Duell - Regeln im 17. Jahrhundert

  • Ich hoff mal, ich muss die einzelnen Spielarten jetzt nicht zu allem Überfluss noch näher erklären ;)

    Nein, danke, reicht fürs erste! Mir schwirrt ja so schon der Kopf von diesen vielen Varianten.
    Und ich hab immer gedacht, so ein Duell ist doch ein einfaches Geschäft: du siehst zu, dass du den Gegner tötest und fertig . . . ! :)

  • "Ihr seid da drei Schritte zu weit nach links gegangen"
    "Ihr irrt Euch, hier stehe ich und weiche nicht"
    "Das ist nicht ehrenvoll, haltet Euch gefälligst an die Regeln"
    "Aber ich halte mich an die Regeln"
    "Wollt Ihr mich verar ... äh, verärgern?"
    "Wollt Ihr mich beleidigen?"
    "Wollt Ihr mich fordern?"
    :pinch:

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Köstlich!
    So stelle ich mir z.B. diesen François de Montmorency vor. Der soll ja angeblich in einem Jahr zwischen 20 und 4o Edelleute im Duell getötet haben, die Quellen sagen wohl unterschiedliche Zahlen.
    So ungefähr ging das dann vermutlich immer los . . .


    ;) ;) ;)

  • :P Kettenreaktionsduell :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:


    In diesem Alatriste-Film ist eine Szene, in der ein Freund (und Dichter) bei einem ganz nebensächlichen Thema sofort zum Schwert greift. Alatriste kann das Duell grad noch verhindern, indem er den Freund an ihre jahrelange Freundschaft erinnert 8| - irgendwie ... ja, wir sind Kinder des 20. Jh. :whistling:

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  • Der mit der Brille, der kleine, der subversive Gedichte schreibt. An seinen Namen kann ich mich grad nicht erinnern.

    eine solche Szene gäb`s zwischen Athos und Aramis wohl nicht

    Nein. Definitiv nein, eher zerbricht Athos seinen Degen über dem Knie :)

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  • Hmmm, weil hier jetzt grad diese schöne Szene aus den VAA zur Sprache kam: Wie zieht man sich, wenn man das Duell nicht bestreiten will, elegant und ehrenhaft aus der Affäre? Als Beleidigter hat man wohl keine andere Möglichkeit, als das Duell auszufechten, wenn man seine Ehre nicht komplett verlieren will...


    Aber als Beleidiger könnte man sich auch entschuldigen, oder? Athos und Aramis sind im Konflikt der Musketiere die Beleidiger, d`Artagnan der Beleidigte, Porthos sein Sekundant. Athos zerbricht seinen Degen und zwingt Aramis desgleichen zu tun - er und Aramis entschuldigen sich, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, zwar nicht hochoffiziell bei d`Artagnan dafür, ihn hinters Licht geführt zu haben, aber diese Geste und Athos` Appell an die Freundschaft reichen offenbar aus, um d`Artagnans Zorn zu überwältigen...

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • Als Beleidigter hat man wohl keine andere Möglichkeit, als das Duell auszufechten, wenn man seine Ehre nicht komplett verlieren will...

    Athos` Appell an die Freundschaft reichen offenbar aus, um d`Artagnans Zorn zu überwältigen...

    Nun ja, A.D. brauchte die vier ja noch für die Fortsetzung des Romans. Aus dramaturgischen Gründen also so geschehen, diese schöne Geste...


    Es geht in der Literatur ja auch anders. In Pushkins "Ewgenij Onegin" ist Onegin über seinen Freund Lenski verärgert, schäkert und tanzt daher - um ihn zu ärgern, nicht wg. einer Liebelei! - mit dessen Verlobter Olga. Lenski wird wütend und immer wütender. Stand der Situation für mich: Lenski fühlt sich beleidigt. Oder seh ich das falsch? Er fordert in seiner Rage Onegin, seinen Freund, zum Duell. Und zwar indem er ihm nicht nur seinen Handschuh vor die Füsse wirft, sondern er schlägt ihn auch ins Gesicht.
    Sooo - wer ist denn nun der Beleidigte? Der Beleidigte wird doch derjenige sein, der von dem anderen auf verächtliche Weise geschlagen wurde? Oder?
    Nach vergeblichen Versuchen, Lenski zu besänftigen, nimmt Onegin das Duell an und - wie bekannt - erschießt seinen Freund.


    Da lob' ich mir A.D., der nicht erlaubte, dass die vier Freunde sich womöglich gegenseitig umbringen!


    Wenn man den Zeitgeist aber in Betracht zieht, die Moral und Ethik und das Standesehrgefühl der entsprechenden Epoche, dann ist Pushkin womöglich dichter an der Realität!


    ?(

  • 8) Na, schaun wir mal - aaalso:


    Beleidigung 1.Grades: Im Wortwechsel herbeigeführte Unhöflichkeiten, Äußerungen und Gesten, unüberlegte oder absichtlich erfolgte Überschreitung der gebotenen Gesellschaftsformen. Folgt auf eine einfache Wortbeleidigung oder Unhöflichkeit eine beleidigende Gegenäußerung, so bleibt der zuerst Angegriffene der Beleidigte. Eine jede ohne genügenden Grund erfolgte Herausforderung wird als Beleidigung angesehen. In diesem Falle ist der Geforderte der Beleidigte.


    Beleidigung 2. Grades: Beleidigung durch Beschimpfung. Fällt in einem durch Wortwechsel herbeigeführten Streit ein Schimpfwort, so ist der Geschimpfte der Beleidigte. Wird auf eine Beleidigung 1. Grades mit einem Schimpfwort geantwortet, so entledigt sich der zuerst Beleidigte aller Rechte, und der Geschimpfte ist der Beleidigte, d.h. er tritt in die Rechte des Beleidigten ein. Wenn jedoch auf eine durch ein Schimpfwort erfolgte Beleidigung mit einem anderen Schimpfwort geantwortet wird, so bleibt dennoch stets der zuerst Geschimpfte der Beleidigte.


    Beleidigung 3. Grades: Beleidigung durch Schlag. Jede in einem Wortwechsel erfolgte absichtliche Berührung gilt als Schlag. Es gibt keine Abstufungen! Der Geschlagene ist der Beleidigte. Folgt auf ein Schimpfwort ein Schlag, so gehen die Rechte des Beleidigten auf den Getroffenen über. Wird ein Schlag durch einen Schlag erwidert, so bleibt der zuerst Geschlagene der Beleidigte, auch wenn er diesen Schlag wegen einer Beschimpfung erhalten hätte. Es ist selbstverständlich, dass jede Androhung eines Schlages, z.B. durch die Worte "Betrachten Sie sich als geohrfeigt!" als eine Beleidigung 3. Grades aufzufassen ist.


    No also - is doch eh völlig klar, net? ;)

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  • No also - is doch eh völlig klar, net?


    Klarissimo!
    Mein geliebter Onegin (ich liebe den fast so wie Athos!) ist demnach der Beleidigte. Schön, wenn es auch im weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle mehr spielt. Allerdings - genau wie Athos - hat O. von da an so einen "Gwissenswurm". Den Freund umzubringen, wenn auch in einem korrekt durchgeführten Duell, ist nun mal keine Kleinigkeit.
    Die eigene Frau aufzuhängen - wegen einer Nichtigkeit, ich vermute zumindest, dass Athos es später so gesehen hat, nachdem der erste Zorn und die erste Wut verraucht waren - ist ebensowenig eine Marginalie. Da mag er sein Recht als Herr der Grafschaft ausgeübt haben, von der Sache her war es ja doch unrecht (oder stand die Todesstrafe auf das Verheimlichen einer Schande, was die Brandmarkung ja vor allem war?).


    Und dann - als Anne zu Mylady und damit zu einer wirklichen Verbrecherin mutiert ist - da macht er plötzlich das Rechte und Rechtmäßige (Todesstrafe für Mörder). Nur leider auf unrechtmäßige Art und Weise - ein Femegericht ist ja niemals legal. Und was anderes ist es nicht, was die mit ihr machen.


    Oh - ich merke gerade, meine Überlegungen zu Athos hätten besser in dessen Thread gepasst. Na, sei's drum.


    ;)

  • Na, passt aber auch hierher, man darf ja ein bisschen abschweifen - was waren wir schon OT :whistling: - aber zurück zum VAA, warum sind Athos & Aramis die Beleidiger? Sie schützen den Duc, dass d´Artagnan & Porthos dabei eine Niederlage erleiden, ist eigentlich nicht ihre Schuld. Ok, sie hätten sich erschießen/erstechen lassen können, aber die Männer des Duc waren trotzdem in der Mehrzahl. Weil sie d´Artagnan nicht reinen Wein eingeschenkt haben? Hmpf, es war nicht ihr Geheimnis, da folge ich Athos´ Argumentation ...

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  • es war nicht ihr Geheimnis,

    Eh nicht. Aber d`Artagnan nimmt das Ganze persönlich und fühlt sich beleidigt: Au lieu de me répondre comme à un ami, vous m`avez joué comme un enfant. Wäre laut seiner Interpretation wohl eine Beleidigung 1.Grades. Definition:...unüberlegte oder absichtlich erfolgte Überschreitung der gebotenen Gesellschaftsformen.
    Zu Aramis sagt er: J`ai agi de même avec vous et vous m`avez abusé aussi. Also derselbe Tatbestand.
    Aramis kontert mit rationalen Argumenten, daraufhin bezeichnet d`Artagnan Aramis`Vorgehen als bien ceux d`un élève des jésuites. Das ist an sich kein Schimpfwort, also ebenfalls wohl noch eine Beleidigung 1. Grades. Wie war das doch gleich? Folgt auf eine einfache Wortbeleidigung oder Unhöflichkeit eine beleidigende Gegenäußerung, so bleibt der zuerst Angegriffene der Beleidigte. Aha. Daraufhin greift Aramis an den Degen. Athos hält ihn zurück, fragt d`Artagnan, ob er ihm etwas vorzuwerfen habe und statuiert, wenn er gefehlt habe, wolle er seinen Fehler eingestehen. Daraufhin sagt d`Artagnan, sie hätten ihn alle beide einweihen müssen, dann hätte er sich ihnen nicht unnötig in den Weg gestellt. Er sei diskret und kein Idiot. Dann folgt eine Anspielung auf Madame de Longueville, Aramis wird laut, d`Artagnan nennt ihn indirekt in der 3.Person einen hypocrite (= Beleidigung 2. Grades) und sagt, Porthos wäre seiner Meinung. Darauf sagt dieser oui und zieht den Degen (als erster!), worauf Aramis ebenfalls seinen zieht, doch d`Artagnan anscheinend nicht, denn Dumas schreibt ein wenig später: d`Artagnan ne tira pas son épée. Dann folgt Athos`großartige Verhinderungsmaßnahme :rolleyes: ....

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  • Au lieu de me répondre comme à un ami, vous m`avez joué comme un enfant

    Jaa - so ganz unrecht hat er nicht, aber er steht nach zwanzig Jahren wieder vor der Tür :S - da kann ich verstehen, dass man ihm nicht gleich auf die Nase bindet: Ach so, ich vergaß, wir sind übrigens Frondeure 8| - aus meiner Sicht sind ja eher Athos & Aramis die Beleidigten, ok, Aramis reagiert pikiert ;) , aber d´Artagnan ist anmaßend ...


    Danke für das Auseinandernehmen der Szene :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

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