So... Da ich dieses Thema nun schon begonnen habe, kommt hier meine ideale Verfilmung.
1.) Besetzung (erstmal ein Arbeitsvorschlag - noch veränderbar)
d'Artagnan ......... der Herr, der in der Dépardieu-Verfilmung des "Grafen von Monte Christo" den Albert spielt (Silvia, geh' schon den Namen nachgucken....)
Athos ......... Vincent Perez (endlich mal ein Athos, der nach einem Edelmann und nicht nur nach einem Trunkenbold aussieht)
Aramis ......... James Frain
Mylady ......... Dominique Blanc
Constance ......... Toni Collette (eine sehr englische Constance, aber was soll's)
Rochefort ......... Kenneth Branagh
Ludwig XIII. ......... Joseph Fiennes
Tréville ......... Olivier Martinez oder - vielleicht noch besser - Nils Tavernier? Hm... Oder aber Benjamin Sadler... (Seit seiner Spalatin-Darstellung in Luther bin ich recht überzeugt von dem Schauspieler)
Mme Coquenard ......... Judi Dench (verzeih' mir, Silvia... :-D)
Was Richelieu betrifft, bin ich noch etwas unentschlossen... Der aus der 73er Verfilmung war schon nicht übel, aber irgendwie fehlt noch ein wenig der letzte Pfiff... Ich suche noch.
Gleiches gilt für Anna von Österreich und für Porthos, für den ich hier schonmal Oliver Platt als Notbesetzung angebe, falls mir niemand sonst einfallen sollte...
2.) Schauplätze
Originalschauplätze schön und gut - aber das geht nicht in allen Fällen. In Paris hat Haussmann ziemlich gehaust, und spätestens in Calais dürfte der originale Hafen nicht mehr so leicht zu finden sein...
Generell wäre ich aber doch dafür, in Frankreich zu drehen und durch den typischen Baustil und die Landschaft die nötige Atmosphäre zu schaffen.
3.) Musik
Auch, wenn das eine unpopuläre Entscheidung sein wird - statt typischer Filmmusik hätte ich gerne möglichst zeittypische Musik, wobei mich eine Abweichung um 50-60 Jahre nicht stören würde, d.h., zwischen Arbeau und Lully ist eigentlich alles drin.
4.) Kostüme
Endlich einmal historisch korrekte Kostüme! Besonders bei den Frauenkleidern scheint das in vielen bisherigen Verfilmungen ein Problem zu sein, die Damen sehen irgendwie immer aus wie über den nächsten Mittelaltermarkt strolchende Studentinnen... Die Kostüme sollen folglich nicht einfach solch einen Hauch von "alt" oder "früher" habe, wie das häufig der Fall ist, sondern sich wirklich an Vorbildern aus der Zeit, d.h., erhaltenen Kleider und/oder vor allem erhaltenen Abbildungen, orientieren.
5.) Handlung
Da es natürlich schön wäre, die Handlung ausführlich darzustellen, spräche einiges dafür, gleich einen Mehrteiler zu drehen.
Allerdings hätte ich einige signifikante Änderungen gegenüber dem Buch vorzuschlagen:
a) Mylady & Athos versöhnen sich. Wenn Edmond Dantès in jeder neueren Monte-Christo-Verfilmung wieder mit seiner Mercedes vereint wird, warum kann man das nicht auch in den "Musketieren" anständig hinbekommen?
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen einige kleine Unterpunkte geändert werden:
a1) Buckingham ist ein übler Unsympath. Ziemlich nahe an seinem historischen Vorbild angelegt, handelt er absolut verantwortungslos, und es wird deutlich, daß er bereit ist, England, über das er als Günstling Karls I. quasi herrscht, für seine persönlichen Interessen ins Unglück zu stürzen.
a2) Die Musketiere erkennen dies auch, zumindest d'Artagnan, der nach England reist.
a3) Die Schuld an Buckinghams Tod liegt trotz allem eher bei Felton, er hegt - wiederum historisch korrekt - aus persönlichen Gründen schon längst Mordgedanken, Myladys Geschichte liefert ihm nur den letzten Anstoß.
a4) Lord Winter ist wenig angetan, daß seine ungeliebte Schwägerin von seinem Bruder beträchtliche Summen geerbt hat; daher rührt sein Verdacht, sie habe diesen ermordet, bzw. ermorden lassen, oder er schiebt diesen Verdacht nur vor, um sich Myladys entledigen zu können und an das Erbe zu gelangen.
a5) Mordaunt wird ersatzlos gestrichen.
a6) Constance Bonacieux stirbt nicht; ihr Schwächeanfall, der ja im Buch auslösend dafür ist, daß sie das Gift zu sich nimmt, wird nur ein wenig ausgebaut, so daß schön klar erkennbar wird, was für eine jämmerliche Gestalt sie eigentlich ist (siehe auch b).
b) Constance Bonacieux und ihre Rolle
Constance ist eine ziemlich jämmerliche Person - und das sollte in dieser Verfilmung endlich einmal zum Ausdruck kommen, statt sie wie so oft als gutes Frauchen in den Himmel zu heben. Zu schwach und gewöhnlich, um etwas anderes als eine Handlangerin zu sein, ist sie doch gerissen genug, d'Artagnans Naivität schamlos auszunutzen und ihn unbedenklich in Gefahr zu bringen.
c) D'Artagnan oder die Gesamtaussage der Geschichte
c1) Die Handlung verläuft im Großen und Ganzen - bis auf die skizzierten Änderungen - ja wie im Buch, d.h., wir haben es mit einem netten und vor allem ein wenig unerfahrenen jungen Mann aus der Gascogne zu tun, der nach Paris kommt, um sein Glück zu machen, etc...
In der Ausgangssituation haben wir es also mit vielen sehr unrealistischen Erwartungen und Träumen und einem gehörigen Schuß Naivität zu tun. Das erklärt auch, weshalb d'Artagnan so leicht auf die nicht gerade als Idealfigur angelegte Constance hereinfällt (siehe oben) und sich auf ein Abenteuer einläßt, das im Prinzip nur unsympathischen und wenig vorbildhaften Gestalten (Buckingham und der dummen Königin) dient.
c2) Im Laufe dieses Abenteuers beweisen d'Artagnan und seine Freunde zwar ihre Qualitäten, aber sie dürften und sollten auch erkennen, daß erstens besagte Qualitäten, die ohne Zweifel hoch zu bewerten ist, und der Zweck, zu dem sie eingesetzt werden - eine richtig schön dumme galante Geschichte, durch die Verantwortungslosigkeit Buckinghams und die Dummheit der Königin provoziert - sehr auseinanderklaffen und das zweitens nicht alles sich so leicht erklären läßt, wie es zu Anfang scheint (Rochefort z.B. ist kein Bösewicht - und Mylady ist auch nicht von Grund auf böse).
c3) D'Artagnans Kummer am Ende - der, wie im Buch, bestehenbleibt - bezieht sich nicht auf ganz "materielle" Verluste von Freunden und Geliebter, sondern gilt eher dem Zusammenbrechen einer geistigen Welt, dem Verlust naiver Vorstellungen von gut und böse.
Das Ende soll also kein bittersüßer Sieg sein, wie im Buch - sondern eher eine Reifung der Charaktere (die bei Dumas erst in "Vingt ans après" ein bißchen einsetzt).
P.S.: Privat an Mlle B. : Was meine Ideen zum 93er betrifft: Es sollte ein Sequel werden, kein Prequel!