Die Musketiere und die Frauen

  • Aramis


    Das klingt ja sehr interessant....ich werd mal sehen, ob ich diesen Roman irgendwo finde. Dem Titel nach steht ja zu befürchen, dass Aramis im Roman stirbt?
    Und dieser FF Roman ist wirklich von Dumas persönlich? Dann hatte Dumas ja vielleicht doch für Porthos einen Sohn vorgesehen. Ist denn bekannt, ob er diese Geschichte vor oder nach den Musketieren geschrieben hat?

  • Wie gesagt, ich weiß leider auch nicht mehr drüber, außer dass das Ganze nach Porthos`Tod angesiedelt sein muss. Und ob das Ding wirklich aus Dumas` Nachlass stammt, ist auch ziemlich fraglich.


    Was Athos betrifft, so ist mir immer noch schleierhaft, wie die Chevreuse ihn in Roche l`Abeille herumkriegen konnte. :whistling: Dass der Pfarrer nur 1 Bett hatte, bedeutet ja noch lange nicht, man müsste deswegen gleich in medias res gehen -

  • Aramis


    Ich vermute mal, dass Dumas vielleicht noch eine Geschichte schrieb, in der ein Sohn auftauchte, von dem Porthos gar nichts wusste, er hatte ja sicherlich vor der Coquenard noch ein paar Liebschaften.


    Ich könnte mir, was Athos betrifft gut vorstellen, dass er in jener Nacht in Roche l´Abeille nicht ganz nüchtern war.
    Und er deswegen nicht ganz so ablehnend wie sonst reagierte, vielleicht kamen in jener Nacht all seine unterdrückten Bedürfnisse zum Vorschein und er konnte der Chevreuse einfach nicht widerstehen.
    Ich vermute dass er leicht angetrunken war und dann den Berührungen der neben ihm liegenden Frau einfach nicht widerstehen konnte....
    Ich finde das ganze hat schon eine herrliche Ironie..die Chevreuse wollte sich einen Spaß daraus machen einen Pfarrer zu verführen und verführte stattdessen einen Edelmann der seit Jahren wie ein Mönch lebte. ^^

  • Ja, die erotische Szene zwischen Marie und Athos im Pfarrhaus entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie! :D Deshalb kriegt Aramis in den "Histoires de lettres" ja auch seinen totalen Lachkrampf, als Athos endlich damit rausrückt. ;) Andererseits ist sein Verhältnis zu Frauen für ihn schon tragisch: Zuerst die Enttäuschung mit Mylady (an der er allerdings auch selber mitschuldig ist), dann dieser One-Night-Stand mit Marie, dessen Folgen er alleine tragen darf, siehe Kinderaufzucht.

  • Ja, kein Wunder, dass Aramis da lachen musste..ich muss zugeben, dass ich auch gelacht habe, als ich im VAA gelesen habe, wie Athos zu Raoul kam. :D
    Ja, Athos Verhältnis zu Frauen ist schon tragisch, Mylady hat sein Seelenleben so vergiftet dass er nie wieder eine Frau wirklich lieben konnte(wobei ich glaube, dass er in die Chevreuse zumindest ein bisschen verliebt war).
    Allerdings denke ich nicht, dass er glücklich geworden wäre, wenn er Mylady die Geschichte mit der Lilie verziehen hätte....dann wäre es ihm womöglich genauso ergangen wie dem armen Lord Winter.
    Aber er hätte sie ja auch davonjagen können anstatt sie gleich aufzuhängen, das war wohl eine Kurzschlußreaktion die er ja später auch sehr bereut hat. Ich denke nicht, dass Athos ein zu Gewalt neigender Mensch war, das war bei ihm ein einmaliger tragischer Ausrutscher.
    Die Chevreuse hat es sich ja wirklich einfach gemacht, das Kind einfach zu dem Pfarrer zu schicken, sie konnte ja gar nicht wissen, ob der es behalten würde...wenn Athos nicht zufällig dort aufgetaucht wäre, hätte der Priester den kleinen bestimmt in ein Waisenhaus gebracht.
    In gewisser Weise war aber ausgerechnet der kleine Raoul für Athos die Rettung, erst dadurch hörte er mit dem Trinken auf und aus ihm konnte wieder der Graf de La Fére werden.
    Ich denke er war ein toller Vater für Raoul, allerdings finde ich es doch sehr heikel, dass er, wie im VAA steht, nur durch dieses Kind lebte, sein ganzes Leben von diesem einen kleinen Menschen abhängig machte, wie tragisch das endete zeit ja der VdB.
    Und Raoul muss Athos sehr ähnlich gesehen haben, immerhin konnte er ja ansonsten gar nicht wissen, ob es wirklich sein Sohn war....denn die Chevreuse hätte ja auch eine Nacht vorher oder nachher bei anderen Männern gelegen haben können. Es muss also schon damals, als Raoul so klein war, eine ÄHnlichkeit zu erkennen gewesen sein.


    Ich frage mich oft, wie es wohl mit Athos weitergegangen wäre, wenn Raoul nicht in sein Leben getreten wäre, ob er dann bis ins Alter unter d´Artagnan bei den Musketieren geblieben wäre.
    Ich glaube jedenfalls nicht, dass Athos das Regiment verlassen hätte, wenn er Raoul nicht bekommen hätte.
    Eigentlich ein interessantes Gedankenspiel für eine FF..vielleicht mache ich da mal was draus....

  • Ja, das stimmt, er hätte Bragélonne auch so geerbt, aber vielleicht hätte er nicht dort leben wollen und wäre trotzdem in Paris bei den Musketieren geblieben.
    Aber da Bragélonne ihn nicht an Mylady erinnert hat weil diese nie dort lebte, hätte er sich vielelicht trotzdem entschlossen, dorthin zu gehen und dort zu leben.
    Im VAA steht ja, er hätte Bragélonne von einem sehr engen Verwandten geerbt, es gibt eine Stelle, an der Lord Winter Raoul fragt, ob sein Vater auch ein Bragélonne wäre, er habe den Herrn von Bragélonne gut gekannt.
    Vielleicht werde ich mir irgendwann mal in einer FF ein kleines Gedankenspiel erlauben und "Zwanzig Jahre später" in dieser Hinsicht etwas umschreiben.

  • Predantus


    Danke für die Info...erstaunlich, dass es schon vor über hundert Jahren, nur wenige Jahre nach Dumas Tod, Leute gab die Musketierfanficromane geschrieben haben..ich dachte bisher immer, Fanficromane wären erst Ende des 21. Jahrhunderts aufgekommen.

  • Hm, wenn bei Porthos die Liebe zu den Frauen ans Geld gekoppelt ist, dann bei Aramis anscheinend an die Politik: Sowohl Madame de Chevreuse als auch Madame de Longueville waren politisch aktiv. Haben sie ihn erst auf den Geschmack gebracht? Oder hat seine heimliche politische Ader diese Frauen angezogen?? Im VdB operiert er dann offenbar ohne weitere Damenbeteiligung. Die alte Madame de Chevreuse lässt er ja kalt abblitzen.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • Aramis


    Gut möglich, dass er im VdB wusste, wer Raouls Mutter war....und sie deswegen abblitzen ließ. Ich hatte beim Lesen jedenfalls den Eindruck, dass er irgendwie einen Groll gegen sie hegte.
    Und er war schon mit politisch bedeutenden Damen zusammen...ob das ein Zufall war weiss ich auch nicht. Womöglich faszinierten ihn ja gerade diese Frauen, die einen gewissen Einfluss auf das politische Geschehen hatten. Womöglich fand er es auch aufregend, durch diese Frauen viel über das politische Geschehen bei Hofe zu erfahren. In die Chevreuse war er aber richtig verliebt, das ist ja im ersten Roman deutlich zu erkennen. Zu Madame Longueville steht ja leider im VAA nicht allzu viel....man erfährt eigentlich nur, dass sie am Schluss einen Sohn von Aramis bekommt, den sie als Sohn ihres Gatten ausgibt.

  • Wahrscheinlich wusste er das schon in den VAA, siehe die Szene beim Abbé Scarron, als er der Chevreuse poetisch und durch die Blume zu verstehen gibt, sie behandelte ihre Liebhaber schlecht. Die Chevreuse und die Longueville konnten einander überdies nicht ausstehen, wenn ich nicht irre - vielleicht auch ein Grund späterer Misshelligkeiten. Im VdB scheint Aramis sich jedenfalls, zugunsten Fouquets, definitiv von intriganten Frauen losgesagt zu haben. Der ersparte es ihm nun als Mann von direktem Einfluss, sich über solche Zwischenträgerinnen informieren zu müssen - auch ein Zeichen für Aramis`politischen Aufstieg. Er ist offenbar weit anpassungsfähiger an die jeweiligen äußeren Bedingungen als die Chevreuse im VdB, die dort definitiv den Eindruck einer alten Frau macht, deren Zeit abgelaufen ist. Ihn jedoch scheint das Alter ihn nicht sonderlich zu berühren.

  • Ja, gut möglich, dass er es schon im VAA wusste..womöglich sah Raoul ja nicht nur seinem Vater ähnlich, sondern hatte auch ein paar Anteile vom Äußeren seiner Mutter geerbt, so dass Aramis gleich Bescheid wusste. Im VdB ist Aramis wirklich nicht mehr so an Frauen interessiert und beteiligt sich sehr stark an der Politik, da nutzt er wirklich eher den direkten Einfluss, anstatt sich durch die Chevreuse oder Madame Longueville alles zutragen zu lassen. Ihm ist da ein politischer Aufstieg gelungen und dieser scheint ihn alle amourösen Abenteuer vergessen zu lassen. Du hast Recht, im VdB wirkt die Chevreuse wirklich wie eine alte Frau, deren Zeit abgelaufen ist. Ihre Zähne sind verfault und sie jammert darüber dass ihre Kinder sie finanziell ausnehmen. Aramis dagegen merkt man damals sein Alter noch gar nicht an. Man merkt deutlich wie er sich seit dem ersten Roman, indem die Chevreuse noch sein Denken und Handeln bestimmte, verändert hat.

  • :wacko: Irgendwie kommts mir vor, als stecke da eine verborgene Botschaft drin: Keiner der 4 Musketiere wird zusammen mit einer Frau glücklich - Athos wird zu versuchtem Mord verführt, d`Artagnan verliert seine geliebte Constance durch deren gewaltsamen Tod, Aramis Madame die Chevreuse detto durch deren Unbeständigkeit, und Porthos reiche Gemahlin stirbt ebenfalls und lässt ihn allein zurück. Schon ziemlich bedenklich, das Ganze, vom fraulichen Standpunkt aus betrachtet.

  • Stimmt..keiner der vier hat im Alter eine stabile Beziehung....und fast alle hatten mit den Damen ihres Herzens Pech...trafen in der Liebe die falsche Wahl. Athos wurde von Mylady enttäuscht und versucht si ezu ermorden, Aramis von der Chevreuse betrogen, und bei d´Artagnan wars so, dass er nie wieder eine Frau geliebt hat, nachdem Constance von Mylady vergiftet wurde. Und Porthos hat nach dem Tod seiner Gemahlin auch nie wieder geheiratet.
    Womöglich hat Dumas da ja wirklich eine verborgene Botschaft eingebaut...vielleicht hatte er selbst mit den Frauen nicht so viel Glück und hat das dann auf seine Romanfiguren übertragen. Soweit ich weiss, hatte Dumas ja selbst mehrere Beziehungen, von denen jedoch keine dauerhaft hielt.

  • Also 4 Enttäuschungen, was die Damen anbelangt. Schon eine sehr brisante Moral von der Geschicht`, find ich. Hat Dumas etwa Schopenhauer gelesen? Zutrauen würde ich ihm das - :evil:

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  • Aramis


    Also ich bin schon ganz neugierig auf Schopenhauer, werd mich da auch mal in Buchladen und Bücherei umschauen.
    Manchmal frage ich mich, welche seiner eigenen Charaktereigenschaften Dumas so seinen Musketieren angedichtet hat...ich vermute ja, dass er viel von d´Artagnans Ungestüm hatte, aber auch Aramis poetische Ader.

  • Im VdB gibt es ein Kapitel, in dem Dumas u.a. auch Molière und La Fontaine auftreten lässt und sie beim gemeinsamen, spielerischen Reimeschmieden zeigt. Er muss also für die damalige französische Dichtkunst was übrig gehabt haben. (Ich denk mal, dass diese Szene jetzt nicht bloß aus historischen Gründen dem großen Fest auf Fouquets Schloss Vaux geschuldet ist, für welches u.a. Molière seine Komödie "Die Lästigen" geschrieben hat) Porthos fungiert hier interessanterweise als lebendes Vorbild für Molières Komödie "Le bourgeois gentilhomme" :D

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