Beiträge von Aramis

    @Alienor
    Das wär interessant, den konkreten Ess-und Trinkgewohnheiten unserer Musketiere nachzuspüren! Was konsumieren die Herren denn so, quer durch die Romane? Athos natürlich Wein - aber welchen? Andauernd le vin d´Anjou?? Aramis isst im ersten Band irgendwo Hühnerfrikasse, wenn ich mich recht erinnere, dass sich dann in Wirklichkeit als Pferdefleisch rausstellt - zu Porthos fällt mir jetzt gar nix ein - und D`Artagnan hatte vermutlich Wichtigeres zu tun, als ans Essen zu denken. Das wär, glaub ich, beinah einen eigenen Thread wert - gabs dieses Thema hier schon mal?

    kaloubet
    Ja, genau, Verantwortung und selber Denken, das ist es! Es ist wirklich erstaunlich, welch ominöse geistige Konstrukte die Menschheit schon seit Jahrtausenden entwirft, bloß um diese beiden kleinen Begriffe zu umgehen! :thumbdown:


    @Alienor
    Ich weiß nicht - wenn ich mir manche Leute so anschaue, was die an religiösem Schwachsinn daherstammeln, frage ich mich schon, wozu sich die Aufklärer die Finger wund geschrieben haben. Dass man heute nicht mehr zum Glauben und zur Religionszugehörigkeit gezwungen werden kann, ist allerdings eine wesentliche Errungenschaft. Aber in den Hirnen der Leute spuken, glaub ich, immer noch dieselben Gespenster rum wie früher -
    Jedenfalls ist mein Dackel zu beneiden. Der hats nicht nötig, den Großen Dackelgott anzubeten, um jeden Tag an seinen Freßnapf zu kommen.

    Ich glaub, Heilige und Verrückte haben einiges gemeinsam -
    Aber andererseits will mir das nicht in den Kopf, dass die Vernunft beim Heldentum sozusagen ausgeklammert werden muss, weil sie womöglich zu sehr von Opferbereitschaft etc. abhält.

    Tut mir leid, ich bin zu blöd dazu, hier ein Bild reinzukiegen, irgendwie will dass nicht gehen. Macht bitte wer anderer weiter? (Alienor , vielleicht könntest du mich mal aufklären, wie du da Bilder reinkriegst? Einfach Kopieren und Einfügen hat bei mir nicht geklappt :thumbdown: )

    kaloubet


    Zitat


    Wer die Bibel, so wie sie ist, als einen Brief betrachtet, den Gott den Menschen vom Himmel gesandt hat, der wird ohne Zweifel ein Geschrei erheben, ich hätte ein Verbrechen wider den Heiligen Geist begangen, weil ich das Wort Gottes für fehlerhaft, verstümmelt, verfälscht und widerspruchsvoll erkläre....



    Benedictus de Spinoza, Theologisch -politischer Traktat


    Angesichts solch kritischer Aussagen muss man sich wirklich fragen: Hat die Aufklärung überhaupt irgendwas bewirkt?
    Die Leute stehen heutzutage immer noch im alten Bann des Aberglaubens, und die fatale Neigung, zum Willen irgend eines höchsten Wesens seine Zuflucht zu nehmen, wenn man was nicht versteht, ist nichts anderes als ein "ignorantiae asylum", das heute genauso en vogue ist wie zu Abrahams Zeiten.




    Zitat

    Wenn die Menschen alle ihre Angelegenheiten nach bestimmtem Plan zu führen imstande wären, oder wenn das Glück sich ihnen jederzeit günstig erwiese, so stünden sie nicht im Banne eines Aberglaubens.
    Spinoza, Vorrede zum Theologisch-politischen Traktat

    Also, ich denke mal, dass "Ehre und Anstand" schon ein Gewissensgrund sein könnten, um jemanden zu einer Heldentat zu veranlassen. Ich meine, Ehre setzt Ehrlichkeit voraus - ein Mensch, der auch in heikelster, gefährlichster Situation strikt bei der Wahrheit bleibt, selbst wenns für ihn gefährlich wird, hat für mich was Großes an sich. Obwohl man sich wiederum fragen könnte, ob man als Ehrenmann und Apostel der Wahrheit quasi zum Märtyrertum verpflichtet ist. Da landen wir dann letztendlich wieder bei Giordano Bruno - oder bei Jesus. Kann einer daher ein Held sein, der im Zweifelsfall auch mal zu Notlügen seine Zuflucht nimmt? Spinoza hat es irgendwie geschafft, die Wahrheit zu sagen, und sich dennoch nicht dafür umbringen zu lassen. Genial, der Mann. Pardon, ich schweife schon wieder ab. Also, wenn Athos Charles I. aus Ritterlichkeit und Edelmut zu retten versucht, dann könnte das schon den Nimbus einer Heldentat haben. Andererseits ist das Ganze wieder eine Frage der Vernunftgründe. Muss ein Held notwendigerweise auch vernünftig sein und vernünftig handeln?

    kaloubet
    Oh, du hast den Helden-Thread eröffnet! Vielen Dank! Dieses Thema ist wirklich äußerst interessant. Was ist für mich ein Held? Also, spontan geantwortet, so aus dem Bauch heraus, wären für mich Menschen Helden, wenn sie Zivilcourage besitzen.
    Wenn jemand, aus eigenem Entschluss heraus, eingefleischte Vorurteile, menschenverachtende Doktrinen und Gesetze, Krieg, Hass, Lüge, Verleumdung und Gewalt in jeder Form bekämpft und womöglich dabei seine Reputation oder noch schlimmer, sein Leben aufs Spiel setzt, dann ist dieser Mensch in meinen Augen ein Held. Ich hab da jetzt unter anderem gewisse Philosophen im Auge, wie z.B. Giordano Bruno oder Lucilio Vanini, die für ihre kritischen Aussagen der Inquisition zum Opfer fielen, oder Spinoza, dem wohl dasselbe Schicksal widerfahren wäre, hätte er nicht in den relativ toleranten Niederlanden gelebt.
    Aber auch die Bekämpfer des Hexenwahns, wie Friedrich Spee, der Arzt Johannes Wierus, Agrippa von Nettesheim usw. fallen für mich in diese Kategorie Heldentum. Oder die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, wie Sophie Scholl und die Mitglieder der "Weißen Rose" - alle diese Leute hätten wohl ein ruhiges, unbehelligtes Leben führen können, wenn sie sich dem allgemeinen Wahnsinn unterworfen und den Mund gehalten hätten - doch diese Feigheit war offenbar mit ihrem Gewissen unvereinbar.
    Doch daneben gibt es sicherlich noch andere Formen des Heldentums - wobei mir gleich die Frage hochkommt: Kann ein Soldat ein Held sein? Er begibt sich in Lebensgefahr, gewiss, aber er tut das auf Befehl, also eigentlich ohne eigene freie Entscheidungsmöglichkeit. Kann man Kadavergehorsam mit Heldenmut gleichsetzen? Und die Befehlshaber? Ist es Heldentum, möglichst effiziente Befehle zu erteilen, um sich gegenseitig abzuschlachten? Und doch hat das Wort "Held" immer so einen kriegerischen, militärischen Nimbus - als ob es außerhalb der Armee keine mutigen Leute geben könne.
    Allerdings erhebt meine eben beschriebene Heldendefinition absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt noch wesentlich mehr Facetten - ich denke mal an Leute, die es geschafft haben, sich selbst zu überwinden und ihr Leben in vollkommen neue Bahnen zu lenken, oder an Menschen, die den Mut hatten, einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, ohne in totaler Verzweiflung zu versinken, oder an Pioniere aller Art, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, für die Menschen neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken, um das Leben besser meistern zu können - Ärzte, Forscher, Naturwissenschaftler, Techniker usw. - auch wenn sie dabei oft massive Widerstände und Rückschläge aller Art in Kauf nehmen mussten. In diesem Sinne wären D`Artagnan und die 3 Musketiere für mich wohl eher keine Helden - oder lassen sie sich hier doch irgendwo einordnen?

    kaloubet
    Danke! Ich werd mal versuchen, diese Stelle zu finden. Ich hab diese französische Neuauflage in drei Bänden, und die hat über 1000 französische Seiten. Mein Französisch exisiert aber leider nur mehr rudimentär, also kann das lange dauern -

    @
    Kaloubet
    Ich find Ralf Königs Zeichnungen einfach klasse. Sie kommen mir manchmal vor wie karikierter Picasso. Ebenso gut sind die Dialoge. Z.B.:
    Mutter zum Sohn: Musst du dir immer die Haare abrasieren?! Siehst aus wie so`n Nazi!
    Sohn: Das hat doch nichts mit Nazi zu tun, Mama! Ganz normale Leute haben heutzutage Glatzen!
    Mutter: Jaja -die Nazis dachten auch, sie wären ganz normale Leute!
    :thumbsup:

    kaloubet
    Leider kenne ich die Stelle mit dem Zahn nicht - ich bin, was den VdB betrifft, total unterbelichtet - weißt du, wo die ungefähr vorkommt? Welches Kapitel? Und wer entblößt dann hinterher sein Gebiss? Porthos?

    kaloubet
    Ja, leider sind kein glockenheller Sopran oder Alt mehr möglich, aber Tenor und Bariton (Bass kann ich mir bei Aramis naturgemäß nicht vorstellen,das passt eher zu Tréville) gehen durchaus, und in der Klosterszene in den VAA singt Aramis d`Artagnan ja ein Lied vor - worauf d`Artagnan erwidert, Aramis hätte sich seine immer noch wie ehemals schöne Stimme offenbar nicht beim Predigen ruiniert. Komische Stelle. In den "3 Musketieren" singt Aramis keinen Ton, soviel ich weiß. Oder etwa doch?
    Also, ich empfinde Aramis eher als Antihelden. Aber das hängt jetzt natürlich davon ab, wie du sagst, was man unter einem Helden versteht. Das Thema ist wirklich interessant! Möchtest du dazu einen neuen Thread erstellen? 8o