Beiträge von Aramis

    Kardinal Richelieu war Katzenliebhaber, wenn man der Fama glauben darf, und Athos hatte ein Pferd namens Bajazet, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe - lebt ihr auch mit Haustieren? Oder besser gesagt, gibt es Haustiere, die euch als Partner, Futterlieferant, Dosenöffner usw. ausgewählt und engagiert haben? Also ich bin so ein Fall.
    Mein Dackelmischling Mini hat bei unserem ersten rencontre beschlossen "Mit der will ich leben!" und sofort alles daran gesetzt, das auch zu kriegen, mit umwerfendem Charme und unwiderstehlichem Augenaufschlag. Er stammt von einem (mittlerweile ziemlich umfangreichen)Tierschutzverein, der in der Slowakei Hunde aus der Tötungsstation freikauft und nach Österreich vermittelt, und bei einer Dame, die Mitglied dieses Vereins ist und eine Pflegestelle für solche zu vermittelnden Hunde betreibt, hab ich ihn kennengelernt. Laut Internetfoto schien er kein besonderer Ausbund an Schönheit zu sein - ich dachte da an eine eher unförmige Corgi-Walze, aber weit gefehlt! Er war vielmehr ein Strich auf vier kurzen Beinen mit langem Dackelschwanz und riesigen Fledermausohren, gerade ein Jahr alt. Als mir die besagte Pflegedame bei meinem Besuch einen Stuhl anbot, sprang er sofort wie ein Gummiball auf meinen Schoß, so schnell konnte ich gar nicht schauen, und fixierte mich mit seinen großen, braunen Augen, als wollte er mich hypnotisieren: Gelt, du nimmst mich mit, ja?! Das ist ausgemacht, okay?! Ja?! Ja?! Daneben stibitzte er mir einen Keks vom Teller und versuchte, an meine Kaffeetasse zu kommen. Klauen war sein Lebensunterhalt und seine Leidenschaft. Er hatte das wohl im Hunde-Auffanglager gelernt, und betrieb es auch weiterhin erfolgreich hier bei seiner Pflegefrau, weil das Futter infolge massiver Konkurrenz durch 6 andere zu vermittelnde Hunde entsprechend knapp bewessen war. Dieses vergnügliche Laster seinerseits hat mich dann auch zu Hause noch eine Weile beschäftigt. :cursing:

    http://www.giordano-bruno-stiftung.de/


    @Alienor
    Ich hab dir mal den link hier reinkopiert - vielleicht findest du dort ein paar für dich interessante Infos. Ich glaube, dass es sich um ein Buch von ihm handelt, in dem er u.a.dieser Frage nachgeht, leider weiß ich den Titel jetzt nicht mehr. Diese Stiftung hat ziemlich hochkarätige Mitglieder und eine Depandance in Österreich. Karl Heinz Deschner, der bekannte Religions- und Kirchenkritiker, ist sowas wie eine Galionsfigur.

    Ja, Aramis` Hang zum Luxus :D - der zeigt sich, neben seinen Wohnverhältnissen, auch in der Wahl seiner Mätressen. Und diese luxuriöse Neigung verstärkt sich offenbar noch im Lauf der Jahre, siehe Kaloubets Zitat aus den VAA. Naja, verfeinerter Lebensstil ist ja nicht unbedingt was Schlechtes, solange er nicht in Verschwendungssucht und Völlerei ausartet. Vielleicht hatte er es, abgesehen von seinem Äußeren, seinen poetischen Ambitionen zu verdanken, dass er, im Gegensatz zu D´Artagnan, an Damen höheren Standes rankam, die sich ein wenig intellektuelle bez. intelligente Ablenkung vom öden Ehealltag wünschten. Außerdem, ein ehrgeiziger Mensch versucht ja wohl auch immer, besser zu erscheinen, als er wirklich ist -

    Ich glaube, dass die Furcht vor dem Tod und dem Ausgelöschtwerden eines der stärksten Antriebsmittel für religiöse Betätigung ist. Die katholische Kirche hat das Leben nach dem Tod ja als die eigentliche Bestimmung des gottesfürchtigen Menschen angesehen - und die Leute mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits zu vertrösten ist halt sehr bequem, wenn man auf soziale Missstände nicht eingehen will. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung, wie hier schon gesagt wurde, ist wahrscheinlich, neben dem Wunsch nach einem geregelten Zusammenleben, auch eine Reaktion auf die unberechenbaren und unbeherrschbaren Kräfte der Natur. Mit der Frage, ob Religionszugehörigkeit ethisch korrektes Handeln fördert, hat sich Michael Schmidt-Salomon, der Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, schon mal beschäftigt, wenn ich mich richtig erinnere -

    Ich glaube, das spaltet den Heldenstatus nun, grob gesagt, in 2 Linien auf: 1. Heldentum als Dienst an ganz bestimmten, konkreten Menschen, um diese vor Untergang, Schande, Tod etc. zu retten, und 2. Heldentum als Dienst an einer Idee - Ehre, Wahrhaftigkeit, Ritterlichkeit etc. Die 2. Schiene halte ich für die gefährlichere, man kann sich da wohl, besonders, wenn man die Vernunft ausklammert, in etwas verrennen, woraus man sich nicht mehr befreien kann. Und der heldenhafte Untergang nützt ja im Prinzip niemandem was, wenn er nicht zugleich zum Ziel führt - außer den Dichtern, die daraus ihre Tragödien fabrizieren. Hm, das wär eine Überlegung wert - wer ist der größere Held? Der tragische, der für seine Überzeugungen und Taten stirbt, oder der nichttragische, der fähig ist, Heldentat und eigenes Überleben vernünftig zu kombinieren?

    @Alienor


    Ich weiß nicht, ob Aramis vorhatte, das Kloster wieder zu verlassen - ich denke mal, eher nicht. Wovon hätte er sonst leben sollen? Wieder zurück zu den Musketieren, mit D´Artagnan als Vorgesetzen? Nein, das war sicher nicht nach seinem Geschmack. Ich glaube eher, er wollte in Übung bleiben - er hat ja auch, erfährt man in den in den VAA, als Abbé mit irgendeinem Schnösel, der ihn während der Predigt beleidigte, hinterher ein (siegreiches) Duell gefochten, mit D`Artagnan als Sekundanten. Fechten war ihm offenbar ein körperliches Bedürfnis, und sein Zimmer im Jesuitenkloster sah auch entsprechend martialisch aus. :D Und was Essen und Trinken anbelangt, lebte er offensichtlich nicht schlecht -

    @Alienor
    Ich finde es auch irgendwie "natürlicher " und vernünftiger, die Naturkräfte durch verschiedene Gottheiten zu symbolisieren. Wenn man sich vorstellt, in jedem Baum, in jeder Quelle,in allem, was lebt, wohnt ein Gott, dann geht man mit der Natur sicher auch respektvoller um. Das nervt mich so am Christentum, diese Respektlosigkeit der Natur und den Tieren gegenüber. Und Frauen waren ja sozusagen bloß höher entwickelte Tiere, in den Augen mancher Pfaffen. Einige bezweifelten z.B., dass Frauen eine Seele hätten. Wobei die Seele ja auch schon wieder so ein Konstrukt des menschlichen Großhirns ist, für dessen reale Existenz jeder Beweis fehlt. Außerdem ist Monotheismus Absolutismus pur und fördert dementsprechend monarchistisch-diktatorisches Verhalten. Wenns schon einen allmächtigen Gott im Himmel gibt, warum solls dann nicht einen entsprechend allmächtigen Stellvertreter auf Erden geben? :evil:

    @Alienor
    Danke für die Stelle im Roman bezüglich Champagner! Vielleicht ist ja auch einfach Wein aus der Chamagne damit gemeint, ohne die heutigen Champagner-Eigenschaften. Oder Dumas hat sich, wie du sagst, kulinarisch geirrt. ^^
    Was Aramis betrifft: doch, hat er. Ich meine, er hat Fechtübungen gemacht, in Noisy-le-sec. Als D`Artagnan ihn dort besucht, in den VAA, erzählt Aramis, dass sie im Kloster einen tollen Fechtmeister hätten, mit dem er jedenTag übe und dadurch noch besser im Fechten sei als früher, als er noch Musketier war. Das wäre auch sein hauptsächlicher Zeitvertreib, abgesehen vom Predigtschreiben.

    Das Frauenunterdrücken könnte vielleicht mit der Seßhaftigkeit der Menschen zu tun haben -z.B. bei der Besitzvererbung wars wichtig zu wissen, ob das Kind auch wirklich das eigene Kind war, also muss Mann seine Frau überwachen, damit sie ihm nicht das Kind eines Nebenbuhlers unterjubelt, das dann womöglich noch widerrechtlich Schloss und Geldspeicher erbt. Das römische Rechtssystem hat sicher auch seinen Beitrag dazu geleistet, denn das germanische Recht war, soviel ich weiß, Frauen gegenüber toleranter.
    Die Idee, dass Gott ein Mann ist, ist total fatal - vor allem, wenn dieser keine anderen Götter neben sich duldet. Polytheismus hat doch was Demokratisches an sich. Wenn irgendein Gott einem nicht helfen will, na, dann geht man halt zum nächsten. Außerdem gibt es weibliche Göttinnen, also weniger Frauenverachtung. Friedrich Schiller hat ein berühmtes Gedicht geschrieben, das sogar Goethe bewundert hat, "Die Götter Griechenlands", in welchem er den Verfall des bunten, lebensfrohen griechischen Polytheismus beklagt -

    @Alienor
    Also, deinen Worten nach zu urteilen, spielt Essen in den "§ Musketieren" eine ganz schöne Rolle! Ich habe den Verdacht, dass Monsieur Dumas daran nicht ganz unschuldig ist! Der Mann muss einen gesegneten Appetit gehabt haben! Weil du hier die Szene mit Aramis`Fastenessen in Crevecoeur erwähnst: In den VAA hat er sich vom Papst schon vom Fasten dispensieren lassen, aus gesundheitlichen Gründen - das sieht ihm ähnlich! Ich frag mich nur, wie ers schaffte, seine grazile Taille zu behalten, wenn er sich dauernd mit fettem Braten und Geflügel vollstopfte! Dass Champagner Athos` Lieblingswein ist, hab ich nicht gewusst - ich dachte eher an Burgunder. Aber gabs den Chapagner denn damals schon? Ich meine, was wir heute unter Champagner verstehen? Ich habe irgendwo gehört, dass es damals mit der Lagerung Probleme gab, bedingt durch die Gärgase oder wie das heißt, und dass sie das erst im Laufe der Jahrhunderte in den Griff kriegten -

    Warum hat die Kirche solche Angst vor den Frauen? Tja,ich denke, weil Männer sich durch Frauen sexuell provoziert fühlen. Diese unsäglichen Verschleierungsvorschriften in gewissen Nachbarreligionen kommen wohl daher, dass Männer ihre fleischlichen Gelüste nur schwer oder gar nicht unter Kontrolle halten können, und statt zu lernen, das Tier im Manne zu zähmen, stülpen sie lieber den Frauen die Burka, das Kopftuch oder anderswo den Nonnenschleier über, damit besagtes Tier bei deren Anblick nicht sofort und stehenden Fußes durchdreht. Warum hat die Kirche so große Angst vor der Sexualität? Etwa, weil ihrer Meinung nach dabei die tierischen Triebe hochkommen und die reine, geistige Seele beflecken? :pinch: Ach ja, ich vergaß: Gott ist ja auch n`Mann -

    @Alienor
    Also an dieses Glaubensgen glaube ich auch nicht. :thumbdown: Allerdings haben wir (Theorie meines Sohnes) ein sehr großes Großhirn, und das will entsprechend beschäftigt sein - es betreibt z.B. Wissenschaft und Kunst und denkt sich andauernd die abstrusesten Dinge aus. Dieses Bedürfnis nach Gott und Religion, hab ich irgendwo gelesen, könnte vielleicht daher kommen, dass der Mensch der Frühzeit versucht hat, mit der ihn bedrohenden Natur und ihren von ihm unverstandenen Kräften ins Gespräch zu kommen und sie durch Geschenke/Opfergaben milde zu stimmen, um seine Überlebenschancen zu erhöhen. So sollen auch die Mythen entstanden sein, die es bei allen Völkern gibt.
    Tiere haben das jedenfalls nicht nötig. Hunde brauchen keine Hundegötter anzuheulen, damit die Kühlschranktür aufgeht. Das imponiert mir so an ihnen! Die menschliche Angst ist sicher, wie du sagst, die treibendste Kraft für religiöse Betätigung - vor allem die Angst vor dem Tod. Was ist nachher? Alle Religionen versuchen in erster Linie, auf diese typisch menschliche Frage ;( (ein Tier würde sie nie stellen)eine Antwort zu geben.

    @Alienor
    Das wär interessant, den konkreten Ess-und Trinkgewohnheiten unserer Musketiere nachzuspüren! Was konsumieren die Herren denn so, quer durch die Romane? Athos natürlich Wein - aber welchen? Andauernd le vin d´Anjou?? Aramis isst im ersten Band irgendwo Hühnerfrikasse, wenn ich mich recht erinnere, dass sich dann in Wirklichkeit als Pferdefleisch rausstellt - zu Porthos fällt mir jetzt gar nix ein - und D`Artagnan hatte vermutlich Wichtigeres zu tun, als ans Essen zu denken. Das wär, glaub ich, beinah einen eigenen Thread wert - gabs dieses Thema hier schon mal?

    kaloubet
    Ja, genau, Verantwortung und selber Denken, das ist es! Es ist wirklich erstaunlich, welch ominöse geistige Konstrukte die Menschheit schon seit Jahrtausenden entwirft, bloß um diese beiden kleinen Begriffe zu umgehen! :thumbdown:


    @Alienor
    Ich weiß nicht - wenn ich mir manche Leute so anschaue, was die an religiösem Schwachsinn daherstammeln, frage ich mich schon, wozu sich die Aufklärer die Finger wund geschrieben haben. Dass man heute nicht mehr zum Glauben und zur Religionszugehörigkeit gezwungen werden kann, ist allerdings eine wesentliche Errungenschaft. Aber in den Hirnen der Leute spuken, glaub ich, immer noch dieselben Gespenster rum wie früher -
    Jedenfalls ist mein Dackel zu beneiden. Der hats nicht nötig, den Großen Dackelgott anzubeten, um jeden Tag an seinen Freßnapf zu kommen.

    Ich glaub, Heilige und Verrückte haben einiges gemeinsam -
    Aber andererseits will mir das nicht in den Kopf, dass die Vernunft beim Heldentum sozusagen ausgeklammert werden muss, weil sie womöglich zu sehr von Opferbereitschaft etc. abhält.

    Tut mir leid, ich bin zu blöd dazu, hier ein Bild reinzukiegen, irgendwie will dass nicht gehen. Macht bitte wer anderer weiter? (Alienor , vielleicht könntest du mich mal aufklären, wie du da Bilder reinkriegst? Einfach Kopieren und Einfügen hat bei mir nicht geklappt :thumbdown: )