Beiträge von Aramis

    kaloubet


    Zitat


    Wer die Bibel, so wie sie ist, als einen Brief betrachtet, den Gott den Menschen vom Himmel gesandt hat, der wird ohne Zweifel ein Geschrei erheben, ich hätte ein Verbrechen wider den Heiligen Geist begangen, weil ich das Wort Gottes für fehlerhaft, verstümmelt, verfälscht und widerspruchsvoll erkläre....



    Benedictus de Spinoza, Theologisch -politischer Traktat


    Angesichts solch kritischer Aussagen muss man sich wirklich fragen: Hat die Aufklärung überhaupt irgendwas bewirkt?
    Die Leute stehen heutzutage immer noch im alten Bann des Aberglaubens, und die fatale Neigung, zum Willen irgend eines höchsten Wesens seine Zuflucht zu nehmen, wenn man was nicht versteht, ist nichts anderes als ein "ignorantiae asylum", das heute genauso en vogue ist wie zu Abrahams Zeiten.




    Zitat

    Wenn die Menschen alle ihre Angelegenheiten nach bestimmtem Plan zu führen imstande wären, oder wenn das Glück sich ihnen jederzeit günstig erwiese, so stünden sie nicht im Banne eines Aberglaubens.
    Spinoza, Vorrede zum Theologisch-politischen Traktat

    Also, ich denke mal, dass "Ehre und Anstand" schon ein Gewissensgrund sein könnten, um jemanden zu einer Heldentat zu veranlassen. Ich meine, Ehre setzt Ehrlichkeit voraus - ein Mensch, der auch in heikelster, gefährlichster Situation strikt bei der Wahrheit bleibt, selbst wenns für ihn gefährlich wird, hat für mich was Großes an sich. Obwohl man sich wiederum fragen könnte, ob man als Ehrenmann und Apostel der Wahrheit quasi zum Märtyrertum verpflichtet ist. Da landen wir dann letztendlich wieder bei Giordano Bruno - oder bei Jesus. Kann einer daher ein Held sein, der im Zweifelsfall auch mal zu Notlügen seine Zuflucht nimmt? Spinoza hat es irgendwie geschafft, die Wahrheit zu sagen, und sich dennoch nicht dafür umbringen zu lassen. Genial, der Mann. Pardon, ich schweife schon wieder ab. Also, wenn Athos Charles I. aus Ritterlichkeit und Edelmut zu retten versucht, dann könnte das schon den Nimbus einer Heldentat haben. Andererseits ist das Ganze wieder eine Frage der Vernunftgründe. Muss ein Held notwendigerweise auch vernünftig sein und vernünftig handeln?

    kaloubet
    Oh, du hast den Helden-Thread eröffnet! Vielen Dank! Dieses Thema ist wirklich äußerst interessant. Was ist für mich ein Held? Also, spontan geantwortet, so aus dem Bauch heraus, wären für mich Menschen Helden, wenn sie Zivilcourage besitzen.
    Wenn jemand, aus eigenem Entschluss heraus, eingefleischte Vorurteile, menschenverachtende Doktrinen und Gesetze, Krieg, Hass, Lüge, Verleumdung und Gewalt in jeder Form bekämpft und womöglich dabei seine Reputation oder noch schlimmer, sein Leben aufs Spiel setzt, dann ist dieser Mensch in meinen Augen ein Held. Ich hab da jetzt unter anderem gewisse Philosophen im Auge, wie z.B. Giordano Bruno oder Lucilio Vanini, die für ihre kritischen Aussagen der Inquisition zum Opfer fielen, oder Spinoza, dem wohl dasselbe Schicksal widerfahren wäre, hätte er nicht in den relativ toleranten Niederlanden gelebt.
    Aber auch die Bekämpfer des Hexenwahns, wie Friedrich Spee, der Arzt Johannes Wierus, Agrippa von Nettesheim usw. fallen für mich in diese Kategorie Heldentum. Oder die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, wie Sophie Scholl und die Mitglieder der "Weißen Rose" - alle diese Leute hätten wohl ein ruhiges, unbehelligtes Leben führen können, wenn sie sich dem allgemeinen Wahnsinn unterworfen und den Mund gehalten hätten - doch diese Feigheit war offenbar mit ihrem Gewissen unvereinbar.
    Doch daneben gibt es sicherlich noch andere Formen des Heldentums - wobei mir gleich die Frage hochkommt: Kann ein Soldat ein Held sein? Er begibt sich in Lebensgefahr, gewiss, aber er tut das auf Befehl, also eigentlich ohne eigene freie Entscheidungsmöglichkeit. Kann man Kadavergehorsam mit Heldenmut gleichsetzen? Und die Befehlshaber? Ist es Heldentum, möglichst effiziente Befehle zu erteilen, um sich gegenseitig abzuschlachten? Und doch hat das Wort "Held" immer so einen kriegerischen, militärischen Nimbus - als ob es außerhalb der Armee keine mutigen Leute geben könne.
    Allerdings erhebt meine eben beschriebene Heldendefinition absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt noch wesentlich mehr Facetten - ich denke mal an Leute, die es geschafft haben, sich selbst zu überwinden und ihr Leben in vollkommen neue Bahnen zu lenken, oder an Menschen, die den Mut hatten, einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, ohne in totaler Verzweiflung zu versinken, oder an Pioniere aller Art, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, für die Menschen neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken, um das Leben besser meistern zu können - Ärzte, Forscher, Naturwissenschaftler, Techniker usw. - auch wenn sie dabei oft massive Widerstände und Rückschläge aller Art in Kauf nehmen mussten. In diesem Sinne wären D`Artagnan und die 3 Musketiere für mich wohl eher keine Helden - oder lassen sie sich hier doch irgendwo einordnen?

    kaloubet
    Danke! Ich werd mal versuchen, diese Stelle zu finden. Ich hab diese französische Neuauflage in drei Bänden, und die hat über 1000 französische Seiten. Mein Französisch exisiert aber leider nur mehr rudimentär, also kann das lange dauern -

    @
    Kaloubet
    Ich find Ralf Königs Zeichnungen einfach klasse. Sie kommen mir manchmal vor wie karikierter Picasso. Ebenso gut sind die Dialoge. Z.B.:
    Mutter zum Sohn: Musst du dir immer die Haare abrasieren?! Siehst aus wie so`n Nazi!
    Sohn: Das hat doch nichts mit Nazi zu tun, Mama! Ganz normale Leute haben heutzutage Glatzen!
    Mutter: Jaja -die Nazis dachten auch, sie wären ganz normale Leute!
    :thumbsup:

    kaloubet
    Leider kenne ich die Stelle mit dem Zahn nicht - ich bin, was den VdB betrifft, total unterbelichtet - weißt du, wo die ungefähr vorkommt? Welches Kapitel? Und wer entblößt dann hinterher sein Gebiss? Porthos?

    kaloubet
    Ja, leider sind kein glockenheller Sopran oder Alt mehr möglich, aber Tenor und Bariton (Bass kann ich mir bei Aramis naturgemäß nicht vorstellen,das passt eher zu Tréville) gehen durchaus, und in der Klosterszene in den VAA singt Aramis d`Artagnan ja ein Lied vor - worauf d`Artagnan erwidert, Aramis hätte sich seine immer noch wie ehemals schöne Stimme offenbar nicht beim Predigen ruiniert. Komische Stelle. In den "3 Musketieren" singt Aramis keinen Ton, soviel ich weiß. Oder etwa doch?
    Also, ich empfinde Aramis eher als Antihelden. Aber das hängt jetzt natürlich davon ab, wie du sagst, was man unter einem Helden versteht. Das Thema ist wirklich interessant! Möchtest du dazu einen neuen Thread erstellen? 8o

    @ Alienor


    Ja, Aramis wird von Dumas als dunkelhaarig und schwarzäugig beschrieben; auch in den VAA, mit 43 Jahren, hat er immer noch seine schwarzen Haare (hm -womit gefärbt??) und seine schlanke, grazile Taille - erst Im VdB stellen sich silbrige Fäden in der dunklen Haarpracht ein - wahrlich beneidenswert. Die Zeit scheint an ihm fast spurlos vorüberzugehen -

    @ Liebe Alienor,
    ich glaube, für "Die katholische Kirche einst und jetzt: Und sie bewegt sich immer noch nicht!" würde ein neuer Thread sehr passend sein. Allerdings ist das ein heikles Thema. Du bist hier ja schon quasi eine Institution - möchtest du ihn nicht eröffnen?

    @ Kaloubet
    Falls du nun etwa auf das im Barock so überaus beliebte Kastratentum anspielen willst, so muss ich dich leider enttäuschen: Die bewusste Operation ist vorm Einsetzen des Stimmbruchs zu vollziehen. Sich mit 43 Jahren den sensiblen Inhalt der maskulinen Hodensäcke zu zermatschkern, bringt da (glaub ich zumindest) leider nicht mehr viel.
    Du siehst in Aramis also bereits einen echten Helden par excellence?! ;) Aaah, meine subversiven Wühlarbeiten zeitigen erste Erfolge!

    Also die Finesse beim Trinken ist in Frankreich und in Deutschland offenbar viel ausgeprägter als bei uns. Naja - die österreichische Weinszene hat sich ja auch erst in den letzten Jahrzehnten zu gourmetmäßiger Reife aufgerafft. Aber unseren Sekt kann man vergessen . Ich meine, naja, er geht so. Ich hab mal eine "Veuve Cliquot" probiert, rein nur wegen Wilhelm Busch - das war gleich ganz was anderes! Porthos hat vollkommen recht: Als erstes kommt der Genuss, im Leben. Sorgen und Ärger kann man getrost auf später verschieben - so lange, bis man, im wahrsten Sinne des Wortes, glücklich gestorben ist. :thumbsup:

    Also den "Molière" mit Duris & Lucini kann ich nur empfehlen - ich find den echt klasse.
    Im "Vatel" kam übrigens ein peinlicher Fauxpas vor: beim Feuerwerk erklingt G.F. Händels "Feuerwerksmusik" vom Soundtrack, obwohl der zu Vatels Zeit noch nicht mal geboren war- kicher! :thumbsup:
    kaloubet
    Frage an die Kunsterzieherin: Wo kriegt man so ein Raster-Stativ her, das Mr. Neville als Zeichenhilfe verwendet?? Sieht sooo geil aus, im Film, wenn er dahinter sitzt und zeichnet - :rolleyes:
    Von Peter Greenaway gibt es einen Film namens "Nightwatching" , es geht dabei um Rembrandt und seine berühmte "Nachtwache" - hat diesen Film vielleicht schon jemand gesehen?

    @Alienor
    Ich glaube, du meinst "Der König tanzt" , ein Film über Jean Baptiste Lully und seine Beziehung zu Louis quatorze. Hat auch eine sehr schöne Ausstattung, aber Handlung, Dialoge
    und Schauspielerei haben mich nicht sonderlich befriedigt. Da fand ich " Marquise" mit Sophie Marceau viel netter. Da gab es einen ordentlichen Molière, der auch nach Molière aussah. A propos Molière - kennst du die Verfilmung "Molière" mit Romain Duris und Fabrice Lucini? Ich muss sagen, es geschehen noch Zeichen und Wunder! In dem Film gibt es auch eine Hundeszene - vielleicht hat mich die beeinflusst, bezüglich Aramis auf dem Dach -

    Hat jemand von euch mal "Vatel " (Uma Turmans Kleider würd ich ihr am liebsten sofort *lechz!* vom Leib reißen! 8o ) oder den "Kontrakt des Zeichners" (Ich will diese Kostüme samt Manorhouse und Garten haben!!) gesehen?

    @Alienor
    Du meinst sicher den Film mit Heinz Rühmann, "Die Feuerzangenbowle", wo er den "Pfeiffer mit drei f" mimt - ist ganz witzig, muss ich sagen. Ich steh auf Schwarz-Weiß-Filme aus den Dreißigern.
    Federweißer ist also das, was man in Österreich als "Sturm"bezeichnet, und das triffts auch genau - der Sturm im Darm ist unbeschreiblich! Und dazu noch Zwiebel! Du must ein wahrlich gesegnetes Verdauungssystem haben! Ich könnt das nicht aushalten. mich würds zerreißen! :pinch: Most ist bei uns ein beliebtes Heurigen- und Almhüttengetränk, Oberösterreich ist quasi das österreichische Mostparadies, Alleen von Mostbirnbäumen prägen das Landschaftsbild -
    Der Johannisberger Schlosswein ist ein Riesling mit quasi historischem Stammbaum. ^^ Von Glögg habe ich schon gehört und auch irgendwo ein Rezept daheim, aber ich habs noch nie probiert -