Eure Lieblingssszenen

  • Action - alles, was nicht der Handlung an sich dienlich ist, wird gestrichen :cursing: . So psychologisches Zeug interessiert doch eh kein Schwein, geschweige denn Leser X( .

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Aramis @Kalou


    Und ich frage mich auch oft, wieso die Übersetzer den Roman überhaupt kürzen.
    Grottenschlechte Werke von frischgebackenen Autoren werden mit über tausend oder sogar noch mehr Seiten ungekürzt veröffentlicht, und Dumas geniale Romane werden gnadenlos gekürzt.
    und ich habe mich immer schon gefragt, wieso gerade beim VdB so gnadenlos gekürzt wurde....von diesem Roman, der um zwei Drittel gekürzt wurde, bekommt man ja viele bedeutende Szenen gar nicht mit.
    Als ich das erste mal den Mann der Eisernen Maske las, blieben bei mir viele offene Fragen, weil viele Szenen durch die kürzungen total aus dem Zusammenhang gerissen wurden :thumbdown:
    Ich fragte mich beim Lesen beispielsweise immer: Wieso ist Athos so pessimistisch und glaubt nicht daran, dass Raoul zurückkehren wird....wenn die Szenen, in denen Raouls Selbstmordabsichten deutlich werden fehlen, versteht der Leser nicht, warum Athos nicht an eine Rückkehr seines Sohnes glaubt. :thumbdown:
    Und aus der gekürzten Fassung ging ebenfalls nicht hervor,d ass die Chevreuse Raouls Mutter ist....da wurde wohl auch etwas weggekürzt. Ich habe ja den Mann in der Eisernen Maske vor dem VAA und vor den Musketieren gelesen, und glaubte damals noch, Mylady wäre seine Mutter.
    Man hat den Eindruck, dass bei der gekürzten Fassung mit der Eisernen Maske der König und sein Zwillingsbruder in den Vordergrund gestellt werden sollten.....wie auch der geänderte Titel verrät.
    Wenn man nach dem eigentlichen Titel geht ist ja Raoul der Hauptprotagonist des Romans, aber in der gekürzten Version taucht er nicht einmal auf hundert Seiten auf :cursing:

  • Naja, auch in der ungekürzten Version hat er, behaupte ich mal aus dem Bauch raus ohne gezählt zu haben, nicht die Mehrzahl der Seiten. Dumas stellt den Hof, Louis und seine Intrigen schon eindeutig in den Mittelpunkt. Es ist eigentlich kein geschlossenes Buch, sondern hat derart viele Handlungsstränge, dass es fast unmöglich ist, den Vicomte zusammenzufassen ...


    Aramis: Wir sollten einen Pferch aufmachen :thumbsup:

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  • @Kalou


    Ich habe ja nur die 840 Seiten lange Oxford Ausgabe gelesen, da waren schon ein paar Szenen mehr mit Raoul und Athos drin, aber die Intrigen bei Hofe stehen immer noch im Mitelpunkt.
    Viele Handlungsstränge hat der Roman ja wirklich, aber leider wird es durch die Kürzungen, zumindest hatte ich den Eindruck, eher noch verwirrender für den Leser.
    Bei 1.500 Seiten ist eine Kürzung auf 540 Seiten doch etwas zuviel, deswegen habe ich mir auch die Oxford Ausgabe gekauft. Eigentlich hätte Dumas aus dem VdB auch zwei Romane mit jeweils 750 Seiten machen können.


    Aramis


    Geht mir genau wie dir, ich lese im VdB auch immer querbeet, übersprünge häufiger ein paar Stellen, lese dann die, die ich besonders gut fand.
    Die Musketiere und den VAA lese ich immer wieder ganz, aber im VdB picke ich mir immer die besten Szenen raus.

  • Ein Kapitel in den VAA, über das ich mich auch sehr amüsiert hab, beim Lesen, ist D´Artagnan à quarante ans - das beschreibt den Herrn Gascogner so richtig von seiner schönsten Seite:
    C`était une de ces natures fines et ingénieuses qui s`assimilent facilement les qualités des autres. Athos lui donnait de son grandeur, Porthos de sa verve, Aramis de son élégance. Si d`Artagnan eût continué de vivre avec ces trois hommes, il fût devenu un homme supérieur.
    :evil: Wie nennt man sowas? Mir fällt das richtige Wort nicht ein - ein Parasit ist was anderes, der saugt zwar auch dauernd wie eine Mistel am kernigen Eichenstamm, übernimmt aber dabei nicht die Eigenschaften der Eiche.
    Super ist ja der Schweizer in diesem Kapitel! Vor allem seine französische Aussprache: "Pah! Qui êtes fous, t`apord, pour me broboser t`aller faire un tour avec fous!", als d`Artagnan ihn auffordert, einen kleinen Gang mit ihm zu machen - :thumbsup:

  • Aramis


    Geht mir genauso wie du, ich finde dass dieses Kapitel den Gascogner treffend charakterisiert. :thumbsup:
    Und es stimmt, ich denke auch, dass er eine ganz große Karriere gehabt hätte, wenn er weiterhin mit den drei Freunden zusammengelebt hätte. Es ist wirklich so, dass d´Artagnan von den positiven Eigenschaften seiner Freunde sehr profitierte...und als sie weg waren, merkte er erst, wie dringend er sie eigentlich brauchte. Meiner Meinung nach wäre er ja ohne die drei niemals Hauptmann der Musketiere geworden. Wenn er den dreien nicht begegnet wäre, hätte er wohl irgendwann peinlicherweise in die Gascogner zu seinen Eltern zurückkehren müssen, ohne es in Paris zu etwas gebracht zu haben.
    Und dein Vergleich mit dem Parasit ist wirklich sehr treffend. ^^
    Ja, das mit dem Schweizer fand ich auch genial. :thumbup:

  • Ich muss wieder mal d´Artagnan verteidigen - klar, war er einsam und verkümmerte, als er seine Freunde nicht mehr hatte, aber ich finde, auch d´Artagnan hat Qualitäten. Gerade am Ende des VdB wird deutlich, dass er für seine Freunde in die Hölle gehen würde, er versucht ja alles, um Porthos und Aramis zu helfen. Und auch für Athos setzt er sich beim König ein - ganz abgesehen davon, dass er kündigt, weil ihm der Charakter und die Politik Ludwigs nicht gefallen. Das zeigt Charakterstärke. Witz hat er sowieso, Esprit ebenfalls - und der Größenwahn, den er bei den 3M noch zeigte, den hat er im VdB auch abgelegt ;)

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  • auch d´Artagnan hat Qualitäten


    Ja, seine Freunde haben wahrhaftig gute Arbeit geleistet! ;) Die einzigen positiven Eigenschaften, die der Gascogner, in meinen Augen, von sich aus mitbringt, sind seine rasche Auffassungsgabe, seine Intelligenz und seine Lernfähigkeit. Damit gelingt es ihm, sich menschlich zu entwickeln, zumindest, was sein inniges Verhältnis zu seinen Freunden anbelangt. Sie haben ihm beigebracht, was wahre Freundschaft bedeutet, und er hat dieses Ideal vollkommen verinnerlicht.
    Was bringt er umgekehrt seinen Freunden, wovon können sie profitieren? In den 3M sind`s in erster Linie riskante Manöver - das Abenteuer mit den Ferrets, das für alle tödlich hätte enden können, die Affäre mit Mylady, die ebenso fatal für alle hätte ausgehen können, siehe le vin d`Anjou - er ist ein typischer Troublemaker, zieht seine Freunde in gefährliche Situationen hinein. Das ändert sich dann, zugegeben, in den VAA, wo er Athos und Aramis in England beisteht, und im VdB, wo er sich ebenfalls massivst für seine Freunde einsetzt. Seine Charakterstärke ist also m.E. nicht von vornherein vorhanden, sondern entwickelt sich erst im Laufe der Zeit und muss einige Feuertaufen bestehen. Die Trilogie ist meiner Meinung nach auch sowas wie ein Entwicklungsroman - Wilhelm Meister à la cape et d`épée.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • @Kalou


    Also ich bin ja der Meinung, dass er diese positiven Eigenschaften nur deswegen entwickelt hat, weil er so lange mit seinen Freunden zusammen war, er hat sich eben doch an Athos und den anderen ein Beispiel genommen.
    Ich muss Aramis zustimmen....er hat für seine Freunde wenig getan, sie in den Musketieren und im VAA sogar in gefährliche Situationen gebracht.
    Aber ich muss zugeben, dass er sich bis zum VdB gut entwickelt hat, und man merkt, dass er vernünftiger und reflektierter geworden ist.
    Trotzem...ich kann ihm einfach nicht viel positives abgewinnen, er ist mir nicht so sympathisch wie die anderen Musketiere


    Aramis


    Ich denke auch, dass er erst durch Porthos, Athos und Aramis lernte wie wichtig wahre Freundschaft ist.
    Und leider ist es wirklich so, dass Myladys Rachsucht die vier Freunde vor allem wegen seines doppelten Spiels mit ihr ereilte.
    Troublemaker trifft es ganz gut, das ist er im ersten Roman wirklich.
    Meiner Meinung nach merkte er erst durch die zwanzigjährige Trennung was er an seinen Freunden hatte, und wusste ihre Freundschaft danach viel mehr zu schätzen.
    Im ersten Roman habe ich ihn richtich unsympathisch gefunden..im VAA etwas sympathischer, im VdB dann fand ich, dass er wirklich vernünftig rüberkam.
    Trotzdem, die anderen drei Musketiere mag ich einfach viel lieber.
    Aber im Laufe der Romane macht er wirklich eine positive Entwicklung durch...während er im ersten noch der junge, ungestüme Troublemaker ist, ist er im letzten schon wesentlich vernünftiger.

  • Aramis


    Dann habe ich das falsch verstanden. Ich mag den Gascogner eben einfach nicht so gerne, da urteilt man wohl manchmal etwas zu hart. :whistling:
    Man muss ihm wohl zugutehalten dass er erst achtzehn war und deswegen noch etwas unvernünftig handelte, das tun ja viele in dem Alter.
    Aber es macht ihn mir trotzdem nicht sympathischer.
    Im letzten Roman dagegen ist er vernünftiger und setzt sich auch für seine Freunde ein, und schon im VAA merkt man deutlich eine Veränderung bei ihm.

  • Schon traurig, dass d`Artagnan erst zu vollkommener, wahrer Freundschaft fähig ist, nachdem die Freunde sich getrennt haben -


    A propos d`Artagnan: Super find ich auch die Szene in den VAA, wo er Bazin aufstöbert, um Aramis`Aufenthaltsort aus ihm rauszuquetschen: "Monsieur d`Artagnan!" s`ècria-t-il , "Vade retro, Satanas!" *grins*
    Und die bildhafte Vorstellung vom hastig nach Noisy davonreitenden Bazin, der sein Pferd mit seinem Regenschirm statt mit der Reitgerte traktiert, um es zu schnellerem Trab zu veranlassen, ist einfach göttlich! :thumbsup:
    Last but not least: Auf d`Artagnans Frage an Friquet, den er auf Bazins Spur gesetzt hat, ob es in Noisy ein Kloster gäbe, antwortet der: "Et un fier, un couvent de jésuites!", als handelte es sich dabei um eine stolze Festung - ein wirklich symptomatischer Aufenthaltsort für Aramis! :D

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    3 Mal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Ja, er wusste ihre Freundschaft leider zunächst gar nicht zu schätzen, und erkannte erst Jahre später, dass Freundschaft nicht nur ein Nehmen, sondern auch ein Geben ist.
    Diese Szene fand ich auch genial, vor allem die Stelle, als Bazin ihm entsetzt verkündet, dass Aramis rückwärts Simara bedeutet, was der Name einer Dämonin wäre.
    Ja, diese Vorstellung ist wirklich göttlich, da musste ich auch schmunzeln. Bazin fand ich ja schon im ersten Roman amüsant, als er d´Artagnan daran hindern wollte, Aramis von seinen nicht ernst gemeinten geistlichen Ambitionen zu kurieren.
    Und ich stellte mir das Kloster dann beim Lesen wirklich immer wie eine stolze Festung vor.....und es passt zu Aramis, dass er nachts heimlich ausrückte, um sich mit der Longueville zu treffen. ^^
    Nochmal zurück zu d´Artagnan...am Anfang des VAA hatte ich den Eindruck dass er seine Freunde benutzen wollte, um endlich mit seiner militärischen Karriere voranzukommen....er wusste genau, dass der Kardinal ihm diesen Auftrag nur geben würde, wenn seine Freunde ihm halfen. Und er scheint in diesen zwanzig Jahren auch nie auf die Idee gekommen zu sein, die vier zu besuchen.
    Aus dem VAA schließe ich, dass zumindest Porthos und Athos in Briefkontakt standen..immerhin wusste Porthos ja von dem "Adoptivkind" Raoul, und wusste sogar, dass dieser ihm ähnlich sieht.

  • Aus dem VAA schließe ich, dass zumindest Porthos und Athos in Briefkontakt standen


    Porthos steht laut Kapitel D`Artagnan est embarrassé.. auch mit Aramis in brieflichem Kontakt, und die 3 Freunde scheinen einander keineswegs aus den Augen verloren zu haben - ganz im Gegensatz zu d`Artagnan. Sie schreiben ihm auch in der Zeit zwischen den 3M und den VAA Briefe, die er Jahre später zu Beginn der VAA wieder ausgräbt.

  • Ja....stimmt...jetzt fällts mir wieder ein...da gabs doch diese Szene, in der d´Artagnan sich erinnerte, wie er den Brief mit Porthos Adresse in einem Gefecht gegen die Spanier verloren hat.
    Aber bei mir wurde wohl etwas weggekürzt..dass er auch Briefe von Athos und Aramis bekommen hatte, wurde in meiner Ausgabe des VAA nicht erwähnt.
    Und Porthos hatte ihn doch auf seine Güter eingeladen, aber er nahm die Einladung nicht an, weil er die Adresse nicht hatte und im Krieg war.
    So richtig Interesse an Kontakt mit seinen Freunden scheint er in diesen Jahren also nicht gehabt zu haben, und er wusste ja nicht einmal wo Aramis lebt, und dass Athos einen Sohn hat.
    Und was Athos betrifft, war er sehr pessimistisch...befürchtete, ihn als triefäugigen Greis versoffen auf dem Rasen liegend vorzufinden...ich finde die Stelle, an der der Gascogner bei ihrer Begegnung auf Bragélonne so überrascht ist einfach herrlich :thumbsup:

  • Richtig, eine wirklich wunderbare Stelle :thumbup: - übrigens zeigt sich auch da seine Charakterstärke (d´Artagnans meine ich), nämlich dass er merkt, dass Athos diese natürliche Vorherrschaft über ihn gewinnt und er dennoch nicht eingeschnappt ist ;). Das kann nicht jeder ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Naja, als 18 jähriger wäre er sicherlich noch eingeschnappt gewesen, aber 20 Jahre später war er dann doch schon wesentlich vernünftiger und reifer und deswegen auch nicht eingeschnappt.
    Und Athos war ja für ihn sowieso beinahe wie ein Vater, womöglich für ihn auch eine Art Vorbild, und es wird auch daran liegen, dass er in diesem Fall nicht gleich beleidigt reagiert hat.
    Und ich glaube dass ein 18 jähriger d´Artagnan Athos viel beharrlicher ausgefragt hätte, was Raoul betrifft, der ältere d´Artagnan dagegen war so höflich, diese für Athos heikle Sache nicht offen anzusprechen.
    Trotzdem mag ich ihn nicht so besonders...aber immerhin muss man ihm zugute halten, dass er sich im Laufe der Jahre zum Positiven hin entwickelt hat.

  • Also gut, ich verspreche, ich lass d`Artagnan künftig in Ruhe! ;)
    Es gibt sogar eine Szene, wo ich ihn mag: Nämlich, als er rein dem Zug seines Herzens folgt und sich in den VAA auf der Place Royale Athos in die Arme wirft. :rolleyes: Da bedeutet ihm die Freundschaft wirklich das vorrangigste, tiefste Anliegen, indem er Athos und Aramis beschwört, nicht fortzugehen. Damit ist er derjenige, der den Freundschaftsbund der Vier letztendlich rettet.

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