Louis XIV`medizinische Nöte

  • Klasse! :thumbsup: Das passt optimal, der König ist ja bloß eine Nebenfigur, ich bin für faule Zähne für Louis XIV im VdB ;). Und damit`s nicht zu realistisch wird, schöne Schnulz-Szenen zwischen Raoul und Louise, ohne allen unangenehmen Geruch. Aber der König ist intrigant - vielleicht benützt er heimlich Mundwasser, um seine zahntechnischen defauts zu kaschieren, und Raoul hat abermals das Nachsehen! ;(


    Das wäre bestimmt eine herrliche Parodie...vielleicht schreibst du ja irgendwann mal eine VAA Parodie? :D

  • ;)


    König Louis XIV (hockt auf seinem königlichen Thron und nascht unentwegt picksüßes Zuckerzeug aus einem großen silbernen Eimer)
    Louise (sitzt mit sittsam gesenktem Blick neben ihm auf einem Samthocker und tändelt preziös mit ihrem Fächer)
    Louis (schiebt sich eben einen riesigen Zuckerkringel in den Mund, kaut mit vollen Backen, angelt nach einer dicken, knallbunten Zuckerstange, beißt hinein): Aua!!
    Louise (fährt erschrocken auf): Oh!! Eure Majestät! Bei Gott, was ist Euch?!
    Louis (hält sich starren Blickes die Wange): Verdammt! Mein letzter Backenzahn rechts oben schmerzt schon wieder höllisch! Zum Teufel mit meinen verfluchten Ärzten! Die sind auch zu gar nichts nütze! Ich lasse sie allesamt in die Bastille werfen! Dort können sie meinetwegen den Ratten die Zähne regulieren!
    Louise (begütigend): Hier, mein Geliebter, da habt Ihr ein paar Nelken! Sie werden Euren Schmerz lindern!
    Louis (irritiert): Wie bitte?? Was soll ich mit dem Zeug?
    Louise (sachlich): Kauen! Ein altes, tausendfach bewährtes Hausmittel gegen Zahnschmerzen!
    Louis (stirnrunzelnd): Tatsächlich? Nun gut, meine Liebe, wenn Ihr meint! (nimmt die Nelken und stopft sie sich in den Mund) *mampf, schluck* Aua!!
    Louise (seufzend): Nun ja, ich sehe schon, im fortgeschrittenen Stadium hilft wohl nur mehr Extrahieren.
    Louis (ächzend): Autsch!! Mon Dieu!
    (Raoul betritt den Thronsaal, mit ehrerbietiger Verneigung): Sire, eine dringende Botschaft Eures königlichen Hofkonditors! Die Zuckerrübenpreise steigen! Er muss das Kilo Zucker künftig empfindlich teurer berechnen!
    Louis (hält sich stöhnend die Backe): Auch das noch! Ich bin ein geschlagener Mann!
    Raoul (verneigt sich abermals, lächelt Louise süffisant zu, mit blendend weißen Zähnen, und wendet sich mit elegantem Hüftschwung zum Gehen)
    Louise (starrt ihm stumm hinterher)
    Louis (jammernd): Aua!! Verdammt, dieses verfluchte Zahnweh wird immer stärker! Meine Liebe, helft mir! Was soll ich tun?!
    Louise (erwacht aus ihrer Lethargie, drückt ihm rasch entschlossen die restlichen Nelken in die königliche Hand, springt von ihrem Schemel auf und verlässt eilends hinter Raoul her den Thronsaal)
    Louis (glotzt ihr nach, vollkommen perplex, die Nelken in der Hand): ???

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    3 Mal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:


    Wow, genial, du schaffst es auch immer wieder mich zum Lachen zu bringen, gecht genialer Text...vor allem als Raoul mit strahlend weißen Zähnen reinkommt :D

  • Zwar waren im 17. Jahrhundert bereits einfache zahnerhaltende Maßnahmen
    wie das Ausschaben von kariösen Läsionen sowie die anschließende Füllung
    zum Beispiel mittels Gold, Blei, Zinn oder auch Silber bekannt. Bei
    pulpitischen Reizungen wurden primitive Vitalexstirpationen mittels
    Bohrern, feinen Glüheisen beziehungsweise Applikation ätzender
    Reagenzien versucht. Neben diesen erstaunlich fortschrittlichen
    Maßnahmen durchziehen jedoch auch Aberglauben und bestenfalls unwirksame
    Stomatologica wie uringebeizter Salbei, Vogel- beziehungsweise Hundekot
    oder auch Froschfett die zahnmedizinischen Empfehlungen jener Zeit...


    Offenbar kannte man damals schon sowas wie Plomben, bezüglich Zähne...hätt ich nicht gedacht. :whistling:


    (Das Zitat stammt aus diesem Artikel: http://www.zm-online.de/hefte/Ende-der-Legende_57097.html#1 )

  • Bleifüllungen? Wie lebenserhaltend ;) - aber Scherz beiseite, das lässt doch ein anderes Licht auf die Zahnärzte des 17. Jh. fallen - auch wenn ich in der Hinsicht froh bin, im 21. Jh. zu leben. Aber in ein paar Jahrunderten wird man auch sagen, die Armen, die starben noch ;)
    P.S. Ich hab´s grad ganz durchgelesen - so ein Fachchinesisch, aber anscheinend gibt´s auch heute noch diese Durchbrüche - *schauder*, wie beruhigend :pinch:

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

    Einmal editiert, zuletzt von kaloubet ()

  • Genauso ist es, in dreihundert jahren werden die Leute sagen"die armen Leute im 21. Jahrhundert, damals musste man oft noch sterben wenn man Krebs hatte und wurde nur etwa 80 Jahre alt."
    Und die Leute im 17. Jahrhundert blickten womöglich mitleidig auf die Menschen die im Mittelalter lebten herab und sagten "Da geht es uns doch heute viel besser."
    Dass es damals schon Bleifüllungen für die Zähne gab, das habe ich noch gar nicht gewusst, das erstaunt mich doch sehr.

  • Na, jedenfalls, die zahntechnischen Bohrmaschinen des 17. Jh. möchte ich nicht ohne Narkose ausprobieren! *schauder* Wie gesagt, das mit den Zahnfüllungen war mir neu. Blei ist natürlich keine so gute Idee...
    Irgendwie arg, dieses Nebeneinander von Wissenschaft und Aberglaube - der Hundekot ist ja Wahnsinn! Sollte der Karies heilen?? Oder den Schmerz bekämpfen?? *würg* :pinch: :pinch: :pinch:

  • Irgendwie war Kranksein damals echt gefährlich, je nachdem, welchem fanatischen Anhänger welcher medizinischen Richtung man in die Hände fiel :pinch: :pinch: :pinch: Die Ärzte waren damals wohl sowas wie auf dem Feld der Heilkunst rumpickende Hühner - mal fanden sie ein Korn, dann wieder nur Mist...
    Außerdem gab es ja, zewcks Verschärfung der Lage, noch zusätzlich die Sorbonne mit ihren starrsinnigen Ansichten und heiligen Kühen, die unter keinen Umständen angetastet werden durften. Wenn eine neue medizinische Entdeckung gemacht wurde, die der Lehre des Galenus widersprach, wie z.B. der Blutkreislauf, dann wurde massivst dagegen gewettert (Siehe Monsieur Diafoirus und sein dämlicher Sohn in Molières Le malade imaginaire.)

  • Vielleicht ist Hundekot aber auch gesund - ich hab grad einen Artikel im Geo gelesen, in dem ein Forscher über die Darmflora forscht. Er hat in Afrika das Volk der Hazda entdeckt, die sich noch traditionell ernähren und anscheinend kaum Krankheiten kennen. Soll wohl mit dem Darm zusammenhängen. Sie reinigen z.B. ihre Hände mit dem Mageninhalt eines Zebras und mit Sand ...

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  • Diese Hazda reinigen ihre Hände mit dem Mageninhalt eines Zebras und mit Sand? Aber danach sind die Hände doch viel dreckiger als vorher.
    Wieso reinigen sie ihre Hände nicht mit Wasser..gibts da keinen Fluss in ihrer Nähe? Ist sicherlich dort so, dass sie kilometerweit zur nächsten Wasserstelle laufen müssen, sonst würden sie ihre Hände nicht mit dem Mageninhalt eines Zebras reinigen.
    Und wo nehmen sie den immer her..müssen die jedes Mal ein Zebra schlachten wenn sie sich die Hände waschen wollen? ?(

  • Nein, da gab es wohl kein Wasser. Der Forscher beschrieb ihr Verhalten im Laufe einer Jagd, also nicht als tägliches Verhalten, sondern punktuell - um zu zeigen, wie viele Bakterien sich da wohlig versammeln müssen :) - immer ein Zebra zu töten, wenn man sich die Hände waschen will, wäre ja extrem bestandsgefährdend ;) . Hunde fressen ja auch gern Magen- oder Darminhalt von anderen Tieren, scheint für die innere Flora ein wahres Fressen zu sein :whistling:

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  • Naja, sie haben das nicht gegessen, sondern sich damit die Hände abgerieben und dann im Sand `gewaschen´. Irgendwas im Magen ließ wohl das Blut an ihren Händen schneller gerinnen. Ich glaub nicht, dass Darminhalt von Tieren für Menschen sonderlich wohltuend ist :pinch:

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  • :pinch: Wie dem auch sei, es schockiert mich immer wieder, wenn ich zu hören bekomme oder lese, was die Leute so alles trieben und treiben, sei`s heute oder in früheren Jahrhunderten! *brrr* Hier zu unterscheiden, was Sinn machen könnte und was nicht, ist echt schwer - es ist zudem ja sicher viel Wissen im Lauf der Zeit verloren gegangen, wurde geheimgehalten und starb mit seinem Besitzer.
    Aderlässe zum Beispiel waren für mich immer total unverständlich - was bitte sollten die bringen, außer vollkommene Entkräftung?? Vor einiger Zeit hab ich aber gelesen, dass das eine lebenserhaltende Methode bei Pferden mit akuter Hufreheerkrankung darstellt (wobei ich allerdings glaube, dass nur die wenigsten Tierärzte sich auch trauen, sie anzuwenden)

  • Vermutlich reinigt das das Blut? Keine Ahnung, aber ich hab auch mal irgendwo gehört, dass Aderlässe in bestimmten Fällen gar nicht schlecht sein sollen. Aber halt nicht als Universalmittel ... trotzdem, wenn man liest, dass früher auch schon Operationen am Gehirn durchgeführt wurden, dann fragt man sich, ob wir heute so viel weiter sind. Vieles ist doch trotz allem Fortschritt noch ziemlich ungeklärt ...

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