Starker Tobak!
Und ich habe mich gerade erschreckt, wie suggestibel das menschliche Hirn ist.
Während ich bei Alienor de La Fére s Frage bereits insgeheim dachte, dass Mordaunt sich ganz gewiss in einen Wahn und eine Verklärung seiner Mutter hineingesteigert hat, tat er mir dann beim Lesen des von Aramis nüchtern zusammmengefassten Sachverhaltes extrem leid und ich fand es nachvollziehbar, warum er den Henker ermordete, den König, der ihn um Adel und Vermögen gebracht hat, köpfte, und außerdem Lord Winter und unsere vier Freunde umbringen will. Das ist wirklich ein starkes Stück, was ihm da alles in seinem Leben angetan worden ist. Er hat direkt als kleines Kind erfahren, dass Geld die Welt regiert, er seiner Mutter ziemlich egal ist und seine Bezugsperson, die Amme, sich nur für Geld um ihn gekümmert hat und er ihr noch "egaler" war. Lieblosigkeit aller Orten. Auch Lord Winter macht nach Myladys Tod keine Anstalten, das Kind seines Bruders zu finden und wenigstens den Neffen zu einem besseren Menschen zu erziehen, als seine Schwägerin es war und er selbst es ist. Mordaunt wäre seine Chance auf Wiedergutmachung gewesen.
Und unsere vier Freunde, getrieben von Athos' Dunkelheit und d'Artagnans Angst und Schmerz kommen hier alles andere als gut weg.
Und trotzdem fiel mir all dies beim Lesen von VAA nicht auf. Mordaunt war mir von Anfang an unsympathisch, seine Sermone weihevoll und auf sentimentale Rührung seines Gegenübers ausgelegt (ähnlich Mylady-Felton), was das Lesen sehr unangenehm machte. Bei Dumas hatte ich keinerlei Mitleid mit Mordaunt verspürt, war voll auf der Seite seiner Gegner, unserer Freunde. Ist es nicht unheimlich, wie ein Autor vom Kaliber eines Dumas unsere Sympathien beeinflussen kann?
Würden wir Männer wie Athos, Porthos, Aramis und d'Artagnan in der Realität kennenlernen, wären sie sicher alles mögliche, aber wir würden uns womöglich überhaupt nicht mit ihnen anfreunden, bzw. sie zum engeren Freundeskreis zählen wollen. Dumas macht sie uns gefällig und "schmackhaft"!