Na wunderbar! Kinners, ich bin vielleicht ein Held!!
Da weiß ich seit Jahren, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die erste Musketierverfilmung gedreht wurden und was mache ich? Nix!
Kann man ja nicht kaufen, da vom Schulfranzösisch fast gar nichts hängen geblieben ist und der 1921er Film ja ein französischer Film ist!
......MÖÖÖÖÖPPPPP!!!!.........
Bis Percy dann mal die zündende Idee hatte, den Film doch noch aufzustöbern, denn den kann man ja auch gucken ohne Französischkenntnisse, da Stummfilm!!!
Boah, da stand ich aber auf der Leitung!
Immerhin habe ich diese Lücke jetzt gefüllt und eine über 100 Jahre alte Schwarz-Weiß-Serie "gebinge-watched", wie man so schön sagt. Habe mich wahrlich prächtig amüsiert!!!
Das ist ja wunderbar nah am Original, obwohl manche Szenen etwas "abgemildert" wurden, um unseren Helden eine etwas weißere Weste zu geben: Athos erhängt Milady nicht, Ketty kommt nicht vor, daher auch ihre Instrumentalisierung durch d'Artagnan nicht, außerdem geht der Gascogner nur mit Milady ins Bett, weil er einen gefälschten Brief von Constance erhielt, dass sie ihn angeblich nicht liebt (von Richelieu gefälscht, glaube ich), Porthos' Prokuristengattin taucht nicht auf.
Ganz erfrischend sind die Szenen mit den vier Dienern, die allesamt sehr drollige Zeitgenossen sind und wenn Richelieu mit den Kätzchen spielt, schmilzt das Zuschauerherz!
Geradezu unwirklich schön sind unsere Helden, besonders d'Artagnan (dieses Profil! Endlich die passende Nase!), Aramis (wie ein niedliches Engelchen) und Athos (endlich Athos! Nur Athos!!! Edel und passend!). Die Frauen sind dafür irgendwie gruselig. Am ehesten geht noch Constance, aber die ewig depressive Königin mit ihrem Mörderlidschatten hätte Buckingham eher in die Flucht geschlagen, ebenso die etwas grobschlächtig wirkende Milady. Dafür fand ich sie in keinster Weise sympathisch, so war es nicht schlimm, als sie das Zeitliche segnete. Da fand ich das blonde Gift aus der Verfilmung mit Gene Kelly wesentlich überzeugender!
Einige Szenen die dazu kamen, gefielen mir gut, vor allem die Szene, wo d'Artagnan und Aramis Buckingham helfen, unerkannt aus Paris zu entkommen. Hier zeigen die beiden gutes, freundschaftliches Teamwork.
Tréville finde ich auch sehr gut getroffen, insbesondere, wie er d'Artagnan mustert und sich offenbar nicht sicher ist, ob er den Jungspund zum Frühstück vertilgen soll oder ihn besser unter seine Fittiche nehmen sollte. All dies, während d'Artagnan verlegen mit einem Knopf an seinem Wams fummelt, der am letzten Faden hängt. Herrlich!
Die Flucht in Frauenkleidern mit Häubchen durch Paris zu Athos war auch denkwürdig, was hab ich gelacht!
Und wie Buckingham ganz gerührt ist von d'Artagnans und Planchets Einsatz, die Ehre der Königin zu retten und die beiden, die vor Erschöpfung auf ihren Stühlen eingeschlafen sind, ganz vorsichtig raustragen lässt samt Stuhl. Hier ergötzt sich die Kameraführung - und der Zuschauer - regelrecht am schönem Gesicht des schlafenden d'Artagnan.
Tja und die letzte Szene mit Umarmungen und Küsschen unter den vier Freunden ist ja sowieso rührend. Wobei es im Buch noch ergreifender ist.
Die Restauration mit Untertiteln und etwas Erzählstimme sowie eingeblendeten Geräuschen und passender Musik gefällt mir gut. Insbesondere, da es keine nervige "Stummfilmmusik" ist und die Bewegungen von Menschen und Tieren auch halbwegs in Echtzeit ablaufen und nicht wie bei manchen Stummfilmen in höherem Tempo.
Die meisten Geräusche passen auch sehr gut, nur der hyperaktive Kuckuck an der Waldhütte in Armentières war etwas zu viel des Guten. Tja, und dass d'Artagnan ein Sangestalent ist und im Feldlager den Kameraden am Lagerfeuer etwas vorsingt, war auch etwas "strange"....insbesondere der Heldentenor. Gut, der Darsteller war wohl Sänger, da gönnt man ihm die Einlage (wenn es seine Stimme war), aber persönlich denke ich, dass d'Artagnan wohl eher ein paar lustige Liedchen im Gasthaus im Kreise der Freunde gesungen hat, aber ohne großen Anspruch. Am besten Liedchen, wo es sich um Wein, Weib und Gesang dreht, mit halbwegs frivolen Texten, das würde eher passen.
Die im Film verwendeten Pferde fand ich persönlich überhaupt nicht schön. Aber es kann ja nicht jeder Film die schönsten Barockpferde zur Verfügung haben.
Also: Solltet ihr den Film noch nicht geguckt haben: Absolute Empfehlung meinerseits!
Und jetzt schau ich mir die Bilder dazu in der Galerie an!