Ja, da könntest du Recht haben...womöglich war es bei Dumas wirklich so, dass er angefangen hat die Romane zu schreiben, ohne dabei bereits ein klares Ende vor Augen zu haben...und durch bestimmte Anregungen und Inspirationen wie die Lektüre von Goethes Werther beschloss Dumas dann, eine Schicksalstragöde daraus zu machen.
Vielleicht hat er auch, als er mit dem ersten Roman begann, Myladys Hinrichtung noch nicht im Kopf gehabt, und die Idee ergab sich erst nach und nach beim Schreiben.
Aber so traurig Dumas Ende im VdB auch sein mag, irgendwie passt es auch zur gesamten Geschichte...die vier Freunde sind im VdB ja die letzten einer vergangenen Epoche und wollen nicht so recht in die neue Ära des Sonnenkönigs passen, wenn es für alle vier ein Happy End gegeben hätte, hätte das auf die Leser auch unglaubwürdig gewirkt.
Mir tut es als Leserin zwar im Herzen weh, dass die vier nicht das Ende bekamen, dass sie verdient hätten, aber so war es einfach glaubwürdiger und der Epoche angemessener. Ich erinnere mich daran, in einem Sachbuch über den Sonnenkönig mal gelesen zu haben, dass alternde Adelige es an seinem Hof schwer hatten, weil sie noch die Ideale und Gedanken von Louis Vorgängern im Kopf hatten. Und man kann ja durchaus sagen, dass mit dem Sonnenkönig nicht nur ein neuer König auf den Thron kam, sondern auch die Zeit der Aufklärung begann. Die alten, seit dem Mittelalter von Vater zu Sohn immer weitergegebenen ritterlichen Ideale verloren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Athos, am Ende der Renaissance geboren, (laut Dumas ist sein Geburtsjahr 1599), noch mit den alten Idealen einer längst vergangenen Epoche erzogen, konnte sich, genau wie sein Sohn, den er nach eben diesen uralten Idealen erzogen hatte, ihrer beider Tod bedeutete ja auch das Ende des Hauses de La Fére, und womöglich wollte Dumas ja genau dieses Ende einer Epoche und den Beginn einer neuen Zeit deutlich machen. Und auch Porthos und d´Artagnan müssen am Ende sterben, als einziger der vier Freunde bleibt Aramis übrig.
Für ihn ist das Ende einerseits traurig, andererseits positiver als für seine Freunde. Er muss mit der Tatsache leben, dass seine Freunde tot sind und er sie nie wiedersehen wird, der Gedanke an die alten Zeiten wird in ihm sicher so manches Mal Wehmut wecken. Am Ende des VdB kann er sogar wieder bei Hofe in Frankreich erscheinen und hat einen spanischen Adelstitel, ist ein Herzog.
Was für eine bittere Ironie...Aramis hat nun einen sehr bedeutenden Titel und vermutlich auch ein Vermögen, das ihm für den Rest seines Lebens finanzielle Sicherheit bietet, doch da er seine Freunde verloren hat, dürfte er sehr einsam gewesen sein.
Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, wieso Dumas Aramis überleben ließ(er überlässt ja der Fantasie des Lesers wie lange Aramis noch gelebt hat).
Ob Dumas wohl eine besondere Sympathie für Aramis hegte und seinen Tod nicht schreiben konnte? Ich könnte Dumas da gut verstehen, mir persönlich wäre es beispielsweise niemals möglich, in einer FF Athos Tod zu schreiben. Meine persönliche Vermutung ist ja, dass Dumas Aramis als einen sehr ehrgeizigen Charakter, der Macht als sehr verlockend empfand, und alles dafür tat, um diese zu erlangen, betrachtete. Dass Aramis der einzige der vier war, der perfekt in diese neue Epoche passte, weil er von allen vieren den meisten Ehrgeiz und ein Streben nach Macht an den Tag legte, und Menschen die so geartet waren, brachten es in jener Zeit häufig weit. Aramis ist ein Mensch, dem es selbst nach einem großen Unglück, also seiner plötzlichen Flucht aus Frankreich, noch gelingt, das Beste daraus zu machen...er hat es geschafft, in Spanien einen hohen Adelstitel zu erlangen...ein Mensch, der auch bereit ist für seine Ambitionen viel zu riskieren
d´Artagnan dagegen war nicht so risikofreudig wie Aramis, er bringt, als er erfährt, dass der König einen Zwilling hat, Philippe in die Gefangenschaft, weil der König es befohlen hat. Als Leibwächter des Königs und Hauptmann der Musketiergarde hätte der Gascogner durchaus die Möglichkeit gehabt, Philippe nicht auszuliefern sondern selbst den Versuch zu starten, Louis gegen Philippe auszutauschen. Doch nicht einmal, als Philippe ihn vor ein paar wütenden Fischern rettet, kommt ihm diese Idee, er glaubt, den Treueschwur, den er Louis XIV geleistet hat, halten zu müssen.