Zeitgenossen Dumas'

  • Mögt ihr neben den Musketieren eigentlich auch andere Literatur von zeitgenössischen Schriftstellern Dumas'? (Zu welcher Literaturepoche zählt Dumas eigentlich?)


    Victor Hugo lebte doch, soweit ich weiß, etwa zur gleichen Zeit, oder?
    Gibt es zufällig Fans von Les Misérables unter euch? *hoff*


    Entschuldigt, wenn das ins Off-Topic geht. Eigentlich würde ich in diesem Thread gern Näheres über andere Autoren und Werke aus Dumas' Zeit erfahren, wissen, was ihr davon haltet und sie eventuell mit den Musketieren vergleichen.

    Never going to get to France
    Mary, Queen of Chance, will they find you?
    Never going to get to France
    Could a new romance ever bind you?


    ~ Mike Oldfield & Maggie Reilly

  • Doch, da gab es so das ein oder andere, was ich lange vor den Musketieren gelesen habe; Arthur Conan Doyle, Walter Scott oder die schottischen Geschichten von Robert Louis Stevenson z.B. Kidnapped (Die Entführung des David Balfour), Catriona (das ist die Fortsetzung); und The Master of Ballantrae. Es ist übrigens richtig lustig, Stevenson im Orginal zu lesen: Altertümliche Worte und Wendungen mit einer Gramatik, die einen eher an Deutsch erinnert, und hinterher hat man sein Englisch verlernt ;-)


    Auf die Idee, die "Musketiere" tatsächlich zu lesen, bin ich zu meiner Schande erst im reifen Alter von 30 Jahren gekommen. Irgendwie hatte ich mir nach den unzähligen Filmen eingebildet, ich würde sie ja schon zur Genüge kennen. Dabei weiß ich doch eigentlich, daß ich lieber selber lese als lesen lasse. Aber als ich es dann gelesen habe, wars um mich geschehen :-)


    Tschüs
    Linda

  • Es gibt einige sehr schöne französische Romane ungefähr der Zeit, die auch herrliche Mantel-und-Degen-Geschichten enthalten und gegenüber den "Drei Musketieren" den eindeutigen Vorteil haben, besser auszugehen.


    Mein absoluter Favorit (den ich vielleicht sogar ein klitzekleines Bißchen lieber mag als die Bücher von Dumas - ein Sakrileg, hm? ;-)) ist Théophile Gautiers "Le Capitaine Fracasse" (1863, wenn ich mich nicht täusche) - eines der wenigen Bücher, die sowohl eine absolut sympathische Hauptfigur als auch ein glückliches Ende, einen sich bekehrenden Schurken und zwischendurch wunderschöne und auch amüsante Beschreibungen haben.


    Mit den "Musketieren" (zumindest derem ersten Band) hat das Buch die Handlungszeit (die Epoche Ludwigs XIII.) und in gewisser Weise die Ausgangssituation gemein - ein verarmter Adliger aus der Gascogne bricht auf, um in Paris sein Glück zu machen. Der gute Baron de Sigognac (den ich zugegebenermaßen vergöttere *g*) ist nun aber alles andere als ein d'Artagnan, und er wird auch nicht von seiner Familie losgeschickt, sondern bricht in desolater Lage mit einer fahrenden Schauspielertruppe auf, unter anderem, da er sich in eine der zugehörigen Damen verliebt hat...


    Ohne jetzt die Handlung im Detail verraten zu wollen, kann ich sagen, daß es eine Reihe schönster Abenteuer teils amüsanter, teils spannender Art gibt, und mit dem Duc de Vallombreuse einen herrlichen Gegenspieler (der am Ende glücklicherweise *nicht* tot und begraben ist - das wäre schade gewesen).


    Was mir sehr gut gefallen hat, aber Leute, die eher "viel Action" in einer Geschichte erwarten, möglicherweise stören wird, ist das sehr ruhige Erzähltempo, das durch lange Beschreibungen und Dialoge erreicht wird - die Handlung bewegt sich gewissermaßen in der Geschwindigkeit des Karrens der kleinen Theatertruppe, aber, wie gesagt, das ist eigentlich ein Genuß.


    Die erwähnten Beschreibungen sind alles zwischen herrlich ironisch und atmosphärisch dicht, je nach Lage - man glaubt sich wirklich an die Orte versetzt, über die man liest (gerade im Fall von Paris ist der "Wiedererkennungseffekt" hoch, wenn etwa die Annäherung an Notre Dame beschrieben wird), und sieht die Personen sehr plastisch vor sich.


    Leider weiß ich nicht, ob eine deutsche Übersetzung existiert, bzw., ob zur Zeit eine auf dem Markt ist. Wer immer das Buch in irgendeiner Form bekommen kann, sollte es sich jedoch nicht entgehen lassen.

  • Hallo Amber!


    Zu Les Misérables: Auf die Idee, Hugos Roman zu lesen, kam ich erst dadurch, dass ich mich Hals über Kopf in die Musik des Musicals von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil verliebt hatte. Vor etwa zwei Jahren dann bekam ich endlich die Chance, Les Misérables in Berlin auf der Bühne zu erleben - und war einigermaßen enttäuscht. Vielleicht, weil sich die von aus ausländischen Musicalsängern performte deutsche Fassung der anglisierten französischen Originalversion ein wenig - nun ja, gewöhnungsbedürftig anhörte (Puh, das klingt jetzt wie im Vorwort zum "Name der Rose";-)). Viel mehr jedoch, weil ich mir zuvor gedanklich bereits meine eigene Idealversion des Musicals aufgeführt hatte.
    Die LM-Charaktere sind mirjedenfalls während meiner Musical-Manie sehr ans Herz gewachsen, besonders der vorlaute Straßenjunge Gavroche und Eponine Thénardier.


    Viele Grüße
    Sarah (die jetzt mit einem "Empty-chairs-at-empty-tables"-Ohrwurm ins Bett geht;-))

    And his eyes have all the seeming of a demon's that is dreaming,
    And the lamplight o'er him streaming throws his shadow on the floor... (E. A. Poe)

  • Maike: Eigentlich mag ich an älteren Romanen gerade dieses gemächliche Tempo sehr! Wenn ich eine englische Version von Gautiers Buch auftreiben kann, werde ich mir das wohl mal zu Gemüte führen.


    sarah: Ich kenne bisher auch nur das Musical von Les Misérables, habe es im September in London gesehen - und es war wirklich gigantisch, anders kann man's nicht sagen. Von einer Freundin bekam ich dann die Duisburger Aufnahme auf CD, welche mit der Londoner Version leider absolut nicht zu vergleichen ist..... daher ist deine Enttäuschung vielleicht berechtigt. Das Buch steht schon lange auf meiner Warteliste, aber ich hab mich noch nicht drangewagt, weil es so ungeheuer umfangreich ist.
    Dafür habe ich Der Glöckner von Notre Dame wenigstens mal in Ausschnitten gelesen - das war mit 10, als ich gerade die Musketiere verschlungen hatte und nach Ähnlichem gierte. Den Glöckner habe ich aber nie zu Ende gelesen, er war mir damals einfach zu brutal!


    @xcalibur: Arthur Conan Doyle und Stevenson mag ich auch gern. Beide haben, auch wenn viele ihrer Bücher anderswo spielen, doch ein entschieden schottisches Flair... (Schottlandfreak :roll: ) Allerdings bekommt von Sherlock Holmes im Deutschen fast nur gekürzte oder noch ärger bearbeitete Versionen, kann das sein? Das regt mich immer ziemlich auf.

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  • Salut,
    Maike: Hört sich zwar nicht schlecht an, dein Buch, aber doch ziemlich normal oder? Bekehrter Böser, wundervoller Held, vielleicht noch eine zu rettende Dame?
    Na ja, über nicht gelesenes bilde ich mir jetzt mal kein Urteil, daher werde ich es sofern ich dieses Buch auftreibe so schnell wie möglich mal lesen, dann sprechen wir uns wieder ;-)

  • Napoleon: Mag sein, daß "Le capitaine Fracasse" eher "normal" ist - aber weshalb sollte immer nur ungewöhnlich gut sein? ;-)
    Aber nach Deiner Zusammenfassung fürchte ich, daß Du Dir das Buch bisher noch ein bißchen falsch vorstellst, etwa, was den "wundervollen Helden" angeht... *g*

  • @ Maike: Muss ich lesen, werde es mir auf jeden Fall kaufen. Eine Theatertruppe? Erinnert mich jetzt ein bisschen an diesen Film über Molière, von dem ich natürlich nicht mehr weiß, wer ihn drehte, noch, wer mitspielte. Danke für den Tipp.
    Amber: Les Misérables mag ich auch sehr gern, allerdings ist es länger her, dass ich sie gelesen habe. Im Augenblick versuche ich mich gerade an Balzac, "Chouans", da mich das Thema fasziniert (Aufstand der Royalisten während der Revolution), aber Balzac und auch Hugo sind manchmal etwas langatmig. Das hat mir immer so an Dumas gefallen, das Menschliche und das schnelle Tempo. Mein absoluter Favorit, aber er war etwas später, wäre auch Zola, und vor allem Germinal. Als Film und Buch.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Huhu Maike,


    ich habe mir nach Deiner Appetit machenden Rezension mal den "Capitaine Fracasse" als englischen Etext von Gutenberg runtergeladen - und mich gestern Nacht gleich bis 4 Uhr morgens drin festgelesen. Ich mag den leisen Humor und die sympathischen Beschreibungen voller Details - man fühlt sich einfach wohl in dem Buch.


    Danke für den Tip und ein Frohes Neues Jahr!
    Linda

  • Les misérables ist meiner Meinung nach 'ne echt grandiose Geschichte! was haltet ihr von "der Glöckner von Notre Dame", den find' ich so schön tragisch. Stevenson ist im Übrigen grosse klasse!!

    8-) Ich habe mein ganzes Genie in mein Leben getan; in mein Werk nur mein Talent. 8-) Oscar Wilde

  • Hallo!
    Also ich mag den Glöckner von Notre-Dame so gern, weil darin das mittelalterliche Paris so schön beschrieben ist.
    Les Misérables lieb ich auch.Und hat jemand zufällig schon "der letzte Tag eines Verurteilten" und "der lachende Mann " gelesen?Lese Hugo so gern, weil die Bücher einem einfach ans Herz gehen.Auf ihn aufmerksam geworden binn ich auch erst, als ich gelesen hab,dass er Zeitgenosse und Freund von Dumas war.
    lg

  • Der hat jetzt nicht so wirklich viel mit Dumas zu tun,war aber doch auch ein Zeitgenosse von ihm:Jules Verne.Den les ich auch total gerne,ist interessant was sich der damals schon so alles dachte...auch wenn bei ihm die Charaktere meistens (nicht immer!)ein bisschen zu kurz kommen,sind ein paar seiner Bücher auch ziemlich ergreifend,z.B. "der Kurier des Zaren" (da gehts jetzt auch nicht so um sience-fiction),eins meiner absoluten Lieblingsbücher.

    Ohne Blumen, ohne Träume,
    ohne schöne Purzelbäume,
    ohne Käse, ohne Speck
    hätt' das Leben wenig zweck!

  • Stimmt, die Charaktere wären doch noch ausbaufähig, aber die Geschichten dahinter... schlicht und einfach: grandios

    8-) Ich habe mein ganzes Genie in mein Leben getan; in mein Werk nur mein Talent. 8-) Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Amazone
    Nochmal zurück zu Hugo. Welche Werk von ihm habt ihr denn so gelesen?


    ich hab jetzt "Les Misérables" gelesen und mit dem "Glöckner von Notre Dame" angefangen.
    Momentan les ich aber gerade die historischen Romane von Robert Merle.


    Bin gerade auf die Seite gestoßen. Sieht ganz nach Lesefutter für uns aus ^^


    http://]http://www.histo-couch.de

  • Zitat

    Original von Amazone
    Wer hat's denn geschrieben?


    Yves Jégo (Abgeordneter in der Nationalversammlung) und Denis Lépée (Projektmanager für ein führendes Umwelttechnikunternehmen). "1661" ist der erste gemeinsam geschriebene Roman der beiden langjährigen Freunde, der Frankreichs Leser begeisterte und die französischen Bestsellerlisten eroberte.


    Le Figaro Magazine
    Das ist ein so packendes Abenteuer, dass die drei Musketiere mit Vergnügen zu ihrem Federbusch gegriffen hätten.


    Zitat

    Original von Mako
    Momentan les ich aber gerade die historischen Romane von Robert Merle.


    Durch die Robert Merle Reihe und die Website bin ich erst auf dieses Forum gestoßen. Silvia ist nämlich Admin von beiden.

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