Hallo Maren,
ich finde auch, daß "Vingt ans après" ziemlich heitere Stellen hat... Mein Lieblingsbeispiel ist und bleibt die Flucht aus Rueil. :lol: *vormichhinlach* Ich finde es eigentlich schade, daß sie - meines Wissens nach, vielleicht kann mir jemand weiterhelfen? - noch nicht verfilmt worden ist - der durch die Orangerie schleichende Mazarin, d'Artagnan & Porthos, die quasi von Orangenbäumchen zu Orangenbäumchen hoppeln, und Athos, der mit perfekter Höflichkeit einen Mazarin begrüßt, dem das Verhängnis schon im Nacken sitzt - wenn das nicht heiter ist, was dann?
Sogar die ernsten Stellen haben irgendwie einen leichten, heiteren Unterton, wenn etwa nach dem Treffen zwischen den vier Freunden auf der Place Royale, das ja eigentlich alles andere als lustig ist, d'Artagnan Aramis anklagend zuflüstert, daß er sie alle auf das Kreuz einer Frondeuse (? gibt es eigentlich ein deutsches Wort für "frondeuse"?) habe schwören lassen... Das bringt einen trotz des Ernstes der Lage schön zum Schmunzeln.
Der Band ist vielleicht nicht immer heiter in dem Sinne, daß man sich vor Lachen ausschütten möchte - aber eben so geartet, daß man leicht ins Schmunzeln gerät und insgesamt nach der Lektüre in eher friedvoller Stimmung sein kann (es sei denn, man regt sich, wie ich, wie unsinnig über d'Artagnans locker-flockigen Kommentar zu Rocheforts Tod auf :?). Es ist schon etwas an dem, was Silvia sagt.
Denn dieses "Zerplatzen der Träume", das Du ansprichst, beginnt eigentlich nicht im zweiten Band - es steht am Ende von Band 1. Ich liebe diesen ersten Band sehr - sonst wäre ich vermutlich kein Dumas-Fan - aber irgendwie hat das Ende etwas verstörendes. Vielleicht war es nicht so gemeint - aber in meinen Augen haben sich die vier durch die Art, wie sie mit Mylady abgerechnet haben, gründlich desavouiert, wenn ich auch die nette Wendung mit der Vollmacht des Kardinals zu schätzen wußte. Bis zum Kloster von Béthune sind die vier irgendwo trotz aller Schwächen Helden für einen; nach dem, was sie dann anstellen, gibt es irgendwie einen schlechten Geschmack im Mund, wenn man sie so bezeichnen möchte. Vermutlich ist das auch ein Grund, daß nach einem ziemlichen Kopf-an-Kopf-Rennen am Ende des ersten Bandes Tréville in meiner Gunst eindeutig den Sieg über Athos davongetragen hat: Er ist nicht an dieser widerlichen Sache um Mylady beteiligt, und anscheinend erfährt er auch nicht davon, so daß er sich moralisch hätte diskreditieren können, indem er sie gutgeheißen hätte (hätte er das getan, wäre der Ofen ziemlich aus gewesen, was meine Sympathien für ihn betrifft. :-D).
Es ist eigentlich nur folgerichtig, daß nach diesen Ereignissen auch die Freundschaft der vier aufbrechen muß, und vielleicht ist es das Schöne an "Vingt ans après", daß die damaligen Ereignisse (z.B. von Athos, was ihn in meiner Zuneigung ein wenig wieder nach oben befördert hat :-D) kritisch reflektiert werden.
In diesem Sinne kann man nicht sagen, der erste Band wäre witziger und heiterer als der zweite - denn das Ende macht auch immer etwas aus!
Viele Grüße
Maike