Ein fröhliches "Guten Morgen" zurück!
Das ist ein schöner Morgen, der mit einer solchen Frage beginnt!
Mein Votum oben habe ich bereits abgegeben - nun möchte ich es auch begründen! :wink:
Meine Lieblingsgeschichte ist eindeutig "Die Rue Férou" - denn eine stimmigere, schönere und sorgfältiger komponierte Geschichte findet sich im ganzen Fanfiction-Projekt nicht (auch wenn ich andere, etwa "Fidèle et fort", "Der verlorene Sohn" und "D'Artagnan, mon amour" auch sehr gern gelesen habe).
Zu allererst wäre da die hervorragende Zeichnung der Charaktere zu nennen - es werden häufig nur wenige Worte über eine bestimmte Person gesagt, doch die sind so treffend, daß jede einzelne der auftretenden Figuren einem klar vor Augen tritt.
Zweitens ist da der Aufbau der Handlung, der so klar und schön dem klassischen Schema für eine spannende Geschichte folgt, daß man ihn als Lehrbuchbeispiel verwenden könnte. Es gibt einen Wunsch d'Artagnans (Musketier zu werden), dann aber eine Komplikation (der Empfehlungsbrief wird gestohlen, damit wird die Möglichkeit, Musketier zu werden, unwahrscheinlicher) und die Auflösung der Komplikation am Ende der Geschichte (d'Artagnan wird doch Musketier).
Drittens geschieht diese Auflösung der Komplikation nicht einfach auf dem zu erwartenden Wege (etwa, daß das Empfehlungsschreiben wieder auftauchen würde), sondern auf überraschende Weise. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Rolle Rocheforts, der gewissermaßen "stufenweise" eingeführt wird, um am Ende - in einer herrlich ironischen Verkehrung seiner bisherigen Rolle, in der er (erst Dieb, dann potentieller Mörder) immer negativer und gefährlicher erschienen ist - zu jemandem zu werden, dem man gar danken muß!
Viertens verfügt diese Geschichte über Momente von großer emotionaler Tiefe, ohne dabei in billige Effekthascherei oder Kitsch abzugleiten. Die Stelle etwa, an der der verletzte Athos um seinen Degen bittet, ist wunderbar schön und subtil - und eine Szene, die man nicht wieder vergißt. Stünde sie in einem bekannten Buch, dann würde sie gewiß zu den meistinterpretierten Passagen gehören... :wink:
Fünftens ist das durchgängig hohe sprachliche Niveau der Geschichte ein wahrer Genuß; anachronistische Ausdrücke etwa kommen einfach nicht vor, und viele Formulierungen sind einfach nur brilliant.
Sechstens nähert sich die Geschichte in einigen Motiven und Strukturprinzipien der Literatur der Zeit, in der sie spielt (medias-in-res-Anfang, die ausführliche Beschreibung von Athos, etc...), und das trägt zum Lesegenuß nur noch bei.
Siebtens ist der Inhalt einfach schön und schlüssig - nach Unwahrscheinlichkeiten und abstrusen Konstruktionen sucht man vergeblich.
Insgesamt ist die "Rue Férou" folglich eine Geschichte, wie sie sein sollte - besser kann man es nicht machen! Nimmt man noch hinzu, daß mir, ganz subjektiv gesehen, der Inhalt dieser Geschichte besonders gut gefällt, dann wird wohl verständlich, daß die "Rue Férou" gar nichts anderes als meine Lieblingsgeschichte sein kann!
Merci beaucoup, Silvia!!!
Meilleurs sentiments,
Maike