kaloubet
Ich stimme dir zu, Porthos ist der offenste der vier Freunde. Er spricht offen über seine Ziele und Träume, allerdings ist da nichts fürchterlich geheimnisvolles dran. Er hat relativ bescheidene Wünsche: Immerhin träumt er "nur" von einer Baronie. Er lebt im hier und jetzt, seine Vergangenheit spielt für ihn keine Rolle. Seine Freundschaft und Treue ist Bedingungslos. Politisch scheint er mir eher desinteressiert, weshalb er sich vielleicht von seinen Freunden in die verschiedenen Bündnisse ziehen lässt. Meine Sympathie für Porthos ist auch aus der tollen Darstellung im Musical durch Enrico de Pieri entstanden, ich fand es nur Schade, dass er gleich am Anfang aufs Essen reduziert wurde.
Porthos wird zweimal für fremde Interessen eingespannt, von d'Artagnan und von Aramis. Da fehlt eigentlich die Kombination Athos und Porthos?
Aramis ist ein Intrigant. Er hat von vornherein immer einen Hintergedanken. Ich schätze, er ist auch der Politischste von allen. Während Athos seine Vergangenheit verbirgt, hält Aramis Aspekte seiner Gegenwart verborgen. Aramis möchte gerne der Drahtzieher im Hintergrund sein. Sozusagen eine "graue Eminenz".
Athos hat eigentlich nach seinem Ausscheiden bei den Musketieren keine großartigen Ziele mehr. Für sich, sollte ich sagen, denn er konzentriert seine Träume in Raoul. Athos ist aber derjenige, der den stärksten Ehrbegriff verkörpert. Er hinterfragt, in was er hineingezogen werden soll und kann deshalb d'Artagnan nicht unterstützen, da er mit Mazarin nicht einverstanden ist.
d'Artagnan ist mir am unsympathischsten. Ich weiß nur nicht, woran ich das aufhängen soll. Er ist jung und überschwenglich. Fast überheblich. Vielleicht, wegen des Verfolgungswahns auf Rochefort? D'Artagnan ist schlau. Er ist derjenige, der seine Freunde ausfragt. Er mißtraut Aramis und glaubt gleich, dass dieser was im Schilde führt. Während sich in den Musketieren alle gemeinsam gegen Richelieu und Mylady stellen, wandelt sich d'Artagnan zu einem treuen Gefolgsmann Mazarins, dem zwar nicht schmeckt, was dieser macht, der die Suppe aber brav auslöffelt, in der Hoffnung ein paar Krumen abzubekommen.