schliesslich sein Name wäre, der auf den Buchdeckeln stünde.
    Im Film war es dann so, dass die Sekretärin von Dumas, Celeste, zwischen den beiden vermittelte, so dass sie auch weiterhin zusammenarbeiteten. Und Marquet gab sich im Film einer jungen Frau, in die er unsterblich verliebt war, gegenüber als Dumas aus. Weiss jemand hier, ob diese Episode historisch belegt ist?
    Ich hab mal gegoogelt und nachgelesen, dass Maquet tatsächlich mit Dumas zusammengearbeitet hat, allerdings stand da nichts über Maquets Mitarbeit an den Musketierromanen.
    Ich persönlich hatte ja beim Lesen immer den Eindruck, als ob nur ein Autor am Werk wäre.
    Und könnte es sein, dass d´Artagnan von Dumas ein paar seiner eigenen Charaktereigenschaften bekommen hat? Im Film war Dumas ja der totale Frauenheld, quer durchs ABC, wie in dem Lied von Lou Bega, und er wirkte so ungestüm und temperamentvoll, erinnerte mich doch sehr an d´Artagnan.
    Was glaubt ihr, hat Dumas die Musketierromane alleine geschrieben, oder stammt ein Teil daraus von Auguste Maquet?


    Und noch eine Frage hätte ich, bei der mir Google auch nicht weitergeholfen hat:
    Wie viele Kinder hatte Dumas eigentlich?
    Ich weiss nur von dem Sohn, Alexandre Dumas dem Jüngeren, aber im Film hatte er auch noch eine Tochter.


    Falls jemand den Film anschauen will, er wird heute noch einmal wiederholt, um 18:37 Uhr auf TV5 Monde, ist zwar ein französischer Sender, aber der Film wird mit deutschen Untertiteln gezeigt.


    http://www.tv5.org/cms/allemag…-DUMAS.htm?prg_id=349034&


    Und ich muss sagen, Depardie spielt Dumas wirklich sehr gut, hat mir gefallen :thumbsup:

  • Und wieder ein Film verpasst - den wollte ich wirklich ansehen, mal schauen, ob ich ihn auf DVD bekomme. Ja, Dumas schrieb mit Maquet (nicht Marquet) und auch die 3 Musketiere, 20 ans après und der Vicomte sind in Zusammenarbeit entstanden. Allerdings hatte Dumas das Schreibtalent, das sieht man an einer Szene aus der Ausgabe ´Bouquins´ - da gab Maquet eine Handlung vor, er beschreibt nur, was passiert. Duams überarbeitet dann, und da wird es mitreißend und spannend, weil er Dialoge und Wortwitz einfügt. Maquet hatte Geschichte studiert, glaube ich, und war so eine Art Zulieferer. Ob Dumas immer sehr nett mit ihm umging? Dumas war tatsächlich für seine Frauengeschichten bekannt, er hatte mindestens Kinder, hat aber nur Alexandre offiziell anerkannt, soweit ich weiß. Er sagte mal, wenn er nur eine Mätresse hätte, wäre sie innerhalb von 8 Tagen tot ... ICh denke, man muss ihn sich ein wenig wie Porthos vorstellen, nur intelligenter - ein Mann, der das Leben in vollen Zügen genießt. Siehe auch das Chateau Monte Christo, das allen Freunden offen war, in dem Dumas alle unterhalten hat, bis er schließlich ruiniert war.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Kalou


    Nein, sehe grad, ich hatte falsch gelesen, er lief nicht heute, sondern kommt morgen nochmal um 18:37 Uhr. Also ich kann ihn nur empfehlen, ich fand es sehr interessant, einmal mehr über Dumas zu erfahren, da ich mich mit seiner Biographie noch nicht so viel beschäftigt hatte. Dass Maquet nur der Zulieferer war, kam im Film leider nicht so heraus, da wirkte es manchmal, als ob er ganze Szenen geschrieben und viele eigene Ideen eingebracht hätte. Die Dialoge und der Wortwitz sind ja gerade das was den Roman ausmacht, also hat wohl doch Dumas ihn zu dem gemacht, was er schliesslich wurde. Maquet hatte eben etwas Pech, dass er von dem ganzen Ruhm nichts abbekam, und im Film "vergaß" Dumas anscheinend auch manchmal, ihn zu bezahlen.
    Mir ist in den Romanen auch aufgefallen, dass stellenweise die Jahreszahlen nicht mit dem Alter der Musketiere übereinstimmen, das lag dann vielleicht daran, dass Maquet die Jahreszahlen lieferte und Dumas die dann womöglich eingefügt hat.
    Das Chateau kam im Film auch vor, da gab es eine Szene, in der Dumas und Maquet am Schreibtisch dort am Roman arbeiten, und die Gläubiger tragen alles was von wert ist aus dem kostbar eingerichteten Zimmer heraus. Ich denke ja, dass er eine Mischung aus Porthos und d´Artagnan war.
    Im Film wurde auch deutlich, dass er einen verschwenderischen Lebensstil pflegte, im Film gibt er auch kostenspielige Kostümbälle, bei denen vier Männer in Musketierkostümen den Gästen servieren, und alle als Kardinal, Mylady oder d´Artagnan verkleidet erscheinen.
    Aber ich will dir mal nicht zu viel verraten, falls du dir den Film noch anschauen willst.

  • will ich, will ich - aber am Dienstag hab ich ihn auch verpasst. Mal sehen, ob es ihn auf DVD gibt. Das mit dem Möbelraustragen passt, anscheinend haben sich ja auch immer wieder LEute zu den Festen eingeladen, die Dumas gar nicht kannte, die aber gehört hatten, dass man da prima gratis essen kann :P

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Alienor
    Vielen Dank für den Hinweis auf "L`autre Dumas"! Ich hab mir den Film auf DVD gekauft und ihn mir heute reingezogen - er ist wirklich sehr gut gemacht, tolle Atmosphäre und Kostüme, intelligente Dialoge; die beiden Hauptdarsteller, Depardieu und Poelvoorde als Autorenduo Dumas&Maquet, absolut passend und überzeugend. Die Darstellungen der Damen befriedigen auch vollkommen (bis auf Charlotte, die geht mir ein wenig auf die Nerven, mit ihrer Dumasanhimmelung und ihrer revolutionären Ader - das ist genau der Typ Frau, der unschuldige Leute in die Bredouille bringt! Aber wahrscheinlich soll dieser Charakter auch so rüberkommen) - alles in allem also ein sehr sehenswerter Film.

  • Aramis


    Freut mich, dass dir der Film gefallen hat, ich habe ihn auch vor kurzem meiner DVD Sammlung hinzugefügt.
    Ich fand auch, dass die Charaktere perfekt getroffen waren, vor allem Depardieu in der Rolle von Dumas fand ich genau passend.
    Was Charlotte betrifft, da habe ich mich während des Films immer gefragt, ob diese Geschichte wohl wirklich so passiert ist, und Maquet sich ihr gegenüber als Dumas ausgab, oder ob das rein fiktiv war. Wie sie Dumas anhimmelte, das fand ich auch ein wenig nervig, aber der Charakter war wohl wirklich von den Produzenten so gedacht.

  • @Alienor
    Ich denke, Charlotte ist fiktiv - um ein bissl Spannung in die Beziehung Dumas-Maquet reinzubringen. Mich nervt an ihr, dass sie mit ihrer bescheuerten Nerverei alles kriegt, was sie will, im Gegensatz zu mir - wenn ich so dermaßen lästig bei Dumas/Maquet aufgekreuzt wäre, hätte mich sowohl der eine als auch der andere sofort hochkant rausgeschmissen. Aber blondlockig und mit Schmollmund, da bleibt kein Männerherz trocken! :thumbdown:

  • Aramis


    Ja, ich vermute auch, dass Charlotte fiktiv war, um etwas Spannung hineinzubringen, denn damals war Dumas Bild ja in allen Zeitungen, es gab ja schon die Fotografie, und folglich hätte Charlotte ja sein Bild kennen müssen, und Maquet hätte sich nicht als er ausgeben können.
    Ja, diese blondlockige Schmollmund Nummer würde wohl selbst heute noch funktionieren, siehe Katzenberger und Co..die sind einfach nur nervig und haben trotzdem hunderte männlicher Fans :thumbdown:
    Ich fand Charlottes Nerverei auch nicht gut...wenn ich Maquet gewesen wäre, hätte ich sie gleich rausgeworfen, aber er genoss es wohl auch, als der große Autor Dumas von ihr verehrt zu werden.

  • Natürlich! Das streichelt das männliche Ego! Am besten fand ich ja die Szene, in der Charlotte ihre Kiste mit Gewehren & Munition in Maquets Schlafzimmer vor seinen Augen aufklappt - welcher unsichtbare Sklave hat die denn für sie die Stiege hochgeschleppt?! Sie selber doch wohl kaum, würd ich meinen!

  • Aramis


    Die Szene fand ich auch merkwürdig...hatte sie da plötzlich Superkräfte entwickelt und die schwere Kiste die Treppe hochgeschleppt?
    Ich dachte da auch, eine Kiste wie diese wäre eigentlich zu schwer für ein zierliches Persönchen wie Charlotte gewesen.
    Aber mir gefällt die Szene auf Dumas Party, als sie herausfindet, wer Maquet wirklich ist, ihr dummes Gesicht an dieser Stelle war einfach köstlich.
    Tja...das männliche Ego...die Männer meinen wohl immer noch uns Frauen überlegen zu sein, dabei sind wir längst das überlegenere und intelligentere Geschlecht. :P

  • @Alienor
    Jaaa, die Szene auf der Party, und wie sie dann mit angefressenem Gesicht in der Kutsche hockt und beleidigt abfährt! Göttlich! :thumbsup:
    Bezüglich Kiste: Vielleicht ist Depardieu ja mal zwischendurch in die Obelix-Rolle gewechselt und hat ihr, sie falbalamäßig anhimmelnd, das Zeug raufgetragen?! (Die Szene wurde natürlich gleich geschnitten)

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.

    Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.