Gasthaus zum Roten Taubenschlag

  • Ja, da habt Ihr Recht...absolute Makellosigkeit ist einem immer suspekt, weil sie nun einmal nicht in der Natur des Menschen liegt. Vielleicht wollte Jesus das der Menschheit vermitteln, dass keiner von ihnen perfekt ist und deswegen auch keiner den ersten Stein werfen kann.

  • Tja, die Erbsünde hat daher auch einen gewissen erzieherischen Effekt: ein Schandfleck, der sich bei der Geburt sofort unweigerlich überträgt, wie eine ansteckende Krankheit. Damit ist menschlicher Stolz zugleich mit ebensolcher Makellosigkeit schon mal empfindlich dezimiert.

  • Seltsam nur, dass viele Menschen glauben, dass dass der Papst nicht von der Erbsünde betroffen ist und ihn für unfehlbar halten..nun, wenn man die Geschichte der Päpste betrachtet sieht man das Gegenteil, selbst der Papst, den viele für ein gottgleiches Wesen halten, ist auch nur ein Mensch.

  • (Echt? Danke für die Info, hätte ich echt nicht gedacht, ich hätte das für ein Überbleibsel des so streng katholischen Mittelalters gehalten)
    Ja, und trotzdem halten viele Menschen sie für Botschafter Gottes, wobei ich glaube, dass die Päpste vor allem ihre eigenen Botschaften als das Wort Gottes verkaufen.

  • Mit den kleinen Sünden ist es wie mit den kleinen körperlichen Gebrechen: sie machen liebenswert. Die absolute Makellosigkeit, sei`s körperlich oder moralisch, weckt dagegen Abneigung und Schrecken.


    Wie wahr und wohltuend. Ich werde mir diesen Satz merken und ihn Euch präsentieren, wenn Ihr mir wieder einmal vorwerft, ich tränke zuviel.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • *kehrt seufzend die Augen gen Himmel* Es ist wirklich ein Jammer - kaum gebe ich etwas einigermaßen philosophisch Durchdachtes von mir, zwecks geistiger Erbauung, wird es auch schon gegen mich verwendet, wie dieses gewisse verräterische Taschentuch! Wie soll man denn da moralisch motiviert bleiben?

  • zu Athos *nun, selbst wenn Ihr ab und an vielleicht einen Tropfen zuviel trinkt, Wein ist gesund und verlängert die Lebenserwartung. Und wie ein Trunkenbold seht Ihr ja nicht gerade aus. Letztes Jahr hat Treville einen Musketier wegen Trunkenheit entlassen, Monsieur de Lavigne...gewiss kanntet Ihr ihn.
    Was für ein Taschentuch denn? *blickt Aramis neugierig an.

  • *Richtet sich ein wenig auf, schmunzelt* Nun müsst Ihr mir aber erklären, mein Teuerster, was an einem Taschentuch philosophisch durchdacht sein soll und noch dazu zu geistiger Erbauung dient.
    *Zu madame* Wisst Ihr, monsieur Lavigne hatte das unangenehme Problem, nach zu großem Weingenuss die Klinge nicht mehr sauber führen zu können. Vermutlich trank er die falsche Sorte.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Ja, davon hörte ich, Monsieur, einmal hat Monsieur Lavigne sich sturzbetrunken auf ein Duell eingelassen und ist schwer verletzt worden. Er ist wirklich oft so betrunken, dass er die Klinge nicht mehr führen kann. Er trinkt oft starken Branntwein, der besonders schnell zu Kopfe steigt, und sein Fehler ist es, sich dann auch noch in seinem Ungestüm auf Duelle einzulassen.

  • *Grmpf!* Gut, mein Freund, fangen wir von vorne an: Das griechische Wort sophia, latinisiert als philosophia, bedeutet Weisheit oder im weiteren Sinne die Liebe zur Weisheit, ist also der Sphäre des Geistes zuzuordnen, wogegen das Taschentuch als solches der materiellen Welt angehört. Somit kann es, in seiner banal stofflichen Ausprägung, mitnichten Träger geistiger Errungenschaften sein, es sei denn, man wechselt vom konkret Materiellen auf die höhere Ebene des Ideellen - dieses will bedeuten, man erschafft in der geistigen Sphäre die allgemeine, bildhafte Vorstellung des Taschentuchs, also seine grundlegende, übergeordnete Idee, sozusagen das Über-Taschentuch, das Taschentuch aller Taschentücher, ein geistiges Konstrukt, welches als comparatio, Allegorie, bildhafter Vergleich et cetera in passender Weise sehr wohl im Hinblick auf philosophische Grundsätze herangezogen werden kann. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?
    *zu Madame* Der Verlust besagten konkreten, materiellen Taschentuchs hat mir d`Artagnans Bekanntschaft eingebracht. Man sagt also nicht zu Unrecht, der Teufel stecke in der Materie.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Wirklich, Ihr habt den Gascogner durch den Verlust eines Taschentuches kennengelernt? Wie ging denn das vonstatten? Das würde mich wirklich interessieren, Monsieur..ich würde mich freuen, wenn Ihr mir erzählt, wie diese Bekanntschaft durch das Taschentuch zustande kam.

  • *mit gequältem Lächeln* Madame, dieses rencontre ergab sich zwingend, wie solche Dinge eben zu laufen pflegen: Das mouchoir fiel mir aus der Tasche, d`Artagnan bückte sich danach, ich trat ihm empfindlich auf die Finger, ein Wort provozierte das andere, und schon hatte ich ein Duell am Hals. :wacko:

  • muss schmunzeln *ach, ich verstehe...der Gascogner kam gerade frisch aus der Provinz und glaubte Euch das Taschentuch aufheben zu müssen, um der Höflichkeit Genüge zu tun, ohne zu erkennen, dass Ihr nicht wollt, dass Eure Kameraden dass Taschentuch sehen. Ach, diese Gascogner, wenn sie frisch nach Paris kommen, brauchen sie eine Weile, bis sie sich mit den Gegebenheiten hier vertraut gemacht haben.

  • *Beugt sich vor* Pardon, aber das mit Eurem Übertaschentuch habe ich jetzt nicht verstanden. Es handelt sich also um die Idee eines Taschentuches, die ideale Vorstellung, gleichsam das virtuelle Modell ...doch was daran kann den Geist erbauen? Es kann zu einer freien Nase verhelfen, den Gedanken dadurch mehr Raum schaffen und dem Benutzer eine deutlichere Aussprache - doch was gewinnt der Geist dadurch? Auch die ideale Vorstellung eines Taschentuches scheint mir nicht dazu angetan, gedankliche Befriedigung zu wecken, denn wenn ich daran denke, dann bedarf ich dieses kleinen Stofftüchleins - und wenn ich es dann nur virtuell parat habe, nun, dann ist das das reine Gegenteil einer gedanklichen Befriedigung, das ist dann Tortur, Folter pur. Zumal dieses Malheur meistens an öffentlichen Orten geschieht, an denen man nicht einfach so das Tischtuch zweckentfremden kann.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • grinst amüsiert*die Herren Musketiere sind heute abend aber sehr philosphisch angehaucht. Taschentuch oder nicht Taschtentuch..das ist hier die Frage.

  • Mon cher ami, Ihr denkt materialistisch. Lasst mich auf das Terrain des bildhaften Vergleichs zurückkehren: Man kann einen philosophischen Lehrsatz aus dem Ärmel ziehen wie das bewusste Taschentuch - oder ihn, wie selbiges, ebenso wieder verschwinden lassen, wenn man ihn nicht mehr braucht. Dieses auszudrücken, war meine ursprüngliche Intention. Um diesen Vergleich anzustellen, benötige ich jedoch in keinster Weise ein reales Taschentuch, sondern bloß seine Idee - ein reines Gedankending also, das als Sinnbild für etwas anderes steht. Es wird zur Metapher, zum bedeutungsträchtigen Symbol, das wiederum eine Kette von Assoziationen auslöst und sukzessive miteinander verbindet - diese wiederum spornen die Affekte und erzeugen heftige Empfindungen, die womöglich in abstruse Taten münden -äh, tja.
    *errötend* Oh, bitte, Madame, entschuldigt vielmals! Ihr müsst Euch ja mittlerweile unsäglich langweilen!

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Aha. Ein Taschentuch als Metapher oder eher als Symbol, denn es scheint ja nicht aus seinem ursprünglichen Zusammenhang herausgerissen sondern eher diesen betonend - doch Symbol für was? *maliziös grinsend* Steht ein Taschentuch nicht von jeher für die Verlockung und Verführung, ist es damit nicht fast apfelgleich? *kopfschüttelnd* Mein Lieber, ich denke vielleicht materialistisch, Ihr hingegen äußerst weltlich.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • zu Aramis *nein, langweilen nicht, eher amüsieren, ich hätte nie gedacht, dass Musketiere wie ihr sich so viele Gedanken über Taschentücher machen würden.
    zu Athos und Aramis*vielleicht wärt ihr beide ja an der Sorbonne besser aufgehoben als bei den Musketieren, dort diskutiert man gerne über solche Themen.

  • *seufzend* Dies ist wahrlich wieder ein tristes Exempel für das traurige Schicksal des Geistesmenschen! Da renkt man sich schier das Hirn aus, in unmenschlicher philosophischer Anstrengung, und alles, was man damit erreicht, ist bloß Amüsement bei den Damen! :wacko:

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.

    Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.