Der französische Königshof im 17. Jahrhundert

  • Ich habe neulich in einem Buch gelesen, dass es in Versailles nur 2 Toiletten für über 5.000 Menschen gab, und dass die Damen in den Salons einfach unter sich pieselten und den Diener in die hohle Hand schissen.


    Ausserdem soll der Sonnenkönig nur einmal in seinem Leben gebadet haben.


    Und es heisst, dass Louis beim Essen immer Essensreste aus dem Mund heraushingen, weil er was mit einer Gaumenspalte hatte.


    Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die hygienischen Zustände in Versailles so schlecht waren, und niemand Wert auf Körperpflege legte.


    DAs muss doch ganz gewaltig zum Himmel gestunken haben...


    Ist es wirklich möglich, dass es dort so zuging? Irgendwie kann ich mir das gar nicht vorstellen...

  • Oh, ich habe mir heute ein Buch über alte Berufe gekauft, da war der Beruf des ´Abtrittanbieters´ drin beschrieben. Sprich, die Leute gingen umher und haben Bedürftigen Gefäße untergeschoben. Auf offener Straße. In Versailles oder Fontainebleau beschreibt Liselotte von der Pfalz ziemlich deutlich, dass es nicht genügend Stellen gibt, die als Klo dienen können. Das mit den Ecken dürfte stimmen - dass sie die Ecken als Klos benutzten. Übrigens unterhielt man sich auch munter während des Geschäfts, also wenn alle auf den sogenannten ´Kackstühlen´ saßen ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Oh doch die Hygienische Verhaltensweisen waren damals mehr als Wünschenswert.


    Es wird auch in vielen Büchern und Memorieren festgehalten.In Thea Leitner Buch Habsburgs verkaufte Töchter liest man auch viel davon.In einen geht es sogar um Anna von Österreich.Ludwig bliebt solange in einen Schloss mit seiner Jagdgesellschaft bis der Gestank so bestialisch war das sie in das nächste Schloss gezogen sind und die Diener durften die ehemaligen Unterkünfte reinigen.Da sämtlich Notdürfte auf Stroh in allen Zimmerecken,Fluren und Balkonen verrichtet wurden.Anna hatte dagegen als einzige den sinnlosen Luxus einer Badewanne.Statt sich zu waschen wurde gepudert und pafümiert.


    Ein Hoch auf die Erkenntnis das diese Hygiene Maßnahmen zur Pest führten und anderen Krankheiten.

  • *Schauder* - ich frage mich, wieso diese wunderbaren Errungenschaften wie z.B. Wassertoiletten so derart in Vergessenheit geraten sind - die Römer hattens noch und dann? Das Mittelalter ging noch in den Kuhstall, Städte waren kleine, aber wehe, die Bevölkerung wächst. Gut, durch solche Verhältnisse wird sie auch ziemlich schnell wieder dezimiert. Dasselbe gilt ja für die Badestuben, die im 17. Jh. allmählich verschwanden. Wohl, weil die Leute da nicht nur gebadet haben ;) und sie als Brutstätten für die Pest galten. Ich suche übrigens verzweifelt ein Buch, das die Geschichte der Körperhygiene und all dieser alltäglichen Dinge beschreibt, am Besten mit Schwerpunkt auf der frühen Neuzeit, Mittelalter gibt´s ja einiges - kennt ihr eins? Ich fände das für die Fanfic ganz praktisch, hilft Fehler zu vermeiden. Das hier hab ich mir schon mal bestellt ...
    Was mich zu einer Frage führt, die ein wenig vom Thema wegführt: Was haltet ihr von Fanfics, die ein wenig und in Maßen modernere Begriffe benutzen. Also nicht unpassende wie *chillen*, sondern ... ähem ... *ficken* anstelle von: Er teilte mit ihr das Zimmer ;) . Bzw. von * er schlief mit ihr*. Denn Porthos z.B. kann ich mir sehr gut mit einer etwas drastischeren Sprache vorstellen, bin mir aber nie sicher, ob ich das so auch schreiben kann, weil es sich so mordern anhört. Im Französischen hieße das übrigens *fourniquer* und wäre tatsächlich ein alter Begriff - im modernen Französisch heißt es nur noch *niquer*. Sollte mir vielleicht mal ein Wörterbuch des Altdeutschen zulegen ... aber das versteht dann niemand und solche Bgriffe stehen womöglich eh nicht drin ;) .

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    Einmal editiert, zuletzt von kaloubet ()

  • @Kaboulet @Tessa



    Na das war ja schon krass, da breiteten sich ja bestimmt auch Krankheiten rasch aus, bei so schlechter Hygiene, und wenn die Köche auch so dreckig waren, was ich in diesem Fall mal annehme, wirds häufiger vorgekommen sein, dass alle ne Magendarmgrippe bekommen haben.


    Und wie die Badestuben belegen, waren die leute im Mittelalter noch reinlicher als beispielsweise im 17. Jahrhundert.


    Besonders krass find ichs, dass die Leute glaubten, vom Wasser auf ihrer Haut krank zu werden, und dabei war ja das Gegenteil der Fall und das seltene Waschen war der FAll.



    Was die Fanfics betrifft, da bemühe ich mich schon um eine historische Sprache und meide Wörter wie "Ficken" "Penis" oder "Titten" wie sie heute in vielen historischen Romanen gebracht werden :cursing:


    Im Moment versuche ich mich gerade an einer FAnfaic, in der es die Musketiere ins Paris der GEgenwart verschlägt, und eine junge Frau sich ihrer annimmt...wenn ihr Lust habt, kann ichs sie ja mal zum Lesen hier reinstellen.


    Im Roman "Der Mann mit der Eisernen Maske", kam übrigens öfter das wort "Souper" vor, ein Wort, das ich vor dem Lesen des Romanes noch gar nicht kannte.

  • :P Das muss dann wohl ´le souper´sein:


    Lever à cinq, dîner à neufSouper à cinq, coucher à neufFont vivre d'ans nonante et neuf.
    frei übersetzt: Um fünf aufstehen, um neun dinieren, um fünf zu Abend speisen, um neun zu Bett gehen, lassen den Menschen 99 Jahre leben (ist aus dem MA).
    Aber was sagten sie dann, wenn sie nicht ´ficken´ sagten? Ich hab´´vögeln´ schon verwendet - und nein, meine Fanfics drehen sich nicht nur um das Thema - aber ´schlafen´ passt nicht immer. Ich bin auch der Meinung, dass man eine historische Sprache nehmen sollte, aber im Deutschen finde ich das ausgesprochen schwierig. Für das Französische kenne ich die älteren - und durchaus deftigen - Berschreibungen, aber für das Deutsche? Da ist übrigens Merle ein guter Fundus, aber ich hab ihn halt auf Französisch. Hm - sollte ihn mal auf Detusch bestellen und schauen, wie sie das übersetzt haben. Denn diese ´historische´ Sprache Dumas´ ist ja die Sprache des prüden 19.Jh. Und unsere Fanfics spielen in einem imaginären 17. Jh. Also wäre eine deftigere Sprache durchaus gerechtfertigt - in Maßen natürlich ;) .
    Kann das sein, dass deine Fanfic auf fanfiction.de steht?

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  • @kaboulet



    Um fünf aufstehen und um 9 ins Bett..das wär nichts für mich..gut dass das heute nicht mehr so ist.


    ich persönlich vermute, dass es das wort ficken damals nicht gab, ebenso wie das Wort Sex, das klingt alles so amerikanisiert, ich vermute mal, dass sie gar keine Wörter dafür hatten, und vielleicht wirklich ganz verschämt "Das zimmer teilen" sagten.


    Obwohl ich durchaus annehme, dass es auch eine recht derbe Soldatensprache gegeben haben muss, mit bestimten Wörtern für bestimmte Dinge, aber vielleicht kannte Dumas, der ja immerhin über hundert Jahre später lebte, diese Begriffe nicht.


    Ja, meine geschichten poste ich auf FF.de, aber ich werd sie nächste Woche auch mal hier auf die Fanfic seite reinstellen.


    Eine Frage beschäftigt mich im Moment auch noch, aber ich find dazu nirgendwo eine Antwort.


    In den Filmen sind die Musketiere dem König immer treu ergeben und würden ihr Leben für ihn hingeben, bestand diese Königsliebe denn in Wirklichkeit auch, oder taten sie das nur für den Sold?


    Oder waren sie, wie in vielen Filme, wirklich die Freunde des Königs? Wenn sie ja mit ihm auf die Jagd geritten sind, ist das ja durchaus möglich...

  • Ob sie des Königs Freunde waren, weiß ich nicht, da sie adlig waren, wäre das u.U. schon möglich. Königstreu waren sie sicher, und nicht nur wegen dem Sold ... des Soldes? Jaaa, müsste des Soldes heißen ... 8|
    Was die Sprache angeht, so nahmen das MA und auch die folgenden Jahrhunderte definitiv kein Blatt vor den Mund ... auch Goethe benutzte eine sehr deutliche und eindeutig bezeichnende Sprache ... und ich verweise mal wieder auf Lieselotte von der Pfalz, die mit ihren eindeutigen Bezeichnungen nicht aus dem Rahmen fiel. Nein, es war wirklich das prüde 19. Jahrhundert, das uns den Mund verschloss und dazu führte dass man gewisse menschliche Verrichtungen bzw. Körperteile nur noch im Wandschrank erwähnte. Deswegen passt ´sie teilten das Zimmer´ zum 19.Jh., aber nicht zum 17.
    Kleine Kostprobe? `Dem hängt die Nase bis ins Maul, der hat durchfressene Backen, dem dritten sind die Lippen faul, dem vierten schürt der NAcken ...`(J. Scheffler, 1624-77) Aus Grimmelshausen: ´Die Jungfrau hat ja Haar, so gelb wie Kleinkinderdreck´ :P Tja, und das ewigwährende Zitat aus Wallenstein ;) . Und das war alles druckreif, keine Alltagssprache. Deswegen denke ich, dass auch die Bezeichnungen ´Penis´... wie willste das Ding denn sonst nennen? Oder ´Titte´ ihre Berechtigung haben. Übrigens heißt `Amme´ auf lateinisch Titthe :P . Es sollte aber nicht zu sehr aus dem Rahmen fallen, Sex finde ich auch zu modern.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

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