Was ist wahre Freundschaft?

  • Ich glaube, dass das Ideal der echten, wahren Freundschaft in Dumas`Musketiere-Romanen einen hohen Stellenwert einnimmt, wenn ich die Intentionen des Autors jetzt richtig verstanden hab. Und es wäre sehr interessant, zu erfahren, was ihr unter diesem Begriff versteht, bez. was Dumas eurer Meinung nach darunter verstanden haben könnte. Er beschreibt einen gleichsam lebenslänglichen Freundschaftsbund unter Männern, Frauen klammert er dabei offenbar aus, das ist schon mal verdächtig -

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Aramis Das ist eine interessante Frage. Was mich bei Dumas irritiert, dass es eine lebenslange Freundschaft ist, bei der die Freunde mal 10 Jahre ohne Kontakt zueinander sind.


    Das Wort Freund hat im deutschen unterschiedliche Bedeutungen. Das hat mich immer ziemlich gestört. Eine Frau hat eine Freundin, aber für das gleiche Verhältnis, also nur eine Freundschaft zwischen Junge und Mädchen, gibt es keinen Begriff, denn hier wird Freund zu Liebhaber.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid
    Ja, diese Ungereimtheit bez. Doppelbödigkeit in der Bedeutung dieses Wortes hat mich auch schon gestört. Außerdem scheint die Kultur der Freundschaft seit alters her und besonders auch im 19.Jh. reine Männersache gewesen zu sein, gewissen Äußerungen z.B. E.T.A. Hoffmanns in seinen Briefen an seinen intimen Freund Theodor Gottlieb von Hippel nach zu schließen, in welchen er Frauen die Fähigkeit zu hoher, geistiger Freundschaft abspricht. A. Schopenhauer schlägt, was Frauen betrifft, in dieselbe Kerbe, wenn er von der "instinktmäßigen Verschlagenheit der Weiber" spricht, und "ihrem Hang zum Lügen". (Paralipomena, Über die Weiber). Eine wahrhafte, unverstellte Frau ist in seinen Augen ein Anachronismus, und wahre Freundschaft zwischen Mann und Frau oder zwischen Frau und Frau damit unmöglich. Auch bei Dumas ist aufrichtige Freundschaft zwischen Frauen offensichtlich kein Thema.
    Was die lange Kontaktlosigkeit der 4 Musketiere untereinander betrifft, so gilt diese wohl eher nur für D´Artagnan, glaub ich - in den VAA weiß Aramis offenbar, wo sich Athos und Porthos aufhalten, während D`Artagnan das erst herausfinden muss -

  • Dass Freundschaft ein ziemlich dehnbarer Begriff ist, wissen wir ja alle spätestens, seit es Facebook & Co. gibt... ;-)


    Dumas geht es in seinen Musketier-Romanen, denke ich, um ein Idealbild der Freundschaft, die alle Facetten vereint, die Freundschaft haben kann. Ich zitiere mal:


    "L'amitié qui unissait ces quatre hommes, et le besoin de se voir trois ou quatre fois par jour, soit pour duel, soit pour affaires, soit pour plaisir, les faisaient sans cesse courir l'un après l'autre comme des ombres" (TM, Kap. VII).


    Erstens gibt es Freundschaft "unter Gleichen", die Gemeinsamkeiten teilen: Interessen, Job, Freizeit etc. - das steckt in den "affaires". Zweitens aber auch das, was du, Aramis, sehr schön "geistige Freundschaft" genannt hast: eine Art Seelenverwandtschaft, die über bloße gemeinsame Interessen und Ansichten weit hinausgeht. Drittens die Freundschaft, die sich durch das Zusammensein definiert, in dem Sinne, dass man den Freund als angenehme Gesellschaft empfindet und gerne seine Zeit mit ihm verbringt. Ich denke, auch heute kennen wir alle drei Arten der Freundschaft - es ist eben nur selten, dass sie alle drei zusammenfallen. Bei den Musketieren ist dies jedoch der Fall, und das ist es auch, was die vier so unzertrennlich und ihre Freundschaft so unzerstörbar macht - wenn eine Facette wegfällt, sind immer noch die anderen da, und gerade die "geistige Freundschaft" bindet sie ja bis zum Ende aneinander. Sie ist es auch, die die vier füreinander durchs Feuer gehen lässt.


    Ob dazu nur Männer fähig sind? Aus Sicht von uns Frauen bestimmt nicht. Aber frühere Jahrhunderte hatten ja ohnehin keine hohe Meinung von den geistigen Fähigkeiten der Frauen, und gerade Schopenhauer ist ja nun nicht gerade ein Frauenversteher gewesen.

    A. Schopenhauer schlägt, was Frauen betrifft, in dieselbe Kerbe, wenn er von der "instinktmäßigen Verschlagenheit der Weiber" spricht, und "ihrem Hang zum Lügen". (Paralipomena, Über die Weiber). Eine wahrhafte, unverstellte Frau ist in seinen Augen ein Anachronismus, und wahre Freundschaft zwischen Mann und Frau oder zwischen Frau und Frau damit unmöglich.

    Muss allerdings zugeben, dass ich auch Frauen kenne, auf die diese Einschätzung hundertprozentig zutrifft - die Verallgemeinerung wird uns aber sicher nicht gerecht ;-)

  • duchesse
    Zur "geistigen Freundschaft" hat sich Michel de Montaigne in seinem Essay "Über die Freundschaft" u.a. folgendermaßen geäußert: " In einer Freundschaft, wie ich sie meine, geht eine so vollständige Verschmelzung der zwei Seelen miteinander vor sich, dass an dem Punkt, wo sie sich treffen, keine Naht mehr zu entdecken ist." Und an anderer Stelle ebenda: "Die Zuneigung zu den Frauen kann man mit der Freundschaft nicht gleichsetzen (..), sie spielt eine andere Rolle. Das Liebesfeuer ist ergreifender und peinigender, aber zugleich mutwillig und unbeständig, eine Art Fieberglut (..) In der Freundschaft dagegen herrscht eine allgemeine Wärme, die den ganzen Menschen erfüllt und die außerdem immer gleich wohlig bleibt..." Dieser Vergleich, ungesundes Fieber (= sexuelle Liebe zu Frauen) kontra wohlige Wärme (= Freundschaft) zieht sich quer durch die Jahrhunderte. Kein Wunder also, dass Dumas offenbar auch dieselbe Leier anstimmte -

  • Die unterschiedlichen Begriffe von Freundschaft bzgl. Männern und Frauen greift MZB in ihren Darkover-Romanen auf, indem ihre Protagonisten den Eid der Bredini (sowas wie unblutige Blutsbrüderschaft) schwören läßt. Bei Männern gilt der Eid lebenslang und auch eine sexuelle Beziehung zw. Männern ist akzeptiert, aber nicht zwingender Bestandteil. Bei Frauen wird der Eid allgemein, als bis das Mädchen heiratet betrachtet. Lesbische Beziehungen sind eher verpönt.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Aramis


    Eine sehr interessante Frage. Ich denke schon, dass die vier Musketiere eine besonders intensive Freundschaft verbunden hat, auch wenn sie sich jahrelang nicht gesehen haben. Immerhin lebte ihre Freundschaft ja nach zwanzig Jahren wieder auf, was auch schon sehr viel über ihre intensive Beziehung zueinander aussagt.
    Meiner Meinung nach war die Freundschaft zwischen Athos und d´Artagnan von allen vier am intensivsten, diese zwei verband eine besonders innige Freundschaft, die schon beinahe wie eine Vater-Sohn Beziehung war.

  • Hm, ich denke, eine solch intensive, geistige Seelenverwandtschaft, wie Michel de Montaigne sie beschreibt, hatten die 4 Musketiere nicht, untereinander. Dafür waren sie charakterlich wohl zu verschieden. Ihre Freundschaft und Loyalität einander gegenüber muss andere Wurzeln haben. Bei Athos glaube ich, dass er das Ideal einer Freundschaft anstrebte, die auch gegensätzliche Anschauungen und konträre Ziele hochgesinnt überbrücken kann - das hat er m. E. in den VAA bewiesen, als er die bewaffnete Konfrontation zwischen Aramis und D`Artagnan sofort unterbunden hat, mit dem Schwur, niemals seinen Degen gegen seine Freunde zu erheben. Die anderen drei folgen seinem Beispiel, und durch seine Großherzigkeit ist ihr Freundschaftbund gerettet, obwohl sie sich als Frondeure und Mazarin-Anhänger in gegnerischen Lagern befinden. Für mich ist das eine der steilsten Szenen, im Roman.

  • Aramis


    Ich persönlich vermute ja, dass die Freundschaft der vier auch unter dem "Mord" an Mylady gelitten hat, alle vier hatten da hinterher mit ihrem Gewissen zu kämpfen, und womöglich konnten sie sich danach gegenseitig nicht mehr in die Augen schauen.
    Mylady war durch und durch böse, und selbst eine Mörderin, und bestimmt sind sie später zu dem Schluss gekommen, dass sie das besser einem Gericht überlassen hätten. Schon sehr bald nach dieser Hinrichtung gingen die vier getrennte Wege, Aramis ging schon kurz darauf nach Nancy, und Porthos verließ das Regiment wegen seiner Heirat, und nur Athos blieb noch gut vier Jahre Musketier.
    Mir kam es jedenfalls so vor, als ob die Freundschaft der vier durch diese Hinrichtung gelitten hätte. Sie hatten somit ein dunkles Geheimnis, das sie auf verhängnisvolle Weise voneinander immer weiter entfernte.

  • @Alienor
    Ja, als Mordaunt auftaucht und einer der 4 Freunde, ich weiß jetzt nicht, welcher, ungehalten sagt, es wäre ja wirklich feige, vor einem Kind zu zittern, sagt Athos: "Ja, aber dieses Kind kommt im Namen Gottes!" Das zeigt, dass er den Mord an Mylady nicht verdaut hat und mit später Strafe rechnet. Als Mordaunt dann den Henker von Lille tötet, schweißt das die vier aber wiederum stärker zusammen: Endlich gibt es einen neuen gemeinsamen Feind, den sie zusammen bekämpfen können! Vorher standen sie ja in gegnerischen Lagern. Dass Myladys Hinrichtung der Freundschaft der Musketiere geschadet hat, scheint mir sehr plausibel. Sie hatten sich alle miteinander zu Mördern gemacht, auch wenn sie dachten, gerecht gehandelt zu haben.

  • Aramis


    Das stimmt, in gewisser Weise hat ausgerechnet dieser neue gemeinsame Feind die vier Freunde einander wieder nähergebracht. Irgendwann mussten sie erkennen, dass sie, wenn sie sich gegenseitig bekämpfen, weil sie in politischer Hinsicht nicht einer Meinung sind, keine Chance gegen Mordaunt hätten.
    Wenn die vier sich nicht zusammengetan hätten, hätte Mordaunt sie irgendwann getötet, sie hatten nur gemeinsam gegen diesen Gegner eine Chance. Ich denke, ihnen war gar nicht bewusst was sie taten, als sie Mylady hinrichten ließen, sie standen noch unter Schock wegen des Mordes an Constance. Und die Musketiere hatten ja auch mitbekommen, dass Mylady bisher aus jedem Kerker entkommen war, auch diese Tatsache wird bei ihrem Handeln eine entscheidende Rolle gespielt haben.
    Was ich mich immer frage...wie war eigentlich der Kontakt der vier Freunde zwischen dem VAA und dem VdB? Meine Ausgaben sind leider stark gekürzt, da steht nicht drin, ob sie in diesen wiederrum zwölf Jahren viel Kontakt miteinander hatten, oder sich wieder aus den Augen verloren.

  • @Alienor
    Also bezüglich der Zeit zwischen den VAA und dem VDB bin ich jetzt auch überfragt - darüber könnte Kaloubet genau Bescheid wissen, nehme ich an.
    Ja, ich glaube auch, dass der Mord an Mylady u.a. auch sowas wie eine Kurzschlusshandlung der Freunde war - Athos hatte jedenfalls hinterher, in den VAA, Bedenken, ob er richtig gehandelt hatte. Er war ja auch die treibende Kraft, bei dem Ganzen, und hat seine Freunde da mit reingezogen.

  • Aramis


    Beim VdB fehlt ja leider so viel in der 540 Seiten langen Ausgabe, da geht nicht wirklich daraus hervor, ob sie in diesen zwölf Jahren noch Kontakt hatten.
    Bei d´Artagnan und Athos gehe ich mal davon aus, weil d´Artagnan ja Raoul als Schützling mit auf die Schlachtfelder Europas nahm, da wird er Athos schon regelmässig Bericht erstattet haben. Aber bei den anderen bin ich mir nicht so sicher.
    Ja, das war bei Athos eine Kurzschlusshandlung, genau wie damals, als er sie aufgehängt hat. Aus manchen Stellen im Roman geht auch hervor, dass Athos sie für ein Geschöpf der Hölle hielt, und nicht für einen richtigen Menschen. Ich vermute, dass sie ihm unheimlich war, weil sie das Aufhängen überlebt hatte, weil er sich das nicht so richtig erklären konnte, wie das möglich war.

  • @Alienor
    Ja, Athos könnte bei seiner altmodischen Ritterlichkeit und Ehrenhaftigkeit durchaus auch eine Hang zum Okkulten haben, glaub ich. Seiner Freundschaft für die anderen 3 tut das aber offensichtlich keinen Abbruch. Ich denke, Athos`Freundschaftsempfinden ist sowas wie eine fixe Größe - es ist einfach unbegrenzt vorhanden, egal, welche Ansichten seine Freunde vertreten. Das ist heute, glaub ich, nicht sehr en vogue - Freundschaft heute beruht meist auf gemeinsamen Meinungen oder Zielen, und wenn diese Ansichten mal divergieren, dann wird auch die Freundschaft sofort aufgekündigt. Athos`Freundschaftsgefühl steht über sowas eindeutig drüber, er braucht niemanden zum Anklammern oder zur Bestätigung seines Egos - seine Form der Freundschaft erfordert wohl ein ziemlich hohes Maß an geistiger Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein.

  • Aramis


    Ja, das stimmt, Athos schien es immer gleich zu sein, welche Ansichten seine Freunde haben, und in einer Stelle im Roman steht, dass er ihnen nur selten Ratschläge gab, nicht einmal wenn sie ihn darum baten.
    Also ich finde ja, es macht Athos sehr sympathisch, dass er zu seinen Freunden steht, egal welche politischen und privaten Entscheidungen sie getroffen haben.
    Auch wenn Athos nach der Sache mit Mylady stark angeschlagen war, ich glaube, ein starkes Selbstbewusstsein hatte er auf jeden Fall, und das machte es ihm wohl auch möglich, seine Freunde so zu nehmen wie sie waren, er brauchte niemanden, der sein Ego pushte.
    Ja, der Hang zum Okkulten könnte bei Athos durchaus vorhanden gewesen sein, und deswegen kann es auch sein, dass er an übernatürliche Erscheinungen glaubte.

  • Melde mich aus den Ferien zurück ;) - auf die Frage, ob die vier zwischen VAA und VdB noch Kontakt haben, kann ich auch keine befriedigende Antwort geben, meines Wissens und Erinnerns steht da nix im Buch. Was in Bezug auf Freundschaft allerdings interessant ist und klar aus den drei Büchern hervorgeht, ist das Altern der Protagonisten und ihrer Haltung zu Freundschaft. Im ersten Buch laufen sie sich nach wie Schatten, das ist eindeutig ein sehr jugendliches Verhalten. Peer Group sozusagen. Dann wird jeder erwachsen und geht seine eigenen Wege, die führt in verschiedene Lager. Einige stellen die Freundschaft über die Parteien (Porthos/Athos), andere haben damit mehr Mühe (Aramis/d´Artagnan), aber letztendlich führt sie das Abenteuer wieder zusammen. Doch im 3. Buch gibt es keine Stelle, an der die vier zusammen agieren, ja zusammen sind. Freundschaft besteht, aber nur getrennt, nur zu zweit (D´Artagnan/Athos in England, Aramis/Porthos). Wobei man sich fragen kann, ob Aramis gegenüber Porthos sehr freundschaftlich handelt ... Und d´Artagnan verfolgt gar seine Freunde. Im Grunde ist das doch ein Scheitern der Freundschaft, denn hätten alle vier gemeinsam gehandelt, hätten sie es vielleicht geschafft, Philipp auf den Thron zu setzen. Alleine müssen sie scheitern ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • kaloubet
    Hm, das sind sehr interessante Feststellungen und Gedanken, die du da äußerst - vielleicht ging es Dumas in seinem 3. Roman genau um dieses unweigerliche Scheitern im Alleingang? Ein versteckter, unterschwelliger Aufruf gegen Egoismus und Materialismus?

  • @Kalou Aramis


    Und ich dachte, dass man die vier im dritten Roman nie zusammen in einer Szene erlebt, würde an den vielen Kürzungen im Roman liegen, schon seltsam, dass sie in dem Buch nie alle vier zusammen waren. Das stimmt schon, wenn sie zusammengearbeitet hätten, hätten sie vielleicht Philippe auf den Thron bringen können. Letztendlich war Porthos der Leidtragende, er hatte selbst keine großen politischen Interessen, wurde aber in die Geschichte hineingezogen.
    Ein interessanter Gedanke, dass Dumas vielleicht in seinem dritten Roman unterschwellig vor Egoismus und Materialismus warnen wollte. Im letzten Roman merkt man deutlich, wie das einst so innige Verhältnis der vier abgekühlt ist.
    Womöglich hat Dumas das mit diesen zwölf Jahren ja auch offen gelassen, damit jeder Leser sich selbst seine Gedanken dazu machen konnte, bei den Romanen ist ja vieles offen, Lücken die der Leser mit der eigenen Fantasie füllen kann. Oder Dumas hielt es einfach nicht für wichtig, zu erwähnen, was in diesen zwölf Jahren geschah, ob die vier Kontakt hatten.

  • Mir ist auch noch aufgefallen, dass zumindest in den TM statt von Freundschaft sehr oft von "dévouement" die Rede ist. Austauschbar sind die beiden Begriffe nicht, aber "dévouement" beschreibt sehr treffend einen Wesenszug der Beziehung der vier - nämlich dass man ALLES, vom Geld bis zum Leben, ohne nachzudenken in die Hand des Freundes legen würde. Das ist zumindest im ersten Roman ein prägender Aspekt der Freundschaft.


    Schon in VAA fehlt das "dévouement" weitestgehend, weil v.a. zwischen Aramis und d'Artagnan von Anfang Misstrauen herrscht. Und im VdB...

    Ein interessanter Gedanke, dass Dumas vielleicht in seinem dritten Roman unterschwellig vor Egoismus und Materialismus warnen wollte. Im letzten Roman merkt man deutlich, wie das einst so innige Verhältnis der vier abgekühlt ist.

    Das stimmt. Könnte das vielleicht daran liegen, dass sich bei den Freunden im Alter dann schließlich doch zeigt, wie verschieden sie sind - bezüglich ihres Charakters, ihrer Lebensziele, Ideale, politischen Meinung etc.?
    Dabei fällt mir ein, dass ich dazu mal für meine Diplomprüfung einen wirklich interessanten Artikel über die Musketier-Romane gelesen habe. Vielleicht finde ich den noch wieder. Muss mal den Dachboden durchforsten und melde mich dann wieder...

  • duchesse


    Ja, ich glaube auch, dass den vieren erst im Alter richtig bewusst wurde, wie verschieden sie waren. Als junge Männer waren sie alle Musketiere, und hatten somit ähnliche Lebensumstände, aber schon 20 Jahre später hatten sie völlig unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen, jeder lebte in seiner eigenen Welt, die sich von der seiner Freunde extrem unterschied.
    Das wäre echt super, wenn du den Artikel noch finden würdest, also mich würde das echt mal interessieren.

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