Die katholische Kirche einst und jetzt: Und sie bewegt sich immer noch nicht

  • Ach, das Wölfchen will nur spielen und seine Schäfchen mit erhobener Hand segnen.


    Habt ihr die Kirchensteuer-Debatte mitbekommen? Wer keine zahlt, ist kein vollwertiges Kirchenmitglied. Der Mammon regiert sogar vor der Himmelspforte, hach ja.

  • Also, ich hab da was läuten gehört, dass die Kirche in Deutschland von ausgetretenen Mitgliedern, die ihre Kirchensteuer nicht gezahlt haben, über die volle Länge der Jahre ihrer ehemaligen Mitgliedschaft (also von der Taufe ab) Nachzahlungen fordern darf und überdies die Kirchensteuer gleich vom Lohn abzieht. Stimmt das?? ;(
    In Österreich darf die Kirchenbeitragsstelle nur über 3 Jahre hinweg Nachzahlungen fordern, und man zahlt seine Beträge selber mit Erlagschein oder Abbuchungsauftrag vom Konto aus ein.

  • Aramis


    Nee, das stimmt nicht..zumindest hab ich noch nie davon gehört. Wenn das stimmen würde, das wäre ja ungeheuerlich....
    Dass die Kirchensteuer gleich vom Lohn abgezogen wird, das stimmt aber, das geschieht ganz automatisch, endet allerdings mit dem Austritt...
    Nachzahlungen für Kirchenaustritte gibt es bei uns nicht, zumindet weiss ich nichts davon.
    Dass man ohne die Steuer zu zahlen kein vollwertiges Mitglied ist, das zeigt doch schonmal das wahre Gesicht der Kirche...zahlende Mitglieder sind mehr wert als die anderen...
    ganz ehrlich..ich will gar kein vollwertiges Kirchenmitglied sein, irgendwann werde ich bestimmt aus dem Verein austreten... :thumbdown:

  • @Alienor
    Gute Idee! Ich hab das vor geraumer Zeit erledigt, als die Kirchenbeitragsstelle plötzlich meinte, es wäre mal wieder an der Zeit, meinen Beitrag um 50€ zu erhöhen. Da hab ich mir dann gedacht, gut, wenn euch meine bisher jährlich bezahlten 200€ zu wenig sind, dann kriegt ihr gar nix mehr von mir, Schluss, aus! Daraufhin trudelte ziemlich rasch ein vorgefertigter Brief aus der Kanzlei des Herrn Kardinals ein, mit der höflichen Warnung, ob ich eh bedacht hätte, welch furchtbare Folgen der Kirchenaustritt für mich haben würde: Keine Kommunion, keine Beichte, keine Tauf-oder Firmpatenschaft und kein Requiem beim Begräbnis! Teufel auch! Na immerhin werden sie mich nicht in ungeweihter Erde verscharren, bei Nacht und Nebel, wie damals den Molière, beispielsweise - :thumbsup: !

  • Aramis


    Wahnsinn...bei euch in Österreich scheint man ja einiges zu tun, um säumige Schäfchen bei der Stange zu halten.
    Ist aber auch eine Unverschämtheit, deine Beiträge einfach zu erhöhen...
    Oh...ein Brief aus der Kanzlei des Kardinals...da bekommt ja ja Angst... :P :whistling:
    Lächerlich....dass die einem verdeutlichen wollen, wie schrecklich das Leben ohne Taufe, Kommunion, Beichte, Tauf-oder Firmpatenschaft und Requiem wäre.
    Also bei meinen Eltern im Dorf wurde sogar ein Selbstmörder, der längst aus der Kirche ausgetreten war, auf dem Kirchof begraben...ich glaube, Friedhof und Kirche hängen heute gar nicht mehr so eng zusammen.
    Also ich finde, man kann gut ohne Taufe, Kommunion, Firmung und Co. leben.

  • Bei uns werden alle auf demselben Friedhof begraben, egal ob ausgetreten oder nicht - der einzige Unterschied ist, dass der Kirchenchor beim Ausgetretenen kein Reqiem zu heulen braucht. Ist ja auch ganz nett, so ein stilles Begräbnis ohne Firlefanz. Das kirchliche Begräbnis meiner Schwiegermutter beispielsweise war die volle Farce - was der Herr Pfarrer da über die gute Frau zusammenlog, in der Traueransprache, schlug dem Fass den Boden aus - 8| man musste echt befürchten, eine Heilige würde hier begraben! Also ich kann auf solche Lügenmärchen gut verzichten.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Aramis


    Ja, solche Fälle kenne ich, das habe ich bei Begräbnissen in der Verwandtschaft, ich kann auch nicht verstehen, wozu sowas gut sein soll...oft wird die Rede den Verstorbenen nichtmal ansatzweise gerecht, und sie hätten das selbst auf keinen Fall so gewollt, mit dem Pfarrer besprochen haben das dann irgendwelche Verwandten.
    Auf sowas kann ich auch gut verzichten, diesen ganzen Firlefanz braucht man wirklich nicht.
    Ich habe es sogar schon erlebt dass Begräbnisreden vom Pfarrer negativ ausfielen, weil eine Verwandte dem Pfarrer nur Schlechtes über die Verstorbene erzählt hatte, und heraus kam eine rein negativ gehaltene Trauerrede, die die VErstorbene verunglimpfte, und als die anderen Verwandten sich darüber beim Pfarrer beschwerten, da gab es nicht mal eine Entschuldigung, und als sie verlangten, das das in der nächsten Messe richtigstellen sollte, weigerte er sich das zu tun.
    Nein, auf sowas kann man wirklich verzichten.

  • Also, die Trauerreden, die ich bisher gehört habe, waren so dermaßen voller lügenhafter Lobhudelei, dass sich die Balken bogen. Jeder, der die Verstorbene/den Verstorbenen auch nur annähernd kannte, musste vor Scham in Grund und Boden versinken, angesichts solch exzessiver Arschkriecherei! Das Gegenteil ist natürlich auch zutiefst ärgerlich, ist mir aber bisher noch nicht untergekommen.

  • In Deutschland wird die Kirchensteuer automatisch eingezogen. Da habe ich aber kein Problem damit. Das basiert, meine ich, auf einem Vertrag aus der Säkularisierung, damals wurde der katholischen Kirche von Staatswegen viel weggenommen. Momentan versucht ein Professor für Kirchenrecht aus der Institution Kirche auszutreten ohne aus der Kirche selber auszutreten, ist also eine aktuelle Diskussion, die Motivation ist mir allerdings unklar. Ein beliebtes Steuersparmodell ist es auch, dass der/die Geldverdiener in der Familie ausscheidet, aber der/die Partner/in und der Nachwuchs drinbleibt. Das finde ich doch etwas heuchlerisch.


    Für mich ist Gemeinschaft ein wichtiger Bestandteil des Glaubens und ich finde es sehr Bereichernd, mich über ein Thema mit anderen auseinanderzusetzen.


    Was Beerdigungen angeht: Gute Redner gibt es unter den Pfarrern und unter den freien, schlechte aber auch. Die Pfarrer schneiden in meiner Erfahrung häufig besser ab, was aber daran liegen kann, dass sie häufig die Toten persönlich kannten. In Deutschland herrscht Friedhofspflicht, d.h. alle werden auf dem Friedhof beerdigt. Die Urne im Wohnzimmer im Regal ist nicht zulässig. Auf den Friedhöfen vermischt sich das, in den größeren Städten gibt es häufig auch jüdische Gräberfelder und so...

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Aramis


    Ja, in dem meisten Fällen läuft es auf übertriebene Lobhudelei hinaus, aber es gibt auch andere Fälle, in denen Verwandte, die die Verstorbenen nicht mochten, dem Pfarrer irgendwelche schlechten Dinge erzählen, die dieser dann wortwörtlich in seine Grabrede einbaut, die dann alles andere als schmeichelhaft ist.
    Ich finde, ein Pfarrer sollte niemals, wenn er nur schlechte Dinge erzählt bekommt, diese einfach wie ein Schaf in der Rede nachplappern, weil es ja heute oft so ist, dass die Priester die Verstorbenen gar nicht mehr persönlich kannten, da viele gar nicht die Messen besuchen.


    @Astrid


    Ich stimme dir durchaus zu, dass für viele Menschen Gemeinschaft ein wichtiger Bestandteil des Glaubens ist, ich kann auch verstehen, wenn du und manch einer sich vielleicht in diesem Glauben gut aufgehoben fühlt, sich in der Kirchengemeinde mit anderen austauschen kann, ich persönlich kann mit der Instituiton Kirche nicht viel anfangen, aber das ist wohl bei jedem anders, da muss jeder selbst entscheiden, wie und ob er den Glauben leben will.
    Ich bin nur der Meinung, dass man die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft nicht von der Zahlung von Steuern abhängig machen sollte...nach dem Motto"Wer nicht bezahlt ist kein vollwertiges Mitglied".
    In der Kirche heisst es doch immer "vor Gott sind alle Menschen gleich"....nur sind dann wohl die, die die Steuer zahlen etwas gleicher als die anderen...
    Das könnte durchaus sein, dass in deiner Gegend die Pfarrer besser abschneiden, weil sie den Verstorbenen kannten...bei uns ist es häufig so, dass die Pfarrer Grabreden für Leute halten müssen, die sie gar nicht kennen, weil viele gar nicht mehr in die Messe gehen.
    Bei uns gibt es mittlerweile auch Friedwälder und Felder, auf denen die Asche verstreut werden kann, und so lassen sich mittlerweile viele Menschen ohne kirchlisches Zeremoniell begraben. Bei uns auf dem größten Friedhof der Stadt gibt es auch ein jüdisches Gräberfeld, das kaum auffällt, weil es mitten auf dem großen Friedhof liegt, und es nur wenige Gräber sind.

  • Was mich an der katholischen Kirche am meisten stört, ist , dass sie sich, meines Wissens nach, noch nie für die von ihre begangenen Verbrechen wider die Menschlichkeit, sprich Inquisition, "Ketzer"-und "Hexen"-Prozesse oder für die Verfolgung Andersgläubiger(Kreuzzüge) oder Homosexueller klar und deutlich entschuldigt hat. Es wäre die Pflicht des Papstes, für die kriminellen Akte der Kirche quer durch die Jahrhunderte endlich einzustehen und öffentlich um Verzeihung zu bitten. Ich glaube, der spanische König hat das bezüglich der Judenverfolgung durch die spanische Inquisition bereits getan.
    Wer über die Verbrechen der Kirche genauer informiert sein will, lese Karl Heinz Deschners monumentales Werk "Die Kriminalgeschichte des Christentums" - wahrhaft erschreckend! :pinch: Wie gesagt, ich sehe nicht ein, warum man der Kirche ihre Verbrechen immer nachsieht, bloß, weil sie ein religiöser Verein ist und heute permanent so tut, als könne sie kein Wässerchen trüben.

  • Aramis


    Ja, das stört mich auch, dass die Kirche sich dafür nie entschuldigt hat, bei diesen Hexenprozessen wurden ja viele unschuldige Menschen durch Folter zu falschen Geständnissen gezwungen, und ganze Landstriche wurden in manchen Gegenden durch die Inquisition entvölkert, ich finde auch, da wäre eine Entschuldigung fällig gewesen. Da wäre es schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn der Papst öffentlich um Verzeihung bitten würde.
    Aber selbst heute ist die Kirche noch so rückständig, dass der Vatikan noch immer Priester zu Exorzisten ausbildet, das habe ich neulich mal irgendwo gelesen. 8|
    Danke für den Buchtipp, das werde ich auch mal lesen. Ich verstehe auch nicht, warum man der Kirche ihre Verbrechen immer nachsieht, auch heute gibt es ja da noch viele Missstände, die nie ganz geklärt wurden.

  • Ja Aramis, da hast du Recht: wenn du blechst bist du willkommen, wenn nicht scheiß auf nächstenliebe.


    Und die Entschuldigungen wären das mindeste.. Entschädigungen wären wohl bei all den Opfern mehr als angebracht. Aber das wird von der kath. Kriche nie kommen. Ganz schön hohes Ross auf dem die greisen Herren in ihren goldenen Hallen sitzen.

  • 2Times
    Ja, genau! Entschädigungen! Das hab ich ganz vergessen! Vor geraumer Zeit haben sich in Österreich Vergewaltigungsopfer von pädophilen Priestern erstmals formiert und auch Prozesse geführt, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe - das ist allerdings vermutlich bloß ein Tropfen auf den heißen Stein. In Deutschland hat es da auch Fälle gegeben, glaub ich. Man sollte die Kirche mal rigoros zur Kasse bitten und Schadenersatz bez.Wiedergutmachung fordern, ebenso wie von den Nazis. Von ihren sagenhaften Reichtümern und Besitzungen (sie gehört in Österreich zu den größten Grundbesitzern, wenn sie nicht überhaupt der größte ist) kann sie ruhig mal den Großteil abgeben, an die Nachkommen ihrer Opfer -

  • Aramis


    Das Erschreckenste dabei ist ja, dass viele dieser pädophilen Priester noch immer im Amt sind, dass es da bestimmt eine hohe Dunkelziffer gibt, und viele noch im kirchlichen Dienst arbeiten. Ich finde es gut, dass bei euch in Österreich die Opfer den Mut hatten, sich zusammenzuschließen und Klage einzureichen, bei uns in Deutschland war das Thema auch lange in der Presse, einen Bischof hat man zum Missbrauchsbeauftragten gemacht.
    Aber auch in diesem Fall, genau wie bei den Hexenprozessen, gesteht die katholische Kirche ihre Fehler nicht ein, und sieht sich als perfekte Institution, in der nichts verändert werden muss :thumbdown:
    Wenn Priester in Talkshows auftreten, agieren sie genau wie die Politiker aalglatt und schaffen es jedes Mal, sich aus der Beantwortung heikler Fragen taktisch geschickt hinauszumanövrieren.

  • @Alienor
    Weil du grad von Priestern in Talkshows sprichst: Ich find das immer so nett und bezeichnend, wenn zu solchen Diskussionsrunden immer 1 Vertreter der Katholiken, 1 Protestant, 1 Muslim, 1 Jude und vielleicht noch einer von irgendeiner religiösen Richtung und 1 Atheist eingeladen werden - also ca. 5 gegen einen. Ich hab Michael Schmidt-Salomon, Philosoph und Sprecher der Giordano Bruno-Stiftung, echt bewundert, in gewissen Mitschnitten solcher Sendungen auf youtube, als er da mit Scharfsinn, Schlagfertigkeit und exquisiter Höflichkeit komplett allein gegen diese Phalanx haarsträubenden Aberglaubens angetreten ist - :thumbup:

  • Aramis


    Da stimme ich dir zu...der Atheist wird in diesem Fall immer einen schweren Stand haben, er wird in der Talkshow immer von den anderen, selbst wenn die gegensätzlicher Meinung sind, angegriffen. Ich werd mir die Mittschnitte mal auf You Tube anschauen, wenn ich sie finde, ich fände es interessant, mal zu sehen, wie ein Atheist sich in so einer Sendung mit Scharfsinn, Schlagfertigkeit und Höflichkeit tapfer schlägt.
    In welchen Talkshows war Giordano Bruno denn schon?

  • Aramis


    Wow, ich sehe schon, da ist ja jede Menge...da werde ich mir heute Mittag gleich mal ein paar Clips ansehen. Irgendwie kommt er mir auch so bekannt vor, ich bin mir sicher, ihn schonmal in irgendeiner Sendung gesehen zu haben. Ich glaube, er war mal irgendwann im Nachtcafe, als es um das Thema ging, ob Religion heute noch notwendig ist oder nicht.

  • @Alienor
    Bezüglich Michael Schmidt-Salomon: Ich finde es wirklich interessant, ihm zuzuhören, und bewundere seine sprachliche Präzision. Er bringt die Dinge total auf den Punkt und ist ein Meister im Aufdecken heimlicher Widersprüche, irrationaler Gedanken und Vorurteile. Daran sollten sich diese salbungsvollen Prediger und abergläubischen Sturköpfe mal ein Beispiel nehmen!

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