Die katholische Kirche einst und jetzt: Und sie bewegt sich immer noch nicht

  • @Alienor
    Ich finde es auch irgendwie "natürlicher " und vernünftiger, die Naturkräfte durch verschiedene Gottheiten zu symbolisieren. Wenn man sich vorstellt, in jedem Baum, in jeder Quelle,in allem, was lebt, wohnt ein Gott, dann geht man mit der Natur sicher auch respektvoller um. Das nervt mich so am Christentum, diese Respektlosigkeit der Natur und den Tieren gegenüber. Und Frauen waren ja sozusagen bloß höher entwickelte Tiere, in den Augen mancher Pfaffen. Einige bezweifelten z.B., dass Frauen eine Seele hätten. Wobei die Seele ja auch schon wieder so ein Konstrukt des menschlichen Großhirns ist, für dessen reale Existenz jeder Beweis fehlt. Außerdem ist Monotheismus Absolutismus pur und fördert dementsprechend monarchistisch-diktatorisches Verhalten. Wenns schon einen allmächtigen Gott im Himmel gibt, warum solls dann nicht einen entsprechend allmächtigen Stellvertreter auf Erden geben? :evil:

  • Aramis


    Ja, das stimmt, Frauen wurden leider jahrhundertelang mit Tieren verglichen, die laut der katholischen Kirche auch keine Seele hatten. :evil:
    Das stört mich auch, dass das Christentum sich überhaupt nicht mit der Natur beschäftigt, und auch nicht unbedingt respektvoll mit ihr umgeht.
    Was die Existenz der Seele angeht, daran kann ich nicht so richtig glauben, da ich mir nicht vorstellen kann, woher diese Seele kommen soll.
    Es heißt ja immer, dass die Seele sich nach dem Tod vom Körper löst, aber ich glaube daran nicht. Gefühle, Gedanken eines Menschen, das alles entsteht im Gehirn, meiner Meinung nach hat das nichts mit einer Seele zu tun.
    Das stimmt, diese Ein-Gott-Religion führt dazu, dass der Papst als alleiniger Vertreter Gottes auf Erden angesehen wird, ich kann nicht verstehen, warum viele Menschen ihn anbeten, als ob er selbst ein Gott wäre, man sieht das ja jedesmal, wenn er irgendwo eine Messe hält und wie ein Popstar bejubelt wird.
    Und im Laufe der Geschichte benutzten viele Herrscher Gott als Vorwand, bezeichneten sich als von Gott eingesetzten König oder Kaiser.

  • Hm, man könnte natürlich auch argumentieren, dass Gott oder Götter schlechthin ein wenig zwanghaft sind ... lasst sie frei und lebt unbeschwert, will sagen, so ein netter Atheismus hat auch was für sich. Man ist wenigstens keinem Rechenschaft schuldig - außer sich selbst. Aber genau das ist ja die Bredouille, ich denke, dass diese Geschichte mit der Religion einfach auch sehr viel mit Ethik und ethischem Handeln zu tun hat. Mein Nachbar hat das bessere Fleisch? Wunderbar, ich hau ihm eins mit der Keule und hab ´ne Weile ausgesorgt. Nee, da musste eine übergeordnete Instanz her, die Ordnung schafft. Wir erfinden uns ein paar Götter, die Gesetze erlassen, die indiskutabel sind - und so geht´s den Menschen doch gleich besser, wenn sie sich denn dran halten ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • @Kalou


    Es wäre durchaus möglich, dass die Religion, die Götter von den Menschen erfunden wurden, um Ordung zu schaffen, und dass das Ganze sich dann verselbstständigte, und die Menschen nach ein paar Generationen dann wirklich an diese Götter glaubten.
    Dass das Ganze dann später ausartete, und die Religionen später ganz und gar das Leben der Menschen bestimmen würden, das konnte damals ja niemand wissen.
    Es wäre allerdings auch gut möglich, dass es so war wie von Aramis oben beschrieben, dass die Religionen durch die Furcht, den Gewalten der Natur hilflos ausgeliefert zu sein, entstanden, und man der Natur damals Opfergaben brachte, um sie zu besänftigen. Möglich wäre auch eine Kombination aus beiden Gründen, die dann zum Entstehen der Religionen führten.

  • Ich glaube, dass die Furcht vor dem Tod und dem Ausgelöschtwerden eines der stärksten Antriebsmittel für religiöse Betätigung ist. Die katholische Kirche hat das Leben nach dem Tod ja als die eigentliche Bestimmung des gottesfürchtigen Menschen angesehen - und die Leute mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits zu vertrösten ist halt sehr bequem, wenn man auf soziale Missstände nicht eingehen will. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung, wie hier schon gesagt wurde, ist wahrscheinlich, neben dem Wunsch nach einem geregelten Zusammenleben, auch eine Reaktion auf die unberechenbaren und unbeherrschbaren Kräfte der Natur. Mit der Frage, ob Religionszugehörigkeit ethisch korrektes Handeln fördert, hat sich Michael Schmidt-Salomon, der Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, schon mal beschäftigt, wenn ich mich richtig erinnere -

  • Aramis


    Das stimmt, das ist für die Kirche schon sehr bequem, die Menschen auf ein angeblich besseres Leben nach dem Tod zu vertrösten, das funktionierte jahrhundertelang gut, weil die Menschen wirklich daran glaubten.
    Und ich finde, es sagt auch schon sehr viel aus, dass man damals den Menschen manche Inhalte der Bibel vorenthielt, und ihnen nur das vorlas, was die Aussagen der Priester bestätigte, und anderes in den Predigten ausließ.
    Und sicherlich hatten viele Menschen auch das Gefühl, in der Kirche Sicherheit und Ordnung zu finden, zu wissen, dass ihr ganzes Leben von der Kirche geregelt wurde.
    Michael Schmidt-Salomon kenne ich nicht, kann man das irgendwo nachlesen, was er zu diesem Thema gesagt hat?
    Ich bin ja der Meinung, dass Religionszugehörigkeit nicht unbedingt ethisch-korrektes Handeln fördert, zumindest nicht in unserer Zeit, und eigentlich auch in keiner anderen Zeit. Mir ist aufgefallen, dass fast alle Kriege in der Menschheitsgeschichte aus religiösen Gründen geführt wurden....egal in welches Jahrhundert man geht, es ist immer das gleiche. Und in einigen Religionen verhindert die Zugehörigkeit zu dieser Religion sogar ein ethisch korrektes Handeln, es gibt ja auf der Welt sogar Religionen, in denen die Menschen bereit sind, sich für ihren Gott zu opfern. Und so etwas ist nicht unbedingt förderlich für ein ethisch korrektes Handeln.
    Wenn jemand wirklich meint, er braucht die Religion um glücklich zu sein und sich ausgefüllt zu fühlen, ist dagegen nichts einzuwenden, solange es bei demjenigen nicht in religiösen Wahn ausartet.

  • http://www.giordano-bruno-stiftung.de/


    @Alienor
    Ich hab dir mal den link hier reinkopiert - vielleicht findest du dort ein paar für dich interessante Infos. Ich glaube, dass es sich um ein Buch von ihm handelt, in dem er u.a.dieser Frage nachgeht, leider weiß ich den Titel jetzt nicht mehr. Diese Stiftung hat ziemlich hochkarätige Mitglieder und eine Depandance in Österreich. Karl Heinz Deschner, der bekannte Religions- und Kirchenkritiker, ist sowas wie eine Galionsfigur.

  • @'Aramis


    Danke für den Link, die Site ist wirklich sehr informativ, ich habe sie gleich mal bei meinen Favos gespeichert. :thumbup:
    Dieser Giordano Bruno hatte ja wirklich ein sehr schlimmes Schicksal...sieben Jahre Kerker und dann Hinrichtung, die Inquisition war damals im 17. Jahrhundert wirklich knallhart. Wenn jemand damals etwas gegen die Kirche sagte, dann war er dem Tod geweiht.
    Vor allem diesen Satz von Giordano Bruno finde ich zutreffend: "Wer richtig urteilen will, muss vollständig ablassen können von jeder Glaubensgewohnheit, die er von Kindheit an in sich aufgenommen. Die allgemeine Meinung ist nicht immer die wahrste."
    Selbst heute gibt es ja auf der Welt noch sehr krasse religiöse Auswüchse...ich habe mal irgendwo gelesen, dass in den USA an vielen Schulen noch heute die Evolutionstherorie von Darwin nicht gelehrt werden darf, weil viele religiöse Eltern strikt dagegen sind.

  • zugegebenermaßen, ich habe die bisherigen Beiträge jetzt nur überflogen, doch scheint mir der Thread arg in eine allgemeine Kirchenschelte abzugleiten. Schade eigentlich, den unvoreingenommen diskutiert, wäre es sicherlich spannend.

    Zitat

    "Wer richtig urteilen will, muss vollständig ablassen können von jeder
    Glaubensgewohnheit, die er von Kindheit an in sich aufgenommen. Die
    allgemeine Meinung ist nicht immer die wahrste."

    Dem Zitat kann ich im Grundsatz zustimmen, es bedeutet jedoch, sich von allen Glaubensgewohnheiten zu befreien, auch vom "Nichtglauben", denn auch das Nichtglauben behindert die Unvoreingenommenheit.


    Wenn ich mich recht erinnere, dann sollte es um Veränderungen in der katholischen Kirche seit dem 17. Jhdt gehen. Das ist ein Thema, das eigentlich Theologen fordert.


    Meiner Ansicht nach hat sich bereits sehr viel verändert. Wobei ich zugegebenermaßen nicht aus eigener Erfahrung vergleichen kann, da ich erst nach dem 2. Vatikanum geboren bin. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass ein Besuch einer Messe im 17. Jhdt ähnlich seltsam anmuten würde, wie z.B. der Besuch einer Orthodoxen Messe.


    Fundamentalisten finden sich in allen Religionen und sind überall gleich gefährlich. Zu den Kretionisten gibt's eine interessanten Artikel in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreationismus.


    Leider hatte in der Vergangenheit die Konvertierung zu einer anderen Konfession wenig mit Glaube zu tun, sondern eher mit handfesten wirtschaftlichen Interessen der Herrschenden.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @Astrid: Zu deinem oberen Posting, dass Kriege sehr oft im Namen der Religion geführt werden: Das stimmt, und damit wird mein Argument, man bräuche sie, um dem Nachbarn nicht mehr die Keule über die Rübe zu hauen, ad absurdum geführt. Was bleibt, ist das schlechte Gewissen ;) . Kirchenschelte? Ja. Ich kann mit dieser Institution nur wenig anfangen, das gebe ich zu. Einzelne Menschen haben in ihrem Namen Großes geleistet, gläubige Menschen bewundere ich, aber die Kirche an sich, vor allem die katholische, finge ich doch serh fragwürdig ...

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  • @Alienor
    Ah, jetzt habe ich das Buch gefunden, das ich meinte: Michael Schmidt-Salomon, Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind.(München 2009)
    kaloubet
    Also, was die Bewunderung gläubiger Menschen angeht, fällt mir jetzt nur Albert Einstein ein, den ich für seinen Glauben bewundern könnte: Er sagte, als er nach seinem Glauben an Gott gefragt wurde, er glaube an Spinozas Gott -
    AstridB
    Ich kann mir unter dem Ausdruck "Nichtglauben" jetzt nichts Konkretes vorstellen - was bedeutet der deiner Meinung nach?

  • kaloubet Ich dachte eigentlich gar nicht an die Kriege, die, egal aus welchem Grund, nicht zu rechtfertigen sind. Ich dachte an die Bevölkerung von Städten und Dörfern, deren Konfessionszugehörigkeit von der Obrigkeit bestimmt wurde. Und die Obrigkeit wählte ihre Konfession aus wirtschaftlichen und politischen Interessen. Mit Glaube hat das nicht sehr viel zu tun. Das Zitat stammt aus wikipedia :

    Zitat

    Im Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 einigten sie sich schließlich auf das Jus reformandi, das Reformationsrecht (später zusammengefasst als cuius regio, eius religio, lat.
    für: wessen Gebiet, dessen Religion; „Herrschaft bestimmt das
    Bekenntnis“). Demzufolge hatten die Landesherren das Recht, die
    Konfession der ansässigen Bevölkerung zu bestimmen.

    Aramis Tja, unglaube ist durch den Islam negativ behaftet, außerdem sind dort Ungläubige, alle außer den Moslems. Im Prinzip möchte ich unter dem "Nichtglauben" aber alle zusammenfassen, die sich zu keiner Religion oder Konfession zugehörig fühlen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
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  • @ AstridB
    Naja - sich nicht zu einer offiziellen Religion/Konfession zugehörig zu fühlen, muss noch nicht heißen, dass man an nichts glaubt - man muss also quasi zwischen offiziellem und privatem Glauben unterscheiden. Das war auch das Dilemma zur Zeit des Barock - was man privat glaubte, war völlig wurscht, Hauptsache, man bekannte sich offiziell zur öffentlich gültigen und vom Staatsoberhaupt vorgeschriebenen Religion. Das haben die Christen zur Zeit Neros, Diokletians usw. nicht kapiert. Sie dachten, den privaten Glauben unbedingt mit dem offiziellen, öffentlichen Glauben gleichsetzen zu müssen, und somit haben sie notgedrungen auf diese Weise einige Märtyrer produziert, weil die Verweigerung der öffentlichen Religionsausübung von den römischen Behörden als Hochverrat angesehen wurde.

  • Aramis Ich habe eigentlich bewußt keine Unterscheidung zwischen offiziellem Bekenntnis und privatem Glaube gemacht. Da ich denke, dass es hier unwesentlich ist. Ich möchte hier mal ein paar Punkte beantworten, die hier aufgekommen sind, jedenfalls soweit ich das selbst kann:


    Zum Gespräch vor der Ehe: Bei uns sind mittlerweile Eheseminare üblich, die von Ehepaaren gehalten werden. Und die theologischen Aspekte hat uns der Pfarrer in einem sehr interessanten Gespräch mitgeteilt. Ehrlich gestanden, kam mir das standesamtliche Vorgespräch viel stärker wie ein Anachronismus vor. Na ja, der Standesbeamte war noch ziemlich jung, aber Begriffe wie Abstammungsurkunde und Ehetauglichkeitsprüfung muten schon seltsam an, oder?


    Von irgendwem (ich hab's aber auf die Schnelle nicht gefunden), kam die Bemerkung, die Kirche würde den Gläubigen Bibeltexte vorenthalten. Da möchte ich euer Augenmerk auf ein paar praktische Erwägungen richten: Die Bibel ist relativ umfangreich. Das umfangreichste Buch, das ich kenne. Da braucht man schon einige Zeit, bis man durch ist. Liest man das ganze vor, so muß man berücksichtigen wieviel die Leute aufnehmen können. Allein mit der Lebensgeschichte von Jesus kann man sich über ein Jahr beschäftigen. Die bibl. Texte sind daher Thematisch geordnet und in ein Kirchenjahr, das übrigens am 1.Advent beginnt,eingeordnet. Jedem Sonntag ist dabei ein Evangelium und bis zu 3 Lesungen zugeordnet. Dabei gibt es 3 Lesejahre, d.h. die Texte an den meisten Sonntagen wiederholen sich erst nach 3 Jahren. Das Ganze ist gar nicht geheimnisvoll, es kann sogar übers Internet nachgelesen werden. Sowohl die Bibel in unterschiedlichen Übersetzungen, als auch die Texte des katholischen Meßbuchs.


    Dazu eine weitere Bemerkung: regelmäßig vor Ostern flammt die Diskussion über das Feier-und Tanz-Verbot am Karfreitag auf, da dieser wie ein Totengedenktag eingestuft ist. Dazu möchte ich nur folgendes bemerken: Sollten sich Aktivisten, wie die Piraten-Partei durchsetzen, ist die Wahrscheinlichkeit meines Erachtens groß, dass sie das Gegenteil ihres Wunsches erreichen. Denn, wird dieses Verbot aufgehoben, weil der kirchl. Feiertag nicht mehr diese Beachtung verdient, dann könnte der ganze Feiertag gestrichen werden, im Extremfall mit allen anderen kirchl. Feiertagen. Die Arbeitgeber würden das sehr gerne unterstützen. Es blieben nicht mehr viele Feiertage übrig.


    Da ich ehrlich nicht Pfarrer werden wollte, habe ich damit auch eher kein Problem, dass Frauen nicht Priester sind. In der religiösen Praxis ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern im Judentum und Islam noch deutlich krasser. Da gibt es auch kleine Schritte, die vorher erfolgen müssen. Nur wäre das nicht so spektakulär.


    Es gibt übrigens auch durchaus Argumente für ein Zölibat: kirchliche Ämter dürfen nicht vererbbar sein. Zumindest ab dem Bischofsamt halte ich es für sinnvoller unverheiratet zu sein. Als Gegenbeispiel fällt mir da Rodrigo Borgia ein, dem weltliche Macht wichtiger schien als der Glaube. Auch bei uns wurde der König mal gewählt, dass danach! die Vererbungspraxis entstand, empfinde ich eher als Rückschritt. Es ist menschlich, dass Eltern ihre Kinder gut versorgt wissen wollen, idealerweise in die eigenen Fußstapfen tretend. Es ist verständlich, dass Eltern für ihre Kinder den gleichen Erfolg wünschen, wie sie ihn haben, aber insgesamt geht das meist nicht gut.


    Das ist auch Allgemeingültig und gilt leider auch für parteipolitische Zieh-Söhne und Parteien. Eine Partei die sich zu lange an der Regierung hält, neigt zur Überheblichkeit! Dafür gibt's leider genug aktuelle Beispiele.


    Im 17. Jhdt. hätte die Nachricht eines verheirateten Jesus die Kirche ja schon erschüttern können, oder hätte sich die Kirche erschüttern lassen? Die Katharer waren sicher noch nicht vergessen. Vor allem in Frankreich vermutlich nicht. Lt. denen Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war und auch Kinder hatte. Die Abkömmlinge sollen die Merowinger sein. Kann man glauben oder auch nicht, welterschütternd wäre es heutzutage eher nicht mehr, außer ein Merowinger würde Anspruch auf den Papstthron erheben! Dan Brown hat das Thema ja verwurschtet in Sakrileg (da Vinci Code). Für den Glauben ist dieses Thema meines Erachtens unwesentlich.


    Zum Schluß möchte ich euch noch einen Satz mitgeben:

    Zitat

    Es menschelt bis an die Füße Gottes.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • @ AstridB
    Das Zitat ist nett: "Es menschelt bis an die Füße Gottes!" Äh - hat Gott wirklich Füße? Man misst der Gottheit gerne unwillkürlich menschliche Eigenschaften zu. Ich muss da jetzt an einen Ausspruch Spinozas denken, der mal sagte, wenn ein Dreieck reden könnte, dann würde es sicher behaupten, Gott wäre zwingendermaßen dreieckig.
    Mit der Bemerkung, dass die Kirche den Gläubigen Bibeltexte vorenthält (ich weiß jetzt auch nicht, von wem das hier kam), sind vielleicht u.a. die apokryphen Evangelien gemeint, denk ich mal -
    Dass sich das Erbkönigtum gegenüber dem Wahlkönigtum durchgesetzt hat, könnte daran liegen, dass beim Wahlkönigtum nach dem Tod des jeweiligen amtierenden Königs neue Streitereien und Zwistigkeiten unter den möglichen Kandidaten und ihren Parteien ausbrachen - beim Erbkönigtum fallen diese weg, denn es ist von vornherein klar, wer der nächste Thronfolger sein wird. Da erspart man sich diese lästigen Kämpfe.
    Bezüglich Zölibat: Ich kenne persönlich einen sehr engagierten ehemaligen Priester, der sehr gerne und mit wahrer Berufung Priester war, es aber nicht bleiben durfte, weil er sich in eine Frau verliebte und sie auch heiratete. Er litt sehr unter dieser Situation - mit einer allgemeinen Heiratserlaubnis für katholische Priester wäre er nicht in diese missliche Lage geraten.

  • Aramis Du hast natürlich recht, dass das Gott auch sehr vermenschlicht, aber ich fürchte das läßt sich auch kaum vermeiden. Jedenfalls finde ich, dass es zutreffend formuliert ist. Egal, ob man jetzt Gottes Füße/Thron/Anfang/Ende oder sonstwie sagt.
    Zum Zölibat: Es gibt jetzt schon Ausnahmen, ich glaube in Ländern in denen die Priester sich vor Verfolgung schützen müssen, ist eine Ehe möglich. Ich meine, es war z.B. in der DDR so, aber ob das eine generelle Regelung war, oder im Einzelfall genehmigt werden mußte, weiß ich nicht.
    In der ukrainisch-katholischen Kirche gibt es das/den Zölibat auch, allerdings wohl erst ab dem Bischofsrang, jedenfalls gibt es da auch verheiratete Priester, allerdings weiß ich nicht, ob das generell ist, oder der Ausnahme-Genehmigung bedarf.
    Jetzt zu der Frage, was ist die ukrainisch-katholische Kirche: Es gibt innerhalb der katholischen Kirche verschiedene, wie soll ich sagen? Richtungen?, die unterschiedliche Riten feiern. D.h. die Gottesdienstelemente sind zwar im wesentlichen gleich, aber doch unterschiedlich. Sie alle eint, dass sie den Papst anerkennen. Der westl. Ritus ist der römisch-katholische, der normalerweise als katholisch bezeichnet wird. Es gibt aber auch bspw. ukrainisch-katholisch (was dem orthodoxen ähnelt) und syrisch-katholisch,...


    Das mit dem Erbkönigtum: Leider scheint es solche Tendenzen in Demokratien auch zu geben. Da sind es zwar nicht die leiblichen Kinder, aber Ministerpräsidenten, (Ober-)Bürgermeister, Präsidenten oder Kanzler versuchen, noch während sie im Amt sind, einen Nachfolger (sozusagen ein Kind im Geiste?) zu installieren.


    Ich möchte jetzt die Bibel nicht verteidigen, aber mal ein paar praktische Überlegungen und geschichtl. Hinweise beisteuern. Allerdings reichen meine Kenntnisse nicht über ein Grundwissen hinaus:
    Zuerst mal zum Umfang: die Einheitsübersetzung hat ca. 1450 Seiten, alles in kleiner Schrift und auf dünnem Papier. Die Inhalte haben auch keine einheitliche Entstehungsgeschichte: Die ältesten Schriften, das alte Testament umfasst Schriften, die auch in der Tora enthalten sind, die in hebräisch verfasst und später ins griechische übertragen wurden. Zusammengefaßt mit neutestamentlichen Schriften (Geschichten über Jesus), die von unterschiedlichen Verfassern in griechisch niedergeschrieben wurden, entstand die Septuaginta. Zu den neutestamentlichen Schriften ist zu bemerken, dass sie erst einige Zeit nach Jesu Tod entstanden sind. Am Anfang stand die mündliche Überlieferung. Die lateinische Übersetzung vulgata entstand, als Latein noch Umgangssprache war, doch bereits damals gab es auch in landessprachen übersetzte Texte. Allerdings dürfte es ziemlich schwierig gewesen sein, da ja alles handschriftlich war! Erst der Buchdruck machte es technisch möglich, Bibeln für jedermann zu erstellen. Wobei, glaube ich, Luther die erste deutsche Übersetzung beisteuerte.
    Mit den Inhalten ist das auch so eine Sache: Nicht jeder Text, in dem das Wort Jesus vorkommt ist für die kirchliche Lehre relevant. Das wurde bereits im 2.Jhdt. erkannt und so wurde auf einem Konzil (ich meine es war Nicäa) Einigung über die Bibeltexte gesucht. Die damals abgelehnten Texte werden als Apokryphen bezeichnet. Eine wichtige Rolle spielte dabei übrigens der römische Kaiser Konstantin!
    Praktischerweise sollten die Texte, vor allem wenn sie hauptsächlich gehört werden, öfter mal wiederholt werden, damit man sie sich besser merken kann. Tja, und dafür sind's fast schon zuviele Texte, die in den Gottesdiensten dran kommen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • AstridB
    Ja, Gott sei Dank gibt es auch Ausnahmen vom Zölibat - mir fallen da jetzt selber nur die Altkatholiken ein; die anderen katholischen Richtungen, die du erwähnst, sagen mir leider nichts - aber immerhin, es gibt anscheinend Hoffnung für heiratswillige katholische Priester.
    Deine Beobachtung bezüglich "Erbkönigtums" in Demokratien trifft in Österreich ziemlich massiv zu - in dem Bundesland, in welchem ich wohne, gibt es schon seit ewigen Zeiten einen Landeshauptmann sozusagen von Gottes Gnaden, der natürlich massiv darauf Einfluss nehmen wird, wer nach ihm die Nachfolge antritt. Wir Österreicher haben halt den Verlust des k.u.k. Kaisertums immer noch nicht verdaut - siehe unseren aufgblähten Beamtenapparat mit seinen Hofräten, Kommerzienräten, Finanzräten, Medizinalräten, Geheimräten und sonstigen Räten. Mal sehen - ich könnte mich, als Lehrer, naturgemäß um den Oberstudienrat bewerben. Macht sich gut, auf der Visitenkarte - ! :P
    Wow, deine Kenntnisse bezüglich Bibeltexte und deren Übersetzungen sind beeindruckend! Ich frag mich bloß, mit welchen Argumenten damals auf diesem Konzil von Nicäa über Sein oder Nichtsein (also kanonisch oder apokryph) der Bibeltexte entschieden wurde -

  • Na ja, das meiste habe ich in wikipedia nachgelesen.

    "Es heißt, jedermann soll seinen Preis haben, Gebieter. Manche dieser Preise sind jedoch zu hoch, als daß irgendwer sie zu entrichten vermöchte."
    "Und dein Preis ist so hoch?"
    "Hoch genug, daß niemand außer Euch ihn je zahlen könnte, mein König"

  • Habt ihr euch auch schonmal Gedanken darüber gemacht, wieso religionslose Menschen mit Nahtoderfahrungen gleich nach dem dramatischen Vorkommnis in eine Glaubensrichtung eintreten? Ich meine, die hatten ihr Nahtoderlebnis doch ganz ohne einen Glauben an Gott im Hintergrund. Ganz zu schweigen davon, was an diesen Erlebnissen nun real ist und was bloß überreizten Nerven zuzuschreiben ist.


    Wer richtig über verkalkte Glaubensansichten den Kopf schütteln oder schmunzeln will, sollte sich christliche Sender anschauen. Nach meinem letzten Sendersuchlauf sind "verlockende" Angebote dazugekommen. Katholisches TV, Hope Channel und wie sie alle heißen. Heute zum Beispiel schnappte ich diesen wertvollen Brocken auf:
    "Gott ist euer Vater. Wenn ihr mit eurem menschlichen Vater nicht zurande kommt, ist das nicht schlimm. Wendet euch einfach an Gott, weil er euer richtiger Vater ist. Kommt zu ihm durch Jesus, dann seid ihr sündenfrei." Tja, großartig, wenn Gott der Vater sein soll, wo ist dann die Mutter abgeblieben? Irgendwer muss das Kind schließlich austragen, auch wenn's nur im Geiste ist. :D Immer diese Männerbezogenheit, furchtbar. Das Weibliche gebiert Leben, das Männliche trägt nur einen Teil dazu bei.

  • @Solitaire:- OT - Dein Avatar hat segnende Finger ;) , aber er sieht nicht aus, als wolle er Gutes tun ;) -OT - Christliche Fernsehsendungen? Oh Graus. Da hab ich noch nie reingeguckt, mir geht schon die salbungsvolle Stimme im Radio bei diversen religiösen Beiträgen tierisch auf den Keks. Das mit dem Nahtod, nunja, ich hatt´s zum Glück noch nie und will mir kein Urteil anmaßen, aber ein bisschen klingt das für mich nach verbrennenden Nervenenden ...

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