Filmkritik "Die drei Musketiere" Französische Verfilmung (2023)

  • Filmkritik „Die drei Musketiere“ 2023

    Tja, da wäre sie nun, eine Neuverfilmung. Diesmal aus französischer Quelle.

    „Hoffentlich huldigen sie dem Original, schließlich ist Dumas Frankreichs Lieblingsschriftsteller!“ dachte ich noch voller Vorfreude.

    Nun ja…..


    Ein wenig ernüchtert nach dem Kinobesuch stellte ich fest, dass dem Werk definitiv Epik fehlt, aber, wie meine Kinobegleitung meinte, „zumindest nicht so ein Schwachsinn wie mit dem Luftschiff“ gezeigt wurde.

    Warum das als Mehrteiler geplante Werk im ersten Teil ausgerechnet „D’Artagnan“ heißt, ist nicht ohne Weiteres ersichtlich, da überhaupt keine Charakterentwicklung stattfindet. Leider.

    Die Eröffnungsszene lässt schaudern, muss sich doch der totgeglaubte Gascogner mit eigener Kraft aus einem Massengrab ausbuddeln und die Nahaufnahme, röchelnd, verdreckt und sabbernd, woraufhin dann der Titel „D’Artagnan“ eingeblendet wird, ist bestimmt keine Einführung, die des stolzen Gascogners der literarischen Vorlage gerecht wird. Puh!

    Überdies hat Papa d’Artagnan wohl doch ein paar Moneten übrig gehabt und schickt den Sohn mit einem herrlichen spanischen Pferd nach Paris, allerdings mit ziemlich obskuren Klamotten – WAS ist dieser seltsame Hippie-Mantel aus Lederflicken???

    In Meung, so es denn Meung ist, verliert d’Artagnan dann auch nicht das Empfehlungsschreiben, sondern hilft Damen in Nöten, um von selbigen beinahe erschossen zu werden. Prächtig.

    In Paris angekommen, ist er dann immer noch so verdreckt wie nach der Wiederauferstehung aus dem Grab. Gab es auf dem Weg denn keinen Bach oder Teich, in den man hätte hüpfen können und/oder seine Kleidung wieder halbwegs präsentabel hätte herrichten können?

    Der Trend zum „Grunge-Look“ zieht sich durch den gesamten Film, insbesondere bei den männlichen Darstellern. Kaum eine Barttracht erinnert ans 17. Jahrhundert, die Frisur schon gar nicht (außer bei König Louis) und man erkennt nicht, wo die Bartstoppeln aufhören und der Dreck anfängt. Auch die Klamotten widerstehen diesem Trend nicht: Aus ist’s mit Porthos prächtigem Wehrgehänge, stattdessen wird er von d’Artagnan nur angerempelt und steht mit nachlässig halb aufgeknöpfter Weste da. Das wäre dem literarischen Porthos gewiß nicht passiert. Selbst in der abschließenden Szene, als der König Athos begnadigt (um den er sich vorher einen feuchten Kehricht gekümmert hat) und d’Artagnan mit dem Degen den „Ritterschlag“ versetzt, ihn aber mit Worten lediglich zum Leutnant der Musketiere ernennt, trägt der König einen braunen Anzug, mit dem man den Gascogner wohl nach Paris hätte schicken können, aber nicht den König auf eine hochoffizielle Gunstbezeigung. Das war dann auch kein Ritterschlag, sondern eine wenig nachvollziehbare Beförderung, war d’Artagnan doch vorher noch nicht einmal offiziell Musketier. Und die Uniform konnte er auch noch nicht tragen. Uniform? Wir erinnern uns: Ein diffus dunkelblau-schwarzer Mantel mit ebenso dunklem Kreuz, aufgenäht am Oberarm. Dazu ein paar dunkle Knöpfe – fertig!

    Für die Kardinalsgardisten das ganze Ensemble dann bitte in verwaschenem dunkelsten schwarz-braun-rot, so dass bei Nahkampfszenen mit unmöglichster Kameraführung keiner erkennt, wer da gegen wen kämpft und wer wen niedermetzelt. Habe ich mich schon über die lausige Qualität der Kampfszenen beklagt?

    Da wird nur herumgemetzelt, Fausthiebe verteilt und möglichst rasch umeinander gewälzt, damit die Kamera jeglichen Focus verliert.


    Sämtliche Charaktere laufen ohne Persönlichkeit herum, sie bleiben völlig zweidimensional.

    Während der Gascogner (mal wieder) viel zu soft ist und ihm der Biss und die Pfiffigkeit des Originals fehlt, schafft es der Darsteller tatsächlich, mit beinahe nur zwei Gesichtsausdrücken den gesamten Film zu bestreiten: Das ernste Gesicht und der Blick des unschuldig-süßen Hundewelpen, der wahlweise bei den Damen oder bei Freunden, die grausige Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählen, zum Einsatz kommt. Der Begriff „Hundewelpe“ passt auch ausnehmend gut, da er wie ein solcher recht tapsig in brenzlige Situationen stolpert, deren Brisanz die literarische Vorlage frühzeitig erkannt hätte. Beispiel: Bei Buckinghams Maskenball schafft er es zwar, ein Kostüm zu entwenden und auf den Ball zu gelangen (die Maske ist irgendwas zwischen Schwein und Hund, soll wahrscheinlich ein Wolf sein, oh Graus, wobei wir wieder bei tapsigen Pfoten wären), mischt dann beim Versuch, zu Buckingham zu gelangen, die Wachen auf und steht kurz vor einer Festnahme. Seufz. Zweites Beispiel: Fällt bei dem Verfolgen einer Spur zum Beweis von Athos Unschuld beinahe einer Dame ins fleckige Dekolletée, welches diese ihm frivol unter die Nase hält, verabschiedet sich, schnüffelt plump in deren Haus herum und lässt sich von ihr anschießen. Erneut seufz wegen so viel Dummheit.

    Immerhin kann er dann bei Constance, die natürlich mal wieder Mademoiselle (!) Bonacieux ist, auftauchen und sie bitten, ihn zu nähen, was sie natürlich gerne tut. Leider hält der Angebete sein Hemd stets züchtig vor der Brust, so dass weder die Zuschauer noch Constance allzuviel von seinen etwaigen Reizen sehen können. Trotzdem beklagt sie sich dauernd, er würde zu viel wackeln, was er abstreitet. Und nein, er hat wirklich nicht gewackelt, die blöde Kuh soll sich auf ihren abscheulichen Reiß-und-Zieh-Stich konzentrieren.


    Auch sonst zeigen die Damen nicht allzu viel, wo es sich hinzuschauen lohnt. Keine üppigen Dekolletées und verschwenderische Roben. Selbst das Make-Up ist ihnen fast aberkannt worden. Wahrscheinlich war der Dreck für die Herren so teuer. Dementsprechend ist die Königin mehr als unscheinbar und in der deutschen Fassung mit einer Stimme synchronisiert, die an eine Schülerin der zwölften Klasse erinnert, die einen langweiligen Text im Unterricht vorlesen muss. So kann der Zuschauer auch nicht nachvollziehen, warum Buckingham gerade für diese langweilige Person in Liebe entbrannt sein soll. Tja, und Buckingham selbst, der ja einer der schönsten und mächtigsten Edelmänner seiner Zeit gewesen sein soll, ist hier nur ein schlecht rasierter Irgendwer, der über den Kanal gesegelt ist für ein Date.

    Aber wenn schon die Königin langweilig ist, dann ist es auch ihre Wäschefrau, die von der lingerière zur Wäscherin degradiert wurde, die in ihrem Domizil offenbar die Laken des Palastes zum Trocknen hängen hat.

    Und wo wir gerade bei weiblichen Reizen sind: Dieses Thema regt mich schon seit etlichen Filmen und Serien auf: Warum werden als Frauenleichen immer Frauen fast ohne Brust, aber mit meterlangen Nippeln verwendet??? Es ist einfach nur grausig! Fürchtet man, dann FSK 16 statt FSK 12 zu sein, wenn man normale Frauen statt abgehärmter Diätfetischistinnen nimmt?




  • So, zurück zu den Charakteren:

    Porthos. Wir erfahren nichts, gar nichts über ihn, außer dass er bisexuell ist und am ersten gemeinsam beim Feiern verbrachten Abend wohl nichts dagegen gehabt hätte, d’Artagnan abzuschleppen, wie Aramis andeutet. Fein. Am nächsten Morgen liegt er dann auch mit einer langweiligen Frau und einem hübschen Mann im Bett. Da hätte ich auch den Mann genommen, man verzeihe mir. Keine Prokuristengattin, kein einseitig vergoldetes Wehrgehänge, keine Großspurigkeit, noch nicht einmal eine hünenhafte Statur. Um dies zu kompensieren, darf er immerhin den einzigen Friesen der equinen Belegschaft reiten.

    Aramis ist eine andere Hausnummer. Seine Darstellung empfand ich als out of character, insbesondere in folgenden beiden Szenen: Als der Krüppel mit dem Holzbein bei der Exhumierung im Wald versucht zu fliehen, geht Aramis sadistisch grinsend zu seinem Pferd, zieht sein Gewehr vom Sattel und schießt dem Krüppel das Holzbein weg, woraufhin dieser hilflos umfällt. Aramis kommentiert, dass er eigentlich auf das andere Bein gezielt hätte. Ziemlich geschmacklos, denn diesem langsam weghoppelndem alten Mann hätte der gesunde Musketier in wenigen Sekunden nachsetzen können und er hätte ihn auch erwischt ohne viel Mühe. Dann noch Spielchen zu treiben, ist kein schöner Charakterzug. Anschließend foltert er ihn noch mit fiesen psychologischen Tricks, indem er das christliche Kreuz von der Wand schlägt und beginnt, es an einer Seite mit dem Messer anzuspitzen. Mit dem Kommentar, er würde seine Waffen ungern beschmutzen, bedroht er den Alten wie bei der Vampirjagd mit dem Holzpflock. Der literarische Aramis hätte niemals, absolut niemals das Kreuz entweiht, dafür steht er der Religion zu nahe. Die Freunde können sich das wohl auch nicht anschauen, denn sie stehen untätig im Hof herum, hören den Alten verzweifelt schreien und greifen nicht ein. Da Aramis nun schon out of character ist, hat er optisch auch eher Ähnlichkeit mit einem Piraten als mit dem feinsinnig-intriganten und ausnehmend hübschen Edelmann, den wir aus dem Buch kennen. Während des Films fiel mir tatsächlich auf, dass er einen Kajalstrich hat, der eines Captain Sparrow fast würdig ist! War allerdings schwer zu differenzieren, wo der Dreck aufhört und der Kajal anfängt.

    Athos. Ja, wo fange ich da an? Abgesehen, dass die Altersdifferenz zu den anderen wohl eeeeeetwas groß ist (aber wir wollen nicht meckern, immerhin ist es Vincent Cassell), konnte der Darsteller kaum etwas machen, was dem Charakter Tiefe gegeben hätte. Selbst die Geschichte des „Freundes“ und seiner unglücklichen Ehe geht sang- und klanglos am Zuschauer und d’Artagnan vorbei. Auch dieses Mal hat Athos seine Frau nicht selbst gehängt, irgendetwas hat sie getan und sein (erfundener) Bruder hat sie erkannt. Ja, nun. Dann hat Athos sie der Gerichtsbarkeit ausgeliefert und die Dinge nahmen ihren Lauf. Tststs, böser Athos.

    Tja, und da diese Geschichte offenbar so wenig verfilmbar ist, bekommt er noch einen Bruder, der mit den Protestanten paktiert und Buckingham bei der Reise zu seinem Date behilflich ist. Benjamin, die Brillenschlange, der aussieht, als sei er gerade bei Fielmann gewesen.


    Nachdem dann auch Athos wegen Kapitalverbrechen an flachbrüstiger, langnippeliger Frau kaltgestellt und verhaftet auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartet, versuchen seine Freunde, Beweise zu finden, die für seine Unschuld sprechen. Sie suchen, verlieren aber ihre Fährten (wieder der Hundevergleich) und müssen sich geschlagen geben. Während Athos also ein letztes Mal an seinen Kameraden vorbeigeht, hält jeder sein Erbstück in der Hand: Aramis einen Rosenkranz (wahrscheinlich hat er zu wenige davon), Porthos eine Uhr (weil sie ihm gefällt) und d’Artagnan den Degen, der aussieht, wie aus dem Fundus des billigen Mittelalterverkäufers (weil er damit umzugehen weiß – ja, haben wir nur nicht viel von gesehen!). Abgesehen davon hätte laut Buch sicher Porthos den herrlichen Prunkdegen geerbt, da er ihn stets bewundert hat. Als Athos zum Schafott fährt, machen seine Freunde und Regimentskameraden genau eines: Nämlich NICHTS, um Athos zu retten!!! Übermäßig traurig scheint auch keiner zu sein. Zum Glück rettet Benjamin mit seinen Aufrührern den Bruder, wenn den Musketieren dazu der Mumm fehlt!

    Prompt denkt Tréville, der dadurch entstandene Aufruhr wäre ein Komplott seiner Musketiere, womit er sie allerdings überbewertet. Sein Befehl lautet, dass alle Ausgehverbot haben, Porthos, Aramis und zwei weitere Kameraden sollen das Tor bewachen und jeden erschießen, der es wagt, das Hôtel de Tréville zu verlassen. Was ist das denn für ein Befehl? Seine Musketiere dazu zwingen, auf Kameraden zu schießen, ist nicht nachvollziehbar. Meine Kinobegleitung beschrieb Tréville passend als „zahnlosen Tiger“, der sich in keinster Weise für seine Männer stark macht. Auch für Athos nicht!

    Immerhin darf d’Artagnan, da er ja noch kein Musketier ist, nach Hause gehen, was er unter theatralischem Schulterklopfen seiner Kameraden dann tut. Bestimmt wurde das gezeigt, damit wir wissen, wie lieb alle den Gascogner haben.

    Zuhause läuft er wieder Constance über den Weg, die ihn direkt nach England schickt, um das Collier der Königin zurückzuholen, das sie Buckingham mitgegeben hat. (Meine Kinobegleitung: „Eine Locke ihres Haares hätte es wirklich auch getan!“)

  • Jetzt darf d’Artagnan also alleine nach England reiten, ohne Hilfe seiner Freunde. Dafür pennt er auch im Wald, was ja dem allgemeinen Hygienestatus entspricht. Hier taucht dann zum Glück Athos auf, aber gibt sich erst zu erkennen, nachdem er mit dem Gascogner ein übles Spiel gespielt hat und diesem und dem Zuschauer fast das Herz stehen geblieben ist ob des vermeintlichen nächtlichen Überfalls. Athos kommentiert entsprechend: „Und SO geht Ihr mit meinem Degen um?“ Na super, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!


    In England angekommen, befindet sich Buckinghams Schloss natürlich auf den Klippen, damit man später den obligatorischen Galopp-Stunt ganz nah an der Klippenkante drehen kann. Und Milady scheint, wie auch in anderen Verfilmungen eine Affinität zu Klippen, bzw. zu Sprüngen in die Tiefe zu haben. Aber vorher braucht es noch einen Grund, dass Buckingham von Milady beklaut werden kann. Da die Königin ihm keine Nestelstifte oder Diamantnadeln mitgab, welches der ungebildete Zuschauer heutzutage sicher nicht kennt und angesichts der absolut schmucklosen männlichen Garderobe, braucht Buckingham einen Grund, um richtig „auf die Kacke zu hauen“, sprich, das Collier der Angebeteten auch als Mann tragen zu können. Daher also ein Maskenball, zu dem er mit viel Bling-Bling als Meeresgott Neptun erscheint. Hach, wie raffiniert!


    Nachdem d’Artagnan endlich zu Buckingham vorgedrungen ist, hat sich Milady schon mit dem Collier aus dem Staub gemacht. Flott im Park noch Athos über den Weg gelaufen, aber kein Problem, sie schubst ihren Gatten einfach um und weg ist sie! Dann der Klippenstunt mit dem ihr nachreitenden d’Artagnan, dessen Pferd immer zum passenden Moment einen Trickreitersattel trägt und der Zuschauer wird informiert, dass sie in d’Artagnans Augen einen Funken erkenne, mittels dessen sie ihn verbrennen will. Nun ist der Zuschauer recht aufgeschmissen, da er selbst diesen Funken beim Gascogner überhaupt nicht entdeckt hat, nur, dass er manchmal mehr mit der Hose als mit dem Hirn denkt. Erneut seufz! Was wäre das für ein poetischer Kommentar, wenn er nur zutreffen würde und wir hier wirklich unseren heißblütigen Gascogner sehen könnten. Stattdessen……habe ich schon den niedlichen Hundewelpen erwähnt?


    Zurück in Paris kommt es zum großen Showdown, äh, der letzten Action-Sequenz, die natürlich jeder Film braucht. Anlässlich der Heirat des königlichen Bruders, patrouillieren die Musketiere in der schlecht gefüllten Kirche in den Seitenschiffen und bekommen natürlich nix mit, wäre da nicht Athos, der sich im Menschengewimmel vor der Kirche aufhält und plötzlich eine Eingebung hat, dass sein Bruder ein Attentat bei der Trauung vorhat. Also nichts wie rein in die Kirche – kann man da übrigens während einer königlichen Hochzeit einfach so reinstürmen, ohne von Wachen aufgehalten zu werden, um dann im Mittelgang zu stehen und das Chorgestühl abzusuchen, was natürlich vorher noch keiner gemacht hat. Kurz bevor der Attentäter zum Schuss kommt, kann Athos die Gesellschaft warnen, es fliegen natürlich ordentlich die Fetzen und zuletzt bedankt sich der König bei Athos mit Begnadigung, bei d’Artagnan mit Beförderung. Der Rest bekommt nichts, noch nicht mal ein Dankeschön.

    Warum Athos seinem Bruder in den Rücken fällt, wissen wir nicht, auch nicht, was die beiden voneinander denken. Immerhin taucht Milady im Abspann wieder auf, hat sie doch als erprobte Klippenspringerin selbiges Manöver überlebt.


    Insgesamt wird alles, was bei Dumas aneckt, weiß gewaschen:

    D’Artagnan liebt keine verheiratete Frau, sondern eine Mademoiselle, in einer unschuldigen Anhimmelei.

    Bleibt zu hoffen, dass er nicht der Mann ohne Unterleib bleibt, und ob wir die Szenen mit Milady und Ketty noch serviert bekommen, ebenso seine Täuschung.

    Athos hat seine Frau nicht gehängt, irgendwie scheint sie aber das Brandmarken verdient zu haben.

    Aramis hat bisher keinerlei Liebschaft mit der Chevreuse und zeigt auch keine zwei Seiten des Musketier-Abbes.

    Der König wird ein wenig tölpelhaft dargestellt, damit man der langweiligen Königin die Liebe zum gewöhnlichen Buckingham abnimmt.

    Porthos hat keine Prokuristengattin, die er vor den Augen ihres schwächelnden Gatten umwirbt, um an ihr Geld zu kommen.

    Der Kardinal hat nur ein paar Textpassagen, um ihn als Intrigant zu kennzeichnen. Allerdings bleibt er komplett ohne Tiefe. Vielleicht wird es noch besser.

    Dann die Frage: Wer ist Benjamin? Was bewegt ihn und warum? Er könnte ein interessanter Charakter sein, wenn wir etwas mehr über ihn erfahren könnten.


    Die größte Frage stellt sich am Ende des Films: Warum sind die Vier überhaupt befreundet? Keiner gibt irgendwann zu erkennen, dass die anderen ihm mehr als jeder andere Kamerad bedeuten. Dass man so schön zu viert mit den Kardinalsgardisten im Wald raufen kann, ist ja nun kein Grund.


    Was ich klasse fand, waren die schönen Pferde, die immer sauber geputzt und teilweise eingeflochten waren (für die Männer hat es dann nicht mehr gereicht). Die Bilder an der Küste, meistens im Gegenlicht mit prächtigen Silhouetten vor Meer und Himmel haben mir sehr gefallen. Das Schiff war auch authentisch für das 17. Jahrhundert. Wenn durch Wege in Getreidefeldern geritten wurde, sah man zum Glück keine Fahrgassen bei den Drohnenaufnahmen.


    Dies ist jetzt die bisher längste Filmkritik aus meiner Feder und sie fällt leider auch ungnädig aus. Ich glaube, ich bin etwas enttäuscht, da ich aufgrund unserer Gruppe hier sehr verwöhnt bin. Hier werden die einzelnen Personen genussvoll bis auf den Grund interpretiert, bis sie uns genauso vertraut sind wie wirkliche, lebendige Freunde. Und irgendwie stelle ich diesen Anspruch auch an einen Regisseur, dass er sich mit dem Stoff auseinandersetzt und den Charakteren gerecht wird, anstatt ein nettes Heldengeschichtchen mit ordentlichen Actionszenen zu drehen.


    Ach ja: Kleine Anekdote am Rande: Als wir das Kino verließen (gerade mal ein Dutzend Leute haben die Abendvorstellung am ersten Tag besucht), standen zwei junge Frauen, Anfang bis Mitte Zwanzig im Flur und wir fragten, wie ihnen der Film gefallen hat. Sie fanden ihn gut. Auf deren Frage, wie wir ihn fanden, meinten wir, dass wir die Buchvorlage im Kopf hätten und so dauernd vergleichen würden. Darauf die eine: „Oh, da gibt es Bücher von? Wie toll!“ Ich hab sie dann etwas eingebremst, sie solle erst mal mit dem ersten anfangen – und keine Kinderbuchausgabe wählen…… Ich war komplett perplex, dass es in der Generation gar nicht mehr bekannt ist, dass die Vorlage ein Klassiker der Weltliteratur ist, von keinem Geringeren als dem Lieblingsschriftsteller der Franzosen!


    Zu guter Letzt: Ein klein wenig versöhnt hat mich die Szene, in der d’Artagnan mit den drei Musketieren das erste Mal vor dem König steht und der König meint: „Junger Mann, Ihr erscheint mir ein wenig arrogant!“ Darauf d’Artagnan anfangs bissig, dann versöhnlicher: „Ist mein einziger Reichtum! Und ich stelle ihn in den Dienst Eurer Majestät!“

    Mein Lieblingszitat des Films.

  • Percy

    Hat den Titel des Themas von „Filmkritik "Die drei Musketiere" Französische Verfilmung (2023) - Teil 1“ zu „Filmkritik "Die drei Musketiere" Französische Verfilmung (2023)“ geändert.
  • Huahahahaaaah!!! :D:D:D:D:D:D:D:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:Mann, ist das köstlich!!! Vielen Dank für deine Kritik, ich hab mich von der ersten bis zur letzten Zeile prächtigst amüsiert! *Tränen lach* Somit ist meine Entscheidung gefallen: Ich verzichte dankend auf die Zugemüteführung dieses Machmerks, wie schon zuvor auf die gottserbärmlichen 2014-Musketeers.

    Allerdings hätt ich da noch ein paar Fragen:

    =OWarum in aller Welt krabbelt der Gascogner zu Beginn aus einem Massengrab??? Pestausbruch?? Ein kleiner Unfall auf dem Weg nach Paris, oder was??
     
    X/Hmmm, dieser protestantische Athosbruder namens Benjamin ist also die grandiose Idee, die dem Drehbuchschreiber da bezüglich seiner Person kam? Was passiert mit dem zum Schluss? Stirbt er, oder haben sie ihn für den 2. Teil, sprich La Rochelle, aufgehoben? Und wieso will er ausgerechnet Gaston umbringen?! ||Mann, der müsste doch politisch auf seiner Seite stehen!!

    <XHat der alte Athos hier tatsächlich eine Frau umgebracht? Verdammt, wen denn? Wie? Und wieso??=O=O=O

    :|Äh, warum begleiten die "Freunde" d`Artagnan nicht nach England?? Und wieso verdient Athos jetzt als Straßenräuber seinen Lebensunterhalt?? <X

    :/Ach ja, und was treibt denn der Herr Kardinal inzwischen so? Der Gute scheint hier eine eher nebensächliche Rolle zu spielen...

    <X<X<XWas den angeblichen Aramis *kotz* betrifft: Deine Schilderung seines ausgesucht üblen Charakters ist mir echt unter die Haut gegangen. Brrrr!! Was hatte der arme Alte mit dem Holzbein denn mit dem Kerl zu schaffen? Ihm den Rosenkranz geklaut, oder was?

    Was das Kollier betrifft, so verwechselte der Drehbuchschreiber die 3M wohl mit dem Halsband der Königin...:wacko:



    Dass die junge Generation keine Bücher mehr liest, schon gar keine klassische Literatur, ist eines der Übel unserer hirnrissigen Zeit. Wir FF-Schreiber hier sind Dinosaurier, also eine aussterbende Spezies...;(

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Tja, ich kööööönnte deine Fragen natürlich beantworten, aber ich empfehle dir, den Film doch zu schauen, dann lässt es sich nämlich viel besser darüber lästern, wenn alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind!🤣😂

    Ja, ich bin gemein, ich weiß!😁

    Aber echt: So schnell kriegen wir keine neue Verfilmung, da muss man nehmen, was man kriegen kann.

  • P.S. Was den Dreck betrifft: Der ging mir schon im Trailer der Musketeers damals extrem auf die Nerven. Dass d`Artagnan sich auf der Reise nach Paris auf kotigen Landstraßen mit Dreck bekleckert, ok, das kann man noch verstehen, und dass Athos im Suff nicht wie aus dem Ei gepellt aussieht, auch...aber Porthos und Aramis! Nein, da hört für mich der Spaß auf! X(

  • :D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:Herrlich, einfach herrlich, ich liebe deine Filmkritiken! Und nein, ich habe nichts zu bekritteln, du hast mit allem Recht, das ist das Schlimme dran. :rolleyes: Dennoch finde ich den Film nicht schlecht und jetzt komme ich in Erklärungsnot^^ - versuchen wir es mal. Also, da waren keine Luftschiffe. Doch, echt, das ist ein wichtiger Punkt, der Regisseur blieb auf dem - teilweise unter dem - Boden der Tatsachen, nichts war amerikanisch extrem, keine Kutschen, die mit Pulversätzen in die Luft flogen oder ähnlicher Mist. Die Stuntszenen beschränkten sich auf die Verfolgungsjagd zu Pferd (die ich wirklich gut fand, Luraschi sei Dank) und die Kampfszenen, die allerdings ausgebaut gehört hätten.

    In Sachen Kostüme bin ich nicht anspruchsvoll, muss ich gestehen, mir reicht es, wenn es keine Föhnfrisuren hat, die nach dem x-ten Durchschwimmen des Ärmelkanals noch immer perfekt liegen. Oder weiße Hemden, die nach der Kneipenschlägerei immer noch blütenweiß sind, sowas regt mich auf. Dreck scheint in heutigen Filmen, die vor dem 19. Jahrhundert spielen, einfach dazuzugehören, so nach dem Motto: Die Menschen sind dreckig, sie haben keine Zähne mehr und Ratten hat´s auch, also sind wir wann? Ganz genau, Mittelalter oder frühe Neuzeit. Aber ich fand es in diesem Film jetzt nicht ganz so schlimm, was aber zugegebenermaßen daran liegen kann, dass die Farben eh alle ins Dunkle abtauchten und man Details nicht so wahrnahm. Oder vielleicht sollte ich mir eine Brille zulegen, keine Ahnung^^


    Was war noch in Ordnung? Hm, also die Herren selber fand ich ansehnlich. Doch, durchaus, auch Aramis, ich fand, er hatte was, ist vielleicht die weibliche Sicht;):). An ein, zwei Stellen kam tatsächlich seine Ambivalenz ein wenig rüber, so ein Hauch, ich könnte allerdings seine Replik jetzt nicht zitieren, dazu müsste ich den Film nochmal sehen. Athos ist zu alt, das hast du gesagt, aber nicht unansehnlich und - er ist KEIN TRUNKENBOLD! Das allein ist schon ein Lichtblick, man denke nur an den unsäglichen Lesterfilm (der viele Qualitäten hat, aber Athos hat er abgebügelt). Hier darf er tatsächlich ein melancholischer Mann sein, dem die Vergangenheit auf der Seele liegt. Und er darf seinen ganzen, historischen Namen nennen, was ich allerdings nicht so ganz verstanden habe. Denn der historische Athos wäre ja gleich nach dem ersten Duell tot gewesen, warum verwendet man seinen Namen? Und warum nennt er ihn? Doch das ist nicht schlimm, auch die Idee, er habe einen Bruder und dieser sei Hugenotte, fand ich interessant. Dass seine Familie dies auch sei ... dazu ist mir der Athos aus dem Buch zu gut katholisch und zu gläubig, er verliert seinen Glauben ja erst im VdB und auch da nicht wirklich. Aber egal, es tun sich in dieser Hinsicht spannende Möglichkeiten auf, mal sehen, was dem zweiten Teil dazu einfällt. Was ich im Hinblick auf Athos aber eindeutig ooc fand: Er hat seine Frau dem Gericht übergeben. Nein. Das passt nicht. Er ist keine Krämerseele, er hat sie gehenkt, ein Mord, jawoll! Er ist ein Mörder, aber das haben sie reingewaschen (so wie Madame Bonacieux) und das ist schade. Immerhin durfte er sagen, dass er sie auch hätte vergewaltigen können ...

    Porthos kommt bis jetzt zu kurz, da hast du Recht. Insgesamt empfinde ich die Charaktere als zu bruchstückhaft, es fühlt sich an, als würde man nur Ausschnitte sehen, der Zusammenhang, die Entwicklung fehlen völlig. Und d´Artagnan am Ende des ersten Abschnitts gleich Lieutenant??? Hallo?? Er war kein Musketier! Doch da habe ich auch ein ABER - nämlich: ABER der Film war zuerst als Trilogie angelegt. Er soll ja als Miniserie auf Disney+ erscheinen, heißt es. Meine Theorie: Sie haben zu viel geschnitten und nur die wichtigsten Szenen aneinandergereiht. Mal gucken, ob ich Recht habe und ob die Serie (so sie denn erscheint) schlüssiger ist.


    Hm, was fand ich gut? Richtig gut? Dass sie den Konflikt um La Rochelle und die Hugenotten in den Mittelpunkt stellen. Naja, das klingt jetzt zu hochwertig, nein, im Moment ist das Ganze nur angelegt, aber ich hege die Hoffnung, dass genau das im zweiten Teil wichtig werden wird. Und da hoffe ich dann auf eine schlüssigere Geschichte um Benjamin herum. Vermutlich wird da auch Richelieu mehr zu sagen haben, der im ersten Teil seltsam blass, fast inexistent rüberkommt. Auf jeden Fall nicht wie der erste Minister Frankreichs. Und die Königin wirkt wirklich wie eine Schülerin, meine Güte, ein wenig hübscher hätten sie sie schon schminken können und eine bessere Frisur hätte ich ihr auch gegönnt. Öhm. Was will Buckingham von ihr? Und was will sie von ihm? Aber das ist eine Frage, die ich mir auch im Buch gestellt habe, was will jemand von einem arroganten, oberflächlichen, narzisstischen Schönling wie Buckingham?


    Ok, also, so richtig retten kann ich den Film nicht, ich fand ich einfach nur ´nicht schlecht´. Sprich, angenehm zu gucken, nichts, worüber ich mich so richtig aufrege. Aber auch nichts, was mitreißt, und das macht mir Sorgen. Denn immerhin wollten sie die ganzen drei Bücher verfilmen, wenn dieser hier gut liefe, die Leute auf Belle Ile freuen sich schon ... hmja, ich befürchte, sie freuen sich zu früh. Der Russische hat, bei allen Schwächen, zehnmal mehr Drive und ist um Längen dichter bei den Charakteren. Aber wie gesagt, vielleicht liegt es einfach daran, dass wir hier nur einen Ausschnitt zu sehen bekommen. Vielleicht - hoffentlich - reißt es die Serie (oder die extendet Version) noch raus? Wobei manche Szenen schon peinlich sind, der eingegrabene d´Artagnan hätte nicht sein müssenX/. Aber so im Großen und Ganzen kann man den Film gucken, er reiht sich nicht bei den besten ein, aber bei den durchaus ansehnlichen. Doch das ist ein mageres Zeugnis für einen Film, der wirklich gute Schauspieler und eine Menge Geld verbraten hat. Man möchte sich mit dem Regisseur hinsetzen und sagen, ´Komm, lass uns mal ein richtig gutes Buch lesen. Kennst du das? Wurde von Dumas geschrieben ...`

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Allerdings hätt ich da noch ein paar Fragen:

    Was deine Fragen angeht, Aramis, so versuche ich mal, diese zu beantworten;) - aber ich fänd es auch klasse, wenn du den Film gucken würdest. Allein schon, damit du dann eine nette Kritik schreiben kannst^^ - und wir gemeinsam überlegen können, was zur Hölle der Regisseur damit gemeint hat. ;)8o - nee, ernsthaft, du musst nix gucken, was du nicht gucken willst:S


    Also, d´Artagnan wurde niedergeschossen, und zwar von der Schwägerin? von Mylady. Was die genau in Meung in der Kutsche machte, bleibt mir noch unklar, da hoffe ich auf den zweiten Teil. Oder hast du das verstanden, Percy? Auf Geheiß´ Myladys wurden alle Leichen engebuddelt, auch d´Artagnan, der aber nicht tot ist, weil seine Bibel? War das die Bibel? die Kugel abgehalten hat.

    Die Intrige von Benjamin galt, wenn ich das richtig verstanden habe, dem König, nicht Gaston. Und ich hoffe, dass sein Charakter und sein Vorhaben im zweiten Teil deutlicher wird. Athos kommt ins Gefängnis, weil ihm jemand (Mylady???) die Leiche der Schwägerin (s.o.) ins Bett gelegt hat. Er hat´s nicht gemerkt, weil er total besoffen war. Hmja, weiß nicht, passt nicht, und wenn Mylady es war, die ihm die Leiche ins Bett gelegt hat, so hätte sie ihn doch sicher by the way gleich mit abgemurkst. Hast du das verstanden, Percy?

    Porthos & Aramis können d´Artagnan nicht begleiten, sie sind in der Caserne des Mousquetaires unter Arrest, Athos ist geflohen, als er zur Hinrichtung gefahren wurde. Deswegen kann er d´Artagnan nachreiten, woher auch immer er weiß, dass dieser nach England unterwegs ist. Der Kardinal hat tatsächlich wenig zu sagen, mal sehen, ob das noch besser wird. Tja, Aramis ... wie gesagt, ich fand ihn nicht gar so schlimm, immerhin hat der Alte mit dem Holzbein d´Artagnan lebend eingebuddelt ... aber sehr nett war das nicht, das stimmt.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • kaloubet

    :)Oh, vielen Dank! Aber das wär doch nicht nötig gewesen! ;)


    Aha, offenbar hat der Film deutliche Schwächen bezüglich Logik. Z.B.:

    d´Artagnan wurde niedergeschossen, und zwar von der Schwägerin? von Mylady.


    Myladys Schwägerin wäre demnach Athos`Schwester. Und die wiederum macht gemeinsame Sache mit Mylady und schießt d`Artagnan nieder?? So ein Schwachsinn!

    d´Artagnan, der aber nicht tot ist, weil seine Bibel? War das die Bibel? die Kugel abgehalten hat.

    Verdammt, wenn einer hier ständig eine Bibel im Gewande stecken hat, dann ist das eindeutig Aramis! X(Das hier ist kulturelle Aneignung!

    immerhin hat der Alte mit dem Holzbein d´Artagnan lebend eingebuddelt ...


    8) Ok, der Alte mit dem Holzbein war demnach ein Totengräber, der sicher ehrlich geglaubt hat, d`Artagnan wäre tot. Er hat also bloß seine Arbeit getan!

    aber ich fänd es auch klasse, wenn du den Film gucken würdest.

    Na gut, ich nehm mir`s mal entsprechend vor...X/

  • Denn immerhin wollten sie die ganzen drei Bücher verfilmen, wenn dieser hier gut liefe, die Leute auf Belle Ile freuen sich schon ...

    :whistling:Die Ärmsten!
    Na gut, was den alten Athos betrifft - wie schon Asterix zu Methusalix sagte: "Dann wärst du 83 und solltest längst im Bett sein!"
    Dieser filmischen Philosophie folgend hätten sie doch gleich Gérard Depardieu als Porthos nehmen können. Der hat schließlich Erfahrung mit dieser Rolle, und den kennt wenigstens jeder.

  • Der hat schließlich Erfahrung mit dieser Rolle, und den kennt wenigstens jeder.

    ^^Bitte nicht. Bitte, bitte nicht! Als Obelix ist er großartig, als Porthos eine Fehlbesetzung. Meiner Ansicht nach ;)

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Ich möchte nach erfolgter Konsumierung dieses grandiosen Films gern ein bekanntes Zitat Kaiser Franz Josephs abwandeln: "Es war nicht sehr schön, es hat mich nicht sehr gefreut."

    Percy hat das Ganze ja schon kongenial rezensiert, und ich kann mich seinem Urteil nur anschließen:
    Die wackelige Kameraführung nervt.
    Die diversen Fechtszenen zeigen grundsätzlich alles außer ordentliches historisches Fechten.
    Alle Männer starren vor Dreck, die Frauen dagegen seltsamerweise etwas weniger.
    D`Artagnan hat zwar ein schönes Pferd :love:, kann sich aber keinen Hut und schon gar keine ordentlichen Klamotten leisten.
    Anstatt Rochefort sagt Porthos, er lache, wann immer er Lust dazu habe.
    Die Königin wirkt ein wenig beeinträchtigt, schaut drein und redet wie eine Klosterschülerin. Überzeugend lügen kann sie aber offenbar.
    Der König wär vll ein ganz brauchbarer Athos gewesen und hätte m. E. ruhig mit V. Cassel die Rollen tauschen können.
    Myladys Sprung von den Klippen wär eine schöne Todesszene für sie, aber ich fürchte, da kommt noch was.
    Gaston hat eine Frisur wie ein Dandy aus den 1920er Jahren! Was denken sich diese Leute?? :pinch: Für ordentliche Bärte und Frisuren scheint das Filmbudget offenbar nicht mehr gereicht zu haben.
    Bei der Schießerei in der Kirche ist man ratlos, wem das Attentat eigentlich gelten soll???
    Rochefort hat bloß eine stumme Nebenrolle, und die Chevreuse wurde seltsamerweise durch diese gewisse Comtesse Isabelle de Dingsbums ersetzt, die Verbindungsfrau zwischen Königin und Buckingham, deren Leiche dann von Athos in seinem Bett gefunden wird. Wer sie tatsächlich abmurkst, das wird in der ersten Szene nicht ganz deutlich klar - vermutlich von Mylady herself.
    Anstatt Constance so schnell wie nur möglich das Kollier zu übergeben, raspelt d`Artagnan mit ihr Süßholz! Das nervt!!
    Anstatt zusammen mit dem Kollier in die Wellen zu hüpfen, übergibt Mylady es brav d`Artagnan und springt erst hinterher runter. Ist sie bekloppt?!
    Und dann dieser Buckingham! Turtelt und knutscht auf dem Ball schamlos mit Mylady! Hat er seine angebetete Königin etwa schon vergessen?!X/
    Aber ein Ausspruch hat mir gefallen. Auf die Frage "Majestät, wollt Ihr etwa damit andeuten - ?" erklärt Louis barsch: "Ich deute nichts an! Ich bin der König!" :thumbup:
    Sonst gab es, wenn ich mich recht erinnere, noch 2 Dialogstellen (Percys Lieblingszitat mit eingeschlossen), die brauchbar waren.
    Was die Filmmusik betrifft, so erinnert sie mich an Krimi und Thriller. Die Filmmusik zur englischen TV-Verfilmung von And then there were none von 2015 klingt ziemlich ähnlich.

    Alles in allem: Kein Witz, keine Verve, zähe Dialoge, und wenn ein bisschen Komik, dann unfreiwillig.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

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  • P.S. Außer mir noch 2 junge Männer im Kino. Ein Omen?8)
    P.P.S Hm, was an den 4 Herren, speziell an Aramis, ansehnlich sein soll, hat sich mir beim Angucken leider nicht erschlossen...:whistling:

    Puh, na jedenfalls, jetzt brauch ich erst mal ein gutes Glas Rotwein, um das Ganze zu verdauen...<X

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  • Ich hätte mir wirklich auch einen Wein genehmigen sollen

    ;)Der hilft eindeutig.:thumbup:
    Hm, in einer Kritik stand, dass dieser Film, obwohl er auf Fortsetzung angelegt sei, dennoch eine in sich geschlossene Geschichte erzähle, ohne Cliffhanger. Der Kerl, der das schrieb, hat wohl den Schluss mit dem im Dreck liegenden d`Artagnan nicht gesehen! Die Kameraführung wurde auch in anderen Kritiken bemängelt, ebenso das obskure Dunkel vieler Szenen und die schleppenden Dialoge. In einer Rezension bemerkte man sogar, dass man Dumas` Buch gelesen haben müsse, um der Filmhandlung überhaupt folgen zu können....

    :/Außerdem frage ich mich, wie es Mylady damals gelungen sein könnte, dem Henker von der Schippe zu springen. Der war ja sicher Profi in seinem Beruf, also keine handwerkliche Schlamperei! Hat sie ihn etwa bestochen? Und welche arme Kreatur hat der gute Mann dann an ihrer statt gehenkt?? Eine Strohpuppe??
    Mylady ist hier jedenfalls eine, die ebenfalls reingewaschen wurde. Denn sie hat diesen gewissen Marquis, ihren brutalen ersten Ehemann, ja als 15Jährige in reiner Notwehr umgebracht, als dieser sie wieder prügelte, um sie im Bett gefügig zu machen. Eigentlich sadistisch von Athos, sie dafür nachträglich vor Gericht zu zerren, noch dazu, wo er ja mit ihr ein Jahr lang glücklich verheiratet war! X( Nachdem er die Gerichtsbarkeit auf seinen Gütern innehatte, hätte er sie ja auch begnadigen können, anstatt sie ans Messer zu liefern! Kein Wunder, dass Mylady sauer auf ihn ist und seinen Kopf rollen sehen will. Ja, wie kaloubet schon schrieb: Ein Mordversuch im Affekt, das ist ihm zuzutrauen, aber nicht diese charakterliche Niedrigkeit!

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  • :|Tja, irgendwie konnten sich die Filmemacher offenbar nicht entscheiden, ob sie einen Krimi/Thriller oder einen Abenteuerfilm drehen wollten.
    ;)Ich hab ja beileibe nix dagegen, die Musketiere in eine Krimihandlung zu verwickeln, aber aus Dumas`Roman einen Krimi zu machen, das geht m.E. eindeutig zu weit. Diese 3 Musketierdarsteller (exclusive Athos, denn der sitzt ja im Kittchen und hat mit seinem Leben abgeschlossen) sind beileibe kein Hercule Poirot und schon gar keine Miss Marple, und das merkt man ja auch an ihren mehr als dilettantischen Recherchen. :thumbdown:

  • Eigentlich sadistisch von Athos, sie dafür nachträglich vor Gericht zu zerren, noch dazu, wo er ja mit ihr ein Jahr lang glücklich verheiratet war!

    Eben, das passt nicht. Auch, dass er sich von Mylady in England so einfach umschubsen lässt, ist komisch, der Mann ist Musketier, d.h. Soldat einer Eliteeinheit. Da lässt man sich nicht einfach umschubsen.

    Anstatt zusammen mit dem Kollier in die Wellen zu hüpfen, übergibt Mylady es brav d`Artagnan und springt erst hinterher runter. Ist sie bekloppt?!

    Ist mir gar nicht eingefallen, aber du hast Recht! Absolut! Da hat einer nicht nachgedacht ... wie an vielen Stellen. Ich gebe zu, ich lasse mir gern eine Geschichte erzählen und guck auch gern einfach einen Film per se, aber im Nachhinein ... nee, da sind echt viele Ungereimtheiten drin. Wir sollten vielleicht mal gucken, ob wir diese Fragen dem Regisseur stellen können?


    Aber Aramis, du bist echt stehenden Fußes ins Kino gegangen, nur um mit uns diskutieren zu können? Find ich klasse:thumbup::love:, das ist echter Einsatz!

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