Spannungsbogen in den Büchern

  • Jaaa, DAS stimmt! In gewissem Sinne bekommt Athos das zurück, was er sich selbst eingebrockt hat. Aber ich muss gestehen, dass er mir grad an der Stelle Leid tut - wenn der eigenen Sohn ihm kalt entgegenschleudert, er werde Malteser Ritter ... puh! :pinch:

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Raoul muss es irgendwann in den 12 Jahren zwischen VAA und VdB erfahren haben.
    Im VdB nennt er Athos ja auch Vater, und bezeichnet sich nie als dessen Adoptivsohn. Im VdB steht ja irgendwo, dass Raoul ein Porträt von seinem Vater in seinem Zimmer hängen hatte, und dass da eine deutliche Ähnlichkeit zwischen ihm und Athos zu erkennen wäre. Das ist mir sowieso ein Rätsel, dass dem 15 jährigen Raoul die offensichtliche Ähnlichkeit mit seinem "Adoptivvater" nie aufgefallen sein soll. ?(
    Ich meine, im 17. Jahrhundert gab es doch schon Spiegel, da hätte ihm eigentlich jedesmal, wenn er in den Spiegel schaut, auffallen müssen, wie ähnlich er Athos sieht.
    Was mir bei VAA auch auffiel, war, dass Athos Raoul zwar der Chevreuse vorstellte, ihm aber nicht sagte, dass das seine Mutter ist. Erfuhr er denn später, dass sie seine Mutter ist?
    Ich habe vor zwei Monaten auch eine Kurzgeschichte darüber geschrieben, wie Raoul erfährt, dass Athos sein Vater ist. Die Idee kam mir, als ich im Fernsehen eine Serie über Adoptivkinder auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern sah. Eigentlich ist es ja gut, dass Dumas das offen gelassen hat, so kann jeder sich seine eigene Version ausdenken.


    @2 times


    Ich denke, dass er es eher schwieriger gehabt hätte, wenn er offiziell als Athos Sohn aufgewachsen wäre, denn uneheliche Kinder wurden damals von der Gesellschaft nicht akzeptiert und wie Aussätzige behandelt, da hätte er auch viele unschöne Erlebnisse gehabt.
    Ich persönlich finde ja, dass Athos Raoul auch einfach als ehelichen Sohn hätte ausgeben können, er war ja Witwer, und die Leute wussten ja genau, dass er einmal verheiratet gewesen war, und dann verschwanden er und seine Frau, er hätte also sagen können dass er mit seiner Frau nach Paris ging, und Raoul dann als Sohn aus dieser Ehe ausgeben können. Aber dieses Verhalten passte wohl auch nicht zu Athos und ausserdem war diese Ehe mit Mylady ein sehr wunder Punkt in seinem Leben. Aber es wäre zumindest eine Möglichkeit gewesen, Raoul als ehelichen, leiblichen Sohn aufzuziehen.


    @Kalou


    Diese Szene mit dem Malterserritter kenne ich gar nicht, ist die aus dem VdB oder aus VAA?

  • @Alienor: Die ist aus dem VdB, diese furchtbare Szene als der Duc de Beaufort Raoul anwirbt. Das ist das Kapitel nachdem Aramis und Porthos Athos ein letztes Mal in Bragelonne besuchten - kurz darauf kommt der Duc vorbei und erzählt Athos, dass er nach Djidgelli aufbricht. Er, Athos und Raoul trinken Wein aus einem Becher und Raoul soll sich was wünschen - er wünscht sich, den Duc zu begleiten, was Athos hart trifft. Später erklärt er dann, er werde nicht dem König dienen bei dieser Mission, sondern Gott, denn er werde Malterserritter - was Athos fast zusammenbrechen lässt.

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  • @Kalou


    Diese Szene ist leider nicht in meinem VdB Buch("Der Mann in der Eisernen Maske" vom ATV Verlag) enthalten. Was ich sehr schade finde, denn so wie du die Szene beschreibst, ist das doch eine der wichtigsten, denn in meiner Version des Buches erfährt man gar nicht, wie es dazu kam, dass Raoul in den Krieg nach Afrika ging. Malteserritter, war das nicht so etwas ähnliches wie die Tempelritter, eine Art Orden, der Keuschheit gelobte und in verschiedenen Ländern Missionsstationen hatte?
    Ich werd mir die 1.200 Seiten Version auf Englisch bestellen, damit ich endlich mal den Roman in einem logischen Zusammenhang lesen kann. Für Athos war das ja wirklich ein Alptraum, denn ihm muss von Anfang an klar gewesen sein, dass Raoul nicht zurückkommen würde, zumindest hatte ich auch in meiner gekürzten Version den Eindruck, dass Athos es die ganze Zeit schon ahnte, schon vor dem prophetischen Traum.

  • @Alienor
    In der Fischer-Ausgabe (2 Bände) ist die Szene drin, war mir jetzt aber nicht bewußt, dass er Malteserritter werden wollte. Das muß ich unbedingt nochmal nachlesen. Ich glaube, das ist die Schlüsselszene, die Nahe legt, dass Raoul in den Tod ziehen möchte.


    Zu den Maltesern: der Malteserorden wurde in Palästina gegründet später nach Malta verlegt. Daher kommt der Name. So, und irgendwann hat sich das Ganze dann auch noch dupliziert: Denn heute gibt es den katholischen Malteserorden und den evangelischen Johanniterorden. Und diese beiden Orden sind Begründer bzw Träger, tja von was wohl:


    Das dürfte dir, und allen anderen, schon öfter auf der Straße begegnet sein: Malteser-Hilfs-Dienst und Johanniter-Unfall-Hilfe!


    und um Missverständnisse gleich von vornherein auszuschalten, die beiden Hilfsdienste sind im Prinzip ganz ähnlich wie das Rote Kreuz aufgebaut, allerdings weiß ich nicht, ob's die in anderen Ländern auch gibt. So, damit ist wohl auch klar, wieso beide ein ähnliches Emblem auf den Fahrzeugen haben, oder?
    Und meine Kenntnisse darüber sind auch erschöpft.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Ja, das ist eine Schlüsselszene, weil da Raoul die Entscheidung trifft nach Afrika zu gehen und - schlimmer - Athos erkennt, dass er den Selbstmord sucht:


    -Eh bien ! mordieu ! s’écria le duc, il a raison le petit vicomte ; que fera-t il ici ? Il pourrira de chagrin.


    Raoul rougit ; le prince, emporté, continua :


    - La guerre, c’est une destruction ; on y gagne tout, on n’y perd qu’une chose, la vie ; alors, tant pis !


    - C’est-à-dire la mémoire, fit vivement Raoul, c’est-à-dire tant mieux !


    Il se repentit d’avoir parlé si vite, en voyant Athos se lever et ouvrir la fenêtre.


    - eh bien! Mordieu! rief der Duc, er hat Recht der kleine Vicomte. Was wird er denn hier machen? Er wird vor Kummer vergammeln.
    Raoul errötete; der Prinz, in Fahrt, fuhr fort:
    - Krieg, das heißt Zerstörung. Man gewinnt dort alles, man verliert nur eine Sache, das Leben. Also, was soll´s!
    - Das heißt die Erinnerung, sagte schnell Raoul, das heißt umso besser!
    Er bereute so schnell gesprochen zu haben, als er sah wie Athos aufstand und das Fenster öffnete.

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  • @Astrid


    Ja, Malteser und Johanniter gibts auch bei uns. Und ich wusste auch irgendwie noch, dass das im Mittelalter Orden waren, aber die Einzelheiten wusste ich noch nicht genau.
    Vielleicht fehlt das mit dem Malteserritter ja auch in deiner Ausgabe, ich glaube, in der Fischer Ausgabe wurde auch einiges ausgelassen.
    Ich vermute mal, dass im 17. Jahrhundert diese Orden schon in katholisch und evangelisch getrennt gewesen sein könnten, damals war ja schon strenge Trennung von katholischem und evangelischem Glauben.
    Ich finde, dass so ein Orden für den ohnehin schon melancholischen Raoul kein guter Platz war, denn dort ging der einzelne sicherlich in der Masse der Malteserritter unter und niemand merkte, was in ihm vorging.


    @Kalou


    Danke für das Posten der Stelle, das macht doch sehr deutlich, was Raoul zu jener Zeit durchmachte.
    Athos hätte ihn wahrscheinlich zurückhalen können, wenn er sich mit ihm ausgesprochen hätte...ihm von seiner eigenen Jugend, von seiner tragischen Liebe erzählt hätte.

  • Hat er. Ich glaube, das ist da, wo Raoul in dem Garten von St. Marguerite herumläuft, während d´Artagnan und Athos reden. Da denkt er über sich nach und auch darüber, dass sein Vater dasselbe erlitten hat. Kann aber auch da sein, als er Louise zu sich nach Hause getragen hat, weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls weiß er über Athos und seine ´Frauen´ Bescheid. Na, zumindest über Mylady, über seine Mutter weiß er nichts.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Kalou


    Unfassbar, dass solche wichtigen Szenen weggelassen wurden. Da ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Lesen vom gekürzten VdB bei vielen Lesern Fragen offen bleiben. Ich dachte nach dem Lesen von VdB(vor den Musketieren gelesen) noch, dass Raoul Myladys Sohn wäre.
    Und in meinem Buch gibts auch keine Stelle wo er Louise zu sich nach Hause getragen hat..ich sehe schon, ich muss die längere Version schnell lesen, damit ich euch allen hier nicht ständig Löcher in den Bauch fragen muss.

  • Das mit dem nach Hause tragen muss ich suchen. Ich glaube, er kommt heim und findet sie in seinem Appartement. Bin grad beim Suchen über die Szene gestolpert, als Porthos und Raoul Athos aus der Bastille entführen wollen - ist die bei euch drin? Grimaud spielt auch eine wichtige Rolle, er verrät Raoul wo Athos und d´Artagnan hingingen.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Kalou


    Nein, das mit Louise in Raouls Appartement ist nicht drin.
    In meiner Version des Buches wurde kein Appartement erwähnt, und ausserdem ging nicht daraus hervor, wo Raoul und Athos wohnten.
    Bei mir gibts keine Szene, in der Porthos und RAoul Athos aus der Bastille entführen wollen..nicht u fassen, was alles fehlt.
    In meiner Variante wurde es so dargestellt, als ob d´Artagnan den König überredete, Athos freizulassen.

  • In der Eduard Kaiser Verlag ist die Szene mit vorhanden. Raoul ist auf den Weg in sein Apartment und spricht vor sich hin über sein Unglück und überlegt was er machen soll.Er erinnert sich da Athos öfter von seinem Unglück erzählt hat und das Athos versuchte diesen Kummer in Wein zu ertrinken.Am Ende kommt er in sein Apartment an und Blick auf das Portrait was Louise für ihn gemalt hatte und seufzt.Bei seinem Seufzer meldet sich Louise die im Zimmer ist zu Wort und versucht zu erklären wie es zu der Liebschaft mit den König kam und wieso sie ihm nicht persönlich gebeichtet hatte das sie Raoul nicht wirklich liebte.Sie wird am Ende des Gesprächs Ohnmächtig und Raoul befielt den Diener sie in ihre Kutsche zu bringen und macht eine Bewegung um sie wenigstens einmal zu Küssen.Er hält sich aber selbst zurück mit den Worten:"Nein!Dieses Gur gehört nicht mehr mir.Ich bin nicht der König von Frankreich, dass ich rauben könnte."
    In der Fischer Ausgabe ist die mit der versuchten Entführung nur gekürzt enthalten.

  • @Tessia


    Eine wirklich traurige Szene..die in meiner Version leider komplett fehlt..da stand auch nirgendwo, dass Louise ein Porträt von Raoul gemalt hat.
    Was mich mal interessieren würde, wieso hatte sie Raoul denn nicht gebeichtet, dass sie den König liebte? Wollte sie sich Raoul in der Hinterhand behalten, falls der König nichts von ihr wissen will? In meiner Version war es so, dass die anderen Hofdamen oft über sie spotteten und sagten, dass sie nicht besonders schön sei, und auch noch humpelte, und lieber Raoul nehmen solle, weil sie sonst keinen anderen mehr bekäme, und das für sie eine gute Partie wäre. Über Louises Gedanken und Gefühle erfährt man in meiner Version allerdings nichts.

  • Oh warte Louise malte ein Porträt von sich selbst und schenkte es Raoul.
    Am Anfang glaubte Louise, dass sie Raoul liebte, als sie aber merkte das es nicht so war hatte sie angst davor es Raoul zu beichten, da sie wusste wie sehr er sie liebt und wie sehr er leiden würde.


    @ Alienor de La Fére wegen Zwanzig Jahre später ich schaue nach welche Ausgabe nicht zu stark gekürzt ist und dann sage ich dir Bescheid wegen verkaufen.

  • @Tessia


    Schade, dass das in meiner Ausgabe fehlt..da gibts nur eine kurze Szene, in der Raoul und Louise aufeinandertreffen..und das wars auch schon.
    Man erfährt gar nicht richtig, was es mit der Liebe der beiden auf sich hat. Waren die beiden eigentlich wirklich verlobt? Aus meiner Ausgabe geht das nicht so genau hervor, da steht nur irgendwo, dass Raoul schon, als Louise sieben war, wusste, dass er sie heiraten wollte. Aber eine spätere Verlobung wird nirgendwo erwähnt.


    Danke, freut mich, denn ich will das Buch unbedingt mal lesen. Sag mir dann einfach Bescheid, und sag mir auch, was du dafür haben willst.

  • kaloubet
    In der Fischer-Ausgabe ist die Entführung drin. Weiß aber nicht, wie vollständig. Die Szene mit Raoul und Louise ist mie allerdings zumindest nicht bewußt geworden.


    @Alienor
    Zu Zwanzig Jahre nacher (So heißt's bei Eduard Kaiser): das ist leider auch gekürzt.


    Ich habe mir jetzt noch Band 1 von Zwanzig Jahre später bestellt. Erschienen im Rütten und Loening Verlag, Berlin (DDR). Ich habe den 2. Band davon und da war die Schlacht von Charenton drin (somit ganze 2 Kapitel, die in obiger Ausgabe fehlen). Sprachlich, fehlt bei beiden Ausgaben das Ihr und Euch, die Anrede ist Sie.
    Jetzt bin ich gespannt, ob der erste Teil auch vollständiger ist als die Eduard Kaiser-Ausgabe. Die kriegste manchmal unter 10€ pro Band gebraucht.


    Gibt es eigentlich zwanzig Jahre Später mit der Anrede Ihr/Euch?

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid


    DAnke für die Info. Schade, dass das Buch gekürzt ist. Wie viele Seiten hat das Eduard Kaiser Buch denn?
    Die Oxford Ausgabe in Englisch, die ich mir gerne bestellen möchte, falls ich es auf Deutsch nicht finde, hat 880 Seiten.
    Wo kann man sich denn diese Ausgabe von "20 Jahre später" bestellen?
    DAs die Anrede Sie ist, fände ich doch etwas seltsam, da ich aus den anderen Büchern das "Ihr" und "Euch" gewöhnt bin.


    Ich werd mal sehen, ob ich die Eduard Kaiser Ausgabe irgendwo bekomme.

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