Russische Verfilmung der "Drei Musketiere" von 2013

  • kaloubet


    Ich glaube mich zu erinnern, dass du mit Buckingham & Königin Anne vor La Rochelle nicht so d`accord warst, aber ich muss sagen, ich fand die nächtliche Szene am Ufer gar nicht übel! Sie erinnerte mich irgendwie an die schon erwähnte Geschichte von Hero und Leander ;)

  • So rein filmisch gesehen war es eine schöne Szene, aber ich finde es halt äußerst unwahrscheinlich, dass eine Königin sich so unbesehen fortstehlen kann, dass sie dann doch beobachtet wird und trotzdem unbemerkt nach Hause kommt. Sehr gut fand ich aber ihre Reaktion als der König ihr die Nachricht bringt: Steinern und anscheinend unbekümmert, um danach in Ohnmacht zu fallen, das passte.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • ich finde es halt äußerst unwahrscheinlich, dass eine Königin sich so unbesehen fortstehlen kann,

    Ja, du hast natürlich recht, von der Warte der Wahrscheinlichkeit her betrachtet ist das klarerweise total unglaubwürdig und genauso abstrus wie die Bettgeschichte zwischen Königin Anne und Aramis in der 2014er Serie 8)
    Dennoch fand ich es innerhalb der Filmhandlung höchst interessant, dass Buckingham nicht sofort nach Feltons Mordanschlag abkratzt, sondern erst sein hartnäckiger Wille, sich mit der Königin trotz seiner schweren Verletzung zu treffen, ihn definitiv das Leben kostet. Seine Liaison mit ihr war staatverräterisch, und das war nun die tödliche Strafe dafür. Gut fand ich, dass er nicht in ihren Armen stirbt (das wär wohl eine unerträgliche Heulszene geworden :wacko: ), sondern eben schon vorher auf der Fahrt im Boot. Wie gesagt, diese nächtliche Szene hatte für mich was Archaisches in sich :rolleyes:


    Die Szene hinterher zwischen Anne und dem König fand ich auch sehr passend :thumbup:

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Was hältst du von der Szene, in der Aramis & Porthos vor dem Zelt des Königs Wache halten und er sich mit Marie Michon verlustiert?

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Die fand ich sehr gelungen! Vor allem Aramis` Reaktion drauf, und Rocheforts rasche Verhinderungsmaßnahme ;) Wen hat der Herr Stallmeister da wohl schützen wollen? Den König? Oder Aramis? Oder beide? :rolleyes:


    Andererseits ist es wohl auch hier ziemlich unwahrscheinlich, dass der König die beste Freundin seiner ungeliebten Gemahlin verführt und diese sich brav von ihm verführen lässt - ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden einander grün sind. Aber wenn man mal davon ausgeht, dass der König jagdlustig ist, man Seiner Majestät in allen Bereichen Gehorsam schuldet und die Chevreuse bekanntlich in Annes intime Geheimnisse eingeweiht ist, wäre eine Liebschaft mit ihr für ihn ja gar nicht so unnütz, um intime Geheimnisse aus ihr rauszulocken 8)

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    2 Mal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Und sie soll ja kein Kostverächter gewesen sein. Der König sieht hier - abgesehen von seiner Frisur 8| - gar nicht so schlecht aus :D . Wenn ´s ihr nützt könnt ich mir auch denken, dass sie sich verführen lässt, ganz abgesehen davon, dass man den König kaum ablehnen konnte, wenn man danach am Hof noch gelten wollte :S - warum denke ich da wieder an schlechte Zähne? ;) *brrr* :pinch: Aber realistisch isses nicht, Louis hätte ausgerechnet seine größte Feindin verführt?? Eher nicht ... Rochefort finde ich da auch nicht schlecht, auch am Ende, Athos gegenüber, zeigt er Mitgefühl, er hat definitiv mehrere Facetten, über sein Aussehen kann man natürlich streiten. Ich hätte ihn mir auch nicht so vorgestellt ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • er hat definitiv mehrere Facetten

    Ja, das find ich an dem russischen Rochefort auch sehr ansprechend! Ich mag Rochefort grundsätzlich als Charakter sehr gern, und er ist hier, ebenso wie Richelieu, eindeutig nicht der schwarze Bösewicht :thumbup: . Das befriedigt mich sehr! Leider passt sein Äußeres nicht zu diesem Bild.
    Was hältst du übrigens von diesem russischen Richelieu? Und von seinem Entschluss, sich Myladys zu entledigen, nachdem der König ihm massiv gedroht hat? Louis XIII ist hier m. E. eindeutig nicht die doofe Nuss, als die er in anderen Filmen gerne dargestellt wird, sondern eher ein durchtriebener, abgefeimter Heuchler, ein Tartuffe, der sehr genau weiß, was er will :evil: - ja, als Molières Tartuffe könnte ich mir den echt gut vorstellen! 8)

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Richelieu finde ich mal gut, mal weniger gut. Er muss ein wirklich durchtriebener Staatsmann gewesen sein, von daher werden ihm alle Interpretationen nicht gerecht, selbst Dumas zeichnet ihn zu negativ, zumindest in den 3M. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich seine Politik gut finde ... von daher hat Dumas vielleicht auch wieder ein wenig Recht ;) Im Film ist er nicht der reine Bösewicht wie in vielen anderen, das ist schon mal positiv. Das Essen mit d´Artagnan find ich exemplarisch, das hat einiges Zweideutiges. Dass er aber so gar nicht zu seinen Verbündeten steht, ist rückratlos, das passt nicht, da kann einem Mylady ja fast Leid tun :whistling:

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Das Essen mit d´Artagnan find ich exemplarisch

    Das ist irgendwie eine Schlüsselszene, kommt mir vor. Dass Richelieu nach der Drohung des Königs Mylady sofort fallen lässt und sogar Rochefort auf sie ansetzt, find ich ziemlich extrem - andererseits wieder stimmt er damit indirekt ihrer von Athos veranlassten Hinrichtung zu. Dieser schafft sie ihm sozusagen vom Hals, ohne dass Richelieu sich die Finger schmutzig zu machen braucht. Dass Mylady freiwillig ins Schloss La Fère zurückkehrt, fand ich ein bissl seltsam. Oder hat sie tatsächlich damit gerechnet, dass sie dort keiner sucht? Sie weiß doch, dass Athos noch am Leben ist.


    Hm, die beste Richelieu-Interpretation... Mist, mir fällt immer nur Vincent Price ein :whistling:


    :) Ah, hab grad deine Rezension entdeckt und gelesen - wow! 2. Rang gleich hinterm HDB?! Das ist eine stolze Wertung! 8) Aber ich glaub, du hast recht, es ist tatsächlich keine von den bisherigen Verfilmungen besser als diese russische Version...

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Ja, doch, ich finde den Film echt nicht schlecht. Der ´d´Artagnan´ von Barma ist auch gut, sehr gut sogar, aber er lässt zu viel weg und d´Artagnan ist der Strahlemann :S - Mylady hat kapituliert, deswegen flieht sie nicht. Sie wusste, dass sie gefunden werden würde, aber sie konnte nirgends mehr hin. Ihre Flucht nach La Fère ist die Hinnahme ihrer Strafe, zumindest hab ich das so gesehen. Der beste Richelieu ist der von Diamant-Berger, finde ich, er sieht haargenau so aus, wie ich ihn mir vorstelle...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Der beste Richelieu ist der von Diamant-Berger

    8o Stimmt, den hab ich jetzt ganz vergessen!


    Was Mylady betrifft, find ich diese gewisse Szene auf La Fère sehr schön, das letzte Abendmahl und dann der Tod, aber wie gesagt, irgendwie scheint mir ihre innere Motivation ein bissl sprunghaft. Ihr Charakter ist überhaupt seltsam morbid. Einerseits wohl passend, andererseits stell ich sie mir doch ein bissl anders vor. Weniger hexenhaft, mondäner, eleganter, die Abgründe ihrer Seele besser verborgen hinter einer prächtigen Fassade. Immerhin musste sie ja Richelieu von ihrem hervorragenden Wert überzeugen...

  • Ihr Charakter ist überhaupt seltsam morbid

    Stimmt. Über ihrem Handeln liegt eine gewisse Melancholie, als würde sie selbst nicht dran glaube, dass es gelingen könnte. Wäre interessant gewesen, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren, warum schubste dieser Typ sie vor die Hufe des Pferdes, warum verschachert er sie, warum lässt sie es mit sich machen, liebte sie diesen anderen? Wenn ja, wäre ihre Grimmigkeit verständlich, sie wurde verkauft. Athos hat ja dieselbe Todessehnsucht, das finde ich übrigens eine gute Parallele - ihrer beider Leben sind verbunden und dem Tod geweiht :whistling:

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Ja, das wäre natürlich reine Film-Fiction ;) Aber irgendwie fänd ich das interessant - zwei morbide, melancholische Existenzen, sie wird an ihn verschachert und versucht ihn mittels Gift loszuwerden, er versucht sie dafür umzubringen - und irgendwo da draußen im Niemandsland treffen sie einander wieder, bloß um festzustellen, dass sie beide einen großen Fehler begangen haben... passt natürlich überhaupt nicht zu Dumas, eh klar, aber so als alternative Gedankenspielerei fänd ich`s irgendwie schön :rolleyes:
    Du hast ja in einer deiner FFs so eine nochmalige Annäherung zwischen den beiden beschrieben, nicht wahr? 8)

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Ja, in Confrontation. Das spielt vor dem Tod Constances, danach scheint mir das schwierig. Der Film würde es in der Tat hergeben, genauso wie eine wahre Liebesgeschichte zwischen Aramis und Marie möglich wäre. Das finde ich eben den großen Pluspunkt, er entwickelt die Charaktere bei allem Klamauk und aller Action. Der Schauspieler, der Athos spielt, macht das wirklich gut, finde ich, Auch von der Haltung her und von der Art, wie er redet, wenn er redet - denn gemäß dem Buch redet er nicht viel.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Das finde ich eben den großen Pluspunkt, er entwickelt die Charaktere

    Ja, das stimmt, da muss ich dir beipflichten :thumbup:. Was Athos betrifft, so hab ich eh schon mal erwähnt, dass ich ihn nicht schlecht finde. Das Schroffe, Wortkarge bringt er sehr gut rüber ;).
    Was mir auch gefiel, war diese Ambivalenz bei d`Artagnan - er ist hier Gott sei Dank nicht die alleinige Hauptfigur, der unerträgliche, penetrante Held des Ganzen, sondern gleichrangig mit den drei Musketieren und subtiler dargestellt, wie ein übermütiger, Kapriolen schlagender Junghengst, der lernen muss, sich zu bezähmen und sich in der intriganten Welt zurechtzufinden, durch alle Höhen und Tiefen hindurch. (Zumindest hab ich`s so empfunden)

  • Stimmt, aber er grinst mir ein wenig zu sehr. Wobei ich glaube, dass das einfach an seinem Aussehen liegt, selbst wenn er ernst ist, scheint er zu lächeln. Das ist zwar sympathisch, aber beim Schauspielern vielleicht nicht so praktisch ;) . Die Traum/Träumszenen finde ich dabei aber gut, das ist schon ziemlich traurig, als er da am Ende allein auf der Wiese liegt.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • das ist schon ziemlich traurig, als er da am Ende allein auf der Wiese liegt.

    Ja, so ist das Leben - grausam und kurz ;(. Naja, jedenfalls hat man in diesen Film sichtlich auch Gefühl investiert, und nicht bloß Haudrauf gepaart mit dummen Sprüchen. Ich muss gestehen, mir geht diese Coolheit des Westens auf die Nerven, diese betont männlichen Augenschlitze, diese Modelfiguren, sie hängen mir schlicht zum Hals raus *bräuchte jetzt einen Kotz-Smilie*

  • Modelfiguren? Welche zum Beispiel (immer her mit den schönen Herren 8) )? Aber an dem russischen Film ist einiges sehr angenehm einfach, man sieht den Wind bei den Außenszenen, dann regnets, obwohl sie das grad überhaupt nicht brauchen konnten und auch die Schauspieler sind nicht immer makellos und frisch gefönt. Das fand ich echt einen Pluspunkt :P

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.

    Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.