Medici???

  • Ich arbeite gerade an einem Referat über die Medici. Ich bin auf einen Artikel gestossen der besagt, dass Maria de Medici Frankreichs Herrscherin war und von Richelieu abgesetzt wurde. Sind meine Informationen richtig?

  • Nach meinem Wissen, war Maria von Medici mit Heinrich IV verreiratet und wurde nach dessen Ermordung Regentin von Frankreich bis ihr Sohn Ludwig XIII sie in die Verbannung schickte. Richelieu brachte sie dann wieder zurück zum Hof. Richelieu wurde 1. Minister und ab da kriegten sich der Kardinal und Maria in die Haare. Ludwig musste sich zwischen Richelieu und seiner Mutter entscheiden und schickte seine Mutter in die Verbannung, sie wurde wegen Hochverrat verurteilt und starb arm in Köln.

  • Ja, das stimmt schon aber einsam und allein zu sterben ist nicht gerade nett, vor allem wenn ihre gesammten Kinder an königlichen Höfen verteilt waren. Ludwig in Frankreich, Isabella verheiratet mit Philippe IV von Spanien und Henriette mit Karl I von England.

  • Einerseits ja und andererseits nein, denn sie hat Ludwig ja auch die ganze Zeit bevormundet und war dementsprechend etwas machthungrig und sie hat sich auch nicht sonderlich gut um den Staat gekümmert, viel lieber um die schönen Künste, die alle Medici's ja liebte und förderten.

  • Wie ist der berühmte Lorenzo di Medici eigentlich mit Louix XIII verwandt? War das ein Ururururgroßvater von ihm?


    Ich habe schon mehrere historische Romane über Lorenzo gelesen, und mich würde mal interessieren, in was für einem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu Louis steht.

  • Es gibt ja nciht nur Maria de Medici...
    Schonmal was von Katherina de Medici gehört? Sie war die Frau von Henri II von Frankreich.
    Zu den Medicis Allgemein:
    Sie waren eine der größten Händler Italiens zur Damaligen Zeit, so und um es einfacher zu machen alle Titel die ein oder mehrere Medicis besaßen:
    Papst (ja ein Medici wurde mal Papst)


    Königin von Frankreich


    Großherzog der Toskana


    Herzog von Florenz, Urbino,Nemours,Sieva und Rover


    Ich weiß passt nicht ganz zu Thema aber ich dachte es wäre vielleiht interessant.
    Lg Fleur

  • Zu Maria von Medici:
    Ich halte sehr wenig von ihr. Daß sie von ihrem Mann furchtbar betrogen wurde, stimmt (war leider so üblich damals im Adel, und nicht nur bei Königs. Viele Frauen sollen sich auch revanchiert haben. Der Ehemann der berühmten Marie de Chevreuse erklärte auf die Frage, warum er schon wieder pilgern gehe und sich Freuden in der Ferne suche, dass in seinem Ehebett leider für ihn kein Platz mehr sei und seine Frau sei schon ausgebucht mit ihren vielen Liebhabern.)
    Sie soll sich später dafür mit dem Ehemann ihrer Busenfeundin, der Italienerin Eleonora Galigai, getröstet haben, den sie zum Marschall von Ancre machte und ihm Geld, Titel, Besitz,... gab in der Zeit ihrer Regentschaft. Ihren Sohn hielt sie unter Verschluß so gut es ging, ließ ihn zuwenig lernen und erklärte, er sei zu dumm und zu krank, um zu regieren. Das tat stattdessen sie mit ihrem Geliebten und dessen Frau, und leider auch mit Hilfe des Kardinals, der damals ihr Intendant und noch der Bischof von Lucon war.


    Ludwig befreite sich mit Donnerschlag von der Bevormundung, als er siebzehn war, nach damaligem Recht großjährig und von Rechts wegen regierender König, indem er den Marschall von Ancre ermorden ließ (übrigens der einzige Mord, den er, soweit bekannt, tatsächlich selber befahl), Richelieu feuerte und Marie von Medici nach Blois schickte. Sie hatte ihn Zeit seines Jugendlebens nie geküsst, sehr hartherzig und lieblos behandelt, den Staatsschatz verschleudert, ihn mit vierzehn zu einer Heirat gezwungen, die er verabscheute (aus politischen Gründen, Anna von Österreich war damals noch harmlos, lieb und gut und hübsch dazu)-die Hochzeitsnacht ging vollkommen schief, und der arme Ludwig war jahrelang traumatisiert. Die Frau war extrem machthungrig und führte dreimal einen Aufstand gegen ihren Sohn an der Spitze einer Armee an! Allerdings hat sie von Heinrich IV wirklich viel erleben müssen. Sie soll auch an seiner Ermordung beteiligt gewesen sein, mit Hilfe des Herzogs d'Epernon.
    Weitere Details suche ich gerne heraus, wenn jemand sie will.


    Zu Katharaina von Medici: Sie hat die Bartholomäusnacht verschuldet. Soviel dazu und zu Mediceerinnen auf dem französischen Thron...


    Liebe Grüße an alle,
    susamo

  • susamo


    Danke für die Infos, das wusste ich alles noch gar nicht. Ich habe sie bisher eher als Opfer gesehen, als Frau, die zuerst in einer unglücklichen Ehe mit einem Mann gefangen war, der sie ständig betrog, und dann von ihrem Sohn regelrecht verstoßen wurde. Ich habe mal gelesen, dass der Kardinal auch ihr Liebhaber gewesen sein soll, sich dann aber gegen sie gestellt, und mit Hilfe des jungen Königs Marie aus dem Land verbannt haben. Bist du dir sicher, dass König Louis den Kardinal feuerte? Er war ja später jahrelang bei Hofe und hatte Louis unter seiner Knute, regierte praktisch in seinem Namen. Weisst du vielleicht, wie er es wieder an den Hof geschafft hat?
    Kennst du den Film Henry IV? In diesem Film beauftragt sie tatsächlich den Mörder von Henry IV, und ihr Sohn bekommt das mit. Im Film geht sie auch nicht besonders liebevoll mit dem kleinen Louis um.
    Man muss einfach bedenken, dass es damals für eine junge Frau die Hölle gewesen sein muss, aus ihrer Heimat Italien nach Frankreich gebracht und mit einem ihr völlig fremden Mann verheiratet wurde, der sie dann auch noch betrog. Man hatte als Frau damals ja praktisch keinerlei Rechte, und es gab für Frauen aus dem Adel nur Ehe oder Kloster, eine andere Wahl ließ man ihnen nicht. Dass sie sich dann später zu emanzipieren versuchte, ist durchaus verständlich, allerdings rechtfertigt das nicht den Mord, und wie sie mit Louis umging (wenn das denn wirklich so gewesen sein sollte).
    Dass sie so machthungrig war, dürfte auf ihre Erziehung als Medici zurückzuführen sein, diese steinreiche Kaufmannsfamilie aus Italien erzog damals ihre Kinder besonders streng, und vermittelte ihnen von klein auf, dass sie zu Höherem berufen seien (habe ich mal in einem Sachbuch über diese Familie gelesen).
    Was Katherina di Medici betrifft, ihr Schicksal war ja ähnlich, sie kam als blutjunges Mädchen aus Italien nach Frankreich und wurde mit Henry II verheiratet, der damals schon eine Mätresse hatte, auch da konnte keine Zuneigung zwischen dem Königspaar entschieden. Ich finde sie auch nicht besonders sympathisch, eben wegen der Bartholomäusnacht. Sie hat ihren Sohn, der damals König war, so manipuliert, dass dieser diesen Wahnsinn befahl. Wie es scheint, haben alle drei ihrer königlichen Söhne immer das getan was die Mutter ihnen sagte, sie scheinen sehr leicht beeinflussbar gewesen zu sein.
    Und es gab ja noch eine dritte Medici auf dem Thron, die arme Margarethe, Katherinas Tochter, die zuerst mit Henry IV verheiratet war. Sie wird nur häufiger vergessen, weil ihre Ehe kinderlos blieb. Über Margarethe weiss ich leider nicht so viel, vermute aber, dass auch ihre Ehe mit Henry sehr unglücklich gewesen sein muss.
    Mir tut Maria di Medici leid, weil sie in diese unglückliche Ehe mit einem Frauenhelden, der anscheinend keinerlei Rücksicht auf sie nahm, gefangen war, aber trotzdem finde ich, dass sie Louis hätte anders behandeln können, der Junge konnte ja nichts für seinen Vater. Es gab ja noch mehrere Kinder aus dieser Ehe, wurden die denn besser behandelt, oder wie der kleine Louis unter Verschluss gehalten?

  • Hallo Madame Alienor!
    Vielen Dank für Dein Interesse! Mittelalter ist auch eines meiner Interessensgebiete, habe ein paar Bücher über Eleonore von Aquitanien in petto und schon manches davon gelesen, leider vor ein paar Jahren, alle Details(Schande) sind nicht mehr präsent.Empfehle über sie sehr das Buch von Jean Markale! (einer meiner Lieblingsautoren, der Mann ist Keltologe-ein Genuß, er schreibt auch so schön bissig und steht sehr auf der Seite der Frauen).


    Ad Richelieu:Wie Du vielleicht weißt, stammte er aus eher kleinerem Adel. Eine Großmutter stammte aus dem Hochadel (Francoise de Rochechouart, Tochter von Antoine de R., Kammerherr d. Konigs Franz I. heiratete, weil sie völlig verarmt war, Herrn Louis du Plessis, Kleinadel,Stallmeister, Herr von Richelieu, 3 Söhne, 2 Töchter, Mann starb dann früh, hartes Leben für die Witwe, 1.Sohn Louis getötet in Familienfehde, 2.Sohn Francois rächte ihn und ermordete den Mörder seines Bruders-von Rache verstand die Familie etwas!) Francois floh vor einer Mordanklage nach Polen und traf dort auf den späteren König Heinrich III, kehrte mit ihm zurück und wurde ein enger Freund und Gefolgsmann des Königs. Es brachte der Familie die Anwartschaft auf das Bistum von Lucon ein-zwar arm und tiefste Provinz, aber die daraus zu beziehende Apanage war besser als nichts.
    Francois wurde der Vater des berühmten Kardinals. Seine Mutter war allerdings eine Bürgerliche, deren VAter, Francois de la Porte, "Advokat am Parlament" war. Von diesem Großvater hatte der Kardianldie Gabe, für und wider so klar zu erörtern, und das Talent zum Rede-halten.
    Die hochadelige Schwiegermutter hatte ihre Schwierigkeiten, die bürgerliche Schwiegertochter zu akzeptieren.Suzanne, die Mutter Richelieus, war gottseidank sehr friedlich und praktisch-der Kardinal verehrte sie Zeit seines Lebens als eine der wenigen Frauen, die er wirklich liebte. Sie mußte die Familie nach dem ebenfalls frühen Tod
    ihres Mannes Francois durch die Wirren des Bürgerkriegs und des weitergehenden Religionskrieges lotsen -Überfälle marodierender Banden und Kriegstruppen waren an der Tagesordnung. Der Kardianl lernte schon als Kind, was Religionshaß bedeutet, und versuchte später, tolerant zu sein und die Hugenotten zu dulden-La Rochelle war eine rein politische Sache, und das Edikt von Nantes wurde von Ludwig XIII bestätigt und akzeptiert, auch auf den Rat des Kardinals und sehr zum Ärger der orthodoxen Partei bei Hofe und der Jesuiten. Die Jesuiten und Kardinal Richelieu waren einander ganz und gar nicht grün("red and black hissed against each other like so many snakes out of paradise"- rot und schwarz-die Jesuiten hatten schwarze Roben, der Kardinal eine rote.)


    Geschwister: Henri, der Älteste, hatte eine gute Karriere bei Hof, der 2.Bruder Alphonse sollte ein Priester werden (eben der Bischof von Lucon), Armand-Jean, unser zukünftiger Kardinal, war der dritte und frei, seine Zukunft zu wählen; er wurde sehr gut erzogen und ausgebildet, strenges Internat in Paris, wollte Offizier werden.


    Meines Wissens gab es da auch noch drei Töchter, die dritte, Isabel, wird meist totgeschwiegen, weil sie mit einem Bürgerlichen stiften ging und sich außer Landes mit ihm vermählte...


    Liebe Grüße, susamo. Weiterer Beitrag folgt.

  • Des Beitrages zweiter Teil
    Der Bruder Alphonse weigerte sich plötzlich, Bischof zu werden. Er wollte in einen strengen Orden, den der Kartäuser, eintreten, "weil Gott ihm das so befohlen habe". Klare Berufung, und Pech für die Familie, der jetzt das Bischofsamt von Lucon zu entgehen drohte, das einzige Einkommen, mit dem Mutter Suzanne die Familie noch über Wasser hielt. Da entschloß sich Armand-Jean, die Familie zu retten, gab seine Laufbahn als Offizier auf, entsagte den weltlichen Freuden (naja, nicht ganz, wenn man den Gerüchten
    Glauben schenken darf), holte in wenigen Jahren die ganze theologische Ausbildung nach und ließ sich in Rom vom Papst zum Bischof weihen, jünger als sonst üblich.
    Das Auskommen von Mutter und Geschwistern war gerettet, und Armand-Jean saß in der tiefen Provinz fest. Er machte seine Arbeit als katholischer Bischof in einem ärmlichen Hugenottengebiet sehr gut und gewissenhaft, aber sie war ihm zuwenig für seinen Ehrgeiz. Er versuchte Aufmerksamkeit zu erregen und hielt eine große Rede bei der Versammlung der Generalstände im Jahr 1614. Er machte sich an Concino Concini, den Geliebten und Günstling der Königin Maria von Medici heran, )über seine Frau, die von dem feschen jungen Bischof fasziniert war). Ihre beste Freundin, die Königin, war es auch. Richelieu wusch sich nämlich jeden Tag von Kopf bis Fuß-eine Seltenheit damals(man beachte: er badete nicht, er wusch sich!), stank daher nicht wie ihr verstorbener Mann der König, und er war parfümiert, hatte beste Manieren und schmeichelte der bereits verblühten dicklichen Madame und ihrer zaundürren hexenhaften Vertrauten. Die beiden waren sooo begeistert...
    Weiteres läßt sich denken. Es spricht für Richelieus Geschicklichkeit, daß keine Beweise und sicheren Unterlagen existieren, aber die späteren Reaktionen der Königin Maria de Medici sprechen sehr dafür, daß da eine ehemalige Geliebte eifersüchtig wird auf den Erfolg des Geliebten, der sie jetzt nicht mehr zu brauchen glaubt und sie vernachlässigt-übrigens nicht nur, weil er sie nicht gemocht hätte, sondern weil er schlicht keine Zeit mehr hatte für eine immer mehr zur politischen Feindin seines Herrn, des Königs, werdende "machthungrige dumme verfressene starrsinnige alte Frau" (Männer verurteilen hart und vielleicht allzu ungerecht). Das Gemeinste ist, daß sie nicht durfte, was sich ihr Mann, der König, ganz selbstverständlich leistete.


    Lange Geschichte kurz: Richelieu saß im Staatsrat, hatte Macht und Einfluß, war am Ziel seiner Wünsche-und hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Auch er erkannte das Potential des beinahe gefangengehaltenen jungen Königs nicht. Ludwig ließ also Concino Concini ermorden (Berichtigung: er war sechzehn Jahre alt, nicht siebzehn, der Mord fand im Jahr 1617 statt), schickte seine Mutter in die Verbannung und ihre ganze Hofkamarilla hinterher, darunter den Bischof von Lucon, der zeitweise bis nach Avignon verbannt wurde. Eleonora Galigai starb als Hexe auf dem Scheiterhaufen, ein schöner Justizmord, allerdings vielleicht verständlich bei dem Hass, den die gierige Beherrscherin ihrer Freundin, der Königin, auf sich gezogen hatte. Richelieu schaffte es, sich mit beiden Seiten, dem Hof und der Königin Maria, gutzustellen und relativ ungeschoren zu bleiben, und weil der junge Louis Xiii, bzw. sein Günstling Herr de Luynes, jetzt mächtigster Mann bei Hofe, Frieden im Land brauchte und mit der alten Königin auch, brauchten sie einen Vermittler. Und flugs war da der geschniegelte Herr von Lucon de Richelieu, ritt hin und her und redete und redete-das konnte er gut, abgesehen von all dem anderen. Folge: Versöhnung des Königs mit seiner Mutter, und Wiederkehr des Bischofs bei Hofe. allerdings lehnte Ludwig jahrelang jede direkte Zusammenarbeit mit ihm ab. Er merkte genau, daß der Herr Bischof ihm geistig sehr überlegen war, und wollte sich nicht auf ihn einlassen. Ludwig hatte aber ein sehr starkes Pflichtgefühl seinem Volk gegenüber und merkte ebenso, daß er zuwenig wußte und konnte, um die Aufgaben, die er sah, bewältigen zu können.


    Inzwischen war Armand de Richelieu's Bruder Henri in einem Duell getötet worden (einer der Gründe, warum der Kardinal später so sehr die Ehrenduelle des Adels bekämpfte), und der Günstling des Königs, de Luynes, der den gefährlichen Bischof von seinem Herrn fernhielt, war bei der Belagerung von Montauban gestorben.
    Richelieu wurde Kardinal, und Maria von Medici verlangte äußerst energisch seine Wiederberufung in den Staatsrat. 1624 gab der junge König nach, auch weil er sah, daß er Hilfe brauchte und de Luynes tot war. Von da an wurden die beiden ein Gespann, "Der Größte Diener und der Beste Herr"-Zitat aus Briefen. Gar so sehr unter der absoluten Knute dürfte der König nicht gewesen sein. Er war durchaus energisch und konnte sich auch durchsetzen-hätte er sonst als sechzehnjähriger diesen Befreiungsschlag geschafft, und das ohne alle spätere Hilfe? Dazu kam, daß Richelieu ganz und gar von ihm und seiner Gunst abhängig war. Hätte der König ihn fallengelassen, wäre Richelieu innerhalb einer Woche "gestorben worden", soweit erkennbar bei den vielen Intrigen, die höchste Mitglieder des Hofes die ganze Zeit gegen ihn spannen. Richelieus "Spitzelstaat" hatte praktische und handfeste Gründe, Mordpläne gegen den König waren keine Seltenheit, darunter Pläne seines Bruders, seiner Frau und seiner Mutter-der arme König. Aber der gehaßte Richelieu rettete ihn und sich immer wieder. Der Haß kam zum großen Teil daher, daß Richelieu eine gesellschaftliche Umwälzung erzwang: der Hochadel, der wenig königstreu war und dauernd sein eigenes Süppchen kochte, immer wieder Aufstände anzettelte und die Bauern aussaugte, musste Schritt für Schritt Macht und Einfluß hergeben. Daraus entstand letztlich de Absolutismus des Louis XIV, aber das wußte der Kardinal natürlich nicht. Außerdem war der Kardinal natürlich katholisch und bekämpfte den politischen Einfluß der Hugenotten (siehe La Rochelle), die einen Staat im Staate wollten. Das machte ihn bei ihnen verhaßt. Die orthodoxen Katholiken wiederum lehnten ihn ab und schmiedeten Mordkomplotte, weil er die Hugenotten nicht einfach alle umbringne wollte, sondern versuchte, sie friedlich zu überzeugen(er schrieb großartige theologische Werke zum Thema), die Inquisition und den Einfluß des Papstes in Frankreich kleinhielt (Gallikanismus, ein französischer Bischof hat dem König zu gehorchen und nicht dem Papst, wenn es um Angelegenheiten des Staates geht!) und die Jesuiten mißtrauisch beäugte (das war ein klarer Fall von geistiger Konkurrenz). Und last but not least war da eine enttäuschte Geliebte, die Königin Maria, eine unwillige Nicht-Geliebte (Richelieu soll Anna d'Austria einmal umschwärmt habe), die dann zur politischen Feindin mutierte, weil sie Spanische Politik in Frankreich unterstützte-ihr Vater und ihr Bruder waren Könige von Spanien, und die Feinde Frankreichs. Dazu kamen die "diabolischen Reifröcke" bei Hofe, die Sünde (die Prinzessin von Conti, eine Guise und erzkatholisch, dabei herrlich unmoralisch) und der Teufel (die Herzogin Marie de Chevreuse, geborene Rohan und Aufwieglerin ihres Vaters zum Aufstand, verwitwete de Luynes und damit bei Hof aufgestiegen, verehelichte de Chevreuse-ihr Mann war ein zweiter Guise und damit ein herrlicher Fang, die Heirat gegen den Willen des Königs nach einer riesenskandalösen Liebesaffäre ein Hofereignis, gut für fünfzig Tage Tratsch)-unmoralischer ging es nicht, und abenteuerlicher auch nicht. Anne d'Austria verehrte diese Frau, die sich nahm, was sie wollte, auf alles pfiff, jeden Mann umgarnte-auch den Kardinal, von dem die wildesten Briefe an sie erhalten sind, bloß erhörte sie ihn nie, eine herrliche Rache dieser Frau gegen den oft frauenfeindlichen Kirchenmann. ("Was sind das denn für wunderliche Geschöpfe, die...")


    Soweit der Kardinal und die Frauen.


    Maria de Medidci: über sie gibt es sehr viel zu sagen, auch über den Mord an ihrem Mann. Dazu muß ich die Details aber noch heraussuchen.


    La Reine Margot: erste Frau von Heinrich IV, König von Navarra und dann Frankreich, Ehe kinderlos, politische Streitigkeiten, beide hatten viele außereheliche Beziehungen und standen sich zeitweise sogar mit der Waffe in der Hand gegenüber, politisch schließlich untragbar-daher Annulierung der Ehe. Nachher wurden Margarete von Valois und ihr Ex Heinrich IV endlich Freunde. Er versorgte sie gut, und sie unterstützte ihn und wurde eine gute Freundin der zweiten Frau, Maria von Medici, half ihr auch in den ersten Jahren ihrer Regentschaft nach Heinrichs Tod (ob sie so traurig war über dessen Ermordung? Man fragt sich) und starb 1615.


    Liebe Grüße, susamo-ein Tel folgt noch.

  • Des Beitrages dritter teil
    Erziehung als Medici: stimmt. Allerdings waren die Medici nur in Italien so hochangesehen. In Frankreich galt eher ihr Geld und die Mitgift ihrer Frauen etwas (Heinrich IV heiratete Maria, weil er wegen seiner dauernden Kriege furchtbare Schulden hatte beim Kaufhaus Medici-der Her von Florenz strich sie großmütig aus seinem Buch für seinen Schwiegersohn.) Katharina von Medici, beispielsweise, wurde eine Generation davor, als sie verwitwet und ihr Sohn König war, von dessen Frau, der regierenden Königin Maria Stuart, als "die elende Krämerstochter" verspottet. Dafür bekam die Stuart, als ihr Mann starb und sie auch nur mehr Königinwitwe war, von der alten Königin einen Tritt verpaßt, daß sie bis heim nach Schottland flog (wie es dort letztlich für sie geendet hat, wissen wir: einen Kopf kürzer-Maria Start und Elisabeth von England gehören zu meinen Spezialgebieten, passen aber leider nicht hierher, sind wohl allzu OT.
    Katharina war, wie auch ihre Nachfolgerin Maria, eine echte italienische "mamma", die ihre Kinder wirklich beherrschte. Maria hatte da mehr Pech. Sie war ungebildeter, viel unpolitischer und außerdem äußerst unklug. Ihre Kinder behandelte sie durch die Bank schlecht, außer ihrem jüngsten Sohn Gaston, Monsieur Prince de Orleans. Der war ihr Augapfel und bei jedem ihrer Aufstände dabei, und versuchte dazu noch seine eigenen gegen den älteren Bruder, weil er selber gerne König gewesen wäre, tatkräftig unterstützt von der mamma. Ludwig konnte wenig tun-die alte Königin war seine Mutter und gesalbte Reine de France, der Bruder sein Erbe und daher unantastbar, solange er selber keinen Sohn hatte (die junge Königin Anna von Österreich hatte vier Fehlgeburten, bevor sie endlich 1638, nach 23 Ehejahren, den späteren Ludwig XIV. bekam).


    Sie hatte von Heinrich IV sechs Kinder: Louis Le Just, den Gerechten, Xiii, Nicolas, der mit vier Jahren starb, Gaston den Frauenhelden, Nichtsnutz und leichtfertigen Zündler, der sich mit "Marquis de Gaule"-Marquis von Ständer-unterschrieb-ausgerechnet den liebte sie- und drei Töchter:Elisabeth, die den König von Spanien heiratete zu der Zeit, da ihr Bruder dessen Tochter ehelichte-eine Art Doppelhochzeit, die beiden Kinder, Louis und Elisabeth, weinten furchtbar bei der Trennung, sie konnten einender nie wiedersehen. Ihre Mutter riß die beiden herzlos auseinander und befahl Louis, an sein Ehebett zu denken. Der arme Vierzehnjährige brauchte Anschauungsunterricht, um überhaupt zu erfahren, was er da tun sollte, und hatte Angst um seine Seele, weil sein Jesuiten-Beichtvater ihn furchtbar "vor den Sünden des Fleisches" gewarnt hatte.
    Vielleicht verständlich bei den tatsächlichen Sünden des Vaters Heinrich, aber Louis mußte das alles ausbaden.


    Die zweite Tochter Christine heiratete den Herzog von Savoyen und soll recht glücklich geworden sein-als einzige von der ganzen Kinderschar.


    Die dritte hieß Henriette Marie und heiratete Charles I von England, und hatte dort als Katholikin unter den Protestanten furchbar viel auszustehen. Anläßlich der Brautwerbung um sie kam George Villiers, der Herzog von Buckingham, nach Paris, und daraus ergab sich... aber das kenne wir ja schon von unseren drei, nein vier Freunden und dem Diamantenhalsband...(bzw. den Diamantenen Nadeln.)


    Maria von Medici wurde von ihrem Sohn Ludwig im Gegenteil sehr gut behandelt unter den Umständen, sie sie ihm machte. Er ließ sie nur eben nicht mehr an seiner Statt regieren, und das wäre sen Todesurteil gewesen, wenn die Intrigen erfolgreich gewesen wären-Gaston, der dann König gewesen wäre, hätte sich seiner Mutter bestimmt untergeordnet, und Anna, die für diesen Fall gehofft hatte, den Bruder ihres Mannes heiraten zu können, wäre keine Gegnerin gewesen für die Königin Maria die mamma.
    Auch deswegen waren sich Kardinal und Maria de Medici so spinnefeind, später. Louis wußte das alles und war hilflos (siehe oben). Auch er klammerte sich an den Kardinal, den einzigen, der wirklich für ihn war in der ganzen teuflischen Suppe, weil er ihn genauso brauchte wie umgekehrt. Manchmal war das ein Kampf a la-"Mir dir gehts nicht, und ohne dich auch nicht", manchmal waren die zwei ein Herz und eine Seele (" der größte Diener und der beste Herr"), manchmal überzeugte der Kardinal den König mit seinen ausgeklügelten Reden (Beispiele: Affären Chalais und Montmorency-Bouteville), und manchmal fügte sich der König zähneknirschend oder gab seinem Diener eine Abfuhr, daß der krank mit einem Migräneanfall in Bett fiel-das gab es auch, und Richelieu war ganz und gar nicht zu beneiden mit diesem Herrn.


    Und da lassen wir ihn liegen, einsam, krank und verlassen. Am "Tag der Geprellten" stand er wieder auf, ein strahlender Sieger an der Seite seines Herrn....


    Liebe Grüße, susamo

  • Liebe Susamo, herzlich willkommen hier :P - und vielen Dank für die ausführliche Schilderung, eigentlich solltest du ja daraus einen Artikel machen ;) - würde sich lohnen. Ich gestehe, ich hab noch nicht alles gelesen, werd´s nachholen und kommentieren, wollte dir nur kurz Hallo sagen ;)

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

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