Danke für diesen Text, das ist ja wirklich interessant. Ich wusste noch gar nicht, dass im 19. Jahrhundert so viel Unterschied zwischen einem deutschen und einem französischen Bett bestand.
Wusste noch gar nicht, dass wir Deutschen im 19. Jahrhundert als ruhig und tugendsam galten.
Anscheinend war Dumas nicht nur ein anspruchsvoller Esser, sondern auch ein anspruchsvoller Schläfer.
Der Text war für mich richtig schön zu lesen, musste mehrmals schmunzeln.

Wieviel brachte Dumas aus seinem eigenen Leben in den Roman ein?
-
-
Ich muss sagen, Dumas` Beschreibung der deutschen Betten und Schlafgewohnheiten, erinnern mich irgendwie frappant an gewisse Zeichnungen von Wilhelm Busch!
Aber wie`s mit der deutschen Tugend gestern und heute aussieht? Keine Ahnung - im Gegensatz zu uns Österreichern gelten Deutsche bei uns jedenfalls als optimistisch, zielstrebig und verlässlich - Probleme werden von ihnen sofort angepackt und gelöst, anstatt bloß drüber im Wirtshaus am Stammtisch zu jammern und zu raunzen, so wie wir - -
Stimmt, das hatte schon irgendwie was von den Zeichnungen in den Wilhelm Busch Büchern, ich glaube bei "Max und Moritz" war auch so ein Bett.
Optimistisch, zielstrebig und verlässlich..das klingt ja gut...aber was mich immer etwas stört ist dieser Paragraphendschungel, da wird in Deutschland doch etwas übertrieben.
Auf jeden Fall wusste ich vor diesen Texten gar nicht, dass Dumas jemals Deutschland besucht hat...das ist schon sehr interessant, zu erfahren, wie er die Deutschen und Deutschland wahrgenommen hat. Schreibt er eigentlich auch irgendwas über das deutsche Bier? -
Dumas und deutsches Bier? Hm, er erwähnt es leider bloß im Zusammenhang mit den Studenten:
In Heidelberg habe ich mit einem alten Chirurgen gesprochen. Der erzählte mir, dass während der beinahe 50 Jahre, die er in der Stadt wohne, er nur 2 Todesfälle im Duell erlebt habe. Es kämen bedeutend mehr Studenten durch den Suff als durch Duelle um. Was beweist, dass hierzulande Bier schwerer verdaulich ist als Stahl.
Es grenzt wirklich an ein Wunder, wieviel manche Studenten trinken können. Der derzeitige Bierkönig der Universität Heidelberg zum Beispiel vertilgt wahlweise 12 Schoppen Bier oder 6 Schoppen Wein, das heißt, 12 Flaschen Hopfensaft oder 6 Flaschen Rebensaft, bis es Mittag läutet. Deshalb wird er allgemein der Trichter genannt. -
Dumas war also auch in Heidelberg? Schöne Stadt, ich war da auch schon ein paarmal.
Wow..dieser Bierkönig soll angeblich 12 Flaschen Bier oder 6 Flaschen Wein getrunken haben?
Also ich wäre schon nach einer Flasche hackevoll.
Ich vermute mal, dass damals weniger Alkohol in Wein und Bier war, sonst hätte "der Trichter" solche Mengen sicherlich nicht trinken können, ohne eine Alkoholvergiftung zu bekommen.
Kein Wunder, dass dabei einige Stundenten umkamen, wenn sie solche Mengen in sich reinschütteten. -
Das deutsche Studentenleben war, in Dumas`Augen, überhaupt sehr abwechslungsreich -
man stelle sich die entsprechenden Zeichnungen Wilhelm Buschs dazu vor:
Bei Tagesanbruch trifft der Studiosus die Vorbereitungen für sein Duell, wenn er die glückliche Gelegenheit hatte, eines anzuzetteln. Wenn das nicht der Fall war, so dient er seinem glücklicheren Freund als Sekundant. Zum Frühstück kehrt er dann zurück. Danach hört er seine Vorlesung in Philosophie, Theologie, Medizin oder Botanik. Um 11 Uhr begibt er sich zum Fechtboden. Um Mittag flaniert er durch die Stadt und auf der Promenade. Dabei umgibt er sich mittels seiner Pfeife mit soviel Qualm und macht mit seinen Absatzhacken soviel Lärm wie nur möglich. Um 2 Uhr hört er gelegentlich eine Vorlesung eigener Wahl, die bis 3 Uhr dauert. Danach hat er Freizeit bis Mitternacht, um die Hunde zum Bellen zu reizen, den Mädchen Treue zu schwören, die Bürger zur Verzweiflung zu bringen und um das Duell für den kommenden Tag in die Wege zu leiten.
-
Die Studenten hatten damals in der Tat ein sehr abwechslungsreiches Leben...viel zu abenteuerlich für meinen Geschmack.
Ein Duell noch vor dem Frühstück...das war kein guter Start in den Tag.
Aber das ist typisch Dumas...das klingt beinahe nach den Musketieren, wie er schreibt "wenn er die glückliche Gelegenheit hatte, eines anzuzetteln.." da muss man gleich an d´Artagnan denken.
Und dann nach dem Duell ganz lässig eine Vorlesung hören, als ob nichts gewesen wäre...und vor allem dann am nächsten Tag schon wieder ein Duell..also der Studentenalltag war ja eher von Duellen als vom Lernen geprägt...
Das kann man sich wirklich gut als Zeichnungen von Wilhelm Busch vorstellen, mit entsprechenden Zitaten.
"Und gleich an dieser Stelle rüstete er sich zum Duelle.." -
Genau!
Allerdings muss man natürlich bedenken, dass zur Zeit Dumas`das Duellieren noch immer nach wie vor üblich war. Er selbst hat sich ja auch mal duelliert. Mit den Duellen der Studenten ist natürlich das "Pauken" bez. das studentische Mensurfechten gemeint (wird ja noch heute in den schlagenden Studentenverbindungen ausgeübt), und da herrschten andere Gesetze als bei "normalen" Duellen. Dumas nimmt diese Regeln natürlich wieder auf die Schaufel, in seinem Buch über die Reise nach Deutschland. -
Ja, zu Dumas Zeit muss das Duellieren wohl noch üblich gewesen sein....kennst du den Roman "Effie Briest"?
Der wurde auch zu Dumas Zeiten geschrieben und spielte im 19. Jahrhundert, und am Ende gabs ein Duell zwischen Ehemann und Liebhaber, und der Liebhaber starb beim Duell. Allerdings war das schon kein Degenduell mehr, sondern wurde mit Pistolen ausgetragen.
Ich vermute mal, dass Studenten die Duelle entweder nur mit dem Degen austragen durften, weil ihnen vielleicht der Besitz von Pistolen verboten war. Ein Pistolenduell endete ja fast immer tödlich, während das bei den Degenduellen der Studenten seltener der Fall gewesen sein dürfte.
Wer weiss..vielleicht hat Dumas diese übermütigen, ungestümen Studenten ja als Vorbild für seinen d´Artagnan in den Musketieren benutzt...wann war er eigentlich in Deutschland? -
Die Reise nach Deutschland unternahm Dumas 1838. Wie das mit Studenten und Pistolen war, weiß ich leider nicht, aber ich denk mal, dass es vermutlich gegen die "Ehre" war - es ging bei den Studentenduellen ja darum, sich zu schlagen und einander schöne Schmisse beizubringen, als den Kontrahenten abzumurksen.
"Effie Briest" kenn ich leider nur dem Titel nach - das hört sich ja sehr werthermäßig an! -
Ja, der Roman ist sehr werthermäßig...Effi stirbt am Ende des Romanes, verstoßen von ihrem Mann, einsam in einer Berliner Wohnung.
Ein trauriges, bedrückendes Buch, fand ich, aber gut geschrieben.
Wenn Dumas 1838 in Deutschland war, könnte es gut sein, dass er bei diesen wilden Studenten Inspiration für die Figur des Gascogners fand. -
Ach, das ist jetzt wieder das typisch tragische Frauenschicksal! (Das wollte Werther Charlotte offenbar ersparen und erschoss sich lieber selber) Also, ich möchte damals echt keine Frau gewesen sein, so total abhängig vom good will des Ehemanns! Deshalb schätze ich George Sand - sie hat sich nicht nur scheiden lassen, sondern selbständig als Schriftstellerin Geld verdient, wie Dumas. Egal, was die Leute von ihr hielten.
-
Ich hätte in der damaligen Zeit als Frau auch nicht leben wollen...damals durften Frauen auch noch nicht wählen, und ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht arbeiten.
Damls hatten die meisten Frauen ein trauriges Leben mit den 3 Ks....Kinder, Küche und Kirche...das wäre nichts für mich gewesen.
Das finde ich schon beeindrucken, dass George Sand in dieser Zeit den Mut hatte, sich scheiden zu lassen und dann auch noch selbst ihr Geld als Autorin zu verdienen, damit ging sie doch damals, als Frauen in der Literatur nur spärlich vertreten waren, ein großes Risiko ein. Da kann man wirklich nur sagen: Chapeau!
Was ich auch ganz schrecklich finde...manche Frauen haben im 19. Jahrhundert bis zu fünfzehn Kinder geboren...eine Tortur.....und diese Frauen starben dann meistens auch schon sehr jung, weil sie nach den vielen Geburten so krank und ausgezehrt waren. -
@Alienor
Ja, eine Geburt war eine lebensgefährliche Angelegenheit! Die Dichterin Sophie Mereau-Brentano ist dran gestorben - heute wärs mit Kaiserschnitt kein Problem gewesen. Schrecklich!
Das fällt ja bei Dumas`Musketier-Romanen schon sehr auf - da gibts keine Grippe, da wird keiner krank, Aramis` Schusswunde anlässlich der Affäre mit den Diamanten der Königin ist eine Lappalie, vor La Rochelle ist auch alles bestens, kein Zeichen von Ruhr oder sonstigen Unannehmlichkeiten gesundheitlicher Natur - bloß Athos klagt zu Beginn über seine Duellverletzung, damits schön weh tut, als D´Artagnan dagegenrennt - -
Und wenn ich mir die seelische Belastung der Frauen vorstelle...die mussten sich ja schon die ganzen neun Monate hindurch fragen, ob sie die Geburt überleben würden...das muss einen Menschen doch sehr quälen.
Kann es sein, dass es über diese Dichterin einen Film gibt? Ich hab da mal einen Film gesehen, in dem eine berühmte Frau, ich weiss nicht mehr ob Dichterin oder Malerin, bei der Geburt des ersten Kindes starb.
Das stimmt, bei den Musketieren ist im Roman niemals jemand richtig krank, einen Arzt brauchen sie wirklich nur bei Schussverletzungen oder Duellwunden. Mich wundert es auch, dass sie im Krieg nie Ruhr oder andere Krankheiten bekamen. Keine Grippe, kein Durchfall, überhaupt nie ist jemand krank....ob Dumas das wohl bewusst in seinen Romanen vermieden hat?
Ich meine..auch im dritten Roman kommt Philippe nach vielen Jahren aus dem Kerker und der Eisernen Maske...und ist trotz langer Kerkerhaft noch kerngesund..auch das fand ich merkwürdig. Eigentlich hätte er nach sechs Jahren ohne Sonnenlicht totkrank sein müssen. -
Kann es sein, dass es über diese Dichterin einen Film gibt?
Ich hab keine Ahnung, aber könnte natürlich sein -
Ich denke, Dumas hat das bewusst vermieden - Kranksein war ja damals an der Tagesordnung und kein Honiglecken - Cholera und Tuberkulose, OPs ohne Narkose, keine Antibiotika, Impfung bloß gegen Pocken usw. - ich glaube, mit realistischen Schilderungen hätte er sein Publikum wohl ziemlich vergrault. Ich kenn das von mir - ich will mich auch mit Problemen, mit denen ich mich täglich herumschlagen muss, nicht auch noch zur Unterhaltung beschäftigen müssen. -
Die Frau in dem Film starb ca. um 1912, soviel weiss ich noch.
Stimmt, damals waren Kranheiten an der Tagesordnung, und an der Cholera und der Ruhr starben noch viele Menschen.
OPs ohne Narkose..das muss ja höllisch weh getan haben.
Ich gebe dir da voll und ganz Recht...Dumas befürchtete wohl, dass solch realistische Darstellungen von Krankheiten den Leser eher verschrecken würden, weil die Menschen sich ja damals in ihrem Alltag schon mit schlimmen Krankheiten herumschlagen mussten.
Und gerade die Tuberkulose bedeutete im 19. Jahrhundert ein langsames Dahinsiechen....mussten diese Kranken nicht sogar in ein Hospital in Quarantäne?
Und wenn dann beispielsweise jemand, der unter dieser Lungenkrankheit litt, zu den Musketieren griff um darin zu lesen, wäre es für denjenigen sicherlich nicht schön gewesen, wenn er im Roman, den er las um sich von seiner Krankheit abzulenken, seine eigene Krankheit beschrieben finden würde.
Mir ist beim Lesen außerdem noch aufgefallen, dass Dumas vermieden hat, den Krieg in seiner ganzen Härte darzustellen, wie das manche Autoren heute machen. Hier mal eine Szene aus dem Roman:Unterdessen führte die königliche Armee, frei von den Sorgen ihres einzigen und wirklichen Anführers, ein lustiges Leben, denn im Lager fehlte es weder an Speise und Trank noch an Geld. Alle Einheiten überboten sich gegenseitig an Draufgängertum und unbeschwerter Lebensfreude. Spione abfangen und aufknüpfen, verwegene Streifzüge auf dem Deich oder auf dem Wasser unternehmen, immer neue Tollheiten ersinnen und kaltblütig ausführen, das war der Zeitvertreib mit dem sich die Armee die Tage verkürzte.
Ich persönlich fand das merkwürdig, dass die Musketiere mitten im Krieg reichlich Speis und Trank hatten, und dass von unbeschwerter Lebensfreude die Rede ist. Dumas hat im Roman darauf verzichtet, die Schrecken eines Krieges offen darzustellen, vermutlich auch, weil er seinen Lesern das nicht zumuten wollte, denn auch im 19. Jahrhundert gab es ja Kriege, in die Frankreich verwickelt war, und bei manchen Menschen saß sicherlich beim Erscheinen der Romane die Erinnerung an die napoleonischen Kriege noch tief.
Ich bin eigentlich froh, dass Dumas darauf verzichtet hat, eine blutige Kriegsszene zu schreiben, so wie manche Autoren das heute oft machen. Und mir hat das Kapitel mit dem Frühstück auf der Bastion, so unrealistisch es auch ist, sehr gut gefallen. -
Die Frau in dem Film starb ca. um 1912, soviel weiss ich noch.
Dann kanns nicht Sophie Brentano gewesen sein, die starb ca. 100 Jahre früher.
Ja, Krieg und Krankheit - ich denke mal, dass die Leute damals das nicht unbedingt auch noch in einem Feuilleton-Roman lesen wollten. Obwohl - es gab ja dann diese Gegenströmung zur Romantik, den Realismus (Georg Büchner, Gerhart Hauptmann und Konsorten), die die Leute mit den Schrecken des Alltags in ihren Werken konfrontieren wollten - na gut, mein Fall ist das auch heute nicht unbedingt, ich bin bekennende Romantikerin. -
Stimmt, im 19. Jahrhundert gab es auch Romane, in denen Krankheiten sehr häufig vorkamen, so zum Beispiel den Buddenbrooks Roman von Thomas Mann...da stirbt der Vater an einer missglückten Zahnbehandlung nach einem Zahnarztbesuch, der Sohn an Typhus, die jüngste Schwester des Vaters stirbt auch an irgendeiner Krankheit.
Die Buddenbrooks erschienen aber gut fünfzig Jahre nach den Musketieren, vielleicht war da dieser Realismus wieder mehr gefragt.
Mir gehts wie dir, Realismus mag ich in Romanen nur was die Charaktere betrifft...lange Schilderungen von Krankheiten sind da auch nicht so mein Ding. -
Hatte Dumas eigentlich irgendwelche besonderen Krankheiten? Woran ist er gestorben?
-
Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.
Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.