Beiträge von admiral

    Ich frag mich grad, wo Zoller die Stelle mit Athos herhat, denn in meinen beiden französischen Ausgaben ist es Aramis, der diesen Satz über Grimaud sagt.


    Tatsächlich?
    Na dass ist aber sehr interessant.
    Ich habe jetzt in die russische Übersetzung geschaut und dort sagt genau wie bei Zoller Athos diesen Satz:


    — А не лучше ли сбросить их в ров? — предложил Портос. — Но, конечно, не раньше, чем мы удостоверимся, что в карманах у них пусто.
    — Да, — проронил Атос, — это уже дело Гримо.
    — Так пусть Гримо их обыщет и перебросит через стены, — сказал д'Артаньян.
    — Ни в коем случае, — возразил Атос. — Они могут нам пригодиться.


    Bleibt nur die Variante, dass der russische Übersetzer nicht das Original, sondern Zollers Übersetzung als Vorlage hatte.


    Vielleicht hat Zoller das korrigiert und Athos statt Aramis eingesetzt, weil Grimaud ja Athos`Diener ist?


    Nun, das wäre eine logische Erklärung, er hat ja auch den Brief an d'Artagnan aus wahrscheinlich ähnlichen Motiven von d'Essard und nicht von Treville kommen lassen. :D

    Nein, das versteh ich jetzt anders: Athos findet, dass Grimaud ihnen die Taschen durchsuchen kann, aber sie in die Gräben werfen, das wäre ungeschickt. :) Deswegen stimmt er dem letzten Abschnitt von Porthos´ Satz zu, aber als d´Artagnan sie ´entsorgen´ will, erhebt er Einspruch 8)

    Naja, aber Porthos schlägt beides vor: durchsuchen und in die Gräben werfen. Wieso widerspricht ihm Athos nicht sofort? ?(

    Weiter geht's:


    Nochmal in der Zoller Übersetzung Kapitel 19. Der Rath der Musketiere:


    »Wir könnten sie immerhin in die Gräben werfen,« sagte Porthos, »nachdem wir uns zuvor versichert, daß sie nichts in den Taschen haben.«
    »Allerdings,« versetzte Athos, »aber das ist ein Geschäft für Grimaud.«
    »Wohl,« sprach d'Artagnan, »so mag Grimaud sie hernach durchsuchen und in die Gräben werfen.«
    »Das sei ferne von uns,« rief Athos, »sie können uns nützlich sein.«


    Irgenwie nicht schlüssig. Zuerst meint Athos, dass Grimaud sich mit dem Entfernen der Leichen beschäftigen soll, um gleich darauf zu widersprechen. In der englischen Übersetzung von Pevear, scheint das jemanden gestört zu haben, denn:


    "But we could always throw them into the ditch," said Porthos, "after assuring ourselves that they have nothing in their pockets."
    "Yes," said Aramis, "Grimaud will take care of that."
    "Ah, well," said d'Artagnan, "then let Grimaud search them and throw them over the walls."
    "That we mustn't do," said Athos. "They may be of use to us."


    Hier ist die entsprechende Replik Aramis in den Mund gelegt worden. :D

    Ich find`s halt seltsam, wenn Aramis vorgibt, in Briefkontakt mit einer Weißnäherin in Tours zu stehen, und dann ist da, wie d`Artagnan bemerkt, eine Herzogskrone auf dem Siegel zu erkennen :whistling:

    Hat Aramis zu diesem Zeitpunkt noch nicht behauptet.
    Dazu kommt, dass dies noch zu Friedenszeiten passiert. Da ist so ein Brief, selbst wenn er abgefangen wird eben nur ein Liebesbrief.
    Die Tarnung "Weissnäherin" erfolgt erst zu Kriegszeiten.

    Auch die Fabrikbesitzergattin brauchte nix mehr zu tun, und der Adel schon gar nicht ... wobei dieses ´Fassmichnichtan´ glaub ich eher eine bürgerliche Geschichte war. Der Adel leistete sich seine Skandale :whistling:

    Beim Adel trifft das nicht zu. Adel war hauptsächlich Landadel und da gab es eine Menge für die Damen zu tun. Die ganze Organisation der Landarbeit und anschliessende Lagerung haben natürlich die Meier geleistet, aber die musste auch jemand kontrollieren. Und wenn es Krieg gab und der Herr Baron im Feldzug, dann musste das eben die gnädige Frau erledigen. :)

    Ich schätze er hat ihn schlicht vergessen.
    Und dem englischen Übersetzer ist das aufgefallen.
    Da steht nämlich im Kapitel 23 THE RENDEZVOUS


    He found the door of his passage open, sprang up the stairs and knocked softly in a manner agreed upon between him and his lackey. Planchet*, whom he had sent home two hours before from the Hotel de Ville, telling him to sit up for him, opened the door for him.


    und in der Fussnote:


    *The reader may ask, “How came Planchet here?” when he was left “stiff as a rush” in London. In the intervening time Buckingham perhaps sent him to Paris, as he did the horses.

    Bezüglich der Fußnoten - wie viele Ungereimtheiten gibt es denn noch?

    Sofort kommt die nächste:


    Bei der Ankunft d'Artagnans mit dem Brief an Buckingham in London wird Planchet im Kapitel 20 (Zoller) zum letzten mal erwähnt:


    Die Sicherheit, mit der d'Artagnan sein Verlangen ausdrückte, überzeugte Patrice, so hieß dieser Minister des Ministers. Er ließ zwei Pferde satteln und übernahm es, den jungen Gardisten zu begleiten. Planchet hatte man steif wie ein Rohr von seinem Rosse herabgehoben. Die Kräfte des armen Burschen waren völlig erschöpft. D'Artagnan schien von Eisen.


    Zurück nach Paris schein d'Artagnan alleine zu reisen, jedenfalls ist von Planchet nichts zu lesen.


    Aber als d'Artagnan im Kapitel 23 wieder in Paris ist:


    Er fand die Thüre zu seinem Gange halb offen, stieg die Treppe hinauf und klopfte auf eine zwischen ihm und seinem Lakaien abgemachte Weise sachte an. Planchet, den er zwei Stunden vorher mit dem Befehl, auf ihn zu warten, aus dem Stadthaus zurückgeschickt hatte, öffnete ihm.


    Wie ist Planchet da hingekommen? Hat Buckingham ihn per Post zugestellt? :rolleyes:


    Zoller hat seine eigene Version:
    Als d'Artagnan in Paris ankam, fand er einen Brief von Herr des Essarts, der ihn von dem festen Entschluß Sr. Majestät, am ersten Mai den Feldzug zu eröffnen, benachrichtigte und ihn darauf aufmerksam machte, daß er sich ungesäumt zu equipiren habe.


    Zoller zeigt Kenntnis der militärischen Gepflogenheiten. Er hat berücksichtigt, das ein entsprechender Brief an d'Artagnan nur von seinem direktem Vorgesetzten kommen kann. :thumbup:

    Weiter gehts:


    In der englischen Übersetzung steht im Kapitel 28 THE RETURN


    "On arriving in Paris, d’Artagnan found a letter from M. de Treville, which informed him that, at his request, the king had promised that he should enter the company of the Musketeers."


    Aber es erfolgt nichts dergleichen. :huh:


    Und dann plötzlich im Kapitel 47 THE COUNCIL OF THE MUSKETEERS


    “Well, then, take him,” said the cardinal; “when four men are so much attached to one another, it is only fair that they should serve in the same company.”
    That same evening M. de Treville announced this good news to the three Musketeers and d’Artagnan, inviting all four to breakfast with him next morning.
    D’Artagnan was beside himself with joy. We know that the dream of his life had been to become a Musketeer. The three friends were likewise greatly delighted.


    Also wird d'Artagnan zwei mal Musketier? :rolleyes:

    Huh - duldsam, leidend, passiv, seufzend, sich ihrem Schicksal fügend...brrr, was hat man mit den Frauen gemacht, die das nicht zustande brachten? :S

    Och, die haben so getan als ob, wenn's drauf ankam. :D
    Aber es stimmt, dass im 19. Jahrhundert in den besseren Kreisen die blasse, schwache, hilfsbedürftige Frau "in" war.
    Beim Proletariat und den Bauern sah es anders aus, dort mussten sie zupacken. Ist bei Zola beschrieben.


    Was den Namen Aglaé betrifft so ist er vermutlich ein Pseudonym für die Königin: Im Brief der Chevreuse an Aramis (Kap. Affaire de famille), der in meiner Textausgabe mit Aglaé Michon unterschrieben ist, heißt es: Mon cousin, ma soeur et moi devinons très bien les rêves usw. Es ist also hier von zwei Schwestern die Rede, die niemand anderer sein können als die Chevreuse alias Marie Michon und ihre königliche Busenfreundin alias Aglaé Michon. Entweder unterzeichnet die Chevreuse hier im Namen ihrer "Schwester", oder es handelt sich schlicht um einen Irrtum...

    Hihi, auch hier haben die Übersetzer korrigiert, jedenfalls einige.
    In der einen englischen Übersetzung von Richard Pevear, kommt Aglaé Michon, so wie bei dir, einmal vor. In der vom Zoller übrigens auch.
    In der anderen englischen ist nur von Marie die Rede, keine einzige Aglaé Michon. :D
    Und jetz halte dich fest. Ich habe auch eine russische Übersetzung aufgetrieben und dort ist nur von Aglaé Michon (Аглая Мишон) die Rede, kein einziges mal von Marie. :D

    ... ich hatte mich bloß gewundert, warum die Chevreuse in der französischen Online-Ausgabe von 1849 im Kapitel 48 (Affaire de famille) mit Marie Michon unterschreibt, in der französischen texte intégral-Ausgabe von 2011 (erschienen im Pocket-Verlag) aber mit Aglaé Michon :huh:


    In der epub Ausgabe bei der als Jahr 1844 angegeben ist, lautet die Unterschrift ebenfalls Aglaé Michon. Da hat wohl ein Dumas Lehrling nicht aufgepasst. :D

    Buckingham wurde am 23. August 1628 ermordet, also macht ein Datum im August auf Richelieus Freibrief wohl mehr Sinn, anstatt mehr als ein halbes Jahr zwischen der Szene Mylady/Richelieu und Feltons Attentat auf den Premierminister verstreichen zu lassen?


    Ja, da hast Du recht.
    Vielleicht hat der Zoller genau aus diesem Grund das Ankunftsdatum d'Artagnans in La Rochelle im September 1627 weggekürzt. Um ihn nicht ein ganzes Jahr die Hugenotten belagern zu lassen. :rolleyes:

    Ich finde die Frauen vom Comte de Monte-Christo ziemlich wichtig und durchaus aktiv, fast wichtiger als in den Musketieren, denn ohne Mercedes und die geplatzte Liebesaffäre gäb es keine derartige Rache ...

    Wichtig sind Frauen immer. An sie führt kein Weg vorbei. :D
    Ich sprach von Aktivität.
    Mercedes hat sich in ihr Schicksal gefügt, wie sie selbst zugibt. Leidend, aber fügsam.
    Zugegeben, die Giftmischerin ist ein aktiver Part, das ist aber die Ausnahme.
    Danglar's Frau aktiv? Nicht einmal als es um ihre Ehre oder Schande geht, also um Leben und Tod. Das Kind verscharrt der Herr Staatsanwalt, nicht sie. Im Alltag lässt sie ihren Mann mit den Tipps ihres Liebhabers an der Börse spekulieren, aktiv würde ich das nicht nennen.
    Oh, Gott, Valentine! Die seufzt ja am meisten von allen. Klar ist sie für das Sujet wichtig, aber sie ist mehr Objekt, als Subjekt.


    Kein Vergleich zu Constance, Mylady und selbst das Dienstmädchen Ketty.

    Ok, das Angleichen des Datums macht schon Sinn, auch wenn manche es für einen Frevel halten, Klassiker beim Übersetzten zu korrigieren.
    Die grosse Frage wäre also: Welches Datum ist das richtige?


    Im Original fand ich im Text diesen Hinweis:


    CHAPITRE XLI
    LE SIÈGE DE LA ROCHELLE
    ...
    Or, où s’arrêtait le roi s’arrêtaient les mousquetaires ; il en résultait que d’Artagnan, qui était purement et simplement dans les gardes, se trouvait séparé, momentanément du moins, de ses bons amis Athos, Porthos et Aramis ; cette séparation, qui n’était pour lui qu’une contrariété, fût certes devenue une inquiétude sérieuse s’il eût pu deviner de quels dangers inconnus il était entouré.
    Il n’en arriva pas moins sans accident au camp établi devant La Rochelle, vers le 10 du mois de septembre de l’année 1627.


    Ist in der englischen Übersetzung auch so beibehalten worden:


    Now, whenever the king halted, the Musketeers halted. It followed that d’Artagnan, who was as yet purely and simply in the Guards, found himself, for the time at least, separated from his good friends--Athos, Porthos, and Aramis. This separation, which was no more than an unpleasant circumstance, would have certainly become a cause of serious uneasiness if he had been able to guess by what unknown dangers he was surrounded.
    He, however, arrived without accident in the camp established before La Rochelle, on the tenth of the month of September of the year 1627.


    Und jetz der Clou: in der Zoller-Übersetzung fehlt dieses Datum! Warum wohl? ;(


    Wo der König stille hielt, mußten auch die Musketiere verweilen. Dadurch geschah es, daß d'Artagnan, der ganz einfach bei den Garden war, sich wenigstens für den Augenblick von seinen Freunden Athos, Porthos und Aramis getrennt sah. Diese Trennung, welche für ihn nur eine Unannehmlichkeit war, würde ihm gewiß zu ernstlicher Unruhe gereicht haben, wenn er die unbekannten Gefahren hätte ahnen können, von denen er umgeben war. Dessenungeachtet langte er in dem vor La Rochelle aufgeschlagenen Lager an.


    Aber wenn die Musketiere und die Garden im September 1627 in La Rochelle angekommen sind ist es logischer, dass der Brief Richelieus im Dezember 1627 und nicht im August 1628 ausgestellt wurde.
    Naja, gute Action-Literatur muss nicht logisch sein. :thumbsup:

    Schon mal ganz abgesehen davon, dass Dumas nicht wirklich das 17. Jahrhundert, sondern eher das 19. Jahrhundert schildert, so von den Gepflogenheiten her gesehen. Das 17. Jh. war derber und Hausnummern gab´s z.B. auch nicht


    Also versucht hat er es eigentlich. Wenn ich die aktiven überall mitmischenden Frauen aus den "Musketieren" vergleiche, mit den bleichen, seufzenden und duldenden Madames auf dem "Monte Christo", dann sehe ich schon ein Unterschied zwischen Dumas 17. und 19. Jahrhundert. :)