• Bitte nicht lesen, falls ihr "Zwanzig Jahre später" noch nicht gelesen habt!


    So, jetzt in medias res.

    Da ich gerade in einer Fanfiction an einer Sequenz mitgeschrieben habe, in der Mordaunt erwähnt wird, geht mir folgendes durch den Kopf:

    Wer ist eigentlich Mordaunts Vater????

    Athos ist immer höchst betroffen und völlig enerviert, sobald Mordaunt ins Spiel kommt. Nicht, dass er noch sein Vater ist????

    Mordaunt soll ja irgendetwas in den Zwanzigern alt sein. Das würde passen, wenn man bedenkt, dass zwanzig Jahre vorher die vier Freunde zusammen kamen (1. Buch - Die drei Musketiere). Einige Jahre davor hatte Athos seine Ehe mit Milady. Sie hatte davor den Bruder von Lord de Winter geheiratet. Entstammte aus der Verbindung ein Kind oder hat sie ihn ziemlich flott vergiftet?

    Nach Athos weiß ich ad hoc nicht, ob sie noch eine andere Liaison hatte mit einem möglichen Kind.....

    Hm, heutzutage hätte Athos wahrscheinlich voller Panik einen Vaterschaftstest beantragt!🤣😂

    Sollte Athos der Erzeuger von Mordaunt sein, ist natürlich der Kampf im/am Boot besonders tragisch, würde Athos doch tatsächlich seinen Sohn umbringen.

    Andererseits glaube ich nicht, dass der dunkelhaarige Athos einen so blassen, farblosen Sohn produzieren kann.....

    Hm, mache ich mir da womöglich zu viele Sorgen? Oder wurde Mordaunts Abstammung bei Dumas irgendwo erwähnt und es ist mir entfallen?

  • Nicht, dass er noch sein Vater ist?

    Nein, Mordaunt ist der Sohn von de Winter, also dem Älteren de Winter, den Mylady vergiftet hat. Sie hat ihn nicht vor, sondern nach der Ehe mit Athos geheiratet. Als sie Athos ehelichte, war sie 16=O - und hatte eben den Mönch verführt, der ihretwegen die heilgen Vasen stahl, der Bruder des Henkers von Lille. Ich denke, Athos hat Mylady so viel angetan, er hat sie ja eigentlich ermordet, dass er nicht auch noch ihren Sohn auf dem Gewissen haben will. Außerdem ist es der Sohn seiner ehemaligen Frau, so ein klein wenig Sentimentalität wird auch noch mit hinein spielen, er hat sie ja immerhin einmal geliebt. Und nicht zuletzt ist er jetzt selber Vater, da spielt noch der Gedanke mit rein, dass man niemandes Sohn töten darf, schon gar nicht den Sohn einer ehemaligen Geliebten/Frau. So ein klein wenig ist Mordaunt ja auch sein Stiefsohn ...

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • ein klein wenig ist Mordaunt ja auch sein Stiefsohn

    ;)Ein klein wenig? Ich denke, Mordaunt ist tatsächlich Athos`Stiefsohn, oder? Athos`Ehe mit Mylady wurde offiziell nie geschieden, er dachte bloß, seine Frau sei tot, aber da irrte er sich gewaltig. Myladys 2. Ehe mit Lord Winter dem Älteren war zwar bigamistisch und vor dem Gesetz ungültig, Mordaunt somit ein illegitimes Kind, aber er war Myladys leiblicher Sohn, und sie immer noch mit Athos in gültiger Ehe verheiratet...

  • Ja, stimmt. Auch wenn er das nie thematisiert, aber ich denke, sein Widerwillen, Mordaunt zu töten, hängt ganz eng damit zusammen, dass er sich ihm irgendwie verbunden fühlt. Und auch Gewissensbisse hat, immer noch.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Mylady hätte Mordaunts Existenz eigentlich in Armentières ins Feld führen und erklären können, dass sie ein Kind hat - wenn das dort zur Sprache gekommen wäre, hätte Athos sie dann tatsächlich umbringen lassen?

  • Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass das Urteil anders ausgefallen wäre, ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie ein kleines Kind seiner Mutter berauben. Aber was wäre die Alternative gewesen? Sie fesseln und Lord de Winter mitgeben? Das Kind holen und sie der Justiz übergeben?

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • :whistling: Keine Ahnung...ich hab auf archiveofourown.org mal eine FF gelesen, in der Athos den kleinen Mordaunt adoptiert und unter dem Namen Georges aufzieht. Der Plot war dann, dass Lord Winter der Böse ist, der das Kind seines Erbes berauben will, der Junge aber von d`Artagnan gerettet wird und schön langsam rauskriegt, wer sein Ziehvater eigentlich ist und was dieser mit seiner Mutter gemacht hat. Ich kann mich aber nicht mehr an die Details erinnern. Ich glaube, es kam zwar zur Konfrontation zwischen den beiden, aber nicht zur grausamen Eskalation wie in den VAA.

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Das klingt nach einer interessanten Story.

    Ich persönlich denke auch, dass d'Artagnan als erster weich geworden wäre, sobald sie von ihrem Kind erzählt hätte. Er hätte fast nicht mitgemacht, als der Henker sie mitnahm und sie ihn daran erinnerte, dass sie sein gewesen war.

    Auch glaube ich, dass er bei der Hinrichtung mitgemacht hat, um einerseits Constance zu rächen, wie sich das als reuiger Ritter so gehört, aber andererseits auch aus Angst um seine eigene Unversehrtheit. Die Einschläge kamen schließlich näher!

  • Ich persönlich denke auch, dass d'Artagnan als erster weich geworden wäre,

    8):thumbup:Ja, das scheint mir sehr realistisch....und ich glaube auch, dass Aramis auf seiner Seite gewesen wäre. Und Porthos sicher auch, denn ihm und Aramis hat Mylady ja nichts getan. Allerdings wiegt ihr Mord an Constance sehr schwer. Hätte sie diesen nicht begangen, wäre sie wohl davongekommen. Ich weiß nicht, ob Lord Winter es ohne Athos geschafft hätte, sie zu finden?

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    3 Mal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Ja, Athos`Einfluss und Macht über seine Freunde kommt auch in den VAA auf der Place royale zum Ausdruck. Er sagt dort schlicht zu Aramis: "Zerbrecht Euren Degen. Ich will es." Und der Abbé tut es, obwohl er innerlich vor Zorn kocht.

  • Oh, kommt das Degenzerbrechen etwa noch an anderen Stellen vor? Ich kann mich jetzt nur an Biscarat in den 3M erinnern, der beim berühmten Duell Musketiere kontra Kardinalisten seinen Degen nicht an Porthos übergeben will und ihn daher zerbricht und die Stücke über die Mauer wirft...

  • Oh, stimmt, das hatte ich ganz vergessen! :whistling::whistling::whistling: Boah, wie peinlich ist das denn? Ich meine, Louise und ihr Techtelmechtel mit dem König geht doch bloß Raoul etwas an, oder? Er ist ja ein Mann und kein Baby mehr...

  • Er ist ja ein Mann und kein Baby mehr

    Es geht aber um viel mehr als nur die Beziehung der beiden. Athos verlangt Louises Hand von Louis als Vetrauensbeweis und Dank für die Dienste seines Sohnes. Das darf er als Oberhaupt des Geschlechts durchaus, er möchte ja, dass ebenjenes Geschlecht weiterexistiert. Gings nur um eine Bettgeschichte, würde sich nicht bemühen. Außerdem hat ihn Raoul darum gebeten und er tut es, obwohl er nicht an Louises Liebe glaubt. Der Einzige, der vielleicht etwas hätte erreichen können, ist nunmal Athos, Raoul kann lange zum König gehen, er hat gar nicht den Status dazu ... nein, offiziell die Hand Louises zu verlangen, das kann nur Athos. Und dass er schlussendlich seinen Degen zerbricht, finde ich nur großartig, es bringt zwar nix, aber es ist einfach eine herrliche Geste. Und zeigt dem aufgeblasenen König, dass nicht alle nach seiner Pfeife tanzen. Athos ist ja Lehnsherr und er kündigt damit seinem König die Treue, das geht schon weit und mich hat es immer gewundert, dass Louis sich dazu erweichen lässt, Athos wieder auf freien Fuß zu setzen.

    Wenn es morgens um sechs an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe (W. Churchill)

  • Außerdem hat ihn Raoul darum gebeten

    :whistling::whistling::whistling::whistling:Ok, das ist das einzige Motiv, das in meinen Augen wirklich zählt.


    Um die Nachkommenschaft zu sichern, hätte Athos m. E. schlicht das tun können, was damals alle Väter taten, nämlich eine (vor allem finanziell und besitzmäßig) passende und ertragreiche Ehe für seinen Sohn zu arrangieren. Trafen diese Kriterien auf die Braut in spe nicht zu, so wählte man eben eine andere, bessere Partie. Liebe war dabei kein Kriterium sondern bloß Thema in Molière-Komödien, und die sogenannte Liebesehe ohne Rücksicht auf gewisse Verhältnisse ist, wenn ich nicht irre, eine Erfindung des 19. Jh., dem Dumas ja angehörte.

    Laut Wikipedia entstammte Louise altem, aber verarmtem Adel, also war sie gesellschaftlich und fianziell keine gute Partie für Raoul, den Grafensohn. Wie und wann ist sie zur Herzogin avanciert? Ich hab dazu jetzt nix Konkretes gefunden....

    Im Wikipedia-Artikel über Louise gibt es übrigend eine interessante Stelle:

    Nach dem Beginn des Devolutionskriegs begab sich Ludwig zu seinem Heer auf den Kriegsschauplatz in die Spanischen Niederlande und gebot seiner Gemahlin, mit ihrem Gefolge, zu dem auch Madame de Montespan gehörte, später nachzukommen. Louise musste hingegen in Paris zurückbleiben. Doch sie fügte sich nicht, reiste ohne Ermächtigung ab und traf in La Fère (!) auf das Gefolge der Königin, was Marie Therese erzürnte, und auch deren Hofdamen kritisierten Louises Benehmen. Trotzdem reiste Louise mit der Königin und deren Begleitern weiter nach Avesnes und begegnete dort im Juni 1667 dem Souverän, der sie indessen kalt empfing. Ludwig begann wahrscheinlich damals seine intime Beziehung mit Madame de Montespan.

    Hat Dumas das Treffen in La Fère im VdB eingebaut? Bin grad zu faul zum Nachschlagen....:whistling::whistling::whistling::whistling:

    Troja stand in Flammen. Alles war im A**** (Homer, Ilias, 1. Versuch)

    Einmal editiert, zuletzt von Aramis ()

  • Oh, kommt das Degenzerbrechen etwa noch an anderen Stellen vor? Ich kann mich jetzt nur an Biscarat in den 3M erinnern, der beim berühmten Duell Musketiere kontra Kardinalisten seinen Degen nicht an Porthos übergeben will und ihn daher zerbricht und die Stücke über die Mauer wirft...

    Mir fällt noch eine großartige Stelle bzgl Degenmißhandlung ein:

    Ganz am Ende von 10 Jahre später, als d'Artagnan einen heftigen Disput mit dem König hat, wirft der Musketier seinen Degen dem König auf den Tisch und der König stößt ihn verächtlich von sich, dass er vom Tisch rutscht und zu Boden fällt. Daraufhin geht d'Artagnan die Hutschnur hoch und er fühlt sich ultimativ beleidigt und meint, selbst ein König dürfte das nicht mit einem Mann wie ihm machen, oder der Degen würde als Ruhestätte nur sein oder des Königs Herz finden. Alter!😳😳😳

  • Jaaa, an diese Stelle kann ich mich erinnern! Großartige Szene!! :love::love::love::thumbup:

    :D:D:DHahaha, der arme Louis! Dauernd wird ihm was im Zorn vor die Füße geschmissen oder vor ihm demonstrativ was zerbrochen! - Hm, ich glaub, ich muss mal eine Miniatur drüber schreiben...;)

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.