Die katholische Kirche einst und jetzt: Und sie bewegt sich immer noch nicht
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Ich vermute mal, dass Dumas selbst in dieser Hinsicht sehr tolerant war, weil er vielleicht gar kein allzu gläubiger Christ war, und deswegen ließ er seine Romanfiguren auch so tolerant sein.
Danke für das Reinstellen dieser Zitate, ich muss das Kapitel auch mal wieder lesen. Ich glaube im Lesterfilm kamem diese Zitate auch vor.
Ich glaube mich zu erinnern, dass irgendwo in diesem Kapitel Athos noch sagt, dass die katholische Religion die einfachste ist, mit der es sich am leichtesten leben lässt.
Ich finde, es macht die Musketiere im Roman sympathisch, dass sie tolerant sind, was die Religion betrifft, und sich bei ihrem Handel nie von religiösen Motiven leiten lassen, nicht mal Aramis als einstiger Priesterschüler und künftiger Abbé tut das.@Astrid
Das wusste ich gar nicht, dass der Koran nur auf Arabisch gelesen werden darf. Dann verstehen ja viele womöglich gar nicht, was im Koran steht, und die religiösen Führer können denjenigen, die kein Arabisch lesen können, allen möglichen Unsinn erzählen.
Früher wurden die Geschichten der Bibel ja oft an den Kirchenfenstern als Mosaik dargestellt, oder in den Kirchen als Gemälden, damit die Menschen die Geschichten auch verstehen konnten, ohne sie zu lesen.
Bei uns war bis 1995 Mittwochmorgens noch Schulmesse, und dort um acht Uhr zu erscheinen war Pflicht, das galt dann als erste Schulstunde, und ich erinnere mich noch daran, dass die Texte im Jahresablauf immer die gleichen waren, und alles immer sehr ritualisiert ablief, und diese Stunde kam einem dann, obwohl die Texte auf Deutsch vorgelesen wurden, endlos lang vor. Obwohl ich schon jahrelang nicht mehr in die Kirche gehe, kenne ich manche Texte noch heute auswendig, weil ich sie jahrelang gehört habe.
Ich vermute mal, dass bei euch heute mit den Kindern auch mehr spielerische Vorbereitung auf die Messen stattfindet, die hatten wir damals nicht, wir hatten uns einfach nur in die Kirche zu setzen und eine dreiviertel Stunde lang ruhig in der Messe zu sitzen, da waren alle immer froh, wenn es vorbei war.
Das stimmt, als meine Mutter ein Kind war, konnten nur Jungen Ministranten werden, zumindest hat sich das heute geändert, wenn das auch nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist. In dein einschlägigen Talkshows klagt die Kirche ja immer über Personalmangel, dass es zu wenige Priester gibt. Dabei bräuchten sie doch nur das Zölibat aufzuheben und zudem noch Frauen fürs Priesteramt zuzulassen, dann hätten sie höchstwahrscheinlich auch wieder mehr Zulauf.
Es ist ja zumindest schonmal ein Fortschritt, dass scheinbar in vielen Kirchen der Gottesdienst schon von der Gemeinde frei mitgestaltet werden kann, das war ja noch vor zehn, fünfzehn Jahren eher selten der Fall.
Ändern muss sich dennoch vieles, aber das wird wohl noch Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte brauchen.Das stimmt, Dumas ist auf das Thema der Religionskonflikte nur am Rande eingangen, und seine Figuren nehmen meistens eine eher neutrale Rolle ein, was Religionsfragen betrifft. Einge, wie Mylady oder Aramis nutzen die Religion vor allem, wenn sie davon profitieren können, aber richtig gläubig sind beide nicht.
In den drei Musketieren gibt es nur einen Charakter, der extrem religiös ist und einen klaren Standpunkt vertritt, und das ist John Felton, Myladys hugenottischer Wächter. Für diesen war die Religion sein Lebenssinn, zumindest kam es mir beim Lesen des Romans so vor, und Mylady erkannte das genau und nutzte seinen religiösen Fanatismus für ihre Zwecke. Als Autor war es für Dumas ja auch wichtig, seine Figuren neutral bleiben zu lassen, denn er wollte ja sicherlich sowohl katholische als auch evangelische Leser für seinen Roman gewinnen. Und wenn die Musketiere im Roman allzu schlecht über die Protestanten gesprochen hätten, hätte sicherlich kein Protestant sich dieses Buch gekauft.
Nein, die Hugenotten hatten keinen Aufstand gegen den König angezettelt, sie wurden in Frankreich zu diesem Zeitpunkt schon seit gut hundert Jahren von der Krone verfolgt, (zum Beispiel die verhängisvolle Bartholomäusnacht von 1582), den Königen Frankreichs bereitete es wohl Sorge, dass diese lutherische Religion in jener Zeit immer mehr Zulauf fand, und deswegen hatten sie das Gefühl, etwas dagegen unternehmen zu müssen. Soweit ich mich erinnere war der Vater von Louis XIII, Henry IV, selbst Hugenotte, bevor er die Religion wechselte und sich taufen ließ, um Prinzessin Marguerite, die Tochter von Katerina di Medici heiraten zu können. Gerade dieser König war aber beim Volk äußerst beliebt, viele vergaßen vermutlich irgendwann, dass er nicht immer ein Katholik gewesen war.
Aber wo wir gerade sowieso bei den Konfessionskriegen von damals sind....ist euch schonmal aufgefallen, dass fast alle Kriege der Weltgeschichte aus religiösen Gründen geführt wurden? Ich verstehe ja nicht, warum Menschen einen Krieg anzetteln, nur um zu beweisen, dass ihre Religion die angeblich einzig wahre ist. Religion hat dem Menschen also bisher nicht gerade Glück gebracht. -
@Alienor Oh je, diese Gottesdienste waren echt nicht erbaulich. Ich hatte als Jugendliche schon die Gelegenheit Jugendgottesdienste in der Gruppe vorzubereiten. Die Auseinandersetzung über ein Thema in der Gruppe war echt spannend. Da zählt nicht irgendeine hochtheologische Bibel-Auslegung, sondern das was dich anspricht.
Eine Anmerkung: John Felton kann man nicht als Hugenotte bezeichnen, das bezieht sich nur auf die Bewegung in Frankreich. Das Komplizierte ist, dass sich mit der Reformation auf einen Schlag viele verschiedene protestantische Richtungen entwickelt haben. Da kann ich euch nur Wikipedia ans Herz legen.
Wenn ich mir über die Richtung nicht im Klaren bin, der jemand angehört, dann sage ich Protestant, das geht glaube ich bei allen. John Felton war, meine ich, Presbyterianer? Auf jeden Fall was ziemlich Strenges und Radikales.
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John Felton war Puritaner, gehörte also einer englischen Spielart des Protestantismus an, die für ihre Strenge bekannt war.
http://de.wikipedia.org/wiki/John_Felton -
@Astrid
Ich denke, das ist auch wichtig, dass die Kirche die Leute, die noch daran interessiert sind, auch mit einbindet und sie nicht bloß dasitzen und dem Gottesdienst lauschen müssen. Wenn es bei euch solche Gruppenarbeiten gab, in denen ihr die Messe selber gestalten konntet, dann war das bestimmt interessanter, als nur passiver Zuhörer zu sein.
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die Pfarrer auch bereit sein müssten, mit den Leuten offen zum Thema Glauben und über die Auslegung von Bibeltexten zu diskutieren, das wäre in einer Messe bestimmt auch einmal ein interessanter Aspekt. Aber soweit wird es wohl eher nicht kommen, Diskussionen haben die meisten Pfarrer ja gar nicht gerne. Als ich dreizehn war, hatten wir beim Pfarrer Firmunterricht, und da war versuchte ich immer, mit ihm Diskussionen zu beginnen, etwa wie:
"Wenn Adam und Eva die einzigen Menschen auf der Erde waren, musste Kain dann nicht seine Schwester heiraten, damit die Menscheit entstehen konnte?"
"Wie konnte Maria denn Jungfrau sein, wenn sie mit Josef verheiratet war?"
"Wenn Gott die Menschen angeblich so liebt, wieso hat er sie dann durch die Sintflut ausgelöscht?"Von diesen Fragen wollte der Mann nichts wissen, und antwortete mir dann immer ganz lapidar, dass diese Fragen doch gar nicht von Belang wären, man müsse nur glauben, das sei das Geheimnis. Mit solchen vagen Antworten konnte ich natürlich nichts anfangen.
Mag sein, dass ich da in den letzten fünfzehn Jahren auch eine Menge geändert hat.
Stimmt, Aramis hat Recht, ich hab nochmal im Roman nachgeschaut, er war ein Puritaner. Ich frage mich ja beim Lesen des Romans immer, was wirklich hinter dem Mord an Buckingham steckte, ob er tatsächlich von einer Frau dazu angestiftet wurde...oder ob religiöser Wahn dahinter steckte.Die Puritaner sind eine religiöse Gruppe, die im 16. Jahrhundert in England entstanden ist. Sie sind Protestanten und zwar welche mit starken calvinistisch-reformierten Einflüssen.
Die Bezeichnung war zuerst mit Spott und Ablehnung verbunden gegen welche verbunden, die Eiferer waren. Die Puritaner strebten eine „Reinigung“ an (lateinisch „purus“ = „rein“; englisch „pure“). Puritanismus möchte eine „reine“ (unverfälschte) Glaubenslehre und Moral. Wichtig sind für ihn eine verinnerlichte Frömmigkeit, eine strenge und genaue Moral mit asketischen Tendenzen und ein bestimmtes Verständnis einer kirchlichen Gemeinschaft. Eine auf die Bibel gestütze Begründung hat für ihn große Bedeutung.
Die meisten Puritaner waren zunächst eine Opposition innerhalb der anglikanischen Kirche (Staatskirche als „Chirch of England“).
Das passt ja genau zu dem, wie Dumas Felton beschrieben hat. Bevor Mylady ihm den Kopf verdrehte, traf die oben genannte Beschreibung ja durchaus auf ihn zu.
Ich glaube, der Begriff Protestant wurde damals wohl für alle religiösen Gruppen, die in irgendeiner Form vom katholischen Glauben abwichen, verwendet.
Noch heute gibt es in den USA Religionsgemeinschaften protestantischen Ursprungs, die ein extrem streng religiöses Leben führen, und alle Errungenschaften der modernen Zivilisation ablehnen, sie leben zwar mitten in Amerika, aber in ihrer eigenen kleinen Welt.
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@Alienor, Aramis
So genau hatte ich es nicht mehr im Kopf, nur dass John Felton zu einer sehr strengen Richtung gehörte. Mylady hat Felton ja so bequatscht, dass er glaubte Buckinghams Tod wäre unbedingt nötig.Nicht alle Pfarrer sind gleich, aber es gibt schon solche, mit denen du diskutieren kannst. Es gibt auch eine Methode, nach der Laien sich in der Gruppe Bibeltexte erschließen können: Bibel teilen.
In Württemberg gab es pietisten, die haben auch alles sehr streng genommen. Der Satz: no sex, no drugs, no fun bezieht sich auf solche strengen Konfessionen. An Fasching wird das am deutlichsten: Mehrheitlich katholische Ortschaften feiern Fasching, was ab etwa drei Könige an den Fetzen über der Strasse sichtbar ist. Protestanten haben Fasching abgelehnt, was sich eben noch heute in den fehlenden Fetzen niederschlägt. Dieses Beispiel zeigt auch, warum der Katholizismus von Dumas als die bequemere Konfession bezeichnet wird (irgendwo in den 3 Musketieren). Ein Symptom ist es ja auch, wie sich Aramis in zwanzig Jahre danach in seinem Kloster eingerichetet hat. Dieses Scheinheilige, das ist es ja, was die Reformatoren so gerügt haben.
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AstridB
Mylady hat Felton nicht so sehr bequatscht als vielmehr mit ihrem engelgleichen Gesang puritanischer geistlicher Lieder betört - das hat seine Härte und puritanische Strenge in ihren Grundfesten erschüttert, wie der Gesang der Sirenen die Standhaftigkeit des Odysseus!
Soviel zur irrationalen Macht der Musik . -
@Astrid
Mylady fing das auch sehr geschickt an, sie ging dabei total raffiniert vor, und redete ihm ein, Buckingham wäre ein Feind aller Puritaner, und hätte sie, selbst eine Puritanerin, misshandelt und ihr die Lilie eingebrandt, und der arme Felton fiel auch noch darauf herein. Mylady selbst war gar nicht gläubig, an irgendeiner Stelle im Roman sagte sie, sie wäre selbst ihr eigener Gott.
Danke für den Link, das mit dem Bibelteilen klingt interessant, weil sich an solchen Diskussionen durchaus auch Atheisten und andere Glaubensrichtungen beteiligen könnten.Diese Pietisten sind ja wirklich sehr streng gewesen, deren Mitglieder hatten dann aber ein sehr trostloses Leben, wenn sie nicht einmal Fasching feiern durften.
Die Stelle, in der Dumas den Katholizismus als die bequemere Religion bezeichnet, ich glaube, es war Athos, der das im Roman auf der Bastion von Saint Gervais sagte.
Für Aramis war es ja wirklich bequem, die Kirche kam ja praktisch für seinen angenehmen Lebensstil auf, er scheint in einem der weniger strengen Klöster gewesen zu sein, und später als Bischof konnte er erst Recht wie ein Fürst leben.
Mich hatte es auch erstaunt, als ich in einer Doku gesehen hatte, dass Martin Luther, den ich immer für sehr locker hielt, ein total strenger Mann gewesen sein soll, der sein Leben strengen Regel unterordnete, das hat mich doch sehr erstaunt, er spaltete sich zwar von der katholischen Glaubensrichtung ab, doch der Protestantismus, den er begründete, der war in einigen Belangen wirklich noch strenger.
IN meiner Klasse war damals in der Grundschule ein Zeuge Jehovas, und wenn wir in der Schule die Adventsfeier jedes Jahr vor den Weihnachtsferien hatte, durfte der nicht mitfeiern und auch keinen Kuchen essen, die Lehrer schickten ihn dann meist nach Hause. Er durfte nichtmal seinen Geburtstag oder Weihnachten feiern, das ist bei den Zeugen alles verboten. Ich finde es schade, dass manche Religionen so streng sind, dass sie sich fast jede Lebensfreude versagen.Also ich würde schon sagen, dass Mylady Felton ganz gewaltig bequatscht hat...lies mal das Kapitel "Ein Mittel der klassischen Tragödie".
Natürlich machte dieser puritanische Gesang auch einen großen Teil des fatalen Zaubers aus, den sie auf Felton ausübte. -
@Alienor
Natürlich hat Mylady auch ihr Redegewandtheit eingesetzt. Aber damit allein wäre sie, meiner Ansicht nach, nicht durchgekommen. Der primäre Schlüssel, um Feltons Strenge und Pflichtbewusstsein zu knacken, war ihr Gesang - Worte sprechen das Bewusstsein an, aber Musik wirkt aufs Unbewusste, auf zutiefst verborgene Gefühle - sich ihrer Wirkung zu entziehen, ist daher viel schwerer (ich kenn das notgedrungen aus eigener praktischer Erfahrung), als sich Worten und Argumenten gegenüber zu verschließen. Das kann man ja in jeder Diskussion beobachten, dass Leute Worten gegenüber, selbst wenn diese von vernünftiger Anschauung nur so strotzen, quasi immun sind. Mit musikalischen Wirkungen arbeitet auch die gesamte Filmindustrie - man stelle sich eine Liebesschnulze ohne passende Filmmusik vor, nur die reinen Worte: das könnte leicht unfreiwillig komisch wirken! Mit Musik untermalt, entsteht dagegen eine zwingende, gefühlsmäßige Atmosphäre, der man sich nur sehr schwer entziehen kann (und die bei mir z.B.dann zielsicher auf die Tränendrüse wirkt, obwohl Dialog und Handlung eigentlich durchschnittlich und banal sind). Aber ich schweife ab. Ich glaube, Dumas hat Myladys Gesang hier auch eingebaut, um ihren teuflischen Charakter noch expliziter hervortreten zu lassen: Musik ist eine Himmelsmacht, doch Mylady bedient sich ihrer in luziferischer Manier, um ihre tödlichen Ziele zu erreichen. Und sie erreicht sie auch: Nachdem der Boden dergestalt beackert war, konnte sie Felton alles reindrücken, an klassischen Tragödienmitteln - -
Vielleicht war die Musik ja wirklich der ausschlaggebende Grund, denn gerade in der Zeit, als sie zu singen begann, wurde er ihr gegenüber offener und verteidigte sie bei den anderen Wärtern. Das stimmt schon, Musik kann sich wirklich entscheidend auf die Emontionen eines Menschen auswirken.
Bei Filmen gehts mir oft so, dass ich noch nach Jahren die Musik zum Film im Ohr hab, selbst wenn ich die Handlung und die Charaktere schon halb vergessen habe. So wie du das hier beschreibst, so hab ich das noch nie gesehen, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Dumas Myladys Gesang eingebaut hat, um sie noch teuflischer wirken zu lassen. Ich erinnere mich daran, dass es eine Stelle gab, in der ein Wächter sich über die Gesänge beschwerte, und Felton sagte, er solle sie doch singen lassen, das schade doch niemandem, da war er bestimmt schon hin und weg von dem Gesang.
Wenn ich mir jetzt mal die Liebesschnulze Titanic ohne die bekannte Melodie von My heart will go on vorstelle, dann käme der Film wohl wirklich etwas emotionslos, womöglich sogar komisch rüber.
Kennst du den Film "Königreich der Himmel?" Dessen Musik fand ich so schön, dass ich mir die CD mit der Filmmusik gekauft habe.
Als Felton sie singen hörte, fing er dann wohl an, in ihr eine Art Heilige zu sehen, diese protestantischen Lieder waren wohl etwas, das ihn ganz besonders berühren konnte.
Ich hab mal im Roman nachgeschaut und sie sang folgende Lieder:Herr, du prüfest deine Kinder.
Herr, du lässt uns ganz allein.
doch dereinst reichtst du dem Sünder
gnadenvoll den Preis für alle Pein.Was sind Tränen, was sind Nöte,
Was Verbannung, bittre Haft?
Habe ich nur meine Gebete,
Hob ich Gott und finde neue Kraft.Doch der Tag der Freiheit winket,
starker und gerechter Gott,
und wenn uns alle Hoffnung sinket,
bleibt uns immer noch der Opfertod.Anscheinend wählte sie bewusst Lieder auf, die sich auch auf ihre eigene Gefangenschaft münzen ließen, und Felton ließ sich dann auch noch von den Melodien berühren.
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@Alienor
Ja, genau - dieses Image einer Heiligen, das wollte sich Mylady geben - eine unschuldige Märtyrerin, ungerechterweise eingesperrt, während ihr Peiniger (sie setzt da auch ihre Brandmarkung geschickt ein) frei herumläuft. Und alles zusammen war dann einfach zuviel für den guten Felton. Nicht von ungefähr hat Dumas die Liedtexte ausführlich dargestellt, damit sich der Leser von Myladys religiösem Gesang ein Bild machen kann, und diese Texte lassen sich, wie du sagst, gut auf ihre Situation übertragen.
"Königreich der Himmel" hab ich leider nicht gesehen - worum gehts in diesem Film? -
In Königreich der Himmel geht es um den jungen Schmied Balian, der seinem Vater, einem Kreuzritter, ins Heilige Land folgt(der Film spielt um 1187), sein Vater stirbt auf dem Weg dorthin, und Balian nimmt den Platz als seinen Erben und Kreuzritter ein. Dann verliebt er sich in Sybilla, die Schwester des leprakranken Königs Balduion.
Historisch korrekt ist der Film nicht...da Balian Sybilla am Ende mit in sein Heimatdorf nimmt, um dort mit ihr ein neues Leben anzufangen, die historische Sybilla starb um 1190 im Heiligen Land.
Ich kann dir die längere Version des Filmes, die Extendet empfehlen, in der sind die Szenen mit Sybillas Sohn noch drin, das ist traurig, als sie merkt, dass der Junge auch Lepra hat, da war auch so eine traurige Melodie. Wenn auch nicht historisch korrekt, so ist der Film dennoch sehr gut und es ist dem Produzenten Ridley Scott gelungen, die Sinnlosigkeit der Kreuzzüge herauszustellen.Im Roman stand ja auch, dass Mylady einen Diener ihres Mannes, der ebenfalls Puritaner war, gebeten hätte, ihr diese Lieder beizubringen. Vermutlich hatte sies ich da schon gedacht dass sie das einmal irgendwann für ihre Zwecke nutzen könnte, wenn es darum ging, einen Puritaner zu beeinflussen.
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@Alienor
Danke für deine Info! Ich dachte mir schon, dass der Film vermutlich ein mittelalterliches Thema hat. Dass Mylady ihre geistlichen Lieder von einem puritanischen Diener ihres englischen Gatten gelernt hat, war mir nicht im Gedächtnis - Danke für den Hinweis! -
Auch wenn es wieder Offtopic ist:
ZitatHistorisch korrekt ist der Film nicht
Das ist eine arge Untertreibung! Das ist einer der übelsten Filme den ich je gesehen habe. Die tonnenschweren Wurfgeschoße die durch die Dünen der Wüste herran rollen wie auf einer Autobahn... Geschoße, die im Zweiten Weltkrieg ihres Gleichen gesucht haben... Alles völliger Humbug. Lustiges ami-popcorn-kino. Aber inhaltlich ne voll niete. -
@2 Times
Hast du denn die normale Version des Film gesehen, oder die Extended Version? In dieser um eine Stunde verlängerten Version hat der Film weitaus mehr tiefe, und die Gefühle der einzelnen Charaktere kommen stärker zum Ausdruck. Dass der Film historisch nicht ganz korrekt ist, erwähnte ich ja bereits, das ist aber bei allen Hollywoodfilmen leider so, dass die Kriegszenen immer besonders spektakulär und übertrieben in Szene gesetzt wurden. Auf der Extendet kommen aber noch viel wichtige Dialoge und Szenen, durch deren Herausschneiden der Film etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurden, hinzu. Auf der normalen Version dauern die Anfangsszenen in Balians Dorf nur ca. sechs Minuten, während es in der Extendet gut zwanzig Minuten sind. In der normalen Version erfährt man auch nicht, dass der Priester, den Balian tötete, der ihn seit Jahren nur gedemütigt und das Kreuz seiner Frau gestohlen hatte. Und die Szenen mit Sybillas Sohn fehlen auf der normalen Version ja ganz, wurden einfach herausgeschnitten. Erst in der verlängerten Version ist der Film richtig gut.
Ja, ich hatte ja schon erwähnt, dass ich mittelalterliche Filme liebe, in meiner Sammlung ist von Robin Hood über Hildegard von Bingen bis hin zu Königreich der Himmel alles enthalten.
Gerne geschehen, ich hatte die Szene noch im Gedächtnis, weil ich das Kapitel gestern nach langer Zeit einmal wieder gelesen habe. Ich denke, dass Mylady eine Person war, die jede Gelegenheit nutzte, um sich Dinge einzuprägen, von denen sie glaubte, dass sie ihr später noch nützlich sein könnten. -
Da gibt es auch noch nen längere Version?? Himmel, nein!!! Das hab ich zum Glück nicht gesehen.
Sorry, aber das ist diese Kitsch-Hollywood-Mittelalter-Nummer die ich furchtbar finde. Die Alte mit dem Mörder-Makeup in der Wüste... Ich könnte ewig so weiter machen. Sorry, ich habe nicht einen Hauch Tiefe oder irgendetwas derartiges gesehen. Sorry
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@2 Times
Die Tiefe kommt eben nur in der verlängerten Version zu tragen, dort sind mehr tiefergehende Dialoge und berührende Szenen drin.
Aber vielleicht ist es auch Geschmackssache, und die Extendet würde dir auch nicht gefallen, wenn du schon den Film nicht magst.
Ich mochte den Film, was teilweise auch an der sehr guten Filmmusik liegt.
Die längere Version gab es Ende 2005 mal zu kaufen, mittlerweile ist sie auch aus den DVD Abteilungen verschwunden.
Bei dem Film gehen die Meinungen sowieso auseinander, die einen mögen ihn, die anderen sagen, dieser Film geht gar nicht.
Ich finde schon, dass der Film gut gemacht war, wenn auch nicht immer ganz historisch korrekt. -
Aramis, @Alienor
Danke für's nachlesen! Ich würde sagen, Mylady hat Felton ganz unauffällig, aber erfolgreich einer Gehirnwäsche unterzogen.Ich war auch ganz verblüfft, dass die ev. Kirche oft strenger ist, als die katholische. Andererseits war ja gerade das, das was Luther angeprangert hatte. Dass es sich viele allzu bequem eingerichtet haben und die Gebote und Regeln nur noch sehr lässig gehandhabt wurden.
Mich irritiert dawas im Roman: Dass die Hugenotten die Psalmen auf französisch singen, statt auf Latein.
In den ev. Gottesdiensten sind Psalmen glaube ich ein fester Bestandteil, aber gesprochen. Bei einer ökumenischen Veranstaltung waren die Protestanten ganz überrascht, dass man Psalmen auch singen kann (Eigentlich sind es tatsächlich Lieder, ähnlich der Odysee oder Illias von Homer), habe ich mir erzählen lassen.
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@Astrid
Ja, und ich vermute, dass Dumas bewusst einen strengen Puritaner gewählt hat, um dem Leser deutlich zu machen, dass Mylady jeden in ihrem Sinne manipulieren kann, dass sie die perfekte Schauspielerin war.
Mir gings genau wie dir, ich war auch ganz verblüfft, als ich feststellte, dass die evangelische Kirche in mancher Hinsicht strenger ist als die katholische, das hätte ich auch nicht gedacht. Bei ihnen durften Frauen später zwar Priester werden, aber im großen und ganzen wird in der evangelischen Kirche alles noch strenger und verbissener gesehen.
Ich vermute mal, dass das im Roman ein Fehler von Dumas war, damals hatte man ja noch nicht so viele Möglichkeiten zu recherchieren wie heute, und dass er nicht gewusst hatte, dass die Hugenotten auf Latein sagen.
Könnte auch gut sein, dass Dumas, wie oben von Aramis erwähnt, Mylady noch dämonischer wirken lassen wollte, indem sie Felton durch ihre Psalmengesänge in ihren Bann zog. -
@Alienor es ist schon korrekt, dass die Hugenotten die Psalmen auf französisch vortrugen/lasen/beteten, über das singen stolpere ich halt, weil die Protestanten heute die Psalmen sprechen, aber offensichtlich nie singen.
Ich denke, dass Dumas Beweggründe viel einfacher waren. Der Puritanismus spielte in England eine große Rolle, da brauchte er nicht groß suchen. Außerdem lassen sich damit natürlich klasse die Unterschiede herausstellen, denn die echten Unterschiede sind für Laien schon schwer verständlich. Allerdings beschränkt sich Dumas auf vage Andeutungen. Na ja, ich kann's ihm nicht verübeln, ich habe es ja auch nur angedeutet im ersten Kapitel von Porthos, wiel ich von Calvinismus zu wenig Ahnung habe um die Lebensumstände und Ansichten der Calvinisten umfänglich beschreiben zu können.
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