Lesenswerte Bücher und sehenswerte Filme

  • auf dass man die Blonden, Blauäugigen an die Bäume hänge

    Ja, dagegen hätt ich nix! :thumbsup: Würde mein dunkelhaariges, braunäugiges und und durch farbliche Diskriminierung entsprechend verkorkstes Ego spürbar aufbessern! ;)
    Dunkle Haare können sich meiner Erfahrung nach nur Männer leisten, bei denen bedeuten sie eindeutig Attraktivität. Sehr viele Frauen träumen ja, wie bekannt, lieber vom Latin Lover als vom blondhaarigen Wikinger - sieht man auch bei Dumas`Musketieren: die sind alle 4 dunkelhaarig (im Gegensatz zu Mylady, bezeichnenderweise). Hängt man in Frankreich bei Revolutionen die Gegner üblicherweise an Bäume? Bei der 1848er-Revolution in Wien bediente man sich der Straßenlaternen - technisch und kulturgeschichtlich sehr interessant - wahrscheinlich gabs in Wien damals weit weniger Bäume als in Paris -

  • Nein, auch in Frankreich bediente man sich der Laterne - à la Lanterne. Das mit dem Baum war ein Hinweis auf Athos´ Gepflogenheiten mit blonden Damen ;) . Naja, im 17. Jahrhundert dürfte er Schwierigkeiten gehabt haben, die entsprechende Laterne zu finden ;) . Ich weiß ehrlich grad nicht, ob Porthos´ Haarfarbe irgendwo erwähnt wird. Er hat dickes Haar, aber die Farbe? Aramis´ Haare sind braun, Athos´ schwarz und bei d´Artagnan ist es eh klar ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Das mit dem Baum war ein Hinweis auf Athos´ Gepflogenheiten mit blonden Damen

    Ach so - ich dachte bloß, weil die Franzosen die Revolution ja sozusagen erfunden haben. Mir kam deine Aussage so aufs Allgemeine bezogen vor, als wärmstens empfohlene pädagogische Maßnahme :whistling:

  • Wird eigentlich irgendwo das Aussehen von Madame de Lussaie, Athos erster großer Liebe beschrieben?
    War sie vielleicht auch blond und blauäugig?
    Ich persönlich bin ja der Meinung, dass Dumas Mylady so blond und mit einem engelsgleichen Gesicht dargestellt hat, weil er einen Teufel in Gestalt eines Engels darstellen wollte...Myladys Aussehen stand ja in krassem Gegensatz zu ihrem Charakter...
    Aber irgendwie scheinen die blonden Frauen in Dumas Roman immer Unglücksbringer zu sein..Louise de La Valiére war ja auch blond.


    Aramis


    Das war echt derselbe Schauspieler, der den Aramis in dem 61 er Film gespielt hat? Das war mir gar nicht aufgefallen...
    Und kann es sein, dass die Myladyschauspielerin auch Angelique gespielt hat? Stimmt, Angelique ist Mary Sue pur....wirklich nur in sehr kleine Dosen, wenn überhaupt, zu ertragen.

  • @Alienor
    Nein, Angélique wurde von Michèle Mercier gespielt, Mylady im 61er von Mylène Demongeot.
    Jaques Toja war damals auf diese typischen Schönlingsrollen geeicht - in "Scaramouche" mit Jean Marais mimte er einen jungen Schauspieler in einer Wandertruppe, zusammen mit Louis de Funés und Philippe Noiret - der war da auch noch ganz jung! Total süß!

  • Aramis


    Jaques Troja fand ich als Aramis gar nicht so schlecht...er passte recht gut für die Rolle, mit Sicherheit neben der DB Verfilmung eine der besten Besetzungen für Aramis.
    Scaramouche habe ich nicht gesehen, aber du hast mich neugierig gemacht. Philippe Noiret in jung kenne ich gar nicht, in den Filmen, die ich von ihm gesehen habe, war er meistens schon um die fünfzig oder sechzig.

  • @Alienor
    Enschuldigung, ich hab mich geirrt: der Film heißt "Fracasse", glaub ich - jedenfalls spielt Jean Marais die Hauptrolle, und Gerard Barray, der D´Artagnan des 61er Films, seinen Widersacher.

  • Aramis


    In welcher Zeit spielt "Fracasse" denn? Ist das auch ein typischer Mantel und Degenfilm?

  • Ja, ein sehr typischer Mantel und Degen-Film - hier mal ein Ausschnitt, Jean Marais trifft auf Philippe Noiret. Ach ja, Jean Rochefort ist auch mit von der Partie - in diesem Film spielte offenbar fast jeder mit, der als Schauspieler in Frankreich einen Namen hatte oder bald haben würde.
    http://www.youtube.com/watch?v…Mg&NR=1&feature=endscreen

  • Aramis


    Danke für den Link, das sieht ja wirklich vielversprechend aus, den Film werde ich mir auf jeden Fall irgendwo besorgen und ganz anschauen.
    Früher habe ich ja nicht so häufig Mantel und Degenfilme geschaut, aber seitdem ich so musketierbegeistert bin, kann ich von solchen Filmen nicht genug bekommen. :thumbsup:

  • Aramis


    Danke für den Hinweis, dann werde ich ihn mir in den nächsten Tagen mal anschauen. :D

  • Hab ein sehr interessantes, seeehr gut geschriebenes Buch aufgestöbert:
    http://www.amazon.de/B%C3%B6se…+philosophen+philipp+blom
    Eine ironisch und pointiert geschriebene Recherche des geheimnisumwitterten Salons im Hause Baron d`Holbachs zu Paris, dem geistigen Zentrum der radikalen Aufklärung des 18.Jh., welcher auch Denis Diderot angehörte, und in welchem bereits damals im 18.Jh., am Vorabend der Französischen Revolution, Ideen formuliert und Ziele verfolgt wurden, die bis heute nichts von ihrer gefährlichen Brisanz verloren haben.
    Aus dem Prolog des Autors:
    Das moralische Denken der radikalen Aufklärer gründet sich weder auf göttliches Recht noch auf das, was Philosophen damals als Naturrecht bezeichneten. Stattdessen ging es von der Annahme aus, dass unser Festhalten an einem Sinn des Lebens nichts anderes ist als Narzissmus, eine Selbstverliebtheit, die sich weigert anzuerkennen, dass wir auch metaphysisch nicht der Mittelpunkt des Universums sind. (...)
    Diderot und Holbach scheinen die Schlacht um die Nachwelt verloren zu haben, aber der Krieg, in dem sie kämpften, tobt noch immer.

  • Aramis


    Danke für diesen Tipp, das klingt wirklich sehr interessant. Die Sätze aus dem Prolog zeigen, dass das Werk eine gewisse Tiefe zu haben scheint und zum nachdenken anregen soll.
    Ich finde es auch merkwürdig, wie manche Menschen krampfhaft nach dem Sinn des Lebens suchen...und der Mensch denkt erstaunlicherweise oft, der Mittelpunkt des Universums zu sein..dabei habe ich einmal irgendwo gelesen, dass unsere Existenz, gemessen daran, wie lange die Erde schon existiert, nur wenige Sekunden betragen würde, wenn man die Jahrmillionen auf einen Tag übertragen würde.
    Ich werd mal sehen, ob ich das Buch irgendwo finde.

  • Ich bin gerade mittendrin, im Lesen, und ich kann das Buch nur empfehlen - höchst informativ und tiefschürfend, und dabei in solch brillantem, pointiertem Stil geschrieben, dass es eine wahre Freude ist! Kein Vergleich zu diesen todernsten Biografien oder trockenen philosophischen Abhandlungen, bei denen man sofort ins Gähnen kommt. Nur mal ein typischer Beispielsatz, der die subtile Ironie des Autors in seinen Formulierungen erkennen lässt:
    Nach dem Tod des längst untergegangenen Sonnenkönigs kam sein fünfjähriger Urenkel auf den Thron, und ein Regent übernahm die Staatsgeschäfte. Endlich begann sich wieder etwas zu regen....
    oder:
    Was Jean-Jaques ( = Rousseau) während seines Aufenthaltes im Hospiz von Turin lernte und woran er sich erregte, war nicht theologischer Natur. Einer der anderen Kandidaten auf Seelenrettung war ein Mann namens Abraham Ruben, ein Konversions-Tourist, der davon lebte, seine Seele immer wieder von Missionaren verschiedener Städte und Länder retten zu lassen und dafür auch Geld zu nehmen, sodass er inzwischen mindestens 20mal getauft worden war...

  • Aramis


    Die von dir zitierten Sätze klingen ja vielversprechend, dieser Autor scheint sich wirklich auf Ironie zu verstehen.
    Ich mag ja Bücher die tiefschürfender sind, und einem auch genug Stoff zum Nachdenken bieten. :thumbup:
    Todernste Biographien lese ich auch nicht gerne, und trockene philosophische Abhandlungen würde ich sofort zur Seite legen. ABer dieses Buch scheint ja wirklich ganz anders zu sein.

  • Hier noch ein Filmtipp von mir. Ich habe den Film gestern abend gesehen, und war davon echt begeistert.


    Er heisst "Goyas Geister", spielt im Spanien des ausgehenden 18. Jahrhunderts und handelt von dem Maler Goya, der ein Porträt einer jungen Frau anfertigt, die kurz darauf von der Inquisition festgenommen und verhört wird (und das nur, weil sie in einem Gasthaus kein Schweinefleisch gegessen hat)
    Die Inquisition ringt Ines ein Geständnis ab, indem sie sie foltert, von Schmerzen gepeinigt behauptet sie, heimlich alte jüdische Rituale zu praktizieren und später dann wird die junge Frau von dem jungen Priester Lorenzo im Kerker missbraucht. Der verzweifelte Versuch ihres Vaters, seine Tochter freizubekommen, indem er den Priester foltert, um ihm das Geständnis, er sei ein Affe, abzuringen, scheitert, und so bleibt die junge Frau mehr als fünfzehn Jahre im Kerker und kommt erst frei, als die Stadt Madrid von der französischen Armee Napolons eingenommen wird, die alle Inquisitionsopfer befreit.
    Ines geht nach Hause und muss feststellen, dass ihr Vater, ihre Mutter und ihre Bruder am selben Tag, an dem sie freigelassen wurde, von Napoleons Soldaten ermordet wurde. Sie wendet sich hilfesuchend an den mittlerweile taub gewordenen Maler Goya, und bittet ihn, ihr dabei zu helfen, ihre im Kerker geborene Tochter zu finden, die man ihr gleich nach der GEburt weggenommen hat.
    Der Maler wendet sich in dieser Angelegenheit an den von den Franzosen eingesetzten neuen Gouverneur...es ist ausgerechnet der frühere Pater Lorenzo, der damals die STadt verlassen und ins revolutionäre Frankreich fliehen musste, weil man ihn wegen gewisser Verwicklungen zum Ketzer erklärte. Und dieser mittlerweile verheiratete ehemalige Priester tut alles um die Schatten seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen....er will um jeden Preis verhindern, dass Ines ihre Tochter findet....


    Mehr will ich noch nicht verraten, nur soviel, dass das Ende überraschend ist und keineswegs eines dieser bei Historienfilmen üblichen Happy Ends.
    Ein wirklich sehr guter Film, den ich nur empfehlen kann, er ist sehr tiefgründig und regt zum Nachdenken an, einer der besten Filme die ich jemals zum Thema "Inquisition" gesehen habe.

  • Danke für den tipp, aber das klingt ziemlich gruslig, als ob fast der gesamte Film im Kerker spielt ...

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  • @Kalou


    Nein, glücklicherweise spielt nicht der gesamte Film in Kerkern, nur drei Szenen, in denen der Priester das Mädchen im Kerker aufsucht und missbraucht.
    Zum Teil spielt sich der Film auf den Straßen Madrids, auf freiem Feld, im Haus der Familie des Mädchens, im Königspalast und im Haus des Malers ab.
    Mehr will ich mal noch nicht verraten..der Film ist am besten, wenn man die überraschenden Wendungen vorher nicht kennt.

  • Ich mag Goya sehr, ich werde den Film mal googeln, danke für den Tipp. Habe ich schon erwähnt, dass ich endlich den neuen Tarantino gesehen habe? Nicht schlecht, aber am Ende nicht so überzeugend. Trotzdem ansehbar.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

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